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LESEJAHR A

Die Weihnachtszeit

6. Januar

ERSCHEINUNG DES HERRN

 

Zur LeseordnungEVANGELIUM   Mt 2,1-12
 
Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen
 
Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus
 
1 Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem

Was waren denn diese Magier anderes als die Erstlingsgabe aus den Heiden? Die Hirten waren Israeliten, die Magier Heiden; jene kamen aus der Nähe, diese von ferne. Doch beide fanden sich bei dem einen Eckstein ein.
Jesus wurde weder den Gerechten noch den Gelehrten geoffenbart: Unwissend sind die Hirten ob ihrer bäuerischen Herkunft; die rechte Frömmigkeit mangelt den Magiern, die allerhand Frevel begehen. Beide zog der Eckstein an sich; denn er war ja gekommen, das Törichte zu erwählen, um die Weisen zuschanden zu machen, die Sünder zu berufen, nicht die Gerechten. Kein Großer sollte sich überheben, kein Schwacher verzweifeln. (Augustinus)

Wisse, daß es über diese Magier verschiedene Ansichten gibt. Die einen sagen, sie seien Chaldäer gewesen; denn die Chaldäer verehrten einen Stern als Gott. Und so heißt es, ihr sogenannter Gott habe ihnen gezeigt, daß der wahre Gott geboren worden sei. Andere behaupten, sie seien Perser gewesen. Manche sagen, sie seien von den äußersten Enden der Erde gekommen. Wieder andere sagen, sie seien Urenkel des Bileam gewesen - und das ist am ehesten zu glauben. Denn Bileam hat unter anderem prophezeit: "Ein Stern wird aufgehen aus Jakob" (Num 24,17). Als die Magier, die jene Prophetie kannten, nun den neuen Stern sahen, verstanden sie schnell, daß der König geboren sei, und kamen. (Gregor der Große)

Nun erhebt sich freilich eine Frage: Wenn sie Chaldäer oder Perser waren, oder von den enden der Erde gekommen sind, wie konnten sie in so kurzer Zeit Jerusalem erreichen? (Hieronymus)

Die einen pflegen zu antworten, daß das damals geborene Kind sehr wohl vermochte, sie von den Enden der Erde in kurzer Zeit zu sich zu ziehen. (Gregor der Große)

Oder: Man braucht sich nicht zu wundern, daß sie in dreizehn Tagen Bethlehem erreichten, da sie Araberpferde und Dromedare hatten, die eine sehr rasche Reise erlauben. (Glossa)

Oder: Sie waren schon zwei Jahre vor der Geburt Christi aufgebrochen, der Stern zog ihnen voraus, und weder Speise noch Trank ging ihnen aus. (Pseudo-Chrysostomus, Opus imperf.)

Oder: Wenn jene Könige die Nachfolger Bileams waren, dann waren sie nicht so weit vom Gelobten Land entfernt und konnten gut in kurzer Zeit Jerusalem erreichen. (Gregor der Große)

2 und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen.

Sie verkünden und sie fragen; sie glauben und sie suchen: Gewissermaßen bezeichnen sie die Menschen, die im Glauben wandeln und sich nach dem Schauen sehnen. (Augustinus)

Du sollst wissen, daß die Priszillianisten glauben, die Geburt jedes Menschen stehe unter der Konstellation der Sterne; diese Irrlehrer nehmen das Erscheinen des neuen Sternes bei der Geburt des Herrn im Fleisch als Argument für ihren Irrtum. Sie glauben, sein Schicksal sei identisch mit dem sich zeigenden Stern. (Gregor der Große)

Doch das sei den Herzen der Gläubigen fern, daß sie glauben, das "Schicksal" sei überhaupt etwas. (Gregor der Große)

Wenn wir hingegen keines Menschen Entstehung dem Spruch der Sterne unterordnen, um den freien Willen vor jeder zwingenden Fessel in Schutz zu nehmen, wieviel weniger glauben wir dann, daß die zeitliche Geburt dessen, der der ewige Schöpfer und Herr des Universums ist, von den Sternen bedingt sei! Jener Stern, den die Magier sahen, übte nicht etwa bestimmende Herrschaft aus über den im Fleisch geborenen Christus, vielmehr diente er ihm, indem er ihn bezeugte. Er gehörte nicht zu den Sternen, die von Beginn der Erschaffung an ihren Lauf vollziehen, der Anordnung des Schöpfers gehorsam; vielmehr erschien anläßlich der neuartigen Geburt aus der Junggrau ein neuer Stern. Er leistete den Magiern, die nach Christus fragten, seinen Dienst, als er ihnen voranzog, bis er sie an den Ort geführt hatte, wo das göttliche WORT als Kind, das noch nicht sprechen konnte, war. [...] Christus wurde nicht deswegen geboren, weil der Stern aufging, sondern der Stern ging auf, weil Christus geboren ward. Und deswegen müßte man eigentlich sagen, wenn es erlaubt wäre, daß nicht der Stern für Christus, sondern Christus für den Stern sein Schicksal ist. Denn Christus ist die Ursache für die Existenz des Sternes, nicht umgekehrt. Christus wird den Hirten durch Engel, den Magiern durch den Stern gewiesen. Zu beiden spricht die Stimme der Himmel, da die Stimme der Propheten verstummt ist. Die Engel bewohnen den Himmel, die Gestirne schmücken ihn. Auf beide Weise "künden die Himmel die Herrlichkeit des Herrn". (Augustinus)

Daß jener Stern keiner von den Sternen des Himmels war, ist offenkundig. Kein anderer Stern zieht eine solche Bahn: vom Osten nach Süden, denn so ist die geographische Lage von Palästina zu Persien. Außerdem: die Zeit, zu der er sich sehen ließ; er schien nicht nur des Nachts, sondern auch mitten am Tage, was nicht nur die Kraft eines Sternes, sondern sogar die des Mondes übertrifft. Drittens erschien er - und verbarg sich auch wieder: Als sie nämlich Jerusalem betraten verbarg er sich; sobald sie Herodes verließen, zeigte er sich wieder. Auch bewegte er sich nicht nach eigenem Tempo fort, sondern wanderte, wenn die Magier wandern sollten, und stand still, wenn sie stehen sollten, wie die Wolkensäule in der Wüste. Viertens blieb er nicht in der Höhe stehen, als er auf den Ort der Geburt aus der Jungfrau wies, sondern er stieg hernieder. Das ist nicht die Art, wie sich ein Stern bewegt, sondern Anzeichen einer vernünftigen Kraft. Daher scheint jener Stern als sichtbare Erscheinung einer unsichtbaren Kraft gebildet worden zu sein. (Chrysostomus)

Manche sagen, dieser Stern sei der Heilige Geist gewesen: Er, der später bei der Taufe des Herrn über ihn in der Gestalt einer Taube herabkam, sei den Magiern in der Gestalt des Sterns erschienen. Andere sagen, der Stern sei ein Engel gewesen: Derselbe, der den Hirten erschienen sei, sei auch den Magiern erschienen. (Gregor der Große)

Wir sind gekommen, ihn anzubeten. Ja wußten sie denn nicht, daß in Jerusalem Herodes regierte? Haben sie nicht begriffen, daß jeder, der zu Lebzeiten eines Königs einen anderen proklamiert oder anbetet, mit dem Tod bestraft wird? Doch. Aber weil sie ihre Gedanken bei dem kommenden König hatten, fürchteten sie sich nicht vor dem gegenwärtigen. Noch hatten sie Christus nicht gesehen, und waren doch schon bereit, für ihn zu sterben. O ihr seligen Magier! Im Angesicht des grausamen Tyrannen wurdet ihr Bekenner Christi, noch bevor ihr ihn kanntet! (Pseudo-Chrysostomus, Opus imperf.)

3 Als König Herodes das hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem.

Herodes erschrak, als er hörte, den Juden sei ein König aus ihrem Geschlecht geboren; denn er selbst war ein Idumäer. Er fürchtete, daß das Königtum an die Juden zurückfallen würde, er selbst vertrieben und seine Nachkommen von der Herrschaft ausgeschlossen würden. Große Macht hat stets auch große Furcht bei sich. Wie sich die Zweige höher Bäume an der Spitze bewegen, selbst wenn nur ein linder Lufthauch weht, so geraten hochgestellte Leute bei einer geringfügigen Nachricht in Schrecken. Die Niedrigen oder Demütigen, die sich gleichsam im Tal befinden, bleiben sehr oft ganz ruhig. (Pseudo-Chrysostomus, Opus imperf.)

4 Er ließ alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes zusammenkommen und erkundigte sich bei ihnen, wo der Messias geboren werden solle.
5 Sie antworteten ihm: In Betlehem in Judäa; denn so steht es bei dem Propheten:
6 Du, Betlehem im Gebiet von Juda, bist keineswegs die unbedeutendste unter den führenden Städten von Juda; denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen, der Hirt meines Volkes Israel.

Hätte er die Großstadt Rom gewählt, so hätte man die Wandlung des Erdkreises der Menge der Bürger zugeschrieben. Wäre er der Sohn eines Kaisers gewesen, hätte man die Macht als nützlich erklärt. Was tat er? Das Arme und Wertlose erwählte er, damit man erkenne, daß die Kraft Gottes den Erdkreis verwandelte. Eine arme Frau als Mutter, eine noch ärmere Heimatstadt wählte er, er hatte kein Geld: das zeigt dir die Krippe. (Theodot, Predigt 1 auf dem Konzil zu Ephesus)

Schau, wie wunderbar dies angeordnet ist: Die Juden und die Magier belehren sich gegenseitig. Die Juden hören von den Magiern, daß ein Stern im Osten Christus verkündigte, die Magier hören von den Juden, daß die Propheten ihn von alters her angekündigt haben. Durch das doppelte Zeugnis gefestigt, sollten sie mit noch glühenderem Glauben nach dem suchen, den die Klarheit des Sternes und die Autorität der Prophetie kundgetan hat. (Chrysostomus)

7 Danach rief Herodes die Sterndeuter heimlich zu sich und ließ sich von ihnen genau sagen, wann der Stern erschienen war.
8 Dann schickte er sie nach Betlehem und sagte: Geht und forscht sorgfältig nach, wo das Kind ist; und wenn ihr es gefunden habt, berichtet mir, damit auch ich hingehe und ihm huldige.
9 Nach diesen Worten des Königs machten sie sich auf den Weg.

Die Magier hörten Herodes, um den Herrn zu suchen, nicht, um zu Herodes zurückzukehren. Sie versinnbilden die guten Zuhörer, welche das Gute, das sie von schlechten Predigern hören, tun, deren Werke aber nicht nachahmen. (Gregor der Große)

Und der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen.

Dieser Stern ist der Weg, und der Weg ist Christus. Dem Mysterium der Menschwerdung entsprechend ist Christus der Stern: er ist der helleuchtende Stern, der Morgenstern. Darum wird der Stern dort, wo Herodes ist, nicht gesehen, wo aber Christus ist, wird er gesehen und zeigt den Weg. (Ambrosius)

10 Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt.
11 Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter;

Wären sie auf der Suche nach einem irdischen König gewesen, so wären sie eher in Verwirrung geraten als in große Freude. Es hätte ihnen scheinen müssen, sie hätten diese beschwerliche Reise sinnlos unternommen. Da sie aber den himmlischen König suchten, waren sie allein mit dem Zeugnis des Sternes zufrieden, ohne daß sie sonst ein Anzeichen der Königswürde gesehen hätten, und es war die Freude ihrer Augen, das Kind anzusehen, das man auch hätte mißachten können. Denn der Geist zeigte es ihnen im Herzen als ehrfurchtgebietend, und sie "fielen nieder und beteten es an". Sie sehen einen Menschen und erkennen Gott. (Pseudo-Chrysostomus, Opus imperf.)

da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar.

Gewiß entsprechen ihre Gaben dem Volk, aus dem sie kommen; denn die Araber haben viel Gold, Weihrauch und verschiedene Spezereien. Darüber hinaus sollten diese Gaben auch einen verborgenen Sinn bezeichnen. (Glossa)

Das Gold gehört zum König, Weihrauch wird Gott zum Opfer gebracht, mit Myrrhe wird der Leib der Verstorbenen gesalbt. (Gregor der Große)

Doch kann man darin noch etwas anderes sehen. Mit Gold wird die Weisheit bezeichnet, wie Salomo bezeugt: "Ein Schatz des Verlangens wert, ruht im Mund des Weisen" (Spr 21,40 Vg). Weihrauch, den man für Gott entzündet, ist Ausdruck für die Kraft des Gebetes: "Wie Weihrauch steige mein Gebet empor vor Deinem Angesicht" (Ps 141,2). Die Myrrhe versinnbildet die Abtötung des Fleisches. Wir bringen dem neugeborenen König Gold, wenn wir vor seinem Angesicht im Licht der Weisheit leuchten; wir bringen Weihrauch, wenn wir in unseren Gebeten Wohlgeruch vor Gott sein dürfen; wir bringen Myrrhe, wenn wir die Laster unseres Fleisches durch Enthaltsamkeit abtöten. (Gregor der Große)

12 Weil ihnen aber im Traum geboten wurde, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land.

Hätten die Magier Christus als einen irdischen König gesucht, dann wären sie bei ihm geblieben, als sie ihn gefunden hatten. Sie aber beteten ihn an und kehrten dann zurück. Nach ihrer Rückkehr aber verharrten sie in der Verehrung Gottes mehr als vorher, sie verkündigten und belehrten dadurch viele. Und als schließlich Thomas in jene Provinz gekommen war, schlossen sie sich ihm an. Sie wurden getauft und handelten so, wie es seiner Predigt entsprach. (Pseudo-Chrysostomus, Opus imperf.)

 
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