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LESEJAHR A

Die Zeit im Jahreskreis

9. SONNTAG IM JAHRESKREIS

 

Zur LeseordnungEVANGELIUM   Mt 7,21-27
 
Auf Fels gebaut - auf Sand gebaut
 
Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus
 
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
21 Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr! Herr!, wird in das Himmelreich kommen, sondern nur, wer den Willen meines Vaters im Himmel erfüllt.

Oben hatte er gesagt, daß man Leute, welche zwar ein rechtschaffenes Leben zeigen, aber eine üble Lehre verbreiten, nicht aufnehmen darf. In gleicher Weise bekräftigt er nun, daß man sich auch denen nicht anpassen darf, deren Lehre in Ordnung ist, die aber den Glauben durch ihre üblen Werke zerstören. Für einen Knecht Gottes ist beides notwendig: die Taten sollen durch seine Predigt, die Predigt aber durch Taten bestätigt werden. Darum sagt er: "Nicht jeder, der zu mir spricht: Herr, Herr, wird in das Himmelreich gelangen." (Hieronymus)

Da er gelehrt hat, falsche und wahre Propheten nach ihren Früchten zu unterscheiden, präzisiert er hier, worin die Früchte der richtigen und der zu verwerfenden Lehrer bestehen. (Pseudo-Chrysostomus, Op. imp.)

Wir müssen uns also in Acht nehmen, nicht mit der Namensnennung Christi von Irrlehrern, oder Leuten mit unzureichendem, falschem Verständnis oder von den Liebhabern dieser Welt getäuscht zu werden. Doch zu Recht kann man hier eine Frage stellen: Wie nämlich diese Aussage des Evangeliums zu jenem Pauluswort paßt: "Niemand kann sagen: Herr ist Jesus, außer im Heiligen Geist" (1Kor 12,3). Man kann nämlich nicht sagen, daß diejenigen, die nicht ins Himmelreich gelangen, den Heiligen Geist haben. Der Apostel gebraucht hier das Wort "sagen" in seinem eigentlichen Sinn, nämlich als Ausdruck des Willens und des Verständnisses des Sprechers. Es "spricht" ja derjenige, der seinen Willen und seinen Gedanken im Klang des Wortes kundtut. Der Herr aber gebrauchte das Wort "sagen" in einem allgemeineren Sinn; denn dem Anschein nach kann auch derjenige sprechen, der weder mit seinem Willen noch mit seinem Verstand hinter dem steht, was er sagt. (Augustinus)

Was aber der Wille Gottes ist, das lehrt der Herr selbst: "Das ist der Wille dessen, der mich gesandt hat, daß jeder, der den Sohn sieht und an ihn glaubt, das ewige Leben habe" (Joh 6,40). Das Wort, welches die Gläubigkeit ausdrückt, äußert sich im Bekenntnis und im Handeln. Wer also nicht bekennt oder nicht nach dem Worte Christi sein Leben gestaltet, der kommt nicht ins Himmelreich. (Pseudo-Chrysostomus)

22 Viele werden an jenem Tag zu mir sagen: Herr, Herr, sind wir nicht in deinem Namen als Propheten aufgetreten, und haben wir nicht mit deinem Namen Dämonen ausgetrieben und mit deinem Namen viele Wunder vollbracht?
23 Dann werde ich ihnen antworten: Ich kenne euch nicht. Weg von mir, ihr Übertreter des Gesetzes!

Wir sollen also weder durch den bloßen Namen Christi getäuscht werden - wenn Personen zwar den Namen besitzen, aber nicht entsprechend handeln -, noch durch Wundertaten oder gewisse Geschehnisse, wie sie der Herr wegen der Ungläubigen wirkte. Er warnt uns davor, zu denken, wo wir ein sichtbares Wunder sehen, da sei auch die unsichtbare Weisheit. (Augustinus)

Es gibt manche Ausleger, die der Auffassung sind, jene Leute würden lügen, und deswegen nicht gerettet werden. Aber wer würde wagen, diesem Richter eine Lüge ins Angesicht zu sagen. Die Antwort und die Frage selbst erweisen, daß diese Menschen tatsächlich solches vollbracht haben. In ihrem irdischen Leben waren sie bestaunt von allen Menschen als Wundertäter, hier müssen sie sich als strafwürdig erkennen. Darum sagen sie voll Verwunderung: "Herr, haben wir nicht in deinem Namen prophetisch geredet?" Andere Ausleger meinen, diese Leute hätten nicht zu der Zeit ihres Wunderwirkens "unrecht getan", sondern erst später in ihrem Leben. Aber wenn dem so wäre, würde der Sinn dessen, was der Herr hier zeigen will, entleert: Daß nämlich weder der Glaube noch Wundertaten etwas nützen, wenn ein gutes Leben fehlt. Darum schreibt auch Paulus: "Wenn ich einen Glauben hätte, daß ich Berge versetzte, die Liebe aber nicht, dann bin ich nichts." (1 Kor 13,2) (Chrysostomus)

Prophetisch reden, Wunder vollbringen, Dämonen austreiben: Das hat zuweilen nichts mit einem Verdienst dessen zu tun, der diese Werke vollbringt, auch wenn diese Taten mit der Kraft Gottes vollbracht werden. Denn es kann sein, daß dies einfach durch die Anrufung des Namens Christi bewirkt wird, oder daß es zugelassen wird im Hinblick auf die Verurteilung derer, die die Anrufung aussprechen, oder im Hinblick auf den Nutzen derer, die das hören und sehen [...]. auch Saul, Bileam und Kajaphas haben prophetisch geredet, in der Apostelgeschichte haben anscheinend die Söhne Skeuas Dämonen ausgetrieben, und auch von Judas erzählt man, er habe mitten unter den anderen Aposteln viele Zeichen getan, und hatte doch bereits das Herz eines Verräters. (Hieronymus)

Der Herr wollte jene durch die unaussprechliche Gnadengabe der Wunderkraft dazu bewegen, besser zu werden. Er gab ihnen diese Gabe in reichem Maß, so daß sie sagen konnten: "Wir haben viele Wundertaten gewirkt". Doch sie waren gegen ihn, der sie derart erhöht hatte, undankbar, so daß es nun heißt: "Ich werde ihnen versichern: Ich habe euch niemals gekannt".
[...] "Ich habe euch niemals gekannt": das heißt, nicht erst zur Zeit des Gerichts, sondern auch schon damals, als ihr Wunder wirktet. (Chrysostomus)

Wenn es heißt, er kenne die Sünder nicht, dann ist das so zu verstehen, daß sie nicht wert sind von ihm gekannt zu werden - nicht als ob er sie überhaupt nicht kennen würde, sondern weil er sie nicht als die Seinen erkennt. Von seinem Wesen her kennt Gott alle Geschöpfe, doch diese kennt er nicht, weil er sie nicht liebt. So kennen anscheinend auch diejenigen Menschen Gott nicht, die ihn nicht ehren, wie es ihm gebührt. (Pseudo-Chrysostomus)

Man soll also begreifen, daß an einem Menschen die Liebe und die Demut, nicht aber wunderbare Kräfte zu verehren sind. Sollten daher bei Irrlehrern Wunder vorkommen, so gibt die heilige Kirche darauf nichts; denn sie weiß, daß diese Dinge nicht die Gestalt der Heiligkeit darstellen. Die Probe auf die Heiligkeit ist nicht, Zeichen und Wunder zu wirken, sondern seinen Nächsten zu lieben wie sich selbst, von Gott die Wahrheit zu denken, und von seinem Mitmenschen Besseres als von sich selbst. (Gregor der Große, Mor. 20,9)

Er sagt nicht: "Ihr habt Unrecht getan" - sonst könnte es scheinen, als gälten Reue und Buße nichts vor ihm -, sondern: "Ihr tut Unrecht". Das heißt, bis zur Stunde des Gerichtes, auch wenn ihr nicht mehr die Möglichkeit zu sündigen habt, so habt ihr immer noch den Willen dazu. (Hieronymus)

24 Wer diese meine Worte hört und danach handelt, ist wie ein kluger Mann, der sein Haus auf Fels baute.
25 Als nun ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heranfluteten, als die Stürme tobten und an dem Haus rüttelten, da stürzte es nicht ein; denn es war auf Fels gebaut.
26 Wer aber meine Worte hört und nicht danach handelt, ist wie ein unvernünftiger Mann, der sein Haus auf Sand baute.
27 Als nun ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heranfluteten, als die Stürme tobten und an dem Haus rüttelten, da stürzte es ein und wurde völlig zerstört.

Er sagt nicht: Ich halte ihn für einen weisen Mann, sondern "Er gleicht dem weisen Mann". Er, der gleicht, ist der Mensch. Wem gleicht er? Christus. Christus ist nämlich der weise Mann, der sein Haus, die Kirche, auf Felsen baute, das heißt auf die Festigkeit des Glaubens. Der törichte Mann aber ist der Teufel, der sein Haus, die Gesamtheit der Gottlosen, auf Sand, das heißt die Unbeständigkeit des Unglaubens oder auf fleischlich gesinnte Menschen , baute. Man nennt sie Sand wegen ihrer Unfruchtbarkeit, und weil sie keinen Zusammenhalt haben, sondern durch verschiedene Ansichten gespalten, und unzählbar sind. [...] Wie die Kirche, von Christus erbaut, nicht zerstört werden kann, so kann einen Christen, der sich auf Christus gegründet hat, kein Unglück entwurzeln - wie auch der Apostel sagt: "Wer kann uns scheiden von der Liebe Christi" (Röm 8, 35). Dem Teufel aber ist ähnlich, wer die Worte Christi hört und nicht danach handelt. Denn Worten, die gehört, aber nicht getan werden, fehlt der Zusammenhang, in den sie gehören - wie Sandkörner nicht aneinander haften. [...] Wie aber das Haus des Teufels zerstört worden ist, so werden alle zusammenbrechen, die auf Sand gebaut haben. "Der Schaden ist sehr groß", wenn er das Fundament des Glaubens betrifft; denn wenn jemand Unzucht getrieben oder gemordet hat, kann er Buße tun und sich wieder erheben, wie einst David. (Pseudo-Chrysostomus)

Wenn von "Regengüssen" in schlimmer Bedeutung gesprochen wird, dann kann man darunter die Verfinsterung durch Hochmut verstehen. das Gerede der Leute ist dem "Sturmwind" zu vergleichen, die "Fluten" den irdischen Begierden, die alles überschwemmen. Wer sich von glücklichen Umständen verlocken läßt, zerbricht am Unglück. Nichts davon fürchtet derjenige, der sein Haus auf den Felsen gebaut hat, das heißt: das Gebot des Herrn nicht nur hört, sondern tut. Derjenige aber, der hört und nicht danach handelt, setzt sich in all diesen Dingen der Gefahr aus. Denn keiner verleiht den Vorschriften des Herrn in seinem Innern Kraft, außer er tut sie. (Augustinus)

 
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