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LESEJAHR A

Die Drei Österlichen Tage und die Osterzeit

5. SONNTAG DER OSTERZEIT

 

Zur LeseordnungEVANGELIUM   Joh 14,1-12
 
Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben
 
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes
 
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
1 Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott, und glaubt an mich!

Damit die Jünger den Tod Christi nicht so wie [die übrigen] Menschen fürchteten und dadurch in Verwirrung gerieten, tröstet er sie, indem er ihnen versichert, daß er auch Gott sei [...]. Er will sagen: Wenn ihr an Gott glaubt, ist es folgerichtig, daß ihr auch an mich glauben müßt (was nicht folgerichtig wäre, wenn Christus nicht Gott wäre). Ihr fürchtet den Tod für diese Knechtsgestalt: Euer Herz lasse sich nicht verwirren: Die Gottesgestalt wird die Knechtsgestalt auferwecken. (Augustinus)

Auch ist dieser Glaube an mich und an den Vater, der [mich] gezeugt hat, mächtiger als das, was über euch kommen wird; keine noch so großen Schwierigkeiten können ihn überwältigen. (Chrysostomus)

2 Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich euch dann gesagt: Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten?

Dadurch werden sie von ihren Befürchtungen befreit; sie können sicher und getrost sein auch nach den Gefahren der Versuchungen, daß sie mit Christus bei Gott wohnen werden. Denn auch wenn der eine stärker, weiser, gerechter oder heiliger ist als der andere, wird keiner in jenem Haus abgewiesen, in dem ein jeder eine seinem Verdienst entsprechende Wohnung erhalten wird. Jener Denar nämlich ist gleich, den der Gutsherr allen geben lässt, die im Weinberg gearbeitet haben. Mit diesem Denar ist ja das ewige Leben gemeint, in dem niemand länger lebt als ein anderer, da es in der Ewigkeit keine Verschiedenheit in der Länge des Lebens gibt. Vielmehr bezeichnen die vielen Wohnungen die unterschiedlichen Würden der Verdienste in dem einen ewigen Leben. (Augustinus)

Gott wird in solcher Weise allen alles sein, daß, weil Gott die Liebe ist, durch die Liebe allen gemeinsam gehört, was die einzelnen haben. Wenn einer nämlich beim anderen liebt, was er selbst nicht hat, besitzt er dies auch selbst. So wird es keinerlei Neid mehr geben wegen mehr oder wenig großer Herrlichkeit, weil unter allen die Einheit der Liebe herrschen wird. (Augustinus)

Auch empfinden sie diese Unterschiedlichkeit nicht als etwas Negatives, weil ein jeder so viel empfängt, daß es für ihn genügend ist. (Gregor der Große)

3 Wenn ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin.

Dadurch zeigt er ihnen, daß sie ihm voll und ganz vertrauen sollen. (Chrysostomus)

Er sagt also: Wenn ich weggehe - durch die Abwesenheit des Körpers - werde ich wiederkommen - durch die Anwesenheit des Gottheit. Oder: ich werde wiederkommen, um die Lebenden und die Toten zu richten. (Alkuin)

4 Und wohin ich gehe - den Weg dorthin kennt ihr.

Mit diesem Wort zeigt er die Sehnsucht, die in ihrem Herzen war, und gibt ihnen das Verlangen zu fragen. (Chrysostomus)

5 Thomas sagte zu ihm: Herr, wir wissen nicht, wohin die gehst. Wie sollen wir dann den Weg kennen?
6 Jesus sagte zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich.

Jeder Mensch kennt die Wahrheit und das Leben; aber den Weg findet nicht jeder. Daß Gott in gewisser Weise ewiges Leben und erkennbare Wahrheit ist, habe auch die Philosophen dieser Welt erkannt. Das Wort Gottes also, das beim Vater Wahrheit und Leben ist, ist für uns der Weg geworden, indem es das Menschsein annahm. Gehe durch den Menschen, und du wirst zu Gott gelangen. (Augustinus)

Er ist der Weg: Er wird euch nicht auf Irrwege oder Abwege führen. Er ist die Wahrheit: Er spiegelt keine Unwahrheiten vor. Er ist das Leben: Er lässt nicht im Irrtum des Todes zurück. (Hilarius)

Wenn ich nämlich der Herr bin, der zum Vater führt, werdet ihr dorthin gelangen. Denn es ist nicht möglich, auf einem anderen Weg dorthin zu kommen. (Chrysostomus)

7 Wenn ihr mich erkannt habt, werdet ihr auch meinen Vater erkennen. Schon jetzt kennt ihr ihn und habt ihn gesehen.

Er bekräftigte, daß die göttliche Natur des Vaters im Geheimnis des angenommenen Leibes wohnt, und stellte er folgende Reihenfolge auf: Er trennte die Zeit der Sehens von der Zeit des Erkennens. Denn der, den sie nach seinen Worten erkennen sollen, ist derselbe den sie (wie er sagte) schon gesehen haben. Dadurch empfangen sie jetzt im Moment dieser Offenbarung eine sichere Erkenntnis über jene Natur, die sie schon vorher an ihm gesehen haben. (Hilarius)

8 Philippus sagte zu ihm: Herr, zeig uns den Vater; das genügt uns.

Über Freude hinaus, mit der er uns bei seinem Anblick erfüllen wird, kann nichts weiter ersehnt werden. Das hatte Philippus gut verstanden, als er sagt: Herr, zeige uns den Vater, das genügt uns! Aber er hatte noch nicht verstanden, daß er genauso zu ihm selbst hätte sagen können: Herr, zeige dich uns, das genügt uns. Damit er das versteht, antwortet ihm der Herr: (Augustinus)

9 Jesus antwortete ihm: Schon so lange bin ich bei euch, und du hast mich nicht erkannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen. Wie kannst du sagen: Zeig uns den Vater?

Er tadelte also den Apostel, daß er ihn nicht erkannt hat, obwohl er doch Taten vollbracht hat, die Taten Gottes sind: über das Wasser gehen, den Winden gebieten, Sünden vergeben, Toten das Leben zurückgeben. (Hilarius)

Wir pflegen nämlich von zwei Ähnlichen zu sagen: Habt ihr den einen gesehen? Dann habt ihr auch den anderen gesehen! So sagt er auch: Wer mich sieht, sieht auch den Vater. Nicht als ob der Vater derselbe wäre wie der Sohn, sondern weil der Sohn dem Vater so ähnlich ist, daß er sich in nichts unterscheidet. (Augustinus)

10 Glaubst du nicht, daß ich im Vater bin und daß der Vater in mir ist? Die Worte, die ich zu euch sage, habe ich nicht aus mir selbst. Der Vater, der in mir bleibt, vollbringt seine Werke.

Er wollte nämlich, daß er aus dem Glauben lebe, bevor er zu sehen vermochte. Daher sagt er: Glaubst du nicht? Die Schau ist ja der Lohn des Glaubens. Für diesen Lohn werden die Herzen durch den Glauben gereinigt. (Augustinus)

Hierauf spricht er nicht nur zu Philippus, sondern zu allen, wenn er sagt: "Die Worte, die ich zu euch spreche, sage ich nicht von mir selbst aus". Was heißt "ich spreche nicht von mir selbst aus" anders als: "Ich, der ich spreche, stamme nicht von mir selbst"? (Augustinus)

Daher leugnet er weder, daß er der Sohn ist, noch verbirgt er die Natur der väterlichen Macht in sich. Denn wenn er spricht, redet er als einer, der im [göttlichen] Wesen bleibt. Wenn er aber nicht aus sich heraus spricht, bezeugt er die Geburt Gottes aus Gott in sich. (Hilarius)

11 Glaubt mir doch, daß ich im Vater bin und daß der Vater in mir ist; wenn nicht, glaubt wenigstens aufgrund der Werke!

Da er gelehrt hatte, daß der Vater in ihm redet und wirkt, macht er den Glauben an diese Einheit vollkommen, indem er spricht: Glaubt doch, daß ich im Vater bin und der Vater in mir ist.

12 Amen, amen, ich sage euch: Wer an mich glaubt, wird die Werke, die ich vollbringe, auch vollbringen, und er wird noch größere vollbringen, denn ich gehe zum Vater.

Denn ihr habt die mit Vollmacht vollbrachten Zeichen gesehen und alles, was göttlich ist und was der Vater allein vollbringt: die Vergebung der Sünden, die Totenerweckung und ähnliches mehr. (Chrysostomus)

Glaubt dies also aufgrund der Werke, daß ich im Vater bin und der Vater in mir ist. Denn wenn wir getrennt wären, könnten wir keinesfalls untrennbar Werke vollbringen. (Augustinus)

Der Herr hatte gesagt: Glaubt aufgrund der Werke! Er zeigt, daß er nicht nur dies vermag, sondern noch viel Größeres und - was noch wunderbarer ist - daß er anderen geben kann, [diese Werke zu vollbringen]. (Chrysostomus)

Was sind das für größere Werke? Etwa, daß sogar ihr Schatten beim Vorübergehen die Kranken heilte? Es ist nämlich etwas Größeres, wenn der Schatten heilt als der Saum. Doch als er dies sagte, meinte er die Taten und Wirkungen seiner Worte. [...] Die Frucht seiner Worte war der Glaube [der Jünger]. Als jedoch die Jünger das Evangelium verkündeten, glauben nicht nur so wenige, wie sie selbst waren, sondern ganze Völker. (Augustinus)

 
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