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LESEJAHR A

Die Drei Österlichen Tage und die Osterzeit

6. SONNTAG DER OSTERZEIT

 

Zur LeseordnungEVANGELIUM   Joh 14,15-21
 
Ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand geben
 
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes
 
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
15 Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten.

Da der Herr gesagt hatte: "Alles, worum ihr bittet, werde ich tun", fügt er an, damit sie nicht meinten, daß dies einfachhin für jede Bitte gilt: "Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten." Damit will er sagen: Dann werde ich tun, um was ihr bittet. Oder weil seine Worte Ich gehe zum Vater, zur Folge hatten, daß die Jünger betrübt waren, als sie sie hörten, sagt er: Nicht darin besteht die Liebe zu mir, daß ihr traurig seid, sondern daß ihr meine Gebote haltet. Denn Liebe heißt, dem gehorchen und glauben, den man liebt. Weil sie sich aber sehr nach seiner leiblichen Gegenwart sehnten und jenen Trost haben wollten, den sie früher hatten, setzt er hinzu: (Chrysostomus)

16 Und ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll.

Dadurch zeigt er, daß er selbst der Beistand ist. "Paraklet" heißt im Lateinischen "Fürsprecher".Lat.: advocatus Und von Christus heißt es: Wir haben einen Fürsprecher beim Vater, Jesus Christus, den Gerechten (1 Joh 2, 1). (Augustinus)

Er nannte den Heiligen Geist nicht wegen einer Verschiedenheit in der Natur den "anderen Beistand", sondern wegen die Unterschiedenheit in der Wirkung. Während nämlich der Erlöser die Gestalt des Mittlers und Gesandten hatte, durch die er als Hoherpriester für unsere Sünden Fürsprache einlegte, so wird der Heilige Geist in einer anderen Bedeutung Beistand genannt, nämlich deswegen, weil er die tröstet, die in Traurigkeit darniederliegen. (Didymus)

"Ich werde bitten", sagt er, da er in seiner Menschheit niedriger ist [als der Vater]; "meinen Vater", dem ich gleichrangig und wesensgleich bin in der göttlichen Natur. (Alkuin)

Es heißt, "daß er für immer bei euch bleiben soll", weil er uns auch nach dem Tod nicht verläßt. Dadurch deutet er verborgen an, daß der Heilige Geist nicht wie er selbst sterben noch weggehen wird. (Chrysostomus)

17 Es ist der Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt. Ihr aber kennt ihn, weil er bei euch bleibt und in euch sein wird.

Er nennt ihn "Geist der Wahrheit", weil er die vorausweisenden Bilder des alten Testaments offenbart. "Welt" aber nennt er hier die Bösen; "Schau" nennt er die sicherste Erkenntnis, weil der Gesichtssinn der deutlichste ist. (Chrysostomus)

Der Heilige Geist entflammt jeden, den er erfüllt hat, zum Verlangen nach den unsichtbaren Gütern. Und weil die weltlichen Herzen nur die sichtbaren Dinge lieben, kann daher die Welt ihn nicht empfangen, weil sie sich nicht zur Liebe der unsichtbaren Dinge erhebt. Denn so weit die weltlichen Menschen ihren Geist für die Begierden öffnen, so eng werden dadurch ihre Herzen, um ihn zu empfangen. (Gregor der Große)

Er will sagen: Er wird nicht so bei euch bleiben wie ich, sondern er wird in euren Seelen wohnen. (Chrysostomus)

Nachdem er also die Jünger durch das Opfer seines Leidens gereinigt und von der Sünde erlöst hatte, und sie dann selbst in Gefahr und Kampf ausgesandt wurden, war es angemessen, daß der Heilige Geist in Fülle herabkam. Aber nicht sofort nach der Auferstehung, damit sie ihn, nachdem sie zunächst große Sehnsucht nach ihm hatten, ihn dann mit großer Gnade empfangen konnten. (Chrysostomus)

18 Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen, sondern ich komme wieder zu euch.
19 Nur noch kurze Zeit, und die Welt sieht mich nicht mehr; ihr aber seht mich, weil ich lebe und weil auch ihr leben werdet.

Damit aber keiner meinte, daß der Herr den Heiligen Geist so verleihen wollte, ohne daß er selbst mit ihnen wäre, gleichsam anstatt seiner selbst, setzt er hinzu: "Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen." (Augustinus)

Damit sie aber nicht wieder dieselbe Gegenwart suchten, die sie früher gehabt hatten, schließt er dieses Verständnis durch den kleinen Zusatz aus: "Nur noch kurze Zeit, und die Welt sieht mich nicht mehr; ihr aber seht mich." Dadurch will er sagen: Ich werde gewiß zu euch kommen, jedoch nicht in derselben Weise wie früher jeden Tag mit euch sein. (Chrysostomus)

Warum aber sagt von sich, daß er lebt (in der Gegenwart), daß jene aber leben werden (in der Zukunft)? Dadurch verheißt ihnen, daß auch sie später das Leben der Auferstehung im Fleisch empfangen würden, das in ihm vorausgegangen ist. (Augustinus)

20 An jenem Tag werdet ihr erkennen: Ich bin in meinem Vater, ihr seid in mir und ich bin in euch.

Wenn wir in diesem Leben leben werden, in dem der Tod verschlungen ist, dann wird sich erfüllen, was jetzt schon durch ihn begonnen hat: daß er in uns ist und wir in ihm. (Augustinus)

Oder er sagt, daß er im Vater ist durch die göttliche Natur, wir aber in ihm durch seine leibliche Geburt, und er, so glauben wir, wiederum in uns wohnt durch das Geheimnis des Sakraments. Er selbst hat nämlich bezeugt: Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich bleibe in ihm. (Hilarius)

21 Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt; wer mich aber liebt, wird von meinem Vater geliebt werden und auch ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren.

Durch die Liebe und die Beobachtung seiner Gebote wird vollendet, was jetzt durch ihn begonnen hat, daß er in uns ist, und wir in ihm. (Alkuin)

In der Tat muß die Liebe erwiesen werden, damit die Anrufung seines Namens nicht fruchtlos bleibt. (Augustinus)

Denn jetzt hat er uns dazu geliebt, daß wir glauben; dann aber, daß wir schauen; auch wir nämlich lieben jetzt im Glauben, was wir schauen werden, dann aber werden wir im Schauen lieben, was wir geglaubt haben. (Augustinus)

 
Wo Christi Himmelfahrt an dem darauffolgenden Sonntag gefeiert wird, kann auch das Evangelium Joh 17,1-11a vom 7. Sonntag der Osterzeit genommen werden.
 
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