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LESEJAHR A

Die Drei Österlichen Tage und die Osterzeit

KARFREITAG

 

Zur LeseordnungEVANGELIUM   Joh 18,1 - 19,42
 
Das Leiden unseres Herrn Jesus Christus
 
Das Leiden unseres Herrn Jesus Christus nach Johannes
 
1 Jesus ging mit seinen Jüngern hinaus, auf die andere Seite des Baches Kidron. Dort war ein Garten; in den ging er mit seinen Jüngern hinein.

Das geschah nicht unmittelbar nach dem Gebet Jesu; dazwischen ereigneten sich noch andere Dinge, welche dieser Evangelist übergeht, aber von anderen aufgeschrieben sind. (Augustinus, In Joh 112)

Es entstand nämlich damals ein Streit zwischen den Jüngern, welcher der größte von ihnen sei ;Vgl. Lk 22,24 und Jesus sagte zu Petrus, der Satan habe verlangt, sie wie Weizen zu sieben, und was dann noch folgt;Vgl. Lk 22,31 und daß sie, nachdem sie den Lobpreis gesungen hatten, zum Ölberg hinaus gegangen seien, wie Markus und Matthäus erwähnen.Vgl. Mk 14,26; Mt 26,30 Matthäus faßt zusammen: "Jesus kam mit ihnen an einen Ort, der Gethsemani heißt" (26,36). Das ist der Ort, von dem Johannes sagt: "Es war dort ein Garten." (Augustinus, De consensu evangelistarum 3,3)

Er ging über den BachLat.: torrens Kidron, das heißt den Zedernbach; das ist nämlich ein griechischer Genitiv. Er schritt über den SturzbachLat.: torrens, weil er aus dem "Bach" des Leidens "trinken" würde.Anspielung auf Ps 110,7 "Dort war ein Garten": er wollte die Sünde, welche im Garten des Paradieses begangen wurde, auch in einem Garten tilgen; "Paradies" wird ja übersetzt mit "Wonnegarten".Lat.: hortus deliciarum (Alkuin)

2 Auch Judas, der Verräter, der ihn auslieferte, kannte den Ort, weil Jesus dort oft mit seinen Jüngern zusammengekommen war.

Daß Judas ihn kannte, wird deswegen gesagt, damit man nicht denkt, der Herr habe sich verbergen wollen. (Chrysostomus)

Judas kannte die Gewohnheit des Herrn, seine Jünger immer zur Zeit eines Festes über besonders tiefe Geheimnisse zu belehren; und er wußte, daß Jesus für derartige Unterweisungen solche [abgelegenen] Orte wählte. (Theophylactus)

3 Judas holte die Soldaten und die Gerichtsdiener der Hohenpriester und der Pharisäer, und sie kamen dorthin mit Fackeln, Laternen und Waffen.

Das war keine Kohorte von Juden, sondern von Soldaten. Deshalb müssen wir das so verstehen, daß man sie vom Statthalter bekommen hatte, gewissermaßen um des Schuldigen unter Einhaltung der gesetzmäßigen Ordnung habhaft zu werden, so daß niemand einen Widerstand leisten würde. (Augustinus, In Joh 112)

4 Jesus, der alles wußte, was mit ihm geschehen sollte, ging hinaus und fragte sie: Wen sucht ihr?

Jesus stellt diese Frage nicht, weil er die Antwort wissen wollte, denn "er wußte alles, was über ihn kommen sollte". Er fragte vielmehr, um ihnen zu zeigen, daß sie ihn, obwohl gegenwärtig, nicht sehen noch unterscheiden konnten. (Theophylactus)

5 Sie antworteten ihm: Jesus von Nazaret. Er sagte zu ihnen: Ich bin es. Auch Judas, der Verräter, stand bei ihnen.
6 Als er zu ihnen sagte: Ich bin es!, wichen sie zurück und stürzten zu Boden.

Mitten unter ihnen stand er, doch ihre Augen waren durch ihn geblendet. Nicht die Dunkelheit war die Ursache dafür; denn sie hatten ja Lampen, wie der Evangelist vermerkt. Und selbst wenn sie keine gehabt hätten, hätten sie ihn an der Stimme erkennen können. [...] Jesus tat dies, um zu zeigen, daß sie ihn nicht nur nicht ergreifen, sondern nicht einmal "mitten unter ihnen" erkennen hätten können, wenn er es nicht zugelassen hätte. (Chrysostomus)

Wo ist nun die Kohorte Soldaten, wo der Schrecken, die Verschanzung hinter Waffengewalt? Ein einziges Wort, ohne ein einziges Geschoß, trifft diese haßerfüllte Schar samt ihren schrecklichen Waffen, schlägt sie zurück, streckt sie zu Boden. Hier ist Gott verborgen im Fleisch; der ewige Tag ist verhüllt in Menschengestalt - ihn zu töten zieht die Finsternis aus mit Fackeln und Laternen! Was wird er tun, wenn er als Richter kommt, da er dies tat, als man über ihn zu Gericht sitzen wollte? (Augustinus)

Was bedeutet das, daß die Erwählten auf ihr Angesicht fallen, die Verworfenen aber rückwärts zurückgeschmettert werden? Doch dies: daß diejenigen, die nach hinten stürzen, dorthin fallen, wo sie nichts sehen, umgekehrt aber diejenigen die nach vorne fallen, dorthin, wo sie sehen [...]; denn in der Furcht des Herrn werden sie demütig und zwar als Sehende. (Gregor der Große)

Damit nun niemand sage, der Herr habe die Juden dazu veranlaßt, ihn zu töten, indem er sich ihnen auslieferte, erwies er ihnen alles, was sie hätte zurückhalten könnte. Doch weil sie in ihrer bösen Absicht verharrten und es keine Entschuldigung gab, überlieferte er sich schließlich in ihre Hände. (Chrysostomus)

7 Er fragte sie noch einmal: Wen sucht ihr? Sie sagten: Jesus von Nazaret.
8 Jesus antwortete: Ich habe euch gesagt, daß ich es bin. Wenn ihr mich sucht, dann laßt diese gehen!
9 So sollte sich das Wort erfüllen, das er gesagt hatte: Ich habe keinen von denen verloren, die du mir gegeben hast.

Sie hatten zuerst gehört: Ich bin (es). Aber sie hatten ihn nicht ergriffen. Denn er, der vermochte, was er wollte, wollte dies nicht. Wahrhaftig: Wenn er niemals zugelassen hätte, daß sie ihn ergriffen, dann hätte sie nie ausgeführt, wozu sie gekommen waren - aber auch er hätte nicht vollbracht, wozu er gekommen war! So zeigte er also denen, die ihn festnehmen wollten und es nicht vermochten, seine Macht; und nur deswegen sollten sie ihn festnehmen, damit er - auch ohne daß sie es begriffen - seinen Willen vollbringe. Er befiehlt seinen Feinden: "Wenn ihr mich sucht, so laßt diese gehen", und sie tun, was er sie heißt. Sie lassen die gehen, die er nicht zugrundegehen lassen will. (Augustinus)

Der Evangelist will zeigen, daß dies gar nicht in ihrer Absicht lag, sondern daß die Kraft dessen, den sie ergriffen hatten, die Ursache dafür war, wenn er hinzufügt: "Denn das Wort sollte erfüllt werden: Ich habe keinen von denen verloren gehen lassen, die du mir gegeben hast."
Das ist nicht vom Tod, sondern vom ewigen Verderben gesagt worden; aber der Evangelist versteht an dieser Stelle auch den zeitlichen Tod darunter. (Chrysostomus)

Aber später würden sie doch trotzdem sterben? Warum würde er sie verloren gehen lassen, wenn sie jetzt stürben? Doch wohl deswegen, weil sie an ihn noch nicht so glaubten, wie diejenigen glauben, die nicht verloren gehen. (Augustinus)

10 Simon Petrus aber, der ein Schwert bei sich hatte, zog es, schlug nach dem Diener des Hohenpriesters und hieb ihm das rechte Ohr ab; der Diener hieß Malchus.
11 Da sagte Jesus zu Petrus: Steck das Schwert in die Scheide! Der Kelch, den mir der Vater gegeben hat - soll ich ihn nicht trinken?

Petrus nun hatte festes Vertrauen in jenes Wort des Herrn und war zuversichtlich aufgrund dessen, was sich ereignet hatte; er greift zu den Waffen gegen die, die sie überfallen hatten. Aber wie kann jemand, dem sogar eine Ohrfeige verboten ist, einen Menschen töten wollen? Weil dieses Gebot hauptsächlich verbietet, für sich selbst Rache zu nehmen. Und in diesem Fall wollte er es ja nicht für sich selbst, sondern für seinen Meister. Außerdem waren die Jünger zu diesem Zeitpunkt noch nicht vollkommen; später wirst du sehen, wie Petrus geschlagen wird und es voll Demut erträgt. (Chrysostomus)

Nur der Evangelist Johannes nennt den Namen jenes Knechtes: Malchus. Wie auch nur Lukas von der Berührung und Heilung des Ohres durch den Herrn berichtet. (Augustinus)

Der Herr tut hier ein Wunder, das uns einerseits lehrt, daß wir auch denen Gutes erweisen müssen, die böse handeln, und andererseits die Macht und Kraft Christi offenbart. Der Evangelist hat deswegen den Namen des Knechtes erwähnt, damit die Leser damals auch nachfragen konnten, ob es denn wirklich so geschehen sei. (Chrysostomus)

Daß das rechte Ohr des Knechtes des Hohenpriesters abgehauen wurde, kann auch ein Hinweis sein auf die eingewurzelte Taubheit gerade bei den führenden Priestern. Daß aber das Ohr wieder gegeben wird, bezeichnet die Wiederherstellung des Verständnisses der Israeliten, am Ende der Zeiten, wenn Elija kommt. (Theophylactus)

Es wies der Herr den Petrus aber nicht nur mit strenger Drohung zurecht - wie es Matthäus berichtet -, sondern er tröstete ihn auch: "Willst du nicht, daß ich den Kelch trinken, den mir der Vater gibt?" Damit wollte er zeigen, daß das Geschehen nicht von der Gewalt jener Leute abhing, sondern von seiner Zulassung, und daß er sich Gott nicht widersetzte sondern gehorsam war bis zum Tod. (Chrysostomus)

Daß ihm der Kelch des Leidens vom Vater gegebenLat.: traditum werde, das lesen wir auch bei Paulus (Röm 8,32): "Er hat seinen einzigen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle hingegebenLat.: tradidit." Aber auch er selbst, der den Kelch trinkt, ist es, der den Kelch gibt; darum schreibt der Apostel (Eph 5,2): "Christus hat uns geliebt, und sich für uns hingegebenLat.: tradidit." (Augustinus)

12 Die Soldaten, ihre Befehlshaber und die Gerichtsdiener der Juden nahmen Jesus fest, fesselten ihn

Sie ergriffen den, zu dem sie nicht kommen wollten; denn sie hörten jenes Wort nicht: "Kommt her zu ihm und ihr werdet licht werden"EÜ: euer Antlitz wird leuchten (Ps 34,6). Wenn sie so zu ihm gekommen wären - nicht, um ihn mit ihren Händen zu töten, sondern ihn mit dem Herzen aufzunehmen - , dann hätten sie ihn wirklich "ergriffen".Lat.: comprehenderent Nun aber, da sie ihn auf jene Weise "ergriffen", entfernten sie sich noch weiter von ihm. (Augustinus)

13 und führten ihn zuerst zu Hannas; er war nämlich der Schwiegervater des Kajaphas, der in jenem Jahr Hoherpriester war.

Das scheint im Widerspruch zum Gesetz zu stehen; denn dort war vorgeschrieben, daß nur einer der Hohepriester sei und ihm nach seinem Tode sein Sohn folgen solle. Doch das Priesteramt war damals schon vom Ehrgeiz angekränkelt. (Beda)

[Flavius] Josephus berichtet, daß jener Kajaphas das Priesteramt für ein Jahr gekauft habe. (Alkuin)

14 Kajaphas aber war es, der den Juden den Rat gegeben hatte: Es ist besser, daß ein einziger Mensch für das Volk stirbt.

Solch überfließende Kraft besitzt die Wahrheit, daß sie selbst aus ihren Feinden spricht. (Chrysostomus)

15 Simon Petrus und ein anderer Jünger folgten Jesus. Dieser Jünger war mit dem Hohenpriester bekannt und ging mit Jesus in den Hof des hohepriesterlichen Palastes.

Aus AnhänglichkeitLat.: devotio folgte Petrus dem Meister, aber aus Furcht nur von ferne. (Alkuin)

Und wer war der andere Jünger? Man soll hier nicht vorschnell etwas behaupten, da der Name nicht genannt wird. Allerdings pflegt Johannes selbst sich so zu bezeichnen, mit der Hinzufügung: den Jesus liebte. Vielleicht handelt es sich daher auch an dieser Stelle um Johannes. (Augustinus)

Er verschweigt seinen Namen aus Demut. Denn er berichtet ja von einem ausgesprochen charaktervollen VerhaltenLat.: magnam rectitudinem enarrat: er folgte dem Herrn, während alle flohen. Aber wichtiger ist ihm PetrusLat.: praeponit sibi, und so muß er notgedrungen auch von sich selbst sprechen; denn man soll verstehen, daß er ganz zuverlässig die Ereignisse im Vorhof berichtet, als einer, der drinnen war. (Chrysostomus)

16 Petrus aber blieb draußen am Tor stehen. Da kam der andere Jünger, der Bekannte des Hohenpriesters, heraus; er sprach mit der Pförtnerin und führte Petrus hinein.
17 Da sagte die Pförtnerin zu Petrus: Bist du nicht auch einer von den Jüngern dieses Menschen? Er antwortete: Nein.
18 Die Diener und die Knechte hatten sich ein Kohlenfeuer angezündet und standen dabei, um sich zu wärmen; denn es war kalt. Auch Petrus stand bei ihnen und wärmte sich.

Was sagst du da, Petrus? Hast du nicht vorher gesagt: Wenn es sein müßte, will ich mein Leben für dich einsetzen?Vgl. Mt 26,35 Was ist denn geschehen, daß du nicht einmal die Frage der Türhüterin erträgst? Es war ja kein Soldat, der fragte, sondern nur eine unbeachtete Magd! Und sie sagte auch nicht: Du bist ein Jünger dieses Aufständischen, sondern: dieses Menschen - das klingt nach Mitleid. Und sie sagte: Bist nicht auch du [...], denn es war ja auch Johannes drinnen. (Chrysostomus)

Was wundern wir uns, daß Gott die Wahrheit vorhersagte, der Mensch aber sich Falsches einbildete? Jedenfalls müssen wir bei der LeugnungLat.: negatio des Petrus zur Kenntnis nehmen, daß Christus nicht nur dann verneintoder: verleugnet (lat.: negari) wird, wenn jemand sagt, er sei nicht der Messias, sondern auch dann, wenn ein Christ von sich selbst sagt, er sei keiner. Denn der Herr hatte zu Petrus nicht gesagt: Du wirst leugnen, mein Jünger zu sein, sondern: Du wirst mich (ver-)leugnen.Lat.: me negabis (Augustinus)

Der verborgene Ratschluß der göttlichen Vorsehung ließ zu, daß Petrus als erster fiel; denn im Blick auf seinen eigenen Fall sollte er einen allzu strengen Urteilsspruch gegenüber den Sündern mildern. Petrus, der Lehrmeister des Erdkreises, sündigte und erlangte Verzeihung; das sollte als Regel und Richtmaß der NachsichtLat.: indulgentia - speziell im kirchlichen Bußwesen: Nachlaß, Ablaß denen vor Augen gestellt sein, welche urteilen müssen. Ich glaube, daß deswegen die priesterliche Vollmacht nicht Engeln übertragen wurde: Würden diese, die ja überhaupt nicht sündigen, nicht ohne Barmherzigkeit mit den Sündern verfahren? Ein Mensch, der Anfechtung erleiden kann, sollte über Menschen gesetzt werden, damit er ihnen milde und mit Güte begegne, da er beim Anblick ihrer Schwächen sich seiner eigenen erinnert. (Chrysostomus)

19 Der Hohepriester befragte Jesus über seine Jünger und über seine Lehre.
20 Jesus antwortete ihm: Ich habe offen vor aller Welt gesprochen. Ich habe immer in der Synagoge und im Tempel gelehrt, wo alle Juden zusammenkommen. Nichts habe ich im geheimen gesprochen.
21 Warum fragst du mich? Frag doch die, die mich gehört haben, was ich zu ihnen gesagt habe; sie wissen, was ich geredet habe.
22 Auf diese Antwort hin schlug einer von den Knechten, der dabeistand, Jesus ins Gesicht und sagte: Redest du so mit dem Hohenpriester?

"Ich habe offenLat.:palam vor der Welt geredet": Das bedeutet: Viele haben mich gehört. Und doch war es auch nicht "offen"; denn sie verstanden nicht. Und das, was er seine Jünger allein lehrte, war dennoch nicht "im verborgenen" gesprochen [...] vor allem, weil er zu den Wenigen das sagte, was diese nach seinem Willen den Vielen kundtun sollten. (Augustinus)

Das ist eine Erinnerung an jenes Prophetenwort: "Nicht im verborgenen habe ich geredet, und nicht an einem finsteren Ort" (Jes 45,19). (Theophylactus)

"Frage die, welche gehört haben, was ich zu ihnen sagte. Siehe, diese wissen, was ich gesagt habe." Damit forderte er die Umstehenden zum Zeugnis auf. Und weil sich einer der Diener von dem Verdacht reinigen wollte, er habe zu jenen gehört, die Jesus bewundert hatten, schlug er ihn. (Theophylactus)

23 Jesus entgegnete ihm: Wenn es nicht recht war, was ich gesagt habe, dann weise es nach; wenn es aber recht war, warum schlägst du mich?

Welche Antwort könnte wahrer, sanfter und gerechter sein? Als er die Ohrfeige erhielt, hat er da etwa gewollt, daß der, der ihn geschlagen hatte, durch Feuer vom Himmel verzehrt, von der sich öffnenden Erde verschlungen, von einem bösen Geist besessen oder von irgendeiner anderen noch schlimmeren Strafe getroffen werde? Hätte nicht er, durch den die Welt geworden ist, all das befehlen können? Doch er wollte lieber uns die Geduld lehren, durch die die Welt besiegt wird. Nun könnte einer sagen: Warum tat er nicht, was er selbst gebot - nämlich statt dem Angreifer zu antworten, die andere Wange hinzuhalten? Nun, er hat voll SanftmutLat.: mansuete geantwortet, und war nicht nur bereit, die andere Wange dem Schlagenden hinzuhalten, sondern seinen ganzen Leib ans Holz schlagen zu lassen! Hier zeigt er uns, daß sein Gebot der Geduld oder der DuldsamkeitLat.: patientia nicht so sehr durch Gesten des Körpers sondern in der Bereitschaft des HerzensLat.: praeparatio cordis erfüllt wird. Denn es kann durchaus vorkommen, daß jemand innerlich voll Zorn dem Gegner die andere Wange hinhält. Wie viel besser ist es doch, ohne Groll die Wahrheit zu antworten und ruhigen Herzens bereit zu sein, noch Schlimmeres zu ertragen. (Augustinus)

24 Danach schickte ihn Hannas gefesselt zum Hohenpriester Kajaphas.
25 Simon Petrus aber stand (am Feuer) und wärmte sich. Sie sagten zu ihm: Bist nicht auch du einer von seinen Jüngern? Er leugnete und sagte: Nein.
26 Einer von den Dienern des Hohenpriesters, ein Verwandter dessen, dem Petrus das Ohr abgehauen hatte, sagte: Habe ich dich nicht im Garten bei ihm gesehen?
27 Wieder leugnete Petrus, und gleich darauf krähte ein Hahn.

Nachdem der Evangelist dies berichtet hat, kehrt er zum Schauplatz der Verleugnung Petri zurück: "Simon Petrus stand immer noch da und wärmte sich." Er, der glühend gewesen war, war nun so starr, daß er sich nicht einmal rührte, als Jesus weggeführt wurde. Das geschah, damit du verstehst, wie schwach die Menschennatur ist, wenn Gott einen Menschen verläßt! Und erneut gefragt, leugnet er nochmals. [...] Alle Evangelisten schreiben von der Verleugnung durch Petrus, nicht um den Jünger anzuklagen, sondern um uns zu lehren, welch ein Unglück es ist, auf sich selbst zu vertrauen, statt sich ganz und gar Gott anzuvertrauen. (Chrysostomus)

28 Von Kajaphas brachten sie Jesus zum Prätorium; es war früh am Morgen. Sie selbst gingen nicht in das Gebäude hinein, um nicht unrein zu werden, sondern das Paschalamm essen zu können.

Und wieder wechselt der Evangelist den Schauplatz: "Sie brachten Jesus zum Prätorium; es war früh am Morgen. Sie selbst aber gingen nicht hinein, um nicht unrein zuwerden, sondern das Pascha essen zu können." Denn die Juden feierten zu dieser Zeit Pascha. Er selbst aber hatte das Pascha einen Tag vorher übergeben;Lat.: tradidit - Anspielung auf die Übergabe der Eucharistie denn er wollte am sechsten Tag, an dem das alte Paschafest gefeiert werden sollte, sein Leben hingeben. (Chrysostomus)

Man könnte auch so deuten: "Pascha" heißt der vierzehnte Tag des Monats, an dem abends das Lamm geschlachtet wird. Die sieben folgenden Tage heißen "Tage der ungesäuerten Brote", während derer sich im Haus der Juden nichts Gesäuertes finden durfte. Der erste Tag, der des Pascha, gehört aber bereits zu den Tagen der ungesäuerten Brote; denn "am ersten Tag der Ungesäuerten Brote sprachen die Jünger zu Jesus: Wo willst du, daß wir das Paschamahl bereiten?" (Mt 26,17). "Um das Pascha essen zu können", heißt also hier nicht: das Lamm, das am vierzehnten geschlachtet wurde, sondern das große Fest, das am fünfzehnten gefeiert werden sollte. Der Herr hat am vierzehnten das Pascha gegessen, wie die übrigen Juden, und wurde am fünfzehnten gekreuzigt. Doch am vierzehnten nahm seine Hinopferung den Anfang, als er im Garten gefangen genommen wurde. (Alkuin)

O grausame Verblendung! Sie fürchteten, im Prätorium eines nichtjüdischen Richters unrein zu werden, und fürchteten sich nicht, das Blut ihres schuldlosen Bruders zu vergießen! Denn daß der getötet werden sollte, der auch der Herr und Spender des Lebens ist, das ist nicht ihrem Gewissen, sondern ihrem Nichtwissen zuzuschreiben. (Augustinus)

29 Deshalb kam Pilatus zu ihnen heraus und fragte: Welche Anklage erhebt ihr gegen diesen Menschen?
30 Sie antworteten ihm: Wenn er kein Übeltäter wäre, hätten wir ihn dir nicht ausgeliefert.

Er will sagen, daß es nicht angeht, daß sie sich das Urteil anmaßen, ihm aber die Todesstrafe überlassen wollen. Jene aber bringen keine direkte Anschuldigung vor, sondern sozusagen eine Unterstellung: "Wäre er kein Übeltäter, so hätten wir ihn dir nicht überliefert". (Chrysostomus)

Jetzt sollen sie antworten: die von bösen Geistern Befreiten, die Blinden, die sehend geworden, die vom Tode Auferweckten, und - mehr als all das! - die weise gewordenen Toren! Sie sollen sagen, ob Jesus ein Übeltäter ist! Doch sie machten ihre Aussage, wie es der Prophet vorhergesagt hatte: "Sie haben mir Gutes mit Bösem vergolten" (Ps 35, 12) (Augustinus)

31 Pilatus sagte zu ihnen: Nehmt ihr ihn doch, und richtet ihn nach eurem Gesetz! Die Juden antworteten ihm: Uns ist es nicht gestattet, jemand hinzurichten.
32 So sollte sich das Wort Jesu erfüllen, mit dem er angedeutet hatte, auf welche Weise er sterben werde.

Aber schreibt nicht das Gesetz vor, Übeltäter, vor allem Volksverführer - und für einen solchen hielten sie ihn - nicht zu schonen? Diese Antwort, daß es ihnen nicht erlaubt sei zu töten, muß man hinsichtlich des herangekommenen heiligen Festes verstehen, dessen Feier schon begonnen hatte. Ja, hat euch das Übermaß böser Gesinnung derart jeden Verstand geraubt, daß ihr euch am Blut des Unschuldigen schuldlos wähnt, nur weil ihr ihn zu Tötung an einen anderen ausliefert? (Augustinus)

Oder eine andere Deutung: Sie konnten ihn selbst nicht hinrichten, weil ihnen unter der Oberherrschaft der Römer viel von ihrer Macht genommen war.
Oder, nochmals eine andere Deutung: Pilatus hatte gesagt: Richtet ihr ihn nach eurem Gesetz. Sie aber wollten erweisen, daß sein Vergehen kein Vergehen wider das jüdische Gesetz allein war, sondern ein öffentlich-allgemeines, insofern er sich einen König genannt habe.
Oder: Weil sie ihn kreuzigen lassen wollten, um ihm durch diese Todesart die Ehre zu nehmen; zu kreuzigen aber war ihnen nicht erlaubt, andere Arten aber vollzogen sie, wie die Steinigung des Stephanus zeigt.
Oder: Der Evangelist sagt dies, weil der Herr nicht von den Juden allein, sondern auch von den Heiden getötet werden sollte. (Chrysostomus)

33 Pilatus ging wieder in das Prätorium hinein, ließ Jesus rufen und fragte ihn: Bist du der König der Juden?
34 Jesus antwortete: Sagst du das von dir aus, oder haben es dir andere über mich gesagt?
35 Pilatus entgegnete: Bin ich denn ein Jude? Dein eigenes Volk und die Hohenpriester haben dich an mich ausgeliefert. Was hast du getan?

Pilatus weist von sich, er habe das von sich aus gesagt, er zeigt vielmehr, daß er es von den Juden gehört habe. Indem er dann fragt: Was hast du getan?, läßt er erkennen, daß der Königsanspruch ihm als Verbrechen zur Last gelegt worden war. (Augustinus)

36 Jesus antwortete: Mein Königtum ist nicht von dieser Welt. Wenn es von dieser Welt wäre, würden meine Leute kämpfen, damit ich den Juden nicht ausgeliefert würde. Aber mein Königtum ist nicht von hier.

Das ist es, was wir nach dem Willen des Meisters wissen sollen. [...] Er will sagen: Hört, Juden und Heiden, ich bin kein Hindernis für eure Herrschaft in dieser Welt. Was wollt ihr mehr? Kommt im Glauben zu dem Reich, das nicht von dieser Welt ist. Was ist denn dieses sein Reich? Doch diejenigen, die an ihn glauben, und denen er gesagt hat: "Ihr seid nicht von dieser Welt", wenngleich er wollte, daß sie in der Welt seien. Daher sagt er ausdrücklich: Mein Reich ist nicht von dieser Welt - nicht: mein Reich ist nicht in dieser Welt. "Von dieser Welt" meint all das, was vom Menschengeschlecht stammt, das zwar von Gott erschaffen, aber als Adams Nachkommenschaft verdorben ist. Alles aber, was durch Christus neugeschaffen ist, wird zum "Reich nicht von dieser Welt". So "hat uns Gott der Macht der Finsternis entrissen und aufgenommen in das Reich seines geliebten Sohnes" (Kol 1,13). Sein Reich ist hier, bis zum Ende der Welt, und es hat Weizen vermischt mit Unkraut bis zum Tag der Ernte. Doch es ist nicht von hier, weil es in dieser Welt im Zustand der Pilgerschaft ist. (Augustinus)

37 Pilatus sagte zu ihm: Also bist du doch ein König? Jesus antwortete: Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, daß ich für die Wahrheit Zeugnis ablege. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme.
38 Pilatus sagte zu ihm: Was ist Wahrheit? Nachdem er das gesagt hatte, ging er wieder zu den Juden hinaus und sagte zu ihnen: Ich finde keinen Grund, ihn zu verurteilen.

Beachte seine offensichtliche Demut: Als man ihm vorwarf, ein Übeltäter zu sein, ertrug er es schweigend. Gefragt über das Königreich, antwortete er dem Pilatus; er war willens, ihn zu lehren und zu einem höheren Verständnis zu führen. [...] Mit diesen Worten zog er ihn an und riet ihm gewissermaßen, auf das Gesagte zu hören, so daß er ihn mit diesen kurzen Worten soweit gewann, daß er fragte, was Wahrheit sei. (Chrysostomus)

Als Pilatus das gesagt hatte, kam ihm, glaube ich, plötzlich jene Gewohnheit der Juden in den Sinn, nach der am Paschafest ein Verbrecher freigelassen wird. So wartete er die Antwort Jesu nicht ab, um keine Zeit zu verlieren; denn daß er sehr wünschte, ihn zum Pascha freizugeben, das liegt auf der Hand. (Augustinus)

Oder aber: Pilatus erwartete keine Antwort zu hören, denn er war wohl unwürdig, sie zu hören. (Alkuin)

Pilatus sagte nicht: Weil er gesündigt hat und des Todes schuldig ist, laßt ihm zum Fest das Leben. Er nimmt ihn zuerst in Schutz, dann bittet er - was gar nicht nötig gewesen wäre - , sie sollten ihm, wenn sie ihn schon nicht als schuldlos freilassen wollten, doch wenigstens als Schuldigem zum Fest das Leben schenken. (Chrysostomus)

39 Ihr seid gewohnt, daß ich euch am Paschafest einen Gefangenen freilasse. Wollt ihr also, daß ich euch den König der Juden freilasse?
40 Da schrien sie wieder: Nicht diesen, sondern Barabbas! Barabbas aber war ein Straßenräuber.

Nein, nicht das ist zu verwerfen, daß ihr am Pascha einen Schuldigen freigelassen habt, sondern daß ihr einen Unschuldigen dem Tod übergeben habt. Und doch: wäre dies nicht geschehen, wäre es nicht wahres Pascha gewesen. (Augustinus)

1 Darauf ließ Pilatus Jesus geißeln.

Er scheint das offenbar aus keinem anderen Grund angeordnet zu haben, als daß die Juden mit diesem Unrecht zufrieden sein und es ihnen genug scheinen würde, und sie davon Abstand nähmen, wütend seinen Tod zu fordern. (Augustinus)

2 Die Soldaten flochten einen Kranz aus Dornen; den setzten sie ihm auf und legten ihm einen purpurroten Mantel um.
3 Sie stellten sich vor ihn hin und sagten: Heil dir, König der Juden! Und sie schlugen ihm ins Gesicht.

Als Krone setzten sie ihm eine Dornenkrone auf, statt des Purpurgewandes, das früher die Könige trugen, legten sie ihm ein purpurnes Kleid um (...) Und obgleich die Soldaten dies zum Spott taten, vollzogen sie damit doch Geheimnisse für uns: Denn die Dornenkrone bezeichnet die Übernahme unserer Sünden, welche unsere erdhafte Natur (ist doch unser Körper vom Ackerboden) als Dornen hervorbringt. Mit dem Purpurgewand wird die dem Leiden unterworfene Menschennatur bezeichnet. (Beda)

Man tat ihm solche Dinge an - und er stand schweigend. Wenn du das hörst, behalte es stets in deinen Gedanken; schaue auf den König der Erde und den Herrn der Engel, wie er die Schmähungen und alles übrige mit Geduld trägt, und ahme ihn im Schweigen nach. (Chrysostomus)

So erfüllte sich, was Christus von sich gesagt hatte; so wurden die Martyrer herangebildet, alles zu ertragen, was den Verfolgern beliebte; so besiegte "das Reich nicht von dieser Welt" die stolze Welt: nicht durch die Wildheit im Kampf, sondern durch die Demut im Leiden. (Augustinus)

4 Pilatus ging wieder hinaus und sagte zu ihnen: Seht, ich bringe ihn zu euch heraus; ihr sollt wissen, daß ich keinen Grund finde, ihn zu verurteilen.
5 Jesus kam heraus; er trug die Dornenkrone und den purpurroten Mantel. Pilatus sagte zu ihnen: Seht, da ist der Mensch!

Als wollte Pilatus sagen: Wenn ihr von Neid gegen diesen König getrieben seid, so schont ihn jetzt, da ihr ihn so armselig seht. Die Schande brennt wie Feuer, möge doch der Neid abkühlen. (Augustinus)

6 Als die Hohenpriester und ihre Diener ihn sahen, schrien sie: Ans Kreuz mit ihm, ans Kreuz mit ihm! Pilatus sagte zu ihnen: Nehmt ihr ihn, und kreuzigt ihn! Denn ich finde keinen Grund, ihn zu verurteilen.
7 Die Juden entgegneten ihm: Wir haben ein Gesetz, und nach diesem Gesetz muß er sterben, weil er sich als Sohn Gottes ausgegeben hat.
8 Als Pilatus das hörte, wurde er noch ängstlicher.
9 Er ging wieder in das Prätorium hinein und fragte Jesus: Woher stammst du? Jesus aber gab ihm keine Antwort.
10 Da sagte Pilatus zu ihm: Du sprichst nicht mit mir? Weißt du nicht, daß ich Macht habe, dich freizulassen, und Macht, dich zu kreuzigen?
11 Jesus antwortete: Du hättest keine Macht über mich, wenn es dir nicht von oben gegeben wäre; darum liegt größere Schuld bei dem, der mich dir ausgeliefert hat.

Auf das erneute Fragen des Pilatus gibt Jesus zunächst keine Antwort. Jener hatte doch gehört: "Mein Reich ist nicht von dieser Welt"; da hätte er den Juden Widerstand entgegensetzen und Jesus ihnen entreißen müssen. Das tat er aber nicht, sondern gab ihrem Druck nach. Darum gab ihm Jesus keine Antwort auf seine Fragen; denn sie waren ohne letzten Ernst gestellt.
Mit den Worten: "Weißt du nicht, daß ich Macht habe (...)" spricht sich Pilatus selbst das Urteil! Wenn alles von dir abhängt, warum sprichst du dann denjenigen nicht frei, an dem du keine Schuld feststellen kannst? Weil also Pilatus hier sich gegen sich selbst spricht, gibt ihm Jesus Antwort: "Du hättest keine Macht über mich, wenn sie dir nicht von oben gegeben wäre". Er zeigt ihm damit, daß Pilatus seine Macht nicht einfachhin oder wegen des Zusammentreffens verschiedener Umstände hat, sondern daß hier ein Geheimnis sich vollendet. Aber damit man nicht denke, er sei damit von jeder Schuld freigesprochen, folgt: "Darum hat derjenige, der mich dir ausgeliefert hat, eine größere Sünde". (Chrysostomus)

Siehe, hier antwortet nun der Herr. Als er vorher nicht antwortete, hatte er geschwiegen, nicht wie ein Schuldiger oder Hinterhältiger, sondern wie ein Lamm. Jetzt, da er antwortet, lehrt er als Hirte. (...)
"Deswegen hat jener die größere Sünde (...)": Jener hat mich deiner Macht aus Neid ausgeliefert, du aber wirst deine Macht aus Furcht gegen mich gebrauchen. Doch auch aus Furcht darf der Mensch, zumal einen unschuldigen Menschen, nicht töten. Jedoch ist eine solche Tat weit schlimmer, wenn sie aus Eifersucht vollbracht wird, als aus Furcht. (Augustinus)

12 Daraufhin wollte Pilatus ihn freilassen, aber die Juden schrien: Wenn du ihn freiläßt, bist du kein Freund des Kaisers; jeder, der sich als König ausgibt, lehnt sich gegen den Kaiser auf.
13 Auf diese Worte hin ließ Pilatus Jesus herausführen, und er setzte sich auf den Richterstuhl an dem Platz, der Lithostrotos, auf hebräisch Gabbata, heißt.
14 Es war am Rüsttag des Paschafestes, ungefähr um die sechste Stunde. Pilatus sagte zu den Juden: Da ist euer König!

Was bedeutet es, daß bei Markus die dritte Stunde als die Zeit der Kreuzigung, bei Johannes die sechste Stunde angegeben ist? Doch wohl, daß der Herr um die dritte Stunde durch die Forderung der Juden ("Kreuzige ihn"), um die sechste Stunde durch die Hände der Soldaten gekreuzigt wurde. (...)
Man könnte auch an eine andere Lösung denken: daß es hier gar nicht um die "sechste Stunde am Tag" geht. Denn Johannes sagt nicht: Die Stunde des Tages war etwaLat.: quasi die sechste, sondern er sagt wörtlich: Es war Rüsten, etwa die sechste Stunde. "Rüsten"Lat.: parasceve meint "Vorbereiten": "Als unser Pascha nämlich ist Christus geopfert worden", schreibt der Apostel (1 Kor 5,7). Wenn wir die Zurüstung dieses Pascha-Lammes von der neunten Stunde der Nacht an rechnen - als die Hohenpriester seine Opferung mit dem Spruch ankündigten: Er ist des Todes schuldig (Mt 26,66) - bis zur dritten Stunde des Tages, von der Markus schreibt: dann sind das sechs Stunden. (Augustinus)

Manche lösen diese Frage mit der Annahme, daß dem griechischen Schreiber ein Fehler unterlaufen sei: ein bestimmter Buchstabe, Gamma, bezeichnet auch die dritte Stunde; ein anderer, das Episemon (Schluß-Sigma) steht für die sechste Stunde. (Theophylactus)

15 Sie aber schrien: Weg mit ihm, kreuzige ihn! Pilatus aber sagte zu ihnen: Euren König soll ich kreuzigen? Die Hohenpriester antworteten: Wir haben keinen König außer dem Kaiser.

Aus eigenem Willen haben sie sich hier die Züchtigung herbeigezogen; deshalb gab Gott sie preis. Einmütig lehnten sie die Königsherrschaft Gottes ab, darum ließ er zu, daß sie ihrem eigenen Urteil verfielen. Das Reich Christi wiesen sie von sich, und die Herrschaft des Caesars riefen sie auf sich herab. (Chrysostomus)

16 Da lieferte er ihnen Jesus aus, damit er gekreuzigt würde. Sie übernahmen Jesus.
17 Er trug sein Kreuz und ging hinaus zur sogenannten Schädelhöhe, die auf hebräisch Golgota heißt.

So war es auch bei dem biblischen Vorausbild: Isaak trug das Holz. Damals aber ging die Sache nur bis zum Wollen des Vaters, nun aber erreicht sie die Ausführung; denn jetzt ist nicht mehr Vorausbild,Lat.: figura sondern Wirklichkeit.Lat.: veritas (Chrysostomus)

Welch ein Schauspiel! Für die gefühllosen Augen der Gottlosigkeit eine Volksbelustigung, für die Augen des Glaubens ein gewaltiges Mysterium! Die Gottlosigkeit sieht einen König, der statt des Szepters das Marterholz trägt. Der gläubige Blick sieht den König, der das Holz trägt, an das er geheftet werden will, das er später auf die Stirn von Königen prägen wird, was verächtlich ist in den Augen der Gottlosen, darin wird sich das Herz der Heiligen rühmen. (Augustinus)

Wie die Sieger es tun, so trug auch er auf den Schultern das Zeichen seines Sieges. Manche sagen, daß an jenem Ort, der Kalvaria heißt, Adam starb und begraben wurde: so sollte am Ort der Herrschaft des Todes Jesus sein Siegeszeichen errichten. (Chrysostomus)

18 Dort kreuzigten sie ihn und mit ihm zwei andere, auf jeder Seite einen, in der Mitte Jesus.

Wenn du genau hinsiehst, dann ist das Kreuz selbst ein richterlicher ThronLat.: tribunal: der Schächer, welcher glaubte, wurde befreit, der andere, der nur schmähte, wurde verdammt. Dies ist ein Zeichen für das, was er an Lebenden und Toten tun wird, wenn er die einen zur Rechten, die anderen zur Linken stellen wird.

19 Pilatus ließ auch ein Schild anfertigen und oben am Kreuz befestigen; die Inschrift lautete: Jesus von Nazaret, der König der Juden.
20 Dieses Schild lasen viele Juden, weil der Platz, wo Jesus gekreuzigt wurde, nahe bei der Stadt lag. Die Inschrift war hebräisch, lateinisch und griechisch abgefaßt.
21 Die Hohenpriester der Juden sagten zu Pilatus: Schreib nicht: Der König der Juden, sondern daß er gesagt hat: Ich bin der König der Juden.
22 Pilatus antwortete: Was ich geschrieben habe, habe ich geschrieben.

Diese Inschrift zeigt an, daß das Königtum Christi nicht, wie die Zuschauer meinten, am Ende sei, sondern im Gegenteil, daß es sich weitete. (Beda)

Aber ist denn Christus nur König der Juden, und nicht auch der Heiden? Ja, sicher: auch der Heiden! Denn nachdem der Herr gesprochen hatte: "Ich habe dich als König eingesetzt auf Zion, meinem heiligen Berg" (Ps 2, 6), setzt er hinzu: "Fordere von mir, und ich gebe dir die Völker zum Erbe!" (Ps 2, 8 ). Wir wollen also darin ein großes Geheimnis erkennen [...]: Christus ist König der Juden insofern die Juden die Beschneidung empfangen haben, nicht aber die Beschneidung am Fleisch, sondern die am Herzen, nicht dem Buchstaben nach, sondern dem Geist nach. (Augustinus, Tract. In Jo.)

Die drei Sprachen der Inschrift bedeuten, daß der Herr König über die drei Bereiche des Wissens ist: über die praktischen Wissenschaften, über die Philosophie und natürlich besonders über die Theologie. Lat.: rex practicae, physicae, nec non theologiae. Unter 'physica' verstand man sowohl die Naturphilosophie, wie die Theorie über das Sein der Dinge und dessen Gesetzmäßigkeiten. Durch die lateinische Sprache wird das praktische Wissen versinnbildet; denn das Reich der Römer war sehr mächtig und recht gut organisiert […]. Durch die griechische Sprache wird die Philosophie und Naturwissenschaft versinnbildet; denn die Griechen bemühten sich sehr um die Erkenntnis aller natürlichen Wesen. Die hebräische Sprache aber steht für die Theologie; denn den Juden war die Erkenntnis Gottes anvertraut. (Theophylactus)

Sie forderten von Pilatus, er solle nicht schreiben "der Juden König", sondern daß Jesus gesagt habe, er sei der Juden König. Denn das eine ist eine Aussage, ein Satz. Wenn man aber hinzusetzt: "er hat gesagt", dann ist damit der Vorwurf der frechen Anmaßung verbunden. Doch Pilatus blieb bei dem, was er zuerst geschrieben hatte. O unaussprechliche Macht des Wirkens Gottes auch in den Herzen derer, die es nicht erkennen! Ist etwa nicht eine verborgene Stimme im Inneren des Pilatus ertönt, wenn man so sagen kann: im Schweigen laut durchdringend: Lat.: clamoso silentio "Du sollst die Inschrift nicht verderben" – wie es im Buch der Psalmen prophetisch heißt.Das ist eine Deutung der Vg-Wiedergabe der Überschriften (v. 1) von Ps 56-59. Was wollt ihr sagen, ihr Priester ohne Verstand? Ist es etwa deswegen nicht wahr, weil Jesus gesagt hat: Ich bin der König der Juden? Wenn schon nicht aus den Angeln gehoben werden kann, was Pilatus schrieb, wie könnte aus den Angeln gehoben werden, was die Wahrheit selbst sprach? Daher hat Pilatus geschrieben, was er geschrieben, und der Herr gesprochen, was er gesprochen hat. (Chrysostomus)

23 Nachdem die Soldaten Jesus ans Kreuz geschlagen hatten, nahmen sie seine Kleider und machten vier Teile daraus, für jeden Soldaten einen. Sie nahmen auch sein Untergewand, das von oben her ganz durchgewebt und ohne Naht war.
24 Sie sagten zueinander: Wir wollen es nicht zerteilen, sondern darum losen, wem es gehören soll. So sollte sich das Schriftwort erfüllen: Sie verteilten meine Kleider unter sich und warfen das Los um mein Gewand. Dies führten die Soldaten aus.

Über die Verteilung der Gewänder schreiben die anderen Evangelisten nur kurz und eher in Andeutungen. Johannes aber schreibt darüber ganz offen. (Augustinus, Tract. In Jo.).

Die Vierteilung der Gewänder unseres Herrn Jesus Christus versinnbildete die vier Himmelsrichtungen, in die sich die Kirche ausbreiten sollte; dabei sollten die Teile "gleich", das heißt in Eintracht miteinander stehen. Der Leibrock, um den gelost wurde, bezeichnet die Einheit aller Teile, die durch das Band der Liebe geschmiedet wird. Und wenn doch die Liebe der alles überragende Weg ist und auch das Wissen übersteigt und alle Gebote überragt - denn es heißt: "vor allem aber strebt nach der Liebe" (1 Kor 14, 1) - dann wird das Gewand, welches diese Liebe versinnbildet, zu Recht als "von oben durchgewebt" vorgestellt. Hinzugefügt wird "ganz", denn niemand bleibt außerhalb dieser [Liebe], der zum "Ganzen" gelangen darf. Von diesem "Ganz-Sein" her heißt die Kirche "katholisch". "Ohne Naht", damit sie nicht aufgetrennt werden kann. Sie kommt in den Besitz eines Einzigen; denn sie sammelt die Vielen zu Einem. Lat.: in unum omnes colligit (Augustinus)

Andere sagen, daß das "von oben her in einem Stück durchgewebte Gewand" anzeige, daß der Gekreuzigte nicht ein bloßer Mensch ist, sondern Gottes Sohn vom Himmel her. (Chrysostomus)

Das Kleid ohne Naht bezeichnet den Leib Christi, der "von oben" gewebt wurde, denn der Heilige Geist kam über die Jungfrau Maria und es überschattete sie die Kraft des Allerhöchsten (vgl. Lk 1, 35). (Theophylactus)

Man kann nicht sagen, daß dieses Geschehnis nicht etwas Gutes bedeute, nur weil es von bösen Menschen vollzogen wurde. Was sollten wir sonst vom Kreuz sagen, das ebenso von Gottlosen aufgerichtet wurde? Und doch kann man an ihm sehen, wie der Apostel schreibt (Eph 3, 18), "was die Länge, die Breite, die Höhe und die Tiefe ist": Breit ist es am Querbalken, an dem die Hände ausgestreckt sind; hier bezeichnet es die guten Werke, welche die Weite der Liebe vollbringt. Lang ist es am Längsbalken bis zur Erde, und bezeichnet die Ausdauer in der Länge der Zeit. Hoch ist es an der Spitze, wo es sich zum Himmel streckt, und hier bezeichnet es das himmlische Ziel, wohin alle Werke sich ausrichten. Tief ist es in dem Teil, der in die Erde reicht. Dieser Teil ist zwar verborgen, aber alles, was am Kreuz sichtbar ist, ist dort verwurzelt – so wurzeln alle unsere guten Werke in der abgrundtiefen Gnade Gottes, die niemand begreifen kann. (Augustinus)

25 Bei dem Kreuz Jesu standen seine Mutter und die Schwester seiner Mutter, Maria, die Frau des Klopas, und Maria von Magdala.
26 Als Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er liebte, sagte er zu seiner Mutter: Frau, siehe, dein Sohn!
27 Dann sagte er zu dem Jünger: Siehe, deine Mutter! Und von jener Stunde an nahm sie der Jünger zu sich.

Maria, die Mutter des Herrn, stand beim Kreuz ihres Sohnes. Darüber gibt mir einzig der Evangelist Johannes Auskunft. Die anderen schreiben von der Erschütterung der Welt während des Leidens Christi, der Verdunkelung des Himmels, daß die Sonne floh, der Räuber - freilich nach seinem gläubigen Bekenntnis - in das Paradies aufgenommen wurde. Johannes aber läßt uns wissen, was die anderen nicht mitteilen: wie er vom Kreuz herab seine Mutter anspricht. Es war ihm wichtiger, über den Liebesdienst zu berichten, den der Sieger über alle Todespein seiner Mutter erwies, als über die Aufnahme des Räubers in das himmlische Reich ewigen Lebens. [...] Vom Kreuz herab gibt Christus sein Vermächtnis, und er teilt seine Zuwendung zweien zusammen, der Mutter und dem Jünger. Der Herr macht nicht nur ein öffentliches Testament, sondern auch eines, das die Familie betrifft. Und für dieses Testament ist Johannes Zeuge - und er ist würdig, dieses Zeugnis zu geben. (Ambrosius)

Das ist ohne Zweifel die Stunde, von der Jesus sprach anläßlich der Verwandlung von Wasser in Wein (Joh 2, 4): "Was willst du von mir, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen." Als er damals im Begriff war, eine göttliche Tat zu wirken, wies er seine Mutter zurück, da sie nicht der Gottheit, sondern der schwachen Menschennatur nach seine Mutter ist. Jetzt aber, da er leidet, empfiehlt er diejenige, aus der er Mensch geworden ist, menschlichem Empfinden, menschlicher Liebe. (Augustinus)

28 Danach, als Jesus wußte, daß nun alles vollbracht war, sagte er, damit sich die Schrift erfüllte: Mich dürstet.
29 Ein Gefäß mit Essig stand da. Sie steckten einen Schwamm mit Essig auf einen Ysopzweig und hielten ihn an seinen Mund.
30 Als Jesus von dem Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht! Und er neigte das Haupt und gab seinen Geist auf.

"Er wußte, daß alles vollendet war", und "damit die Schrift vollendet werde" Im Lateinischen wird beide Male das gleiche Wort 'consummari' gebraucht. - das heißt, die prophetische Ankündigung der Schrift "Sie reichten mir Essig in meinem Durst" (Ps 69, 22) - sprach Jesus: "Mich dürstet." (Augustinus)

Ysop ist schlichtes Kraut, das auf der Erde wächst und reinigend wirkt für die Brust. Wir können den Ysop als Sinnbild für Christi Demut auffassen, denn durch sie werden wir gereinigt. (Augustinus)

Manche nennen den Ysop auch "Rohr", weil seine Blätter diese Form haben. (Theophylactus)

Man könnte fragen, warum in einem anderen Evangelium steht, daß Jesus nicht trinken wollte. Das läßt sich leicht beantworten: Er hat ihn nicht "genommen", um zu trinken, sondern damit die Schrift erfüllt werde. (Beda)

"Er gab den Geist auf": "Geist" steht hier für "Seele". (Gregor der Große)

Nicht weil er den letzten Atemzug tat, neigte er das Haupt, sondern er neigte das Haupt und dann gab er seinen Geist auf. Damit weist uns der Evangelist darauf hin, daß er der Herr über alles ist. (Chrysostomus)

Wer entschläft, wann er will, so wie Jesus starb, wann er wollte? (Augustinus)

Der Herr übergab dem Vater seinen Geist und zeigte damit, daß die Seelen der Heiligen keineswegs im Grab bleiben, sondern in die Hände des Vaters aller kommen. (Theophylactus)

31 Weil Rüsttag war und die Körper während des Sabbats nicht am Kreuz bleiben sollten, baten die Juden Pilatus, man möge den Gekreuzigten die Beine zerschlagen und ihre Leichen dann abnehmen; denn dieser Sabbat war ein großer Feiertag.
32 Also kamen die Soldaten und zerschlugen dem ersten die Beine, dann dem andern, der mit ihm gekreuzigt worden war.
33 Als sie aber zu Jesus kamen und sahen, daß er schon tot war, zerschlugen sie ihm die Beine nicht,
34 sondern einer der Soldaten stieß mit der Lanze in seine Seite, und sogleich floß Blut und Wasser heraus.

Der Evangelist wählt bewußt dieses Wort: er "öffnete" die Seite - er schrieb nicht: er verwundete oder durchstieß sie -, damit auf diese Weise gewissermaßen die Tür zum Leben offenstünde, aus der die Sakramente der Kirche fließen; denn ohne sie tritt man nicht in das Leben ein, das wahrhaft Leben ist. Daher folgt: "Sogleich traten Blut und Wasser hervor". Jenes Blut ist vergossen zur Vergebung der Sünden. Jenes Wasser mischt den Becher des Heiles; es ist Bad und Trank.
Im Voraus wurde dies schon angekündigt, als dem Noe befohlen ward, in der Seite der Arche einen Eingang zu machen, durch welchen die Lebewesen eintreten sollten, die nicht in der Flut verderben sollten. In diesen Lebewesen ist die Kirche vorausgebildet.
Darum auch wurde die erste Frau aus der Seite des Mannes gebildet, der im Schlaf lag. Der zweite Adam entschlief mit geneigtem Haupt am Kreuz, damit ihm eine Frau gebildet werde durch das, was aus seiner Seite floß.
O Tod, durch den die Toten zum Leben kommen! Was ist reiner als dieses Blut, was heilbringender als diese Wunde? (Augustinus)

Hier nehmen die heiligen Mysterien der Kirche ihren Ursprung: Wenn du daher zu dem Kelch herzutrittst, der einen erschauern läßt, so tritt herzu als tränkest du aus der Seite Christi. (Chrysostomus)

35 Und der, der es gesehen hat, hat es bezeugt, und sein Zeugnis ist wahr. Und er weiß, daß er Wahres berichtet, damit auch ihr glaubt.
36 Denn das ist geschehen, damit sich das Schriftwort erfüllte: Man soll an ihm kein Gebein zerbrechen.
37 Und ein anderes Schriftwort sagt: Sie werden auf den blicken, den sie durchbohrt haben.

Der Evangelist will sagen, daß er das nicht von anderen gehört, sondern selbst dabei war und es gesehen hat. (Chrysostomus)

Wer gesehen hat, der weiß; auf sein Zeugnis hin möge glauben, wer nicht sieht. Er gibt zwei Zeugnisse aus der Schrift an, welche sich auf die geschilderten Ereignisse beziehen: Nachdem er berichtet hatte, daß die Soldaten Jesus die Beine nicht brachen, fügt er hinzu: damit die Schrift erfüllt werde, "ihr sollt an ihm kein Bein zerbrechen". Dazu war man unter dem Alten Gesetz anläßlich der Opferung des Lammes zur Paschafeier verpflichtet: Diese aber war ein Vorausbild der Passion des Herrn. Und nachdem er berichtet hatte, daß einer der Soldaten Jesu Seite öffnete, fügt er ein anderes Zeugnis aus der Schrift hinzu, das sich darauf bezieht: "Sie werden auf den schauen, den sie durchbohrt haben". Damit wird verheißen, daß Christus in dem Leib, in dem er gekreuzigt wurde, wiederkommen wird. (Augustinus)

38 Josef aus Arimathäa war ein Jünger Jesu, aber aus Furcht vor den Juden nur heimlich. Er bat Pilatus, den Leichnam Jesu abnehmen zu dürfen, und Pilatus erlaubte es. Also kam er und nahm den Leichnam ab.
39 Es kam auch Nikodemus, der früher einmal Jesus bei Nacht aufgesucht hatte. Er brachte eine Mischung aus Myrrhe und Aloe, etwa hundert Pfund.
40 Sie nahmen den Leichnam Jesu und umwickelten ihn mit Leinenbinden, zusammen mit den wohlriechenden Salben, wie es beim jüdischen Begräbnis Sitte ist.
41 An dem Ort, wo man ihn gekreuzigt hatte, war ein Garten, und in dem Garten war ein neues Grab, in dem noch niemand bestattet worden war.
42 Wegen des Rüsttages der Juden und weil das Grab in der Nähe lag, setzten sie Jesus dort bei.

Arimathäa ist der Ort Rama, die Stadt Elkanas und Samuels. Es war Gottes Vorsehung, daß Joseph ein reicher Mann war, der zum Statthalter Zutritt hatte, aber auch, daß er ein gerechter Mann war, der den Leib des Herrn in Empfang zu nehmen verdiente. (Beda)

Sie brachten Salben mit, die besonders geeignet waren, den Leichnam so lange wie möglich vor der Verwesung zu schützen. Sie dachten dabei an einen bloßen Menschen, aber sie zeigten sehr große Liebe.
Johannes widerspricht hier nicht den anderen Evangelisten, wenn er allein Nikodemus erwähnt [...] und wenn die übrigen von einem einzigen Tuch sprechen, Lat.: una sindone in das Joseph den Leichnam gewickelt habe; denn es konnten weitere Tücher von Nikodemus gebracht worden sein. Johannes sagt die Wahrheit, daß der Leib nicht in ein einziges Tuch, sondern "in Leinen" gewickelt worden sei; das bezieht sich auf das Schweißtuch, das um den Kopf gebunden wurde, und auf die Binden, mit denen der Körper eingewickelt wurde – all das war aus Leinen; und wenn es auch ein einziges großes LeintuchLat.: sindon war, so kann man doch von "Leinentüchern" sprechen, weil das andere alles aus Leinen war. (Augustinus)

Von hier her rührt der Brauch in der Kirche, den eucharistischen Leib des Herrn nicht auf einem Tuch aus Seide oder Goldgewirk zu konsekrieren, sondern auf reinem Leinen. (Beda)

"Ein neues Grab": Wie im Schoß der Jungfrau Maria weder vor dem Herrn noch nachher ein Mensch empfangen wurde, so wurde in diesem Grab weder vorher, noch nachher ein Mensch begraben. (Augustinus)

 
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