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LESEJAHR A

Die Drei Österlichen Tage und die Osterzeit

PFINGSTMONTAG

 

Zur LeseordnungEVANGELIUM   Joh 15,26 - 16,3.12-15
 
Der Geist wird Zeugnis für mich ablegen, und auch ihr sollt Zeugnis ablegen
 
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes
 
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
26 Wenn der Beistand kommt, den ich euch vom Vater aus senden werde, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, dann wird er Zeugnis für mich ablegen.
27 Und auch ihr sollt Zeugnis ablegen, weil ihr von Anfang an bei mir seid.

Obwohl er [vorher] sagte: Die Sehenden haben mich gehaßt und getötet; aber der Beistand wird so von mir Zeugnis ablegen, daß er die, die nicht sehen, an mich glauben macht. Und weil jener Zeugnis ablegt, werdet auch ihr Zeugnis ablegen. Jener, indem er wie ein Hauch in euren Herzen ist, ihr indem ihr eure Stimmen erklingen laßt: Daher werdet ihr predigen können, was ihr erfahren habt, weil ihr von Anfang an bei mir seid. Ihr tut es nur noch nicht, weil die Fülle Seines Geistes noch nicht bei euch ist. Die Liebe Gottes, durch den Heiligen Geist, der euch gegeben werden wird, ausgegossen in eure Herzen, ist es nämlich, die euch die Kraft zum Ablegen des Zeugnisses geben wird. Durch sein Zeugnis und indem er die stärksten Zeugen formt, hat jener freilich den Freunden Christi die Furcht genommen und den Hass der Feinde in Liebe umgekehrt. (Augustinus)

Es heißt aber, daß der Heilige Geist als Tröster kommt, den Namen von seiner Wirkung ableitend: Denn nicht nur, daß er die, die er seiner würdig findet, von allen Wirren freimacht und ihnen eine wahrhaft unglaubliche Freude zuteil werden läßt: Mehr noch, ewige Freude wird in die Herzen derer ausgegossen, deren Einwohner der Heilige Geist ist. Dieser Tröster-Geist wird vom Sohn gesandt, nicht über die Engel oder Propheten, auch nicht über den Dienst der Apostel; sondern wenn der Geist Gottes von der Weisheit und Wirkmacht gesandt wird, muß der mit ebendieser Weisheit und Wirkmacht ungeteilter Natur sein. Denn auch der vom Vater gesandte Sohn wird nicht [vom Vater] getrennt oder abgeschnitten, sondern bleibt in ihm und hat ihn in sich selbst. Also geht der Heilige Geist, wenn er wie oben gesagt vom Sohn gesandt ist, aus dem Vater hervor und nicht von irgendwoher zu etwas anderem hinüber. Wie nämlich der Vater nicht an irgendeinem Ort ist, weil sein Wesen ganz und gar unkörperlich ist; so wird auch der Geist der Wahrheit nicht von einem Orte eingeschlossen, weil [auch] er körperlos ist und ein Wesen besitzt, das über das alles Geschaffenen hinausgeht. (Didymus)

Hier mag vielleicht einer fragen, ob der Heilige Geist auch aus dem Sohn hervorgeht: Der Sohn ist nämlich Sohn des einzigen Vaters, und der Vater ist Vater des einzigen Sohns: Der Heilige Geist aber ist nicht der Geist eines von ihnen, sondern der Geist beider, wie ja Christus selbst sagt: "Der Geist eures Vaters wird durch euch reden." (Mt 10,20); und der Apostel: "Gott sandte den Geist seines Sohnes in euer Herz." (Gal 4,6). Ich denke auch nicht, daß es einen anderen Grund dafür gibt, daß er für sich genommen Geist genannt werde; denn auch wenn wir nach den einzelnen Personen gefragt werden, können wir nicht umhin, auch den Vater und den Sohn Geist zu nennen. Da also auch die einzelnen Personen mit dieser Eigenschaft gemeinsam bezeichnet werden, so muß er mit dieser Bezeichnung als [nur] ihm eigen benannt werden, nicht weil er einer von ihnen ist, sondern weil in ihm die Gemeinschaft der beiden [anderen] aufscheint. Warum sollen wir also nicht glauben, daß der Heilige Geist auch aus dem Sohn hervorgeht, wo doch der Geist selbst auch der Geist des Sohnes ist? Wenn er nämlich nicht auch aus ihm hervorginge, hätte er nicht nach der Auferstehung seine Jünger angehaucht und dabei gesagt: Empfangt den Heiligen Geist! (Joh 20,22) Man soll auch glauben, daß der Evangelist [Lukas] von dieser Wirkmacht spricht, wenn er sagt: Es ging eine Kraft von ihm aus, die alle heilte. (Lk 6,19) [...] Der Heilige Geist geht nicht aus dem Vater hervor in den Sohn und dann aus dem Sohn zur Heiligung der Geschöpfe, sondern er geht zugleich aus jedem von ihnen hervor. Wir können auch nicht sagen, daß der Heilige Geist nicht Leben sei, weil der Vater und der Sohn Leben sind; auch hier gilt, daß gleichwie der Vater das Leben in sich selbst hat und es dem Sohn gegeben hat, das Leben in sich selbst zu haben; so gab er ihm auch, daß das Leben aus ihm hervorgehe, wie es auch aus ihm selbst hervorgeht. (Augustinus, In Joh.)

1 Das habe ich euch gesagt, damit ihr keinen Anstoß nehmt.
2 Sie werden euch aus der Synagoge ausstoßen, ja es kommt die Stunde, in der jeder, der euch tötet, meint, Gott einen heiligen Dienst zu leisten.
3 Das werden sie tun, weil sie weder den Vater noch mich erkannt haben.

Sie hatten nämlich schon beschlossen, daß einer, der Christus bekennt, aus der Synagoge ausgestossen würde. (Chrysostomus, In Joh.)

[...] Diese Worte fügt er so hinzu, als ob er durch sie die trösten wolle, die aus den jüdischen Synagogen geworfen wurden. Oder war jene Trennung von den Synagogen vielleicht solch eine bestürzende Erfahrung für sie, daß sie lieber sterben wollten, als in diesem Leben ohne die Zusammenkünfte der Juden zu verbleiben? Es sei ferne, daß die, sie nach Gottes, nicht nach der Menschen Ehre streben, sich so verwirren lassen. Dieser Sinn liegt in diesen Worten "Sie werden euch aus der Synagoge ausstoßen"; aber ihr dürft nicht die Verlassenheit fürchten. Getrennt von ihren Versammlungen freilich, werdet ihr so viele in meinem Namen versammeln, daß der Tempel, der bei ihnen war, und die Verpflichtungen des ganzen alten Gesetzes verlassen wurden; daher werden sie euch töten und dabei meinen, Gott einen Dienst zu leisten. Sie haben Eifer für Gott, aber nicht der Erkenntnis nach. Das über die Juden Gesagte müssen wir annehmen; er hat über sie gesagt: "Sie werden euch aus der Synagoge ausstoßen". Denn wenn die Zeugen, das heißt die Martyrer Christi, von den Heiden getötet werden, meinen diese dennoch nicht, Gott einen Dienst zu leisten, sondern ihren falschen Göttern. Jeder Jude aber, der die Künder Christi tötet, meint, Gott einen Dienst zu leisten, in dem Glauben, daß jeder, der sich zu Christus bekehrte, den Gott Israels verlassen hat. Daher also, im Feuer und im Eifer, den sie für Gott haben, aber nicht der Erkenntnis nach, glauben sie, Gott einen Dienst zu leisten und bringen sie [die Zeugen Christi] um. (Augustinus)

12 Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen.
13 Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in die ganze Wahrheit führen. Denn er wird nicht aus sich selbst heraus reden, sondern er wird sagen, was er hört, und euch verkünden, was kommen wird.
14 Er wird mich verherrlichen; denn er wird von dem, was mein ist, nehmen und es euch verkünden.
15 Alles, was der Vater hat, ist mein; darum habe ich gesagt: Er nimmt von dem, was mein ist, und wird es euch verkünden.

"Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen": Alle Häretiker versuchen ihre Hirngespinste, von denen der menschliche Verstand sich mit Schaudern abwendet, unter Berufung auf diese Evangelienstelle zu verteidigen. Gerade so, als ob sie das wären, was damals die Jünger nicht ertragen konnten, und als ob der Heilige Geist etwas gelehrt hätte, was zu lehren oder zu verkünden, auch ein unreiner Geist sich schämen würde. Aber das Böse, das kein Mensch von Anstand [er-]tragen kann, ist das eine; etwas anderes ist das Gute, das zu tragen über den kleinen menschlichen Verstand hinausgeht. Das eine findet man bei denen, die den Anstand verloren haben, das andere findet man bei gar keinem Menschen, der noch in diesem Leib ist. Wer von uns würde es auch wagen, sich fähig zu nennen das zu tragen, was jene nicht zu tragen vermochten? [...] Hinter diesen Worten des Herrn sollen wir also nicht irgendwelche geheimen Andeutungen suchen, die zwar vom Lehrer gesagt werden können, die der Schüler aber nicht verstehen kann. Vielmehr meint er das, was wir in unserer Glaubenslehre jedem Menschen bekannt machen. Wenn Christus auf eine Weise zu uns hätte sprechen wollen, wie er es zu den Engeln tat, welcher Mensch - auch wenn er einen Geist hätte, wie ihn selbst die Apostel nicht hatten - könnte es ertragen? Denn was auch immer die Kreatur wissen mag, es ist weniger als der Schöpfer selbst - und doch: wer kann über ihn schweigen? Wer aber, der [noch] in diesem irdischen Leib lebt, kann die ganze Wahrheit erkennen? Es sagt doch der Apostel: "Wir erkennen nur zum Teil" (1 Kor 13, 9). Durch den Heiligen Geist aber kommt es, daß wir zur Fülle gelangen, von der derselbe Apostel sagt: "dann aber [schauen wir] von Angesicht zu Angesicht" (1 Kor 13,12). Mit den Worten "Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch die ganze Wahrheit lehren" oder "... wird er euch in die ganze Wahrheit einführen" versprach uns der Herr nicht nur etwas für dieses Leben, sondern wir sollen dadurch begreifen, daß die Fülle für uns im anderen Leben bereitliegt. Der Heilige Geist aber lehrt auch jetzt die Gläubigen, und zwar so viel, als ein jeder fassen kann, und er entzündet in ihren Herzen eine immer größere Sehnsucht. (Augustinus)

Er hat gesagt: "Ihr könnt es jetzt nicht tragen." - Dann aber werdet ihr es können. Und weil der Heilige Geist euch in die ganze Wahrheit einführen wird, fügt er, damit sie ihn nicht für größer halten, hinzu: "Er wird nicht aus sich selbst heraus reden, sondern er wird sagen, was er hört." (Chrysostomus)

Er sagt also: "Er wird nicht aus sich selbst heraus reden", das heißt, nicht ohne mich und ohne meinen Willen und den des Vaters. Denn er ist nicht aus sich selbst, sondern aus dem Vater und aus mir. Das nämlich, was er ist und was er sagt, ist ihm vom Vater und von mir aus zu eigen. "Ich spreche die Wahrheit", das heißt, ich hauche ein, was ich sage, insofern er der Geist der Wahrheit ist. Sagen und sprechen aber innerhalb der Dreifaltigkeit, geschieht nicht so wie wir es gewöhnlich verstehen, sondern wie es den unkörperlichen Wesen zukommt, am meisten aber der Dreifaltigkeit, die ihren Willen in die Herzen der Gläubigen legt, und in die Herzen derer, die würdig sind, sie zu hören. Daß der Vater spricht und der Sohn hört, bezeichnet die Übereinstimmung in der Natur und im Willen bei Vater und Sohn. Der Heilige Geist aber, der der Geist der Wahrheit und der Weisheit ist, kann nicht vom Sohn etwas hören, was er nicht weiß, weil er selbst ist ja das, was von und aus dem Sohn hervorgebracht wird; das bedeutet, er ist die Wahrheit, die aus der Wahrheit hervorgeht, der Tröster, der aus dem Tröster fließt, er ist Gott von Gott, der Geist der Wahrheit, der hervorgeht. Damit nicht zuletzt jemand den Geist vom Willen und der Gemeinschaft des Vaters und des Sohnes trenne, ist noch geschrieben: "Was er hört, wird er euch verkünden." (Didymus)

 
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