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LESEJAHR B

Der Advent

4. ADVENTSSONNTAG

 

Zur LeseordnungEVANGELIUM   Lk 1,26-38
 
Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären
 
Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas
 
26 In jener Zeit wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazaret
27 zu einer Jungfrau gesandt.

Weil die Menschwerdung Christi entweder im sechsten Weltalter erfolgte, oder weil sie zur Erfüllung des Gesetzes diente, verkündet der zu Maria gesandte Engel zurecht im sechsten Monat nach der Empfängnis des Johannes die Geburt des Erlösers. Daher heißt es: Im sechsten Monat. Unter dem sechsten Monat hat man den März zu verstehen; am 25. März wurde unser Erlöser der Überlieferung nach empfangen und am 25. hat er gelitten, wie er auch am 25. Dezember geboren wurde. Nun ist, wie einige meinen, an dem einen Tag die Frühlingsnachtgleiche, und am anderen die Wintersonnwende; es ist angemessen, dass der, der in die Welt kam, um alle Menschen zu erleuchten (Joh 1,9), mit dem Wachstum des Lichtes empfangen und geboren wurde. Wenn aber jemand sagt, dass vor der Zeit der Geburt oder der Empfängnis das Licht wachse und die Finsternis überwinde, so behaupten auch wir es, weil Johannes vor seiner Ankunft des Himmelreich verkündete. (Beda)

Die himmlischen Geister kommen nicht von sich aus zu uns, sondern aus dem heraus, was sie im Glanz der himmlischen Weisheit erblicken. Daher folgt: Der Engel Gabriel wurde von Gott gesandt. (Basilius der Große)

Zur Jungfrau Maria wird kein beliebiger Engel gesandt, sondern der Erzengel Gabriel. Denn für diesen Dienst war es angemessen, dass der höchste Engel kam um die wichtigste aller Botschaften zu bringen. Er wird deshalb mit seinem Namen genannt, damit durch das Wort bezeichnet wird, was er tat. Denn Gabriel heißt "Stärke Gottes". Durch die Stärke Gottes also musste der verkündet werden, der als Herr der Kräfte und mächtig im Kampf kam, um die bösen Gewaltenwörtlich: potestates aereas - Mächte in der Luft zu überwinden. (Gregor der Große).

Es wird der Ort hinzugefügt, an den er geschickt wurde, wenn es weiter heißt: in eine Stadt in Galiläa mit Namen Nazareth: Denn als Nazaräer, d.h. als Heiliger der Heiligen, wird der Kommende verkündigt. (Glossa)

Passend ist der Beginn der Wiederherstellung des Menschengeschlechts: dass ein Engel gesandt wurde, um die Jungfrau mit der göttlichen Geburt zu heiligen; denn der erste Grund des menschlichen Verderbens war, dass die Schlange vom Teufel zur Frau geschickt wurde, um sie mit dem Geist des Hochmuts zu täuschen. Daher folgt: Zu einer Jungfrau. (Beda)

Allein die Jungfräulichkeit nämlich konnte jenen in gebührender Weise gebären, der in seinen Geburt keinen Gleichen haben konnte. Denn unser Haupt musste wegen der zeichenhaften Bedeutung des Wunders dem Leibe nach von einer Jungfrau geboren werden, weil es anzeigt, dass die Glieder der Kirche dem Geiste nach von der Jungfrau Kirche geboren werden sollten. (Augustinus)

Und zurecht wird ein Engel zur Jungfrau gesandt, weil die Jungfräulichkeit mit den Engeln immer verwandt ist. Im Fleisch außerhalb des Fleisches leben ist in der Tat kein irdisches, sondern ein himmlisches Leben. (Hieronymus)

Sie war mit einem Mann namens Josef verlobt, der aus dem Haus David stammte. Der Name der Jungfrau war Maria.

Maria heißt im Hebräischen Meeresstern, im Syrischen aber Herrin, und mit Recht, weil sie den Herrn der ganzen Welt und das ewige Licht den Weltzeiten zu gebären durfte. (Beda)

28 Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir.

Im Gegensatz zu der Stimme, die früher zu Eva gesprochen hat, wird nun die Rede an die Jungfrau gerichtet: In jener wurde die Sünde durch die Schmerzen der Geburt bestraft, in dieser wird durch die Freude die Traurigkeit vertrieben. Daher verkündet der Engel nicht zu Unrecht die Freudenbotschaft, indem er spricht: Sei gegrüßt. (Graecus)

Und mit recht heißt sie 'voll der Gnade', weil den übrigen die Gnade nur teilweise verliehen wird, in Maria sich aber die Fülle der Gnade ganz ergießt. Sie ist wirklich voll der Gnade, durch die jede Kreatur mit dem reichlichen Strom des Heiligen Geistes übergossen worden ist. Jener aber, der den Engel zur Jungfrau sandte, war schon mit der Jungfrau; der Herr ging seinem Boten voran, und der, der an allen Orten ist, konnte von keinem Ort gehalten werden. Daher folgt: Der Herr ist mit dir. (Hieronymus)

Mehr als mit mir. Derselbe nämlich ist in deinem Herzen, entsteht in deinem Schoß, erfüllt deinen Geist und in deinen Leib. (Augustinus)

Das aber ist die ganze Erfüllung der Sendung: Denn das WORT Gottes hat als der Bräutigam auf eine die Vernunft übersteigende Weise die Einigung bewirkt, er ist gleichsam der Erzeugende und zugleich der Erzeugte, und er hat die ganze menschliche Natur mit sich verbunden. Zuletzt aber steht gleichsam das Vollkommenste und zusammenfassende: Du bist gesegnet unter den Frauen. Nämlich als die einzige vor allen Frauen, damit auch in dir alle Frauen gesegnet werden, wie die Männer im SOHN; beide sind unter Männern und Frauen am meisten gesegnet. Wie nämlich durch eine Frau und einen Mann die Sünde und zugleich die Traurigkeit in die Welt kamen, so wurde jetzt durch eine Frau und einen Mann der Segen und die Freude erneuert und auf alle ausgegossen. (Graecus)

29 Sie erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe.

Da sie an diese Erscheinungen gewöhnt war, schrieb der Evangelist nicht der Erscheinung, sondern der Botschaft das Erschrecken zu, indem er sagt: Als sie das hörte, erschrak sie über seine Worte. Beachte die Reinheit und Klugheit der Jungfrau, ihre Worte und zugleich ihr Herz. Als sie die Frohe Botschaft vernommen hatte, prüfte sie die Worte. Sie widersetzte sich weder offen durch Unglauben noch gehorcht sie sofort aus Leichtsinn; so vermeidet sich zugleich den Leichtsinn Evas und die Verhärtung des Zacharias. (Graecus)

30 Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden.

Wer aber bei Gott Gnade verdient, hat keinen Grund, sich zu fürchten. Wie aber kann man Gnade finden, außer durch die Demut? Den Demütigen nämlich schenkt Gott seine Gnade. (Graecus)

Denn die Jungfrau fand Gnade vor Gott, weil sie ihre Seele mit dem Glanz ihrer Reinheit schmückte und eine Gott wohlgefällige Wohnung bereitete. Sie bewahrte nicht nur ihren Leib unversehrt, sondern auch ihr Gewissen. (Chrysostomus)

31 Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären: dem sollst du den Namen Jesus geben.

Weil viele vor ihr Gnade gefunden hatten, so wird die ihr eigene Gnade angegeben mit den Worten: Siehe, du wirst in deinem Schoß empfangen. (Origenes)

Das Wort 'Siehe' drückt die Schnelligkeit und Gegenwart aus, zum Zeichen, dass mit seinem Wort die Empfängnis geschehen ist. Es heißt: 'Du wirst in deinem Schoß empfangen', um anzuzeigen, dass der Herr von ihrem jungfräulichen Schoß und von unserer Natur Fleisch annahm. Denn das göttliche WORT kam, um die menschliche Natur, die Geburt und die Anfänge unseres Geschlechts zu reinigen. Daher wird er ohne Sünde und ohne menschlichen Samen, in allem wie wir im Fleisch empfangen und neun Monate im Schoß getragen. (Graecus)

Weil sie in besonderer Weise den Heiligen Geist empfängt und den heilbringenden Geist gebiert, gemäß dem Propheten (Jes 26,18 LXX), deshalb ist hinzugefügt: Du wirst einen Sohn gebären. Nicht alle aber sind wie Maria, dass sie das WORT gebären, wenn sie im Heiligen Geist empfangen; denn einige stoßen das WORT wie eine Fehlgeburt hinaus, andere haben Christus in ihrem Innern, aber er hat noch nicht Gestalt angenommen. (Gregor von Nyssa)

Der Name 'Jesus' bedeutet entweder "Erlöser" oder "Heiland". (Beda)

32 Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben.

Die Annahme des Fleisches beeinträchtigt die Erhabenheit der Gottheit nicht; vielmehr wird die Niedrigkeit der Menschheit erhoben. Daher folgt: Und er wird Sohn des Höchsten genannt. Nicht du wirst ihm den Namen geben, sondern er wird genannt werden - von wem anders, als vom gleichwesentlichen Vater. Denn niemand kennt den Sohn außer dem Vater (Mt 11,27). Wer aber den Gezeugten mit unfehlbarem Wissen kennt, der kann wahrhaft den angemessenen Namen erklären. Deshalb heißt es: Dieser ist mein geliebter Sohn (Mt 17,5). Er ist es von Ewigkeit her, obwohl nun zu unserer Belehrung sein Name verkündet wird. Und daher heißt es: 'genannt werden' und nicht 'werden' oder 'gezeugt werden': Denn auch vor der Welt war er mit dem Vater wesenseins. Diesen also wirst du empfangen, seine Mutter werden, diesen wird die jungfräuliche Kammer einschließen, den der Himmelsraum nicht fassen kann. (Graecus)

Übrigens halten es viele für ungeheuerlich, dass Gott in einem Leib wohnt. Wird nicht die Sonne mit ihrem materiellen Körper, wohin sie auch ihre Strahlen sendet, in ihrer eigenen Reinheit in keiner Weise beschädigt? Um so viel mehr wurde die Sonne der Gerechtigkeit, als sie im jungfräulichen Leib den reinsten Leib annahm, nicht nur nicht verletzt, sondern sie zeigte selbst die Mutter noch heiliger. (Chrysostomus)

33 Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen, und seine Herrschaft wird kein Ende haben.

Er nennt aber für die heutige Zeit 'Haus Jakobs' diejenigen, die von den Juden an ihn glauben: wie nämlich Paulus sagt: 'Nicht alle, die aus Israel sind, sind Israel; sondern die, die Söhne der Verheißung sind, werden unter seinen Namen gezählt.' (Chrysostomus)

Oder 'Haus Jakob' meint die ganze Kirche, die entweder aus der guten Wurzel heranwuchs oder, da sie ein wilder Ölbaum war, durch das Verdienst des Glaubens auf den wahren Ölbaum aufgepfropft wurde. (Beda)

Niemand aber kann in Ewigkeit regieren außer Gott allein; wenn es daher wegen der Menschwerdung bei ihm heißt, dass er auf dem Thron Davids sitze, so wird doch derselbe, insofern er Gott ist, als ewiger König erkannt. Es folgt: Und seine Herrschaft wird kein Ende haben: nicht nur, insofern er Gott ist, sondern auch, insofern er Mensch ist. Jetzt hat er die Herrschaft über viele, am Ende aber über alle, wenn ihm alles unterworfen werden wird. (Graecus)

34 Maria sagte zu dem Engel: Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?

Maria durfte weder dem Engel nicht glauben, noch sich so blindlings das Göttliche anmaßen. Daher heißt es: Maria aber sprach zum Engel: Wie soll das geschehen? Diese Antwort ist milder als die Worte des Priesters. Maria sagt: Wie soll das geschehen? Zacharias antwortete: Woran kann ich das erkennen? Er glaubt nicht und sucht gleichsam für den Glauben noch einen anderen Urheber. Sie aber bekennt, dass es geschieht und zweifelt nicht, dass es geschehen soll - nur fragt sie wie. Maria hatte gelesen: 'Sie die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären', und daher glaubt sie es; aber sie hatte nicht gelesen, wie es sich erfüllen sollte. Denn selbst einem so großen Propheten wie Jesaja war nicht offenbart worden, wie es geschehen sollte. Ein so großes Geheimnis nämlich sollte nicht von einem Menschen, sondern von einem Engel ausgesprochen werden. (Ambrosius)

Diese Worte Marias zeigen, was sie im Innern ihres Herzen vorhatte. Denn wenn sie sich der ehelichen Vereinigung wegen mit Josef verlobt hätte, warum wundert sie sich dann, als ihr die Empfängnis verkündet wird, da sie ja erwarten konnte, ganz natürlich zu gegebener Zeit Mutter zu werden? Weil sie aber ihren Leib Gott gleichsam als heiliges Opfer dargebracht hatte, musste sie ihn unversehrt bewahren. Daher sagt sie: Weil ich keinen Mann erkenne; als ob sie sagt: Wenn du auch ein Engel bist, so sieht man doch, dass es unmöglich ist, dass ich einen Mann erkenne. Wie also soll ich Mutter werden ohne einen Ehemann? (Gregor von Nyssa)

Aber betrachte, wie der Engel den Zweifel der Jungfrau auflöst, und die unbefleckte Empfängnis und die unaussprechliche Geburt erklärt. Denn es folgt: (Graecus)

35 Der Engel antwortete ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden.

Maria durfte weder dem Engel nicht glauben, noch sich so blindlings das Göttliche anmaßen. Daher heißt es: Maria aber sprach zum Engel: Wie soll das geschehen? Diese Antwort ist milder als die Worte des Priesters. Maria sagt: Wie soll das geschehen? Zacharias antwortete: Woran kann ich das erkennen? Er glaubt nicht und sucht gleichsam für den Glauben noch einen anderen Urheber. Sie aber bekennt, dass es geschieht und zweifelt nicht, dass es geschehen soll - nur fragt sie wie. Maria hatte gelesen: 'Sie die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären', und daher glaubt sie es; aber sie hatte nicht gelesen, wie es sich erfüllen sollte. Denn selbst einem so großen Propheten wie Jesaja war nicht offenbart worden, wie es geschehen sollte. Ein so großes Geheimnis nämlich sollte nicht von einem Menschen, sondern von einem Engel ausgesprochen werden. (Ambrosius)

Diese Worte Marias zeigen, was sie im Innern ihres Herzen vorhatte. Denn wenn sie sich der ehelichen Vereinigung wegen mit Josef verlobt hätte, warum wundert sie sich dann, als ihr die Empfängnis verkündet wird, da sie ja erwarten konnte, ganz natürlich zu gegebener Zeit Mutter zu werden? Weil sie aber ihren Leib Gott gleichsam als heiliges Opfer dargebracht hatte, musste sie ihn unversehrt bewahren. Daher sagt sie: Weil ich keinen Mann erkenne; als ob sie sagt: Wenn du auch ein Engel bist, so sieht man doch, dass es unmöglich ist, dass ich einen Mann erkenne. Wie also soll ich Mutter werden ohne einen Ehemann? (Gregor von Nyssa)

Aber betrachte, wie der Engel den Zweifel der Jungfrau auflöst, und die unbefleckte Empfängnis und die unaussprechliche Geburt erklärt. Denn es folgt: (Graecus)

36 Auch Elisabet, deine Verwandte, hat noch in ihrem Alter einen Sohn empfangen; obwohl sie als unfruchtbar galt, ist sie jetzt schon im sechsten Monat.
Damit also die Jungfrau nicht zweifelte, dass sie gebären werde, wurde ihr das Beispiel der unfruchtbaren alten Frau vorgestellt, die ein Kind erwartete. So sollte sie lernen, dass für Gott alles möglich ist, auch das, was der natürlichen Ordnung entgegengesetzt scheint. Daher folgt: (Beda)
37 Denn für Gott ist nichts unmöglich.
Denn da er der Herr der Natur ist, vermag er alles, wenn er will, ER, der alles lenkt und leitet, der Macht hat über Leben und Tod. (Chrysostomus)
38 Da sagte Maria: Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast. Danach verließ sie der Engel.

Sieh die Demut der Jungfrau, sieh ihre Hingabe. 'Magd' nennt sich die, die zur Mutter erwählt und doch durch die unerwartete Verheißung nicht hochmütig wurde. Denn da sie den gebären sollte, der sanft und demütig ist, musste auch sie selbst sich durch Demut auszeichnen. Indem sie sich 'Magd' nannte, maßte sie sich keinen Anspruch auf eine so große Gnade an, und sie tat, was ihr befohlen wurde. (Ambrosius)

Nachdem der Engel die Einwilligung der Jungfrau erhalten hatte, begab er sich gleich wieder in den Himmel. (Beda)

Er hatte nicht nur erreicht, was er wollte, sondern er war erstaunt über die jungfräuliche Gestalt und die Fülle ihrer Tugend. (Eusebius)

 
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