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LESEJAHR B

Die Zeit im Jahreskreis

2. SONNTAG IM JAHRESKREIS

 

Zur LeseordnungEVANGELIUM   Joh 1,35-42
 
Sie folgten Jesus und sahen, wo er wohnte, und blieben bei ihm
 
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes
 
In jener Zeit
35 stand Johannes am Jordan, wo er taufte, und zwei seiner Jünger standen bei ihm.
36 Als Jesus vorüberging, richtete Johannes seinen Blick auf ihn und sagte: Seht, das Lamm Gottes!

Er richtete seinen Blick auf ihn, heißt es, und durch seinen Blick zeigte er, wie sehr er an Christus Gefallen hatte und ihn bewunderte. (Theophylaktus)

Johannes war nämlich ein Freund des Bräutigams. Er suchte nicht seine eigene Ehre, sondern legte Zeugnis ab für die Wahrheit: Er wollte seine Jünger nicht bei sich zurückhalten und sie so abhalten, dem HERRN nachzufolgen. Vielmehr zeigte er ihnen, wem sie folgen sollten, indem er sagte: Seht, das Lamm Gottes! (Augustinus)

Denn er allein wird als Lamm bezeichnet, weil er allein ohne Makel, ohne Sünde ist. Nicht weil seine Makel abgewaschen worden wären, sondern weil kein Makel an ihm war. Er allein ist das Lamm Gottes, weil allein durch das Blut dieses Lammes die Menschen gerettet werden konnten. Er ist das Lamm, das die Wölfe fürchten, das Lamm, das im Tod den Löwen tötet. (Augustinus)

37 Die beiden Jünger hörten, was er sagte, und folgten Jesus.

Beachte aber, daß [Johannes] keinen Jünger gewann als er sprach: Er, der nach mir kommt, ist mir voraus, weil er vor mir war. und Ich bin es nicht wert, ihm die Schuhe aufzuschnüren. Als er aber über das Erlösungswerk redete und auf seine Erniedrigung zu sprechen kam und sagte: Seht, das Lamm Gottes! da sind ihm die Jünger gefolgt. Viele Menschen nämlich berührt es mehr, wenn sie hören, daß Gott gütig und menschenfreundlich ist, wenn es um das Heil der Menschen geht, als wenn etwas Großes und Erhabenes von Gott gesagt wird. (Chrysostomus)

38 Jesus aber wandte sich um, und als er sah, daß sie ihm folgten, fragte er sie: Was wollt ihr?Nach dem gr. Text besser: 'Was sucht ihr?' Sie sagten zu ihm: Rabbi - das heißt übersetzt: Meister -, wo wohnst du?

Die Jünger folgten also Jesus, der ihnen den Rücken zuwandte, um ihn zu sehen; denn sie konnten das Gesicht des HERRN nicht sehen. Daher wandte er sich um, neigte sich gleichsam von seiner Majestät herab, damit die Jünger sein Angesicht betrachten konnten. (Alkuin)

Sie wollen aus seiner Lehre nicht nur vorübergehend Nutzen ziehen, sondern sie fragen, wo er wohnt, um im Verborgenen seine Worte aufzunehmen und ihn dann öfters besuchen zu können und so vollständiger gelehrt zu werden. Im geistlichen Sinn aber wollen sie, daß ihnen gezeigt wird, in welchen Menschen Christus wohnt, damit sie nach deren Beispiel so leben, daß Er in ihnen wohnen will.
Oder: Wenn sie Christus vorübergehen sehen und sogleich fragen, wo er wohnt, ist das für uns ein Aufruf, daß wir, wenn wir uns an seine Menschwerdung erinnern, ihn sogleich inständig bitten sollen, uns die ewigen Wohnungen zu zeigen. (Alkuin)

39 Er antwortete: Kommt und seht! Da gingen sie mit und sahen, wo er wohnte, und blieben jenen Tag bei ihm; es war um die zehnte Stunde.

Er sagt ihnen: Kommt und seht! so als wollte er sagen: Meine Wohnung kann nicht mit Worten erklärt, sondern nur durch das Werk gezeigt werden. (Alkuin)

Oder: Mit dem Wort Kommt lädt er zur Aktion ein, mit dem Wort Seht zur Kontemplation. (Origenes)

Christus aber beschreibt ihnen weder ein Haus noch einen Ort, sondern er führt sie zur Nachfolge. Er sagte nicht: Jetzt ist nicht die Zeit dazu, ihr werdet es morgen hören, wenn ihr es erfahren wollt. Sondern er spricht zu ihnen wie zu Freunden und Vertrauten. (Chrysostomus)

Was für einen schönen Tag aber verbrachten [die Jünger bei Jesus], was für eine glückselige Nacht! Erbauen also auch wir uns in unserem Herzen und machen wir ein Haus, in das Er kommen und uns lehren kann. (Augustinus)

Nicht ohne Grund gab der Evangelist auch die Zeit an, wenn er anfügt: Es war aber um die zehnte Stunde. Damit gibt er Lehrern und Schülern gleichermaßen zu verstehen, daß die [fortgeschrittene] Zeit kein Grund ist, die Lehre zu unterbrechen. (Theophylactus)

Denn sie zeigten großen Eifer, ihn zu hören, da sie auch von der späten Stunde nicht abgehalten wurden, als die Sonne schon unterging. (Chrysostomus )

40 Andreas, der Bruder des Simon Petrus, war einer der beiden, die das Wort des Johannes gehört hatten und Jesus gefolgt waren.

Warum wird aber der Name des anderen nicht angegeben? Einige sagen: Weil der andere, der ihm nachfolgte, der Evangelist selbst ist. Andere meinen: Weil jener andere nicht bekannt war - was nützte es dann, seinen Namen zu kennen? Die zweiundsiebzig Jünger hat der Evangelist auch nicht mit Namen genannt. (Chrysostomus)

41 Dieser traf zuerst seinen Bruder Simon und sagte zu ihm: Wir haben den Messias gefunden. Messias heißt übersetzt: der Gesalbte - Christus.

Andreas behielt das, was er von Jesus erfahren hatte, nicht für sich, sondern er eilt schnell zu seinem Bruder, um ihm das Gute mitzuteilen, das er empfangen hat. (Chrysostomus)

Denn das heißt wahrhaft den HERRN finden, in wahrer Liebe zu Ihm zu glühen: daß man auch für das Heil seines Bruders Sorge trägt. (Beda)

42 Er führte ihn zu Jesus. Jesus blickte ihn an und sagte: Du bist Simon, der Sohn des Johannes, du sollst Kephas heißen. Kephas bedeutet: Fels - Petrus.

[Jesus] blickte [Petrus] aber nicht nur mit äußeren Augen an, sondern mit dem ewigen Blick seiner Gottheit sah er die Einfachheit seines Herzens und die Größe seines Geistes. Deswegen verdiente er, Vorsteher der ganzen Kirche zu werden. [...] Petrus leitet sich von 'Felsen' ab. Er wird Petrus genannt wegen der Festigkeit seines Glaubens, mit dem er jenem Felsen anhängt, von dem der Apostel sagt: Der Fels aber war Christus. (1 Kor 10, 4) Denen, die auf ihn hoffen, gibt er Schutz vor dem Hinterhalt des Feindes, und er teilt ihnen Ströme geistlicher Gnadengaben mit. (Beda)

Als Christus aber den Namen [des Petrus] änderte, wollte er zeigen, daß auch der Name, den seine Eltern ihm gegeben hatten, auf eine Tugend hinwies. 'Simon' bedeutet nämlich 'gehorsam', 'Jonas' bedeutet 'Gnade' oder 'Taube', gleich als wolle er sagen: Du bist gehorsam, ein Sohn der Gnade, oder ein Sohn der Taube, d. h. des Heiligen Geistes: Denn du hast vom Heiligen Geist die Demut empfangen, so daß du mich sehen wolltest, als Andreas dich rief. Der Ältere weigerte sich nicht, dem Jüngern zu folgen: Denn wo es sich um das Verdienst des Glaubens handelt, gilt das Alter nichts. (Alkuin)

 
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