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LESEJAHR B

Die Drei Österlichen Tage und die Osterzeit

6. SONNTAG DER OSTERZEIT

 

Zur LeseordnungEVANGELIUM   Joh 15,9-17
 
Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt
 
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes
 
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
9 Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe!

Sieh, woher unsere guten Werke kommen! Woher, wenn nicht aus dem Glauben, der in der Liebe wirksam ist? Wie aber könnten wir lieben, wenn wir nicht zuvor geliebt würden? (Augustinus)

10 Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben, so wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe.

Wer wüßte nicht, daß die Liebe dem Halten der Gebote vorangeht? Wer nämlich nicht liebt, hat nichts, womit er die Gebote halten könnte. Was also hier gesagt wird, zeigt nicht, woher die Liebe kommt, sondern wodurch sie sich äußert; damit niemand sich täusche und sage, daß er liebt, wenn er seine Gebote nicht hält. [...] Wir halten also nicht zuerst seine Gebote, damit er uns liebt; vielmehr könnten wir seine Gebote gar nicht halten, wenn er uns nicht liebte. Dies ist die Gnade, die den Demütigen offenbar, den Stolzen aber verborgen ist. (Augustinus)

11 Dies habe ich euch gesagt, damit meine Freude in euch ist und damit eure Freude vollkommen wird.

Was aber ist die Freude Christi in uns, als daß ER sich an uns freuen will? Und was ist unsere Freude, die nach seinen Worten vollkommen sein soll, anderes als die Gemeinschaft mit IHM? Er selbst hatte bereits die vollkommene Freude an uns, als er sich in seinem Vorherwissen und seiner Vorherbestimmung an uns freute; aber diese Freude war noch nicht in uns, weil wir, in denen sie sein könnte, noch nicht da waren. Sie begann aber in uns, als er uns gerufen hat. Das nennen wir mit Recht unsere Freude. Durch sie werden wir glückselig sein; was im Glauben der Wiedergeborenen beginnt, wird im Lohn der Auferstandenen vollendet. (Augustinus)

12 Das ist mein Gebot: Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe.

Wenn aber alle heiligen Schriften voll sind von Geboten des Herrn, warum spricht er hier von der Liebe wie von einem einzigartigen Gebot? Deshalb, weil es in jedem Gebot nur um die Liebe geht, und so alle Gebote eins sind. Was auch immer geboten wird, hat allein in der Liebe seinen Grund. Wie nämlich die vielen Zweige eines Baumes aus einer Wurzel hervorgehen, so entstehen die vielen Tugenden aus der einen Liebe. Auch hat kein Zweig eines guten Werkes irgendeine Kraft, wenn er nicht in der Wurzel der Liebe bleibt. (Gregor der Große)

Wo also die Liebe ist, was kann da fehlen? Wo aber keine Liebe ist, was kann einen Nutzen bringen? Diese Liebe unterscheidet sich aber von der Liebe, mit der sich die Menschen gegenseitig als Menschen lieben: daher ist angefügt: wie ich euch geliebt habe. (Augustinus)

13 Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt.

Wer aber in Friedenszeiten für Gott nicht sein Kleid gibt, wie will der in der Verfolgung sein Leben geben? Die Stärke der Liebe wird also im Frieden durch die Barmherzigkeit genährt, damit sie in der Verfolgung siegreich bleibt. (Gregor der Große)

14 Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage.
15 Ich nenne euch nicht mehr Knechte; denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Vielmehr habe ich euch Freunde genannt; denn ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe.

Wie es zwei Arten von Furcht gibt, so auch zwei Arten von Knechtschaft. Es gibt die Furcht, die durch die vollkommene Liebe vertrieben wird. In ihr wird zusammen mit der Furcht auch die Knechtschaft vertrieben. Und es gibt eine andere, reine Furcht, die in Ewigkeit bleibt. [...] Weil ER uns Macht gab, Kinder Gottes zu werden, können wir, die wir Knechte sind, auf wunderbare Weise nicht Knechte sein. Wir wissen aber, daß der Herr das macht. (Augustinus)

Alles, was er vom Vater gehört hat, was er seinen Knechten bekannt machen will, das sind die Freuden der inneren Liebe und das Fest der himmlischen Heimat. Das teilt er unserm Geist täglich durch den Anhauch seiner Liebe mit: Denn wenn wir die himmlischen Güter, von denen wir hören, lieben, kennen wir das Geliebte bereits, weil die Liebe selbst schon Erkenntnis ist. Alles also hatte er ihnen bekannt gemacht, weil sie, von irdischen Wünschen unbeeindruckt, im Feuer der höchsten Liebe brannten. (Gregor der Große)

16 Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, daß ihr euch aufmacht und Frucht bringt und daß eure Frucht bleibt. Dann wird euch der Vater alles geben, um was ihr ihn in meinem Namen bittet.

Jeder, der zu dieser Würde gelangt, daß er Freund Gottes genannt wird, soll dieses Geschenk, das er empfängt, nicht seinen eigenen Verdiensten zuschreiben. (Gregor der Große)

Und seht, wie er nicht die Guten erwählt, sondern die, die er erwählt, gut macht. [...] Er selbst ist der Weg, auf den er uns stellt, damit wir ihn gehen. (Augustinus)

Ich habe euch also hingestellt, d.h. in der Gnade begründet, damit ihr euch aufmacht durch das Wollen - denn "wollen" heißt schon "im Geiste vorwärts gehen" - und Frucht bringt durch die Werke. (Gregor der Große)

Die Liebe also ist unsere Frucht; jetzt ersehnen wir sie, wir besitzen sie noch nicht in Fülle. Und durch diese Sehnsucht gibt uns der Vater alles, was wir im Namen des eingeborenen Sohnes erbitten. [...] Das aber erbitten wir im Namen des Heilands, was uns zum Heile dient. (Augustinus)

17 Dies trage ich euch auf: Liebt einander!

Daher sagt der Apostel: Die Frucht des Geistes ist die Liebe. (Gal 5, 22) Danach leitet er alles Weitere, gleichsam aus dieser Quelle entspringend, von ihr ab und verbindet es mit ihr. Mit Recht also gebietet er so oft die Liebe, als wäre sie das einzige Gebot. Ohne sie nützen die anderen Güter nichts und niemand kann sie ohne die anderen guten Werke haben, durch die der Mensch gut gemacht wird. (Augustinus)

 
Wo Christi Himmelfahrt an dem darauffolgenden Sonntag gefeiert wird, kann auch das Evangelium Joh 17,6a.11b-19 vom 7. Sonntag der Osterzeit genommen werden.
 
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