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LESEJAHR B

Die Weihnachtszeit

Sonntag in der Weihnachtsoktav

FEST DER HEILIGEN FAMILIE

 

Zur LeseordnungEVANGELIUM   Lk 2,22-40
 
Das Kind wuchs heran; Gott erfüllte es mit Weisheit
 
Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas
 
22 Es kam für die Eltern Jesu der Tag der vom Gesetz des Mose vorgeschriebenen Reinigung. Sie brachten das Kind nach Jerusalem hinauf, um es dem Herrn zu weihen,

Ebenso wie Christus sich freiwillig dem Gesetz unterstellte, um uns von der Fessel des Gesetzes zu lösen, so unterstellte sich auch die heilige Maria aus freiem Willen dem Gesetz. (Beda)

Wann wäre denn jemals der Herr dem Angesicht seines Vaters verborgen gewesen, oder welcher Ort wäre von seiner Herrschaft ausgenommen, so daß man ihn nach Jerusalem tragen und in den Tempel bringen müßte, damit er nicht [mehr] vom Vater getrennt ist? Gewiß steht dies unseretwegen geschrieben! Ebenso wie er nicht seinetwegen Mensch wurde und im Fleisch beschnitten wurde, sondern um uns zu Göttern zu machen, und damit wir geistlich beschnitten würden, so wird er auch unseretwegen Gott dem Herrn dargestellt, damit wir lernen, uns in Gottes Gegenwart zu stellen. (Athanasius)

23 gemäß dem Gesetz des Herrn, in dem es heißt: Jede männliche Erstgeburt soll dem Herrn geweiht sein.

Wo sind diejenigen, die behaupten, Christus habe im Evangelium nicht den Gott des Alten Gesetzes verkündigt? Soll man etwa glauben, daß der gute Gott seinen Sohn dem Gesetz des Feindes unterworfen habe, das er nicht selbst gegeben habe? (Origenes)

Es heißt im Gesetz des Mose: "Alles Männliche, das den Mutterschoß öffnet, wird als dem Herrn heilig bezeichnet." (Ex 13,2) Das bezieht sich auf Mensch und Tier. Es ist Vorschrift, daß beides "dem Herrn heilig genannt" werde, das heißt, dem Priester gehöre, so daß er für den erstgeborenen Sohn einen Lösepreis erhält. (Beda)

Diese Gesetzesvorschrift wird offenbar auf einzigartige, von den anderen Fällen unterschiedene Weise allein im menschgewordenen Gottessohn erfüllt: Er allein, auf unaussprechliche Weise empfangen, auf eine Weise ans Licht der Welt getreten, die alles Begreifen übersteigt, er öffnete den jungfräulichen Schoß, der vorher nicht geöffnet war durch ein eheliches Zusammensein, und er bewahrte das Siegel der Keuschheit unverletzt auch nach der wunderbaren Geburt. (Gregor von Nyssa)

Er, der den Schoß auch einer anderen Frau geheiligt hat, so daß sie einen Propheten gebar, er öffnete den Schoß seiner Mutter, um unversehrt hervorzugehen. (Ambrosius)

Als Gabriel sprach: "Das Heilige, das aus dir geboren wird, wird Sohn Gottes heißen", rief er in Erinnerung, daß jenes Wort des Gesetzes allein auf ihn zutrifft. Mit Bedacht stellt das Evangelium fest, daß auch die übrigen Erstgeborenen "heilig" genannt werden, insofern sie nämlich diese Bezeichnung dadurch erlangen, daß sie Gott dargebracht werden. Von ihm, "dem Erstgeborenen der ganzen Schöpfung" aber verkündet der Engel, daß er bereits heilig geboren wird: er ist in seinem ganzen Sein heilig, die Heiligkeit gehört in eigentlicher Weise zu ihm. (Gregor von Nyssa)

O Tiefe der Weisheit und des Erkennens Gottes! Er, der durch die verschiedenen Opfergaben zusammen mit dem Vater geehrt wird, bringt Opfer dar. Die Wahrheit selbst beachtet die schattenhaften Bilder des Gesetzes; der gleiche, der als Gott das Gesetz gab, beachtet es als Mensch. (Cyrill)

24 Auch wollten sie ihr Opfer darbringen, wie es das Gesetz des Herrn vorschreibt: ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben.

Das ist das Opfer der armen Leute. Der Herr hatte im Gesetz vorgeschrieben, daß alle, denen es möglich war, für einen Sohn oder eine Tochter ein Lamm und zugleich eine Taube oder Turteltaube darbringen sollten. Die aber nicht genug besaßen, um ein Lamm darzubringen, sollten ein Paar junge Tauben oder Turteltauben darbringen. Obwohl der Herr reich war, wollte er sich bis zur Armut herabbeugen, um uns an seinem Reichtum teilhaben zu lassen. (Beda)

Die Taube bezeichnet die schlichte Einfalt, die Turteltaube die Keuschheit [...]; wenn diese nämlich ihren Partner verliert, bemüht sie sich nicht, einen neuen zu finden. Ganz zu recht werden also Tauben oder Turteltauben dem Herrn zum Opfer dargebracht; denn der schlichte und keusche Lebenswandel der Gläubigen ist in seinen Augen ein wohlgefälliges Opfer der Gerechtigkeit.
Beide Vogelarten haben die Gewohnheit [gurrend] zu seufzen, und daher versinnbilden sie auch die Trauer der Christgläubigen in diesem gegenwärtigen Leben. Ein Unterschied besteht zwischen ihnen: daß die Turteltaube vereinzelt fliegt, die Tauben aber in Scharen. Die eine ist daher Sinnbild für die Tränen im einsamen Gebet, die andere für die gottesdienstliche Versammlung der Kirche. (Beda)

25 In Jerusalem lebte damals ein Mann namens Simeon. Er war gerecht und fromm und wartete auf die Rettung Israels, und der Heilige Geist ruhte auf ihm.

Der besonnene Simeon erwartete nicht weltliches Wohlergehen als Tröstung für Israel, sondern daß es hinübergeführt werde zum Glanz der Wahrheit, durch die Trennung von den Schatten des Gesetzes. (Gregor von Nyssa)

26 Vom Heiligen Geist war ihm offenbart worden, er werde den Tod nicht schauen, ehe er den Messias des Herrn gesehen habe.
27 Jetzt wurde er vom Geist in den Tempel geführt; und als die Eltern Jesus hereinbrachten, um zu erfüllen, was nach dem Gesetz üblich war,
28 nahm Simeon das Kind in seine Arme und pries Gott mit den Worten:

Der gemäß dem Gesetz Gerechte nahm den Jesusknaben auf seine Arme: das bedeutet, daß die Gerechtigkeit der Werke, die im Gesetz gründet und durch die Hände und Arme versinnbildet wird, durch die heilbringende Gnade demütigen Glaubens an das Evangelium gewandelt werden muß. Der alte Mann schloß den Knaben Christus in seine Arme. Das sollte zum Ausdruck bringen, daß diese Weltzeit, alt und müde geworden, zur Kindheit und Unschuld des christlichen Wandels zurückkehren solle. (Beda)

29 Nun läßt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden.

Sieh, wie der gerechte Mann "aufgelöst zu werden" wünscht (vgl. Phil 1, 23), da er noch in der Schwere des Körpers gleichsam eingekerkert ist, auf daß er beginne, "mit Christus zu sein". Wer "entlassen" werden will, der komme zum Tempel, der komme nach Jerusalem, der erwarte den Gesalbten des Herrn, der nehme das WORT Gottes auf und umarme es sozusagen mit den Armen des Glaubens. Dann wird er "entlassen" werden, so daß er den Tod nicht schaut - da er das LEBEN gesehen hat. (Ambrosius)

30 Denn meine Augen haben das Heil gesehen,

Selig sind deine Augen, die Augen des Leibes und der Seele! Jene haben Gott sichtbar erblickt, diese aber haben nicht nur das Gesehene betrachtet, sondern durch den Lichtstrahl des Heiligen Geistes erleuchtet, das WORT im Fleisch erkannt. Das "Heil" nämlich, das du mit deinen Augen gesehen hast, ist Jesus selbst: sein Name verkündet "Heil". (Gregor von Nyssa)

31 das du vor allen Völkern bereitet hast,

Das heißt: das Heil, das durch Christus der ganzen Welt bereitet ist. Warum hieß es dann oben, er habe die Tröstung Israels erwartet? Weil er im Hl. Geist erkannte, daß Israel dann gerettet und getröstet werde, wenn auch allen anderen Völkern das Heil bereitet sei. (Athanasius)

Beachtet die geistige Klarheit dieses ehrwürdigen Mannes! Bevor er dieser seligen Schau gewürdigt ward, erwartete er die Tröstung Israels. Sobald er aber erhalten hatte, was er erhoffte, rief er, er habe das Heil aller Völker gesehen. Der unaussprechliche Glanz des Kindes erleuchtete ihn in solchem Maß, daß ihm sogleich kund wurde, was die künftigen Zeiten bringen würden. (Graecus)

32 ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel.

Die Heidenvölker saßen vor dem Kommen Christi in tiefster Dunkelheit, sie waren ja der Erkenntnis des wahren Gottes beraubt. [...] Israel dagegen wurde von einem, freilich schwachen, Lichtstrahl erhellt: dem Gesetz. Darum sagt Simeon von Israel nicht, daß Jesus ihnen Licht bringe, sondern "herrlichen Glanz".Lat.: gloria Er ruft jene alte Erzählung in Erinnerung, daß Moses Gesicht nach der Unterredung mit Gott in starkem Glanz leuchtete; und ebenso werden jene, die den göttlichen Glanz in der Menschheit Christi erkennen und die alte Decke abwerfen, in das Bild dieses Glanzes verwandelt werden, von Herrlichkeit zu Herrlichkeit.2 Kor 3, 7.16.18; 4, 6 (Athanasius)

33 Sein Vater und seine Mutter staunten über die Worte, die über Jesus gesagt wurden.
34 Und Simeon segnete sie und sagte zu Maria, der Mutter Jesu: Dieser ist dazu bestimmt, daß in Israel viele durch ihn zu Fall kommen und viele aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird.

Licht ist auch dann Licht, wenn es schwache Augen stört. Und ebenso bleibt der Erlöser der Erlöser, auch wenn durch ihn viele zu Fall kommen. Daß sie zu Fall kommen, hat seinen Grund nicht in seinem Tun, sondern in ihrer Verblendung. "Wieder aufgerichtet werden"Auferstehen, lat.: resurrectio aber bedeutet: ein neues Leben zu führen. Wenn ein Wollüstiger keusch wird, ein Geizhals barmherzig, ein Jähzorniger umgänglich, dann ist das eine Auferstehungsfeier. Die Sünde stirbt, die Gerechtigkeit steht auf. (Chrysostomus)

Die Schrift nennt vor allem das Kreuz das "Zeichen, das Widerspruch erfährt". (Basilius der Große)

Alles, was von Christus berichtet wird, ist ein Zeichen, dem widersprochen wird. Es widersprechen nicht diejenigen, die an ihn glauben; nein, wir wissen, daß alles, was über ihn geschrieben ist, wahr ist. Aber für die, die nicht glauben, ist alles, was über ihn geschrieben ist, ein Zeichen, dem sie widersprechen. (Origenes)

Dies wird zwar über den Sohn gesagt, aber die Worte richten sich an seine Mutter. Sie betrifft alles auch in eigener Person: Prüfung wie Verherrlichung. Nicht nur Glück sagt er voraus, sondern auch Schmerz. (Gregor von Nyssa)

35 Dadurch sollen die Gedanken vieler Menschen offenbar werden. Dir selbst aber wird ein Schwert durch die Seele dringen.

Der Schmerz über das Leiden des Herrn hat ihre Seele durchdrungen. Obgleich sie nicht zweifelte, daß Christus als der Sohn Gottes den Tod freiwillig auf sich nahm und ihn auch besiegen werde, war es doch nicht möglich, ihn, ihr leibliches Kind, gekreuzigt zu sehen, ohne tiefen Schmerz zu empfinden. (Origenes)

Bis zur Vollendung der Welt wird das Schwert der Anfechtung und Trübsal nicht ablassen, durch die Seele der Kirche zu dringen: wenn sie darüber mit Seufzen und Klagen daran denkt, daß dem Zeichen des Glaubens frech widersprochen wird, daß viele, die das Wort Gottes gehört haben und mit Christus zum Leben erstanden sind, vom Glauben abfallen, wenn sie sehen muß, wie die im Herzen verborgenen Gedanken vieler offenkundig werden: daß dort, wo sie die beste Saat des Evangeliums ausgestreut hat, das Unkraut der Laster wuchert oder gar alleine sprießt. (Beda)

Böse Gedanken waren in den Menschen. Sie wurden deswegen "offenbar", damit sie durch ihn getötet würden, der für uns gestorben ist. Solange sie nämlich verborgen waren, konnten sie unmöglich ganz abgetötet werden. Darum müssen wir, wenn wir gesündigt haben, sprechen: Meine Sünde ist dir nicht verborgen (Ps 32,5). Wenn wir unsere Sünden nicht nur Gott, sondern auch denen offenbaren, die unsere Wunden zu heilen vermögen, dann werden unsere Vergehen ausgetilgt. (Origenes)

36 Damals lebte auch eine Prophetin namens Hanna, eine Tochter Penuëls, aus dem Stamm Ascher. Sie war schon hochbetagt. Als junges Mädchen hatte sie geheiratet und sieben Jahre mit ihrem Mann gelebt;

Simeon hat prophetisch geredet, ebenso die verheiratete Frau Elisabeth und die Jungfrau Maria. Es sollte auch eine Witwe prophetisch sprechen. (Ambrosius, In Lucam)

37 nun war sie eine Witwe von vierundachtzig Jahren. Sie hielt sich ständig im Tempel auf und diente Gott Tag und Nacht mit Fasten und Beten.

Daran sieht man, daß sie auch die anderen Tugenden besaß. Sie war in an Tugenden dem Simeon gleich. Sie waren beide zu gleicher Zeit im Tempel, sie wurden beide der Gabe der Prophetie gewürdigt. (Gregor von Nyssa)

38 In diesem Augenblick nun trat sie hinzu, pries Gott und sprach über das Kind zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten.

Sie pries Gott,Lat.: confitebatur das heißt, sie sagte ihm Dank, weil sie das Heil der Welt in Israel sah, und sie bekannteLat.: confitebatur! von Jesus, daß er der Erlöser, der Retter sei. (Gregor von Nyssa)

39 Als seine Eltern alles getan hatten, was das Gesetz des Herrn vorschreibt, kehrten sie nach Galiläa in ihre Stadt Nazaret zurück.
40 Das Kind wuchs heran und wurde kräftig; Gott erfüllte es mit Weisheit, und seine Gnade ruhte auf ihm.

Ganz passend erwähnt der Evangelist zusammen mit dem zunehmenden Alter auch das Wachstum an Weisheit. Denn entsprechend dem Alter enthüllte die göttliche Natur ihre eigene Weisheit. (Cyrill)

Hätte er nämlich schon als kleines Kind all seine Weisheit gezeigt, so wäre das als erschreckend und nicht geheuer erschienen. Doch mit zunehmendem Alter zeigte er sich selbst, um so den ganzen Erdkreis zu erfüllen. Daß er "im Geist an Kraft zunahm", heißt nicht, daß er die Weisheit empfangen habe. Denn wie könnte jemand, der vollkommen ist von Anfang an, später noch vollkommener werden? Darum folgt: Er war "erfüllt von Weisheit". (Theophylactus)

 
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