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LESEJAHR C

Die Zeit im Jahreskreis

19. SONNTAG IM JAHRESKREIS

 

Zur LeseordnungEVANGELIUM   Lk 12,32-48
 
Haltet auch ihr euch bereit!
 
Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas
 
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
32 Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn euer Vater hat beschlossen, euch das Reich zu geben.

Als kleine Herde bezeichnet der Herr die, die seine Jünger werden wollen: entweder weil in dieser Zeit die Heiligen gering erscheinen wegen ihrer freiwilligen Armut, oder weil sie übertroffen werden von der Schar der Engel, die alles Unsrige unvergleichlich übersteigen. (Theophylactus)

Warum sie sich nicht zu fürchten brauchen, zeigt er mit den Worten: Denn euer Vater hat beschlossen, euch das Reich zu geben, gleich als wolle er sagen: Wie sollte der, der so Kostbares schenkt, gegen euch nicht milde sein wollen? Denn obwohl die Herde klein ist, gering ihrer Natur nach, gering an Zahl, gering an Ansehen - die Güte des Vaters verlieh dieser kleinen Herde dennoch das Los der himmlischen Geister, nämlich das Himmelreich. Damit ihr also das Himmelreich besitzt, verachtet die irdischen Schätze! (Cyrill)

33 Verkauft eure Habe, und gebt den Erlös den Armen! Macht euch Geldbeutel, die nicht zerreißen. Verschafft euch einen Schatz, der nicht abnimmt, droben im Himmel, wo kein Dieb ihn findet und keine Motte ihn frißt.

Damit sagt er: Habt keine Angst, daß es euch, die ihr für das Reich Gottes kämpft, an etwas Lebensnotwendigem fehlen könnte! (Beda)

Almosen besteht nicht nur in Geld, sondern auch in Dingen: darin, daß einer den anderen schützt, darin, daß der Arzt heilt, darin, daß der Weise einen Rat gibt. (Chrysostomus)

Diese Weisung darf nicht so verstanden werden, daß die Heiligen kein Geld aufbewahren dürfen, sei es zu ihrem Gebrauch, sei es für die Armen. Auch der Herr selbst, dem die Engel dienten, hatte nach der Schrift einen Geldbeutel, in dem er die Gaben der Gläubigen aufbewahrte. Aber es soll Gott nicht um des Geldes wegen gedient werden, und aus Angst vor der Armut soll niemand die Gerechtigkeit verlassen. (Beda)

Man kann es also einfach so verstehen, daß das aufbewahrte Geld zugrunde geht, das Geld aber, das dem Nächsten gegeben wird, ewige Frucht bringt im Himmel. (Beda)

34 Denn wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz.

Denn jeder Mensch hängt der Natur gemäß von dem ab, wonach er strebt; er richtet sein ganzes Herz auf das, wovon er sich die größte Erfüllung verspricht. Wenn also einer seinen ganzen Geist und sein Streben - was hier als Herz bezeichnet wird - auf die Dinge des gegenwärtigen Lebens richtet, so hält er sich im Irdischen auf. Wenn er aber seinen Geist auf die himmlischen Dinge richtet, wird er dort seinen Geist haben, so daß er nur noch mit dem Körper bei den Menschen zu sein scheint; mit dem Herzen aber ist er schon hinübergegangen zu den himmlischen Wohnungen. (Eusebius)

35 Legt euren Gürtel nicht ab, und laßt eure Lampen brennen!

Es ist aber bemerkenswert, daß er zuerst befiehlt, die Lenden zu gürten, und als zweites, die Lampen brennen zu lassen: Denn zuerst kommt die Tätigkeit, dann die Betrachtung, die eine Erleuchtung des Geistes ist. Darum wollen wir uns bemühen, die Tugenden zu üben, daß wir beide Lampen brennen haben, nämlich die beständig in der Seele strahlende Erkenntnis des Geistes, durch die wir erleuchtet werden, und die Lehre, durch die wir die anderen erleuchten. (Theophylactus)

Oder die Lenden zu gürten, meint die Enthaltsamkeit von der Liebe zu den irdischen Dingen, und die brennenden Lampen bedeuten, daß dies mit dem richtigen Ziel und in rechter Absicht geschieht. (Augustinus)

36 Seid wie Menschen, die auf die Rückkehr ihres Herrn warten, der auf einer Hochzeit ist, und die ihm öffnen, sobald er kommt und anklopft.

Er vermählt sich täglich im Himmel mit den Seelen der Heiligen, die Paulus oder ein anderer ähnlicher [Heiliger] als reine Jungfrau zu ihm führt.Vgl. 2 Kor 11, 2 Er kehrt von der im Himmel gefeierten Hochzeit zurück, vielleicht allgemein bei der Vollendung der ganzen Welt, wenn er in der Herrlichkeit des Vaters vom Himmel kommen wird; vielleicht auch, wenn er unvermutet erscheint in der je einzelnen Stunde des persönlichen Todes eines jeden. (Theophylactus)

Er kommt nämlich, wenn er zum Gericht herbeieilt; er klopft aber, wenn er schon durch die Beschwerden der Krankheit zeigt, daß der Tod nahe ist. Wir öffnen ihm sogleich, wenn wir ihn mit Liebe aufnehmen. Dem Richter will nämlich der nicht öffnen, der davor zittert, seinen Körper zu verlassen. Es graut ihm davor, den als Richter zu sehen, den er - wie er weiß - verachtet hat. Wer sich aber seiner Hoffnung und seiner Taten gewiß ist, öffnet dem Klopfenden sofort: Denn wenn er erkennt, daß der Tod nahe ist, jubelt er über die Herrlichkeit des Lohnes. (Gregor der Große)

37 Selig die Knechte, die der Herr wach findet, wenn er kommt! Amen, ich sage euch: Er wird sich gürten, sie am Tisch Platz nehmen lassen und sie der Reihe nach bedienen.

Derjenige wacht, der die Augen des Geistes offen und auf den Anblick des wahren Lichtes gerichtet hält; der dient, dadurch daß er tut, was er glaubt; der die Dunkelheiten der Trägheit und Nachlässigkeit vertreibt. (Gregor der Große)

Weil wir uns in dieser Weise wach halten sollen, hat der Herr weiter oben gemahnt, daß wir die Lenden gürten und die Lampen brennen lassen: Das Licht vor den Augen vertreibt nämlich die Schläfrigkeit der Augen, auch die mit einem Gürtel umschlungenen Lenden machen den Körper unempfänglich für den Schlaf; denn wer mit der Keuschheit gegürtet und durch ein reines Gewissen erleuchtet ist, bleibt wach. (Gregor von Nyssa)

So wie der Ruhende seinen ganzen Körper ruhen lässt, so werden bei der kommenden Wiederkunft des Herrn die Heiligen voll und ganz ausruhen: Hier [auf Erden] haben sie nämlich keine Ruhe für den Körper, dort [im Himmel] aber werden zusammen mit den Seelen auch die geistigen Leiber die Unvergänglichkeit erlangen und sich der vollkommenen Ruhe erfreuen. (Theophylactus)

Er wird sie also ausruhen lassen, indem er gleichsam die Müden wieder belebt, sie mit geistlichen Genüssen erfreut und ihnen den Tisch reichlich mit seinen Gaben deckt. (Cyrill)

38 Und kommt er erst in der zweiten oder dritten Nachtwache und findet sie wach - selig sind sie.

Denn die Soldaten, die auf den Mauern der Städte wachen und sie vor den Angriffen der Feinde bewahren, teilen die Nacht in drei oder vier Nachtwachen. (Cyrill)

Die erste Nachtwache ist die erste Zeit unseres Lebens, das heißt die Kindheit; die zweite ist die Jugend bzw. das junge Erwachsenenalter; die dritte Zeit aber steht für das Alter. Wer also in der ersten Nachtwache nicht wachen wollte, der wache in der zweiten; und wer in der zweiten nicht wollte, der versäume in der dritten Nachtwache nicht die Heilmittel: So soll, wer sich in der Kindheit nicht bekehren wollte, wenigstens zur Zeit der Jugend oder im Alter zur Einsicht kommen. (Gregor der Große)

39 Bedenkt: Wenn der Herr des Hauses wüßte, in welcher Stunde der Dieb kommt, so würde er verhindern, daß man in sein Haus einbricht.
40 Haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet.

Ohne daß der Hausvater es weiß, bricht der Dieb in das Haus ein. Denn wenn der Geist schläft und nicht über sich selbst wacht, bricht der Tod unvorhergesehen über die Wohnstätte unseres Fleisches herein. Er würde dem Dieb aber Widerstand leisten, wenn er wachte: denn wenn er sich auf die Ankunft des Richters, der die Seele unvermutet ergreift, vorbereiten und ihm durch Umkehr entgegenlaufen würde, würde er nicht unbekehrt zugrunde gehen. Der Herr wollte aber, daß uns unsere letzte Stunde unbekannt sei, damit wir, da wir sie nicht voraussehen können, uns ohne Unterlaß auf sie vorbereiten. (Gregor der Große)

41 Da sagte Petrus: Herr, meinst du mit diesem Gleichnis nur uns oder auch all die anderen?

Diese höchsten und herausragenden heiligen Weisungen sind an die gerichtet, die einen starken Geist haben. Für die aber, die noch nicht zu dieser Stärke gelangt sind, gelten die Weisungen, die nicht zu schwierig sind. Daher benutzt der Herr ein ganz klares Beispiel, mit dem er zeigt, daß das vorangehende Gebot an die gerichtet ist, die in die Schar der Jünger aufgenommen worden sind. Denn es folgt: (Cyrill)

42 Der Herr antwortete: Wer ist denn der treue und kluge Verwalter, den der Herr einsetzen wird, damit er seinem Gesinde zur rechten Zeit die Nahrung zuteilt?

Das vorangegangene Gleichnis meint in gleicher Weise alle Gläubigen; aber hört, ihr Apostel und Lehrer, inwiefern es euch betrifft! Ich frage nämlich, welcher Verwalter sich als treu und klug erweist: Es ist nämlich wie bei der Verwaltung eines Vermögens: Egal ob der Verwalter unklug und seinem Herrn treu ist, oder ob er klug und untreu ist - in beiden Fällen geht der Besitz des Herrn verloren. So entsteht auch in den göttlichen Dingen der Gewinn durch Treue und Klugheit. Ich kenne nämlich viele, die Gott in Treue dienten; weil sie aber die kirchlichen Aufgaben nicht klug zu verrichten wußten, haben sie nicht nur Besitztümer, sondern auch Seelen zerstört, dadurch daß sie mit den Sündern in falscher Art und Weise umgingen, sei es daß sie ihnen eine übermäßige Buße aufbürdeten, sei es daß sie unangebrachte Milde walten ließen. (Theophylactus)

Wer also treu und klug gefunden werden will, der stehe der Familie des Herrn so vor, daß er zur rechten Zeit die Nahrung zuteilt, d.h. entweder die Darlegung der Lehre, die die Seelen nährt, oder das Beispiel durch gute Werke, das prägend wirkt auf das Leben [anderer]. (Theophylactus)

43 Selig der Knecht, den der Herr damit beschäftigt findet, wenn er kommt!

Wenn der Diener also treu und klug ist und zur rechten Zeit in kluger Weise dem Gesinde die Nahrung zuteilt, d.h. die geistliche Speise, wird er nach den Worten des Herrn glückselig sein. Denn er wird noch Größeres erhalten und den den Dienern geschuldeten Lohn verdienen. (Cyrill)

44 Wahrhaftig, das sage ich euch: Er wird ihn zum Verwalter seines ganzen Vermögens machen.

Jene aber wird er, wenn er sie klug und treu findet, über alles setzen, was er besitzt, d.h. über alle Freuden des himmlischen Reichs: nicht in der Weise, daß sie allein darüber herrschen, sondern so, daß sie reichlicher als die übrigen Heiligen die Freuden des himmlischen Reiches genießen. (Beda)

45 Wenn aber der Knecht denkt: Mein Herr kommt noch lange nicht zurück!, und anfängt, die Knechte und Mägde zu schlagen; wenn er ißt und trinkt und sich berauscht,

Nichts ist also besser als geduldig auszuharren, ohne zu wissen, was man nicht wissen kann [sc. die letzte Stunde]; wir wollen uns vielmehr darum mühen, in rechter Weise angetroffen zu werden. (Beda)

Dadurch daß die letzte Stunde nicht bedacht wird, entstehen viele Sünden. Denn wenn wir daran dächten, daß der Herr kommen wird und das Ende unseres Lebens nahe ist, würden wir gewiß weniger sündigen. (Theophylactus)

Bildlich kann man unter dem Schlagen der Knechte und Mägde verstehen: die Herzen der Schwachen durch ein schlechtes Beispiel verwunden; unter dem Essen, Trinken und sich Berauschen aber: sich den Lastern und Genüssen dieser Welt hingeben, die den Menschen den Verstand rauben. (Beda)

46 dann wird der Herr an einem Tag kommen, an dem der Knecht es nicht erwartet, und zu einer Stunde, die er nicht kennt; und der Herr wird ihn in Stücke hauen und ihm seinen Platz unter den Ungläubigen zuweisen.

Er trennt ihn und sondert ihn von der Gemeinschaft der Gläubigen ab; [...] denn wer sich weder um seine Verwandten noch um seine Hausgenossen kümmert, verleugnet den Glauben und ist schlimmer als ein Ungläubiger, wie der Apostel sagt.Vgl. 1 Tim 5, 8 (Beda)

47 Der Knecht, der den Willen seines Herrn kennt, sich aber nicht darum kümmert und nicht danach handelt, der wird viele Schläge bekommen.

Denn nicht alles wird bei allen gleich beurteilt, sondern eine größere Erkenntnis ist ein Grund für eine größere Strafe: Daher wird ein Priester, der er mit dem Volk die gleiche Sünde begeht, um vieles härter bestraft werden. (Chrysostomus)

48 Wer aber, ohne den Willen des Herrn zu kennen, etwas tut, was Schläge verdient, der wird wenig Schläge bekommen. Wem viel gegeben wurde, von dem wird viel zurückgefordert werden, und wem man viel anvertraut hat, von dem wird man um so mehr verlangen.

Hier wenden einige ein: Mit Recht wird der bestraft, der den Willen des Herrn kennt, ihn aber nicht befolgt; aber warum wird auch der bestraft, der ihn nicht kennt? Weil er ihn hätte kennen können, es aber nicht wollte! So war seine Trägheit der Grund seiner Unwissenheit. (Theophylactus)

Viel wird den Gläubigen gegeben, denen die Erkenntnis des Willens des Herrn und die Kraft, das Erkannte auch auszuführen, verliehen wird; viel wird aber [auch] dem anvertraut, für den das eigene Heil mit der Aufgabe, die Herde des Herrn zu weiden, verbunden wird. (Beda)

 
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