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LESEJAHR C

Die Drei Österlichen Tage und die Osterzeit

7. SONNTAG DER OSTERZEIT

 

Zur LeseordnungEVANGELIUM   Joh 17,20-26
 
Sie sollen eins sein, wie wir eins sind; sie sollen vollendet sein in der Einheit
 
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes
 
In jener Zeit erhob Jesus seine Augen zum Himmel und betete:
20 Aber ich bitte nicht nur für diese hier, sondern auch für alle, die durch ihr Wort an mich glauben.
21 Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, daß du mich gesandt hast.
22 Und ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast; denn sie sollen eins sein, wie wir eins sind,
23 ich in ihnen und du in mir. So sollen sie vollendet sein in der Einheit, damit die Welt erkennt, daß du mich gesandt hast und die Meinen ebenso geliebt hast wie mich.

Hier tröstet er sie wieder, indem er aufzeigt, daß sie der Grund für das Heil anderer werden, wenn er sagt: "Die an mich glauben werden durch ihr Wort." (Chrysostomus)

Darunter wollte er all die Seinigen verstanden wissen, nicht nur die, die damals lebten, sondern auch die, die zukünftig leben würden; und nicht nur die, die die Apostel selbst zu ihren Lebzeiten hörten, sondern auch die, die nach ihrem Tod lebten, und auch wir, die wir viel später geboren sind, haben durch ihr Wort an Christus geglaubt; denn die, die damals mit ihm zusammen waren, haben den übrigen verkündet, was sie von ihm gehört haben, und so ist ihr Wort bis zu uns gekommen und wird auch zu all den späteren Generationen kommen, die an ihn glauben werden. (Augustinus)

Da also wird die Entstehung der Einheit [unter den Menschen] am Beispiel der [trinitarischen] Einheit gezeigt, wenn er sagt: "Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, so sollen auch sie in uns eins sein": Wie der Vater im Sohn und der Sohn im Vater ist, so sollten durch die Form dieser Einheit im Vater und Sohn alle eins sein. (Hilarius)

Oder weil sie unter einander nicht eins sein können, da sie getrennt sind von einander durch verschiedene Lüste und Begierden und durch die Unreinheit ihrer Sünden, daher sollen sie gereinigt werden durch den Mittler, damit sie in ihm eins seien. (Augustinus)

Was bedeutet das, was er hinzusetzt: "Damit die Welt glaube, daß du mich gesandt hast? ..." Wenn wir also das Wort, das er sagt: "Ich bitte", überall hinzusetzen, dann wird die Auslegung dieses Satzes deutlicher: Ich bitte, daß alle eins seien; ich bitte, daß auch sie in uns seien; ich bitte, daß die Welt glaube, daß du mich gesandt hast. (Augustinus)

Denn nichts bereitet allen so viel Ärgernis wie die Spaltung untereinander; aber wenn die Gläubigen eins sind, baut das zum Glauben auf, und das hat er ja auch von Anfang an gesagt: Daran werden alle erkennen, daß ihr meine Jünger seid, wenn ihr einander liebt. Wenn sie nämlich streiten, wird man sie nicht die Jünger eines Frieden stiftenden Meisters nennen. (Chrysostomus)

24 Vater, ich will, daß alle, die du mir gegeben hast, dort bei mir sind, wo ich bin. Sie sollen meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast, weil du mich schon geliebt hast vor der Erschaffung der Welt.
25 Gerechter Vater, die Welt hat dich nicht erkannt, ich aber habe dich erkannt, und sie haben erkannt, daß du mich gesandt hast.
26 Ich habe ihnen deinen Namen bekannt gemacht und werde ihn bekannt machen, damit die Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen ist und damit ich in ihnen bin.

Es sind die, die er vom Vater empfangen hat, die er auch selbst aus der Welt ausgewählt hat; denn wie er am Anfang dieser Rede sagt: "Er hat ihm Macht gegeben über jedes Fleisch,"d. h. über jeden Menschen, "um ihnen das ewige Leben zu geben (Joh 17,2 Vg); da zeigt er auf, daß er Macht erhalten hat über jeden Menschen, um zu erlösen, wen er will, und um zu verdammen, wen er will. Daher hat er allen seinen Gliedern diesen Lohn versprochen, daß auch wir mit ihm dort seien, wo er selbst ist. (Augustinus)

Daher war es ihm nicht genug zu sagen: Ich will, daß auch sie dort sind, wo ich bin, sondern er fügte hinzu: "bei mir." Bei ihm zu sein ist nämlich ein großes Gut; denn auch die Elenden können dort sein, wo er ist, aber die Seligen sind bei ihm. Um aus dem sichtbaren Bereich - obwohl weit entfernt - ein passendes Beispiel zu nehmen: Ein Blinder ist zwar auch dort, wo das Licht ist, aber er ist nicht mit dem Licht verbunden, sondern entfernt vom vorhandenen Licht; ebenso ist nicht nur ein Ungläubiger, sondern auch ein Gläubiger - auch wenn er niemals dort sein kann, wo Christus nicht ist - dennoch nicht durch die Anschauung mit Christus verbunden; denn es besteht kein Zweifel, daß ein Gläubiger mit Christus durch den Glauben verbunden ist. Aber hier sprach er von der Anschauung, in der wir ihn sehen werden, wie er ist; daher fügte er hinzu: "Damit sie meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast." "Damit sie sehen", hat er gesagt, nicht: "Damit sie glauben"; denn dies [sc. die Anschauung] ist der Lohn des Glaubens, nicht der Glaube selbst.(Augustinus)

Mit KlarheitLat. claritas, griech. doxa meint er also die Liebe, mit der er selbst vom Vater geliebt worden ist vor der Weltgründung; in jener Klarheit hat er uns geliebt vor der Erschaffung der Welt. (Beda)

Nachdem er aber für die Gläubigen gebetet und ihnen so viele Güter versprochen hat, fügt er noch etwas hinzu, was zu seiner Güte und Milde paßt, indem er sagt: "Gerechter Vater, die Welt hat dich nicht erkannt", als ob er sagen wollte: Ich wünschte ja, daß alle Menschen die genannten Güter erlangen, die ich eben für die Frommen erfleht habe; aber weil sie dich nicht erkannt haben, werden sie deshalb die Herrlichkeit und die Krone nicht erlangen. (Theophylactus)

Was heißt: Ihn zu erkennen, wenn nicht das ewige Leben, das er nicht der verdammten Welt gegeben hat, sondern der versöhnten? Deshalb also hat die Welt dich nicht erkannt, weil du gerecht bist. Dies hast du ihrer Schuld angerechnet, daß sie dich nicht erkannte; und deswegen erkannte die versöhnte Welt, weil du barmherzig bist; und damit sie erkennt, hast du ihr nicht durch ihr Verdienst, sondern durch deine Gnade geholfen. [...]
Schließlich wird gesagt, weil die Gnade bei Jesus Christus ist: Auch diese haben dich erkannt, das ist die versöhnte Welt; aber deswegen, weil du mich gesandt hast: Also erkannten sie durch Gnade. Und bekannt habe ich ihnen deinen Namen gemacht durch den Glauben und bekannt werde ich ihn machen durch die Anschauung, damit die Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen sei. [...] Wie aber könnte die Liebe, mit der der Vater den Sohn geliebt hat, in uns sein, wenn nicht dadurch, daß er selbst ganz geliebt wird, d. h. sein Haupt und sein Leib, weil wir ja seine Glieder sind und in ihm leben? Und deswegen hat er hinzugefügt: "Und ich in ihnen"; denn er ist in uns wie in seinem Tempel, wir aber in ihm, weil er unser Haupt ist. (Augustinus)

 
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