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LESEJAHR C

Die Fastenzeit

3. FASTENSONNTAG

 

Zur LeseordnungEVANGELIUM   Lk 13,1-9
 
Ihr alle werdet genauso umkommen, wenn ihr euch nicht bekehrt
 
Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas
 
1 Zu jener Zeit kamen einige Leute zu Jesus und berichteten ihm von den Galiläern, die Pilatus beim Opfern umbringen ließ, so daß sich ihr Blut mit dem ihrer Opfertiere vermischte.
2 Da sagte er zu ihnen: Meint ihr, daß nur diese Galiläer Sünder waren, weil das mit ihnen geschehen ist, alle anderen Galiläer aber nicht?
3 Nein, im Gegenteil: Ihr alle werdet genauso umkommen, wenn ihr euch nicht bekehrt.

Es gab Leute, die den Lehren Judas' des Galiläers folgten, den Lukas in der Apostelgeschichte (5,36) erwähnt, Dieser hatte gesagt: Man darf niemanden "Herr" nennen. Daher wurden einige von denen, die sich weigerten, den Kaiser als "Herrn" zu bekennen, von Pilatus bestraft. Sie sagten auch, man dürfe Gott nicht anders Opfer darbringen als im Gesetz des Mose festgesetzt, und verweigerten daher die öffentlich festgesetzten Opfer für das Wohl des Kaisers und des römischen Volkes. Pilatus war über die Galiläer sehr erzürnt und ließ sie während der Opferzeremonien, die sie nach ihrer Überzeugung dem Gesetz des Mose gemäß darbrachten, töten, so daß sich das Blut der Opfernden mit dem der Opfertiere mischte. Allgemeine Ansicht war, sie seien zu Recht bestraft worden, da sie Ärgernis im Volk erregt und die Regierung zum Haß gegen die Untertanen aufgestachelt hätten. Darum erzählte man das Ereignis dem Erlöser, um zu erfahren, was er davon halte. Er aber stellt fest, sie seien Sünder gewesen, aber er sagt keineswegs, sie hätten das erlitten, weil sie schlimmer gewesen seien als diejenigen, die solches nicht erlitten hatten. (Cyrill)

Er ließ diese Strafe zu, damit die Lebenden, angesichts des schreckenerregenden Beispiels anderer, Erben des Reiches würden. Was? Soll man etwa sagen, daß jener bestraft wurde, damit ich mich bessere? Nein. Er wird wegen seiner eigenen Verbrechen bestraft. Und doch wird daraus für diejenigen, die es sehen, ein Anknüpfungspunkt, das Heil zu erlangen. (Chrysostomus)

4 Oder jene achtzehn Menschen, die beim Einsturz des Turms von Schiloach erschlagen wurden - meint ihr, daß nur sie Schuld auf sich geladen hatten, alle anderen Einwohner von Jerusalem aber nicht?
5 Nein, im Gegenteil: Ihr alle werdet genauso umkommen, wenn ihr euch nicht bekehrt.
6 Und er erzählte ihnen dieses Gleichnis: Ein Mann hatte in seinem Weinberg einen Feigenbaum; und als er kam und nachsah, ob er Früchte trug, fand er keine.

[Der Feigenbaum ist die Synagoge] Der Herr selbst hat die Synagoge durch Mose begründet, als Menschgewordener zeigte er sich und lehrte sehr häufig in der Synagoge; er suchte die Frucht des Glaubens, fand ihn aber in der Gesinnung der Pharisäer nicht. (Beda)

Der Feigenbaum ist das Menschengeschlecht. Als der Erste Mensch gesündigt hatte, verhüllte er sich die Lenden mit Feigenblättern. (Augustinus)

Und zugleich ist jeder von uns ein Feigenbaum, der im Weinberg Gottes, das heißt in der Kirche bzw. in der Welt gepflanzt ist. (Theophylactus)

7 Da sagte er zu seinem Weingärtner: Jetzt komme ich schon drei Jahre und sehe nach, ob dieser Feigenbaum Früchte trägt, und finde nichts. Hau ihn um! Was soll er weiter dem Boden seine Kraft nehmen?

Dreimal kam der Herr zum Feigenbaum; dreimal suchte er das Menschengeschlecht heim: vor dem Mosaischen Gesetz, zur Zeit des Gesetzes und zur Zeit der Gnade. Er wartete, mahnte, sah nach uns. Doch er klagt, in drei Jahren keine Früchte gefunden zu haben. Denn die verdorbene Gesinnung mancher Menschen ließ sich weder durch das innerlich gegebene Naturgesetz bekehren, noch durch Gebote, noch durch die Wunder der Menschwerdung. Mit Furcht soll man die folgenden Worte hören: "Hau ihn um; warum soll er weiter den Platz auf der Erde wegnehmen?" Ein jeder, der sich unter den Lebenden befindet, und nicht gute Früchte durch sein Handeln bringt, nimmt nämlich in bestimmter Weise wie ein unfruchtbarer Baum andern die Erde weg, weil er an dem Ort, wo er ist, anderen keine Möglichkeit zu wirken läßt. (Gregor der Große)

Es ist der Güte Gottes eigen, nicht ohne Vorwarnung zu strafen, sondern zuerst zu drohen, um dadurch zur Umkehr zu rufen. So tat er in Ninive, so spricht er auch jetzt zum Gärtner: Hau ihn um. Er will ihn gewissermaßen zu vermehrter Pflege anspornen, bzw. die unfruchtbare Seele dazu erwecken, die rechten Früchte hervorzubringen. (Basilius der Große)

8 Der Weingärtner erwiderte: Herr, laß ihn dieses Jahr noch stehen; ich will den Boden um ihn herum aufgraben und düngen.
9 Vielleicht trägt er doch noch Früchte; wenn nicht, dann laß ihn umhauen.

So sollen also auch wir nicht sofort kurzen Prozeß machen, sondern Erbarmen walten lassen, einen Feigenbaum nicht gleich abschneiden, der noch die Möglichkeit hat, Früchte zu bringen, und der vielleicht durch die eifrige Pflege eines erfahrenen Hüters kuriert werden kann. (Gregor von Nazianz)

Durch den Gärtner sind diejenigen gemeint, die in der Kirche das Leitungsamt innehaben und daher Sorge zu tragen haben für den Weinberg des Herrn. (Gregor der Große)

Man kann auch sagen: Der Hausherr ist Gott, der Gärtner ist Christus, der nicht zulassen will, daß der Feigenbaum als unfruchtbar umgehauen wird. Er spricht gleichsam zum Vater: Wenn sie auch aufgrund von Gesetz und Propheten keine Früchte der Umkehr gebracht haben, so will ich sie jetzt mit dem Wasser meines Leidens und meiner Lehre tränken. Vielleicht werden sie Früchte des Gehorsams bringen. (Theophylactus)

Oder noch einmal anders: Der Gärtner ist auch jeder heilige Mensch, der in der Kirche Gottes für diejenigen betet, die außer ihr stehen. (Augustinus, De Verb. Dom.)

 
Wahlweise kann das Evangelium Joh 4,5-42 des Lesejahres A genommen werden.
 
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