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LESEJAHR A

Der Advent

1. ADVENTSSONNTAG

 

Zur LeseordnungEVANGELIUM   Mt 24,29-44*
 
Sie werden den Menschensohn mit großer Macht und Herrlichkeit auf den Wolken des Himmels kommen sehen. - Seid wachsam und haltet euch bereit!
 
Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus
 
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
29 Sofort nach den Tagen der großen Not wird sich die Sonne verfinstern, und der Mond wird nicht mehr scheinen; die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden.
30 Danach wird das Zeichen des Menschensohnes am Himmel erscheinen; dann werden alle Völker der Erde jammern und klagen, und sie werden den Menschensohn mit großer Macht und Herrlichkeit auf den Wolken des Himmels kommen sehen.

Nachdem der Herr die Gläubigen gegen die Verführung des Antichrist und seiner Helfershelfer geschützt hatte, indem er zeigte, daß er für alle sichtbar wiederkommen werde, legt er nun die Ordnung und die Art und Weise seiner Ankunft dar, indem er sagt: "Sofort nach den Tagen der großen Not wird sich die Sonne verfinstern." (Glossa)

Er bezeichnet mit der Sonnenfinsternis, der Mondfinsternis und dem Fall der Sterne die Herrlichkeit seines Kommens. (Hilarius)

Dies wird also nicht durch irgendeine Abnahme der Strahlkraft geschehen; an anderer Stelle lesen wir, daß die Sonne ein siebenfaches an Strahlkraft haben wird; sondern aufgrund des Kontaktes mit dem wahren Licht wird dem Blick alles dunkel erscheinen. (Hieronymus)

Unter den Kräften des Himmels verstehen wir die Scharen der Engel. (Hieronymus)

31 Er wird seine Engel unter lautem Posaunenschall aussenden, und sie werden die von ihm Auserwählten aus allen vier Windrichtungen zusammenführen, von einem Ende des Himmels bis zum andern.

Diese Posaune ist nicht irdisch zu verstehen, sondern als Stimme des Erzengels, die so laut sein wird, daß bei ihrem Schall alle Toten aus dem Staub der Erde auferstehen. (Remigius)

Es steht aber im Buch Numeri (10,3ff.) geschrieben, daß die Priester mit dem Posaunenspiel aus den vier Himmelrichtungen die sammeln werden, die aus dem Lager Israel sind; in Anlehnung daran wird folglich von den Engeln gesagt, daß auch sie die Auserwählten aus den vier Himmelrichtungen sammeln werden. (Origenes)

Die einfachen Gemüter meinen, daß nur die zu diesem Zeitpunkt Lebenden zusammengerufen werden. Besser ist aber zu sagen, daß von den Engeln Christi alle zusammengeführt werden, nicht nur die von der Ankunft Christi bis zur Vollendung Berufenen und Erwählten, sondern auch jene, die aus ihren Körpern herausgegangen sind. Offensichtlich besagt die Rede, daß die Erwählten nicht nur aus den vier Windrichtungen zusammengeführt werden, sondern anschließend auch von einem Ende des Himmels bis zum anderen: Das, meine ich, kommt keinem auf der Erde Lebenden zu.[...] (Origenes)

32 Lernt etwas aus dem Vergleich mit dem Feigenbaum! Sobald seine Zweige saftig werden und Blätter treiben, wißt ihr, daß der Sommer nahe ist.
33 Genauso sollt ihr erkennen, wenn ihr das alles seht, daß das Ende vor der Tür steht.
34 Amen, ich sage euch: Diese Generation wird nicht vergehen, bis das alles eintrifft.
35 Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.

Dadurch zeigt er, daß nicht viel Zeit dazwischen sein wird, sondern daß die Ankunft Christi sogleich geschehen wird. Mit dem Zweig kündigt er aber auch etwas anderes and, und zwar den geistlichen Sommer und die zukünftige Ruhe der Gerechten nach dem Winter; für die Sünder dagegen den Winter, der auf den Sommer folgt. (Chrysostomus)

Denn so wie der Feigenbaum in der Winterszeit Lebenskraft in sich verborgen besitzt, dann aber mit derselben Lebenskraft auszuschlagen beginnt zum Zeichen, daß er Winter vorübergeht, und auch mit demselben Vermögen seinen Zweig saftig werden läßt und Blätter treibt, so hat auch die Welt und ein jeder derer, die vor Christi Ankunft gerettet werden, gleichsam wie im Winter Lebenskraft verborgen in sich. Von Christus begeistert, werden ihre Zweige saftig und nicht verhärteten Herzens. Und was in ihnen verborgen war, kommt in Form von Blättern hervor und zeigt offen Früchte: Bei solchen ist der Sommer nahe, und die Ankunft des Wortes Gottes. (Origenes)

Daß wir aber von den evangelischen und prophetischen Zeichen, die wir geschehen sehen, die Ankunft des Herrn als nah erhoffen müssen, wer wird das bestreiten? Es kommt ja täglich mehr und mehr ganz nahe; aber mit wieviel Zwischenzeit es sich nähert, darüber wird gesagt: "Euch steht es nicht zu, Zeiten und Fristen zu erfahren." (Apg 1,7) Sieh', wann der Apostel gesagt hat: "Jetzt ist das Heil uns näher als zu der Zeit, da wir gläubig wurden." (Röm 13,11) Und siehe, wieviele Jahre sind vergangen - und dennoch ist das, was er gesagt hat, nicht falsch; um wieviel mehr muß man nun sagen, daß die Ankunft des Herrn naherückt, wenn soviel Zeit vergangen ist hin zu diesem Ziel? (Augustinus, ep. 199,22)

Oder wenn dieser Feigenbaum wieder ausschlägt, das bedeutet, wenn die Synagoge das Wort der heiligen Predigt annimmt, zusammen mit den Predigten des Enoch und des Elia, sollen wir verstehen, daß der Tag der Vollendung nahe ist. (Remigius)

Dennoch wird die Generation der Kirche dieses ganze Zeitalter durchschreiten, so daß sie das zukünftige erbt; dennoch wird sie nicht vergehen, bis all dies geschieht. Wenn aber all diese Dinge geschehen sind, wird nicht nur die Erde vergehen, sondern auch der Himmel. Das heißt, nicht nur die Menschen, deren Leben irdisch ist, die deshalb als "Erde" bezeichnet werden; sondern auch jene, deren Aufenthalt in den Himmeln ist, und die so "Himmel" genannt werden. Sie werden aber "vergehen" zu Zukünftigem, so daß sie zu besseren Dingen kommen. Die Worte aber, die vom Heiland gesagt worden sind, werden nicht vergehen: Denn sie, die sein eigen sind, wirken und werden immer wirken. Die Vollkommenen aber und die, die nicht mehr empfangen, so daß sie noch besser werden, überschreiten das, was sie sind, und kommen zu dem, was sie nicht sind. Und vielleicht sind auch die Worte des Mose und der Propheten hinübergegangen zu dem, was sie nicht sind. Denn die Worte, die von ihnen prophezeit wurden, sind in Erfüllung gegangen. Die Worte Christi aber sind immer erfüllt und werden täglich erfüllt und sind bis hierher in den Heiligen erfüllt worden. Vielleicht können wir auch weder die Worte des Mose noch der Propheten als gänzlich erfüllt bezeichnen: Eigentlich sind nämlich auch jene Worte des Gottessohnes und werden immerzu erfüllt. (Origenes)

Denn Himmel und Erde haben wegen ihres Geschaffenseins nichts Notwendiges in sich, so daß sie auch nicht sein können. Die Worte Christi aber kommen aus der Ewigkeit her und haben Kraft in sich, so daß sie bleiben. (Hilarius)

Himmel und Erde werden aber durch eine Verwandlung vergehen, nicht durch ihre Zerstörung. Wie wird sich sonst die Sonne verfinstern und der Mond nicht mehr sein Licht geben, wenn der Himmel, in dem sie sich befinden, und die Erde nicht mehr sein werden? (Hieronymus)

36 Doch jenen Tag und jene Stunde kennt niemand, auch nicht die Engel im Himmel, nicht einmal der Sohn, sondern nur der Vater.
37 Denn wie es in den Tagen des Noach war, so wird es bei der Ankunft des Menschensohnes sein.
38 Wie die Menschen in den Tagen vor der Flut aßen und tranken und heirateten, bis zu dem Tag, an dem Noach in die Arche ging,
39 und nichts ahnten, bis die Flut hereinbrach und alle wegraffte, so wird es auch bei der Ankunft des Menschensohnes sein.
40 Dann wird von zwei Männern, die auf dem Feld arbeiten, einer mitgenommen und einer zurückgelassen.
41 Und von zwei Frauen, die mit derselben Mühle mahlen, wird eine mitgenommen und eine zurückgelassen.

Darüber freuen sich Arius und Eunomius. Sie sagen nämlich: Es kann nicht der, der weiß, derselbe sein wie der, der nicht weiß. Dagegen ist in Kürze folgendes zu sagen: Jesus hat alle Zeit geschaffen, das ist Wort Gottes (Alles ist durch ihn geworden, und ohne ihn ist nichts, was geworden ist. Joh 1,3). Der Tag des Gerichts ist in der Zeit - wie also er einen Teil dessen nicht kennen, wovon er alles geschaffen hat? Auch dies soll gesagt werden: Was ist größer: Die Kenntnis des Vaters oder die des Gerichts? Wenn er das Größere kennt, wie soll er dann das nicht kennen, was geringer ist? (Hieronymus)

Oder anders: Solange die Kirche, die der Leib Christi ist, jenen Tag und die Stunde nicht kennt, solange wird auch von Christus gesagt, daß er es nicht weiß. Seiner eigenen Darlegung zufolge wird von ihm aber gewöhnlich in der Schriften gesagt, daß er es weiß. Der Apostel sagt, daß der Retter die Sünde nicht kennt, weil er nicht gesündigt hat. Der Sohn bereitet aber die Erkenntnis jenes Tages und die Stunde vor für die Erben seiner Verheißung, wenn alle insgesamt es erkennen, das heißt wenn sie in jener Stunde und an jenem Tag kosten, was Gott für die vorbereitet hat, die ihn lieben. (Origenes)

Hier wird also nicht, entgegen dem Irrtum des Markion und der Manichäer, die Ehe und das Essen verurteilt, weil in jener das Hilfsmittel für die Nachkommenschaft, in jenes das für die Natur gelegt sind. Es wird aber ein unmäßiger Gebrauch des Erlaubten angeklagt. (Hrabanus)

42 Seid also wachsam! Denn ihr wißt nicht, an welchem Tag euer Herr kommt.
43 Bedenkt: Wenn der Herr des Hauses wüßte, zu welcher Stunde in der Nacht der Dieb kommt, würde er wach bleiben und nicht zulassen, daß man in sein Haus einbricht.
44 Darum haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet.

Es wacht, wer die Augen offen hält für den Anblick des wahren Lichtes. Es wacht, wer dient indem er ausführt, was er glaubt. Es wacht, wer die Finsternis der Trägheit und Nachlässigkeit von sich weist. (Gregor der Große, Hom. in Ev. II,3)

Er hat aber nicht nur jenen gesagt: Seid wachsam!, sondern auch denen, die nach jener Zeit geworden sind, und zu uns selbst und zu denen, die nach uns sein werden bis zu seiner jüngsten Ankunft, denn es geht alle irgendwie an: Denn wenn sein Tag gekommen ist, dann wird jener Tag für einen jeden kommen, so daß jeder so aus dieser Welt scheiden soll wie er an jenem Tag zu richten ist. Und darüber muß jeder Christ wachen, damit die Ankunft des Herrn ihn nicht unvorbereitet finde. Unvorbereitet trifft jener Tag nämlich den, der unvorbereitet am letzten Tag seines Lebens angelangt. (Augustinus, ep. 199,3)

Eitel aber sind sie alle, sei es daß sie erklären, sie wüßten, wann die Vollendung der Welt sein wird, oder sei es, daß sie sich rühmen, das Ende des eigenen Lebens zu kennen, welches niemand kennen kann außer dem vom Heiligen Geist Erleuchteten. (Origenes)

Der Hausherr ist die Wahrnehmung des Menschen, das Haus aber ist seine Seele und der Dieb ist der Teufel. Er ist jede böse Rede, die nicht durch den natürlichen Eingang in die Seele des Nachlässigen eintritt, sondern gleichsam das Haus untergräbt, indem sie als erstes die natürlichen Gebäude der Seele einreißt, das bedeutet, das natürliche Erkenntnisvermögen. Einmal durch ebendiese Bresche eingedrungen, plündert sie die Seele. Öfters findet jemand den Dieb in der durchbrochenen Stelle, hält ihn fest, und macht den Eindringling mit einem [passenden] Wort nieder. Der Dieb kommt aber nicht am Tag, wenn die Seele des eifrigen Menschen von der Sonne der Gerechtigkeit erleuchtet ist; sondern er kommt in der Nacht, das heißt zu einer Zeit, da die Bosheit noch fortdauert: Wenn jemand in ihr ist, ist es möglich, wenn er auch nicht die Kraft der Sonne hat, daß er dennoch von einem gewissen Glanz des Wortes beschienen wird, das eine Leuchte ist. Er bleibt zwar noch in der Bosheit, hat aber dennoch den Vorsatz zur Besserung und die Wachsamkeit, damit sein Vorsatz nicht gebrochen werde. Der Dieb kommt gewöhnlich entweder in Zeiten der Versuchung oder in Zeiten irgendeines großen Unglücks, um das Haus zu untergraben. (Origenes)

Oder der Dieb bricht aufgrund der Unachtsamkeit des Hausherrn in das Haus ein, während der Geist auf seiner Wache eingeschlafen ist, der Tod bricht unvorhergesehen herein, kommt in die Wohnung unseres Fleisches und tötet den Herrn des Hauses, den er schlafend findet. Denn während sich der Geist die kommenden Strafen wenig vor Augen führt, rafft der Tod diesen zum flehentlichen Bitten zu Trägen dahin. Er hätte aber dem Dieb wiederstanden, wenn er gewacht hätte. Denn sich vor der Ankunft des Richters, der die Seelen unbemerkt wegnimmt, hütend, wäre er ihm büßend begegnet, damit er nicht ohne Buße zu tun vergehe. Der Herr wollte aber deswegen, daß die letzte Stunde unbekannt sei, damit sie jederzeit vermutet werden könne, so daß wir uns, während wir sie überhaupt nicht voraussehen können, ohne Unterlaß auf sie vorbereiten. (Gregor der Große, Hom. in Ev. XIII,5)

Hier scheint er die zu beschämen, die nicht so großes Aufhebens um ihre Seelen machen wie die, die den Dieb erwarten, um ihr Geld. (Chrysostomus)

 
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