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LESEJAHR A

Die Gedenktage der Heiligen

2. November

ALLERSEELEN

 

Zur LeseordnungEVANGELIUM   Joh 5,24-29
 
Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, ist aus dem Tod ins Leben hinübergegangen
 
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes
 
In jener Zeit sprach Jesus zu den Juden:
24 Amen, amen, ich sage euch: Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, hat das ewige Leben; er kommt nicht ins Gericht, sondern ist aus dem Tod ins Leben hinübergegangen.

Da er gesagt hatte, daß der Sohn lebendig macht, wen er will [Joh 5,21], zeigt er uns im folgenden wie man durch den Sohn zum Leben kommt, indem er sagt: "Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, hat das ewige Leben." (Glossa)

Da ja im Hören und Glauben des ewige Leben liegt, liegt es um noch vieles mehr im Verstehen. Denn der erste Schritt in der Frömmigkeit ist der Glaube, die Frucht des Glaubens aber ist das Verstehen. Er hat auch nicht gesagt: "Glaubt mir", sondern: "glaubt dem, der mich gesandt hat." Warum soll er dein Wort hören und einem anderen glauben? Was wollte der Herr damit sagen, wenn nicht, daß "sein Wort in mir ist"? Und was bedeutet "er hört mein Wort" anderes als "er hört mich"? - "Er glaubt an den, der mich gesandt hat": Und weil er an jenen glaubt, glaubt er seinem Wort; also glaubt er mir, denn ich bin das Wort des Vaters. (Augustinus)

25 Amen, amen, ich sage euch: Die Stunde kommt, und sie ist schon da, in der die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören werden; und alle, die sie hören, werden leben.

Es könnte aber jemand fragen: Der Sohn hat das Leben, doch durch wen sollen die Gläubigen leben? Höre ihn selbst sagen: So wie der Vater das Leben in sich selbst hat, so hat er es auch dem Sohn gegeben, Leben in sich selbst zu haben. Das Leben in ihm ist also sein eigenes, nicht von anderswoher, nicht fremdes Leben. Er hat nicht sozusagen Anteil an einem Leben, das nicht er selbst ist; sondern er hat das Leben in sich selbst, so daß er für sich das Leben ist. - Was aber ist mit dir? Du warst eine tote Seele. Höre durch den Sohn den Vater: Steh auf, damit du durch ihn, der das Leben in sich selbst hat, das Leben empfängst, das du nicht in dir hast; und so geschieht die erste Auferstehung. Dieses Leben nämlich, das Vater und Sohn sind, bezieht sich auf die Seele. Denn jenes Leben der Weisheit bekommt nicht der Leib, sondern die Vernunft. (Augustinus)

Es wird ja unterschieden zwischen der empfangenden und der gebenden Person. Es kann nämlich nicht ein und derselbe, der gegeben hat, auch von sich selbst empfangen haben: Denn es ist eines für sich selbst zu leben, etwas anderes zu bekennen, aus einem Urheber das Leben zu haben. (Hilarius)

26 Denn wie der Vater das Leben in sich hat, so hat er auch dem Sohn gegeben, das Leben in sich zu haben.
27 Und er hat ihm Vollmacht gegeben, Gericht zu halten, weil er der Menschensohn ist.
28 Wundert euch nicht darüber! Die Stunde kommt, in der alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören
29 und herauskommen werden: Die das Gute getan haben, werden zum Leben auferstehen, die das Böse getan haben, zum Gericht.

Der Vater hat dem Sohn nicht nur gegeben, daß er lebe, sondern auch, daß er Gericht halte. Daher sagt er: "Und er hat ihm Vollmacht gegeben, Gericht zu halten." (Theophylactus)

Oder anders: Insofern das Wort im Anfang bei Gott war, hat [der Vater] ihm gegeben, das Leben in sich selbst zu haben. Weil aber das Wort Fleisch geworden ist aus der Jungfrau Maria, ist es, Mensch geworden, der Menschensohn. Und weil er der Menschensohn ist, empfängt er die Vollmacht, Gericht zu halten, was am Ende der Zeit sein wird, wenn sich auch die leibliche Auferstehung der Toten ereignen wird. Gott erweckt die Seelen also auf durch Christus, den Sohn Gottes, die Leiber aber durch denselben als Menschensohn; und deshalb wird hinzugefügt: "Weil er der Menschensohn ist." (Augustinus)

Gibt es etwas selbstverständlicheres? Die Leiber sind in den Gräbern, nicht die Seelen. Weiter oben, als er sagte: "die Stunde kommt", und hinzufügte: "und sie ist schon da", hat er angefügt: "Wenn die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören werden." Aber er hat nicht gesagt: "alle Toten" - denn unter den Toten wollte er die Ungerechten verstanden wissen; denn nicht alle Ungerechten sind zum Gehorsam gegenüber dem Evangelium gekommen. Am Ende jedoch werden wirklich alle, die in den Gräbern sind, Seine Stimme hören und herauskommen. ER wollte nicht sagen: "Und sie werden leben", wie er weiter oben gesagt hat, wo er das ewige und glückselige Leben meinte, das nicht alle haben werden, die aus den Gräbern herauskommen. Du hast gewiß die Vollmacht zu Richten angenommen, weil du der Menschensohn bist. Die Leiber werden auferstehen; also sage etwas über deren Gericht! Dazu hört dies: "ihr die ihr Gutes getan, werdet auferstehen zum Leben,", einem Leben, das ihr mit den Engeln Gottes teilt. Die ihr [aber] schlecht gehandelt habt, werdet auferstehen zum Gericht." Und das Wort "Gericht" steht hier für "Strafe". (Augustinus)

 
Oder:
Zur LeseordnungEVANGELIUM   Joh 6,37-40
 
Die an den Sohn glauben, haben das ewige Leben, und ich werde sie auferwecken am Letzten Tag
 
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes
 
In jener Zeit sprach Jesus zu der Menge:
37 Alles, was der Vater mir gibt, wird zu mir kommen, und wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen;

Es gebraucht diese umfassende Sprechweise: "alles", um die Vollzahl der Gläubigen zu bezeichnen. Es sind die, welche der Vater dem Sohn gibt, indem er durch verborgene Eingebung in ihnen den Glauben bewirkt. (Beda)

Jeder also, den der Vater zu mir zieht, kommt durch den Glauben zu mir, auf daß er mit mir innerlich verbunden werde. Und wer so mit den Schritten des Glaubens und der guten Werke zu mir kommt, "den werde ich nicht hinausweisen"; das heißt: er wird bei mir weilen im geheimen Gemach des Gewissens und schließlich werde ich ihn aufnehmen in die ewige Seligkeit. (Alkuin)

Durch diesen Satz: "was der Vater mir gibt", zeigt der Herr, daß es kein Zufall ist, wenn jemand an Christus glaubt, und daß dieser Glaube nicht durch menschliche Gedanken zur Vollendung gebracht wird. Es bedarf der Enthüllung vom Himmel her und es bedarf einer Seele, die gewillt ist, die Offenbarung aufzunehmen. (Chrysostomus)

38 denn ich bin nicht vom Himmel herabgekommen, um meinen Willen zu tun, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat.

Die Seele entfernte sich von Gott, weil sie dem Hochmut verfiel. Wegen des Hochmuts hat uns Gott von sich gewiesen, durch Demut aber kehren wir zurück. Wenn ein Arzt bei der Therapie einer Krankheit, die durch eine bestimmte Ursache hervorgerufen wurde, nur die Krankheit heilt, nicht aber die Ursache beseitigt, dann heilt er nur für eine gewisse Zeit, und die Krankheit wird zurückkehren. Damit er also die Ursache aller Krankheiten heile, nämlich den Hochmut, ist der Sohn Gottes vom Himmel herabgestiegen und demütig geworden. Was für einen Grund hast du, Mensch, hochmütig zu sein? Vielleicht schämst du dich, einen niedrigen und demütigen Menschen nachzuahmen, so schäme dich wenigstens nicht, den demütigen Gott nachzuahmen. Denn hier ist die Empfehlung der Demut! "Ich bin nicht gekommen, meinen Willen zu tun, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat". Der Hochmut tut seinen eigenen Willen, die Demut den Willen Gottes. [...] Demütig bin ich gekommen, um Demut zu lehren. Wer zu mir kommt, wird meinem Leibe eingefügt und somit demütig. Und daher wird er nicht hinausgeworfen. Hinausgeworfen wird nur der Hochmut. (Augustinus)

39 Es ist aber der Wille dessen, der mich gesandt hat, daß ich keinen von denen, die er mir gegeben hat, zugrunde gehen lasse, sondern daß ich sie auferwecke am Letzten Tag.
40 Denn es ist der Wille meines Vaters, daß alle, die den Sohn sehen und an ihn glauben, das ewige Leben haben und daß ich sie auferwecke am Letzten Tag.

Seht, er spricht auch hier von der zweifachen Auferstehung: Wer zu ihm kommt, ersteht auf, weil er zu seinen Glieder gehört und demütig geworden ist. [...] Er glaubt und tritt in das Leben ein: das ist die erste Auferstehung. Aber es ist nicht die einzige; darum folgt: "Ich werde ihn auferwecken am jüngsten Tage". (Augustinus)

 
Wahlweise kann auch das Evangelium Joh 6,51-58 (siehe Lesejahr B, 20. Sonntag im Jahreskreis) oder Joh 11,17-27 (vgl. 5. Fastensonntag) oder Joh 14,1-6 (vgl. 5. Sonntag der Osterzeit) gelesen werden.
 
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