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LESEJAHR A

Die Zeit im Jahreskreis

10. SONNTAG IM JAHRESKREIS

 

Zur LeseordnungEVANGELIUM   Mt 9,9-13
 
Ich bin gekommen, um die Sünder zu rufen, nicht die Gerechten
 
Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus
 
In jener Zeit
9 sah Jesus einen Mann namens Matthäus am Zoll sitzen und sagte zu ihm: Folge mir nach! Da stand Matthäus auf und folgte ihm.

Die übrigen Evangelisten wollten aus Ehrfurcht gegenüber Matthäus ihn nicht mit dem bekannten Namen bezeichnen, sondern nannten ihn Levi; er hatte nämlich einen Doppelnamen. Matthäus selbst aber - gemäß jenem Wort Salomons: Gerecht ist der Ankläger gegen sich selbst (Spr 18,14) - nennt sich Matthäus und Zöllner, um seinen Lesern zu zeigen, daß niemand verzweifeln muß, wenn er sich zum Besseren bekehrt hat, da er selbst in einem Moment von einem Zöllner zu einem Apostel verwandelt wurde. (Hieronymus)

Auch die irdischen Gefahren, die ihm von seinen Vorgesetzten hätten entstehen können, achtete er gering, als er die unvollendeten Aufgaben seines Amtes liegen ließ. [...] Und weil er irdischen Gewinn verließ, wurde er zum Verteiler der Talente des Herrn. (Remigius)

10 Und als Jesus in seinem Haus beim Essen war, kamen viele Zöllner und Sünder und aßen zusammen mit ihm und seinen Jüngern.

Zöllner werden die genannt, die in öffentliche Aufgaben verwickelt sind, die ohne Sünde kaum oder nie ausgeführt werden können. Und es war ein schönes Vorzeichen: denn der, der Apostel und Lehrer der Völker werden sollte, zieht bei seiner ersten Bekehrung eine Schar von Sünder nach sich zum Heil, so daß er schon durch sein Beispiel bewirkte, was er später auch durch sein Wort bewirken sollte. (Glossa)

Da kamen sie nun zu unserem Erlöser, und zwar nicht nur zum Sprechen, sondern sie wurden auch aufgenommen zum gemeinsamen Mahl; denn nicht nur durch Gespräch und Heilung oder indem er seine Feinde überführte, sondern auch indem er mit ihnen zu Tische saß, besserte er oftmals die, welche sich in einem sündhaften Zustand befanden; dadurch belehrt er uns, daß jede Zeit und jede Aufgabe uns Nutzen bringen kann. (Chrysostomus)

11 Als die Pharisäer das sahen, sagten sie zu seinen Jüngern: Wie kann euer Meister zusammen mit Zöllnern und Sündern essen?

Sie waren aber in einem zweifachen Irrtum befangen: Zum einen hielten sie sich selbst für gerecht, obwohl sie sich durch den Stolz ihres Hochmuts weit von der Gerechtigkeit entfernt hatten; zum anderen klagten sie auch noch Gerechte an, die sich durch ihre Abkehr von den Sünden der Gerechtigkeit annäherten. (Hrabanus)

12 Er hörte es und sagte: Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken.

Er nennt sich selbst Arzt, denn in seiner wunderbaren Heilkunst ließ er sich wegen unserer Sünden verwundet, um die Wunden unserer Sünden zu heilen. "Gesund" nennt er freilich die, die ihre eigene Gerechtigkeit festsetzen wollen und daher nicht unter der wahren Gerechtigkeit Gottes stehen. "Krank" nennt er aber die, die im Bewußtsein ihrer eigenen Gebrechlichkeit sehen, daß sie auch durch das Gesetz nicht gerecht gemacht werden und sich daher durch Buße unter die Gnade Gottes stellen. (Hrabanus)

13 Darum lernt, was es heißt: Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer. Denn ich bin gekommen, um die Sünder zu rufen, nicht die Gerechten.

Dadurch sagt er: Warum klagt ihr mich an, daß ich die Sünder bessere? Damit klagt ihr auch meinen Vater an. Wie nämlich jener die Bekehrung der Sünder will, so auch ich. Und so zeigt er, daß das nicht nur nicht verboten ist, was sie ihm vorwerfen, sondern nach dem Gesetz sogar noch größer als ein Opfer; denn es heißt nicht: Barmherzigkeit will ich und Opfer; sondern das eine schloß er ein, das andere aber aus. (Chrysostomus)

Dennoch verschmäht Gott das Opfer nicht, sondern nur das Opfer ohne Barmherzigkeit. Die Pharisäer aber brachten oft Opfer im Tempel dar, um gerecht zu erscheinen vor dem Volk; aber sie übten nicht die Werke der Barmherzigkeit, in denen sich die wahre Barmherzigkeit zeigt. (Glossa)

Daher ermahnt er sie, durch die Werke der Barmherzigkeit für sich selbst die Belohnungen der höheren Barmherzigkeit zu suchen und nicht darauf zu vertrauen, Gott durch Darbringung von Opfern zu gefallen, ohne sich um die Not der Armen zu kümmern. (Hrabanus)

 
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