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LESEJAHR A

Die Zeit im Jahreskreis

26. SONNTAG IM JAHRESKREIS

 

Zur LeseordnungEVANGELIUM   Mt 21,28-32
 
Später reute es ihn und er ging doch. -
Zöllner und Dirnen gelangen eher in das Reich Gottes als ihr
 
Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus
 
In jener Zeit sprach Jesus zu den Hohenpriestern und den Ältesten des Volkes:
28 Was meint ihr? Ein Mann hatte zwei Söhne. Er ging zum ersten und sagte: Mein Sohn, geh und arbeite heute im Weinberg!
29 Er antwortete: Ja, Herr!, ging aber nicht.
30 Da wandte er sich an den zweiten Sohn und sagte zu ihm dasselbe. Dieser antwortete: Ich will nicht. Später aber reute es ihn, und er ging doch.

[...] Ein Mann hatte zwei Söhne. Wer ist jener Mann, wenn nicht Gott, der alle Menschen geschaffen hat, und der, auch wenn er von Natur aus der Herr ist, doch lieber als Vater geliebt denn als Herr gefürchtet werden will? Der ältere Sohn ist das Volk der Heiden, der jüngere das Volk der Juden: denn die Heiden stammen aus der Zeit Noahs, die Juden aber stammen von Abraham ab. (Pseudo-Chrysostomus)

Zuerst also wird dem Volk der Heiden durch die Kenntnis des Naturgesetzes gesagt: Geh und arbeite in meinem Weinberg, d. h. was du nicht willst, daß man dir tu, das füg auch keinem anderen zu. Dieses aber gab eine hochmütige Antwort und daher folgt: Dieser antwortete: Ich will nicht. (Hieronymus)

Die Heiden haben nämlich am Anfang Gott und seine Gerechtigkeit verlassen, sind zur Götzenverehrung und zu sündhaftem Verhalten übergegangen und haben so in ihren Gedanken offenbar geantwortet: Wir wollen Gottes Gerechtigkeit nicht tun. (Pseudo-Chrysostomus)

Später jedoch, bei der Ankunft des Erlösers, tat das Heidenvolk Buße und arbeitete im Weinberg des Herrn und machte seine trotzige Antwort durch seine Arbeit wieder gut. (Hieronymus)

Der zweite Sohn ist das Volk der Juden, die dem Mose antworten: Alles, was uns der Herr gesagt hat, wollen wir tun (Ex 24,7). (Hieronymus)

Aber nachdem sie sich von Gott abgewandt hatten, haben sie Gott belogen, gemäß dem Wort: Meine Söhne sind mir fremd geworden und haben mich belogen (Ps 17,46 Vg); das ist gemeint mit: Er ging aber nicht. (Pseudo-Chrysostomus)

Daher können wir betrachten, daß der Herr dieses Gleichnis für die erzählt, die wenig oder nichts versprechen, in Werken aber [ihre Antwort] zeigen, und gegen diejenigen, die Großes versprechen, aber nichts von dem tun, was sie versprochen haben. (Origenes)

31 Wer von den beiden hat den Willen seines Vaters erfüllt? Sie antworteten: Der zweite. Da sagte Jesus zu ihnen: Amen, das sage ich euch: Zöllner und Dirnen gelangen eher in das Reich Gottes als ihr.

Man kann unter dem Reich Gottes das Evangelium oder die gegenwärtige Kirche verstehen; in ihr haben die Heiden den Vorrang den Juden gegenüber, weil sie schneller bereit waren zu glauben. (Hrabanus)

Dadurch wird aber nicht ausgeschlossen, daß die Juden einmal in das Reich Gottes eintreten; vielmehr wird dann, wenn die Fülle der Heiden eingetreten ist, ganz Israel gerettet werden. (Origenes)

32 Denn Johannes ist gekommen, um euch den Weg der Gerechtigkeit zu zeigen, und ihr habt ihm nicht geglaubt; aber die Zöllner und die Dirnen haben ihm geglaubt. Ihr habt es gesehen, und doch habt ihr nicht bereut und ihm nicht geglaubt.

[Johannes] kam so offensichtlich auf dem Weg der Gerechtigkeit, daß sein bewundernswerter Lebenswandel die Sünder mitten ins Herz traf. Daher folgt: Die Zöllner und Dirnen haben ihm geglaubt. Betrachte, wie der gute Lebenswandel des Verkünders der Verkündigung Kraft verleiht, so daß er auch die ungezähmten Herzen zähmen kann. (Pseudo-Chrysostomus)

Daher glauben einige, daß es in diesem Gleichnis nicht um Heiden und Juden geht, sondern einfach um Sünder und Gerechte. Jene hatten sich zunächst durch ihre bösen Werke geweigert, Gott zu dienen, später aber von Johannes die Bußtaufe empfangen. Die Pharisäer aber, die ihre Gerechtigkeit zur Schau stellen und von sich sagen, daß sie das Gesetz Gottes befolgen, haben die Taufe des Johannes verachtet und seine Weisungen nicht befolgt. (Hieronymus)

Er erzählt deshalb dieses [Gleichnis], weil ihn die Priester - nicht um etwas zu lernen, sondern um ihm eine Falle zu stellen - gefragt hatten: In welcher Vollmacht tust du das?" Mt 21, 23; die unserem Abschnitt vorangehende Perikope Viele aber aus dem Volk hatten ihm geglaubt: Daher fügt er das Gleichnis von den zwei Söhnen an und zeigt ihnen dadurch, daß die einfachen Leute aus dem Volk, die ursprünglich von sich sagen, daß sie ein weltliches Leben führen, besser sind als die Priester, die ursprünglich von sich sagen, daß sie Gott dienen: denn die Leute aus dem Volk haben sich, von Reue ergriffen, zu Gott bekehrt; die Priester aber werden, wenn sie nicht zur Umkehr bereit sind, niemals aufhören, gegen Gott zu sündigen. Der erste Sohn nämlich ist das Volk: denn das Volk ist nicht um der Priester willen, sondern die Priester sind um des Volkes willen da. (Pseudo-Chrysostomus)

 
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