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LESEJAHR A

Die Zeit im Jahreskreis

28. SONNTAG IM JAHRESKREIS

 

Zur LeseordnungEVANGELIUM   Mt 22,1-14
 
Ladet alle, die ihr trefft, zur Hochzeit ein!
 
Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus
 
In jener Zeit
1 erzählte Jesus den Hohenpriestern und den Ältesten des Volkes das folgende Gleichnis:

Dieses Gleichnis erzählt nur Matthäus, Lukas (14,15-24) berichtet zwar etwas Ähnliches, es ist aber nicht dasselbe, wie schon die Stellung [im Evangelium] anzeigt. (Augustinus, De cons. Evang.)

Hier [bei Matthäus] wird durch das Hochzeitsmahl die gegenwärtige Kirche bezeichnet, dort [bei Lukas] wird durch das Festmahl auf das letzte und ewige Gastmahl hingewiesen. Zu jenem kommen manche, die trotzdem zugrunde gehen werden; wer hingegen einmal zu diesem gekommen ist, der wird es nie mehr verlassen. Doch wenn einer behaupten möchte, daß hier beide Male dasselbe Lehrstück vorliegt, so kann er [den Unterschied] vielleicht daran erkennen, daß Matthäus berichtet, ein Mann, der ohne Hochzeitsgewand gekommen war, wurde hinausgeworfen - darüber schweigt aber Lukas. [...] (Gregor der Große, In Evang.)

2 Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem König, der die Hochzeit seines Sohnes vorbereitete.

[...] Der König und Vater bereitet für den königlichen Sohn das Hochzeitsfest, indem er ihn durch das Geheimnis der Menschwerdung mit der heiligen Kirche verband. Das Brautgemach des Bräutigams aber war der Schoß der jungfräulichen Mutter. (Gregor der Große)

Oder: Wenn die Auferstehung der Heiligen sein wird, dann wird das Leben, das Christus ist, den Menschen bei sich aufnehmen und durch seine Unsterblichkeit wird es die Sterblichkeit des Menschen verschlingen. Denn schon jetzt haben wir als Unterpfand der künftigen Hochzeit den Heiligen Geist empfangen (vgl. Eph 1,14), dann aber werden wir Christus selbst noch vollkommener bei uns haben. (Pseudo-Chrysostomus)

Oder: die Verbindung des Bräutigams mit der Braut, d.h. die Verbindung Christi mit der Seele, ist die Aufnahme des Wortes, die Frucht dieser Verbindung aber sind die guten Werke. (Origenes)

3 Er schickte seine Diener, um die eingeladenen Gäste zur Hochzeit rufen zu lassen. Sie aber wollten nicht kommen.
4 Da schickte er noch einmal Diener und trug ihnen auf: Sagt den Eingeladenen: Mein Mahl ist fertig, die Ochsen und das Mastvieh sind geschlachtet, alles ist bereit. Kommt zur Hochzeit!

Das heißt, als der Herr seine Diener schickte, waren die Gäste bereits vorher eingeladen worden. Eingeladen waren die Menschen nämlich seit den Zeiten Abrahams, dem die Menschwerdung Christi verheißen wurde. (Pseudo-Chrysostomus)

"Er sandte aber seinen Knecht", das meint zweifellos Mose, durch den er den Eingeladenen das Gesetz gab. Wenn wir aber "Knechte" lesen, so ist das auf die Propheten zu beziehen, [die gesandt wurden], damit sie mehrere Vorbilder hätten. Doch auch auf deren Einladung hin wollten sie nicht kommen. Es folgt: "Da schickte er noch einmal Diener und trug ihnen auf: Sagt den Eingeladenen ..." Unter den Knechten, die als zweites geschickt wurden, versteht man besser die Propheten als die Apostel. [...] (Hieronymus)

Doch auch letztere sandte er, als er sagte: "Geht nicht zu den Heiden ... sondern zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel" (Mt 10,5). (Pseudo-Chrysostomus)

Wenn also der Herr den Aposteln sagt, "Geht und verkündet, das Himmelreich ist nahe" (Mt 10,7), so bedeutet das dasselbe, was hier gesagt wird: "Das Mahl ist fertig", d. h. aus dem Gesetz und den Propheten habe ich den Tisch der Heiligen Schrift bereitet. [...] (Pseudo-Chrysostomus)

Durch die Ochsen aber werden die Väter des Alten Testaments bezeichnet. Diese haben vom Gesetz dazu ermächtigt ihre Gegner mit körperlicher Kraft geschlagen. [...] Durch das Mastvieh werden die Väter des Neuen Testaments dargestellt. Da sie als Gnade das "Fett" innerer Süße aufgenommen haben, haben sie sich von irdischen Sehnsüchten zur Höhe der Betrachtung Gottes erhoben. Er sagt aber: "Die Ochsen und das Mastvieh sind geschlachtet": Blickt also auf den Tod der Väter, die euch vorausgegangen sind, und denkt daran, euer eigenes Leben zu bessern. (Gregor der Große)

Oder anders: Die Ochsen ist die herrliche Schar der Märtyrer, die für ihr Bekenntnis zu Gott wie ausgewählte Opfer dargebracht worden sind. Das Mastvieh aber sind die geistlichen Menschen, die durch das Himmelsbrot wie Vögel genährt worden sind, damit sie ausfliegen und andere mit dem Reichtum der Speise, die sie empfangen haben, sättigen. (Hilarius)

Beachte auch, daß in der ersten Einladung noch nichts von den Ochsen und dem Mastvieh gesagt wird, in der zweiten aber werden die geschlachteten Ochsen und Masttiere erwähnt. Der allmächtige Gott wollte nämlich - wenn wir seine Worte hören wollen - ein Beispiel hinzufügen: Was wir für unmöglich halten, sollte uns umso leichter fallen, wenn wir hören, daß andere bereits dasselbe durchgemacht haben. (Gregor der Große)

Wenn gesagt wird, daß alles bereit ist [zum Mahl], so ist damit gemeint, daß alles zum Heil Notwendige in den Schriften bereits enthalten ist: Wem es an Wissen fehlt, der findet dort, was er lernen kann; wer trotzig ist, findet, wovor er Ehrfurcht haben kann, und wer sich bedrängt fühlt, der findet dort Verheißungen, die ihn dazu bringen, sich ans Werk zu machen. (Pseudo-Chrysostomus)

5 Sie aber kümmerten sich nicht darum, sondern der eine ging auf seinen Acker, der andere in seinen Laden,

Das scheinen alles vernünftige Gründe zu sein, daraus aber lernen wir, daß man die geistlichen Dinge allem anderen vorziehen muß, auch wenn einen [scheinbar] notwendige Dinge davon abhalten wollen. Mir scheinen hier aber die Gründe nur vorgeschoben zu sein, um das eigentliche Desinteresse zu verschleiern. (Chrysostomus)

Oder anders: Wenn wir den Lebensunterhalt mit unserer Hände Arbeit verdienen, sei es daß wir einen Acker oder einen Weinberg bestellen oder indem wir Holz oder Eisen bearbeiten, dann scheinen wir mit der Pflege unseres "Ackers" beschäftigt zu sein. Wenn wir dagegen einem anderen Geschäft (nicht mit unserer Hände Arbeit) nachgehen, so wird das hier alles zusammen "Laden" genannt. O du elende Welt und elend alle, die ihr folgen! Durch irdische Geschäfte haben sich die Menschen schon immer vom Leben ausgeschlossen. (Pseudo-Chrysostomus)

6 wieder andere fielen über seine Diener her, mißhandelten sie und brachten sie um.
7 Da wurde der König zornig; er schickte sein Heer, ließ die Mörder töten und ihre Stadt in Schutt und Asche legen.

[...] Der Herr schweigt hier über seinen Tod, denn davon hat er im vorigen Gleichnis gesprochen. Hier zeigt er vielmehr den Tod seiner Jünger, die die Juden nach seiner Himmelfahrt töteten, indem sie den Stephanus steinigten und den Jakobus, den Sohn des Alphäus, ermordeten. Deswegen wurde Jerusalem auch von den Römern zerstört. Beachte dabei freilich, daß bei Gott nicht im eigentlichen Sinn von "Zorn" gesprochen werden kann, sondern nur im übertragenen Sinn: er zürnt dann, wenn er straft. (Pseudo-Chrysostomus)

Oder aber, das Heer unseres Königs sind die Scharen der Engel. Es heißt: "er ließ die Mörder töten", denn jedes Gericht über die Menschen wird von Engeln ausgeführt. [...] (Origenes, In Matth.)

8 Dann sagte er zu seinen Dienern: Das Hochzeitsmahl ist vorbereitet, aber die Gäste waren es nicht wert (eingeladen zu werden).
9 Geht also hinaus auf die Straßen und ladet alle, die ihr trefft, zur Hochzeit ein.

Die Straßen sind alle Beschäftigungen dieser Welt: Philosophie, Militärdienst, was auch immer. Er sagt also: "Geht hinaus auf die Straßen", um die Menschen in jeder Lebenslage zum Glauben zu rufen. [...] (Pseudo-Chrysostomus)

10 Die Diener gingen auf die Straßen hinaus und holten alle zusammen, die sie trafen, Böse und Gute, und der Festsaal füllte sich mit Gästen.

Er sagt das, weil in dieser Kirche weder die Schlechten ohne die Guten, noch die Guten ohne die Schlechten sein können. Und wer sich weigert, die Schlechten zu ertragen, der kann selbst nicht gut sein. (Gregor der Große)

"Der Hochzeitssaal", nämlich Christi und der Kirche, "füllte sich", als diejenigen, die von den Aposteln gefunden worden sind, für Gott wiedergewonnen wurden und sich zum Hochzeitsmahl setzten. Gute und Böse mußten berufen werden, aber nicht so, daß die Bösen böse blieben, sondern daß sie ihre Gewänder, die nicht zum Hochzeitsfest paßten, ablegen und Hochzeitskleider anziehen, das heißt: aufrichtiges Erbarmen und Güte. Und darum geht der König hinaus und sieht sich die Gäste an, bevor er ihnen das Mahl reicht, um sich zu vergewissern, ob sie Festkleider haben, und er an ihnen Freude hat. Die anderen verurteilt er, und darum heißt es: (Origenes, In Matth.)

11 Als sie sich gesetzt hatten und der König eintrat, um sich die Gäste anzusehen, bemerkte er unter ihnen einen Mann, der kein Hochzeitsgewand anhatte.

Nicht daß Gott nicht überall wäre; er heißt aber dort [in besonderer Weise] gegenwärtig, wo er einen Menschen richtend anschauen will - wo er das nicht will, da scheint er abwesend zu sein. Der Tag aber, an dem er die Menschen ansieht, ist der Tag des Gerichts, wenn er auf die Christen schaut, die sich am Tisch der Heiligen Schrift niedergesetzt haben. (Chrysostomus)

Was sollen wir anderes unter dem Hochzeitsgewand verstehen als die Liebe? Denn sie hatte der Herr an, als er kam um sich mit der Kirche zu vermählen. Wer also ohne Hochzeitsgewand zur Hochzeit kommt, ist derjenige in der Kirche, der zwar Glauben, aber keine Liebe hat. (Gregor der Große)

Oder aber, der kommt ohne Hochzeitsgewand zur Hochzeit, der dort nicht den Ruhm des Bräutigams sucht, sondern den eigenen. (Augustinus, Contra Faustum)

12 Er sagte zu ihm: Mein Freund, wie konntest du hier ohne Hochzeitsgewand erscheinen? Darauf wußte der Mann nichts zu sagen.

Oder das Hochzeitsgewand sind die Weisung des Herrn und die Werke, die unter dem Gesetz und dem Evangelium getan werden, und das Kleid des neuen Menschen ausmachen. Doch derjenige, der sich am Tag des Jüngsten Gerichts einen Christen nennt, aber keine [guten Werke] aufweisen kann, wird sofort getadelt. Es heißt: "Er sagte zu ihm: Mein Freund, wie konntest du hier ohne Hochzeitsgewand erscheinen?" Er nennt ihn Freund, denn er ist ja zur Hochzeit geladen, also durch den Glauben ein Freund. Er wirft ihm aber seine Unverschämtheit vor, weil er mit seinen schmutzigen Gewand den Glanz des Hochzeitsfestes mindert. (Hieronymus)

Weil aber derjenige, der sündigt und den Herrn Jesus Christus nicht als Gewand anlegt, keine Entschuldigung hat, heißt es: "Darauf wußte der Mann nichts zu sagen." (Origenes)

13 Da befahl der König seinen Dienern: Bindet ihm Hände und Füße, und werft ihn hinaus in die äußerste Finsternis! Dort wird er heulen und mit den Zähnen knirschen.

Die Füße und die Hände werden dann durch den Urteilsspruch gebunden, weil sie sich zuvor nicht durch eine Besserung des Lebens nicht binden lassen wollten, um keine schlechten Taten zu begehen. Oder: die Strafe bindet dann den, der sich zuvor schuldhaft von guten Werken abhalten ließ. (Gregor der Große)

Innere Finsternis nennen wir die Blindheit des Herzens, äußereIn der Einheitsübersetzung: äußerste Finsternis nennen wir die ewige Nacht der Verdammnis. (Gregor der Große)

Und weil es bei einem Gastmahl nicht auf den Anfang sondern auf das Ende ankommt, wird hinzugefügt: (Hieronymus)

14 Denn viele sind gerufen, aber nur wenige auserwählt.

Denn einige fangen mit dem Guten nicht einmal an, andere führen das Gute, das sie begonnen haben, nicht zu Ende. Je weniger einer also weiß, was noch auf ihn zukommt, umso mehr soll er eifrig auf sich selber achtgeben. (Gregor der Große)

 
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