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LESEJAHR A

Die Zeit im Jahreskreis

4. SONNTAG IM JAHRESKREIS

 

Zur LeseordnungEVANGELIUM   Mt 5,1-12a
 
Selig, die arm sind vor Gott
 
Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus
 
In jener Zeit,
1 als Jesus die vielen Menschen sah, stieg er auf einen Berg. Er setzte sich, und seine Jünger traten zu ihm.

"Er stieg auf einen Berg": Erstens, um das prophetische Wort des Jesaja zu erfüllen: "Du steige auf einen Berg" (Jes 40,9); zweitens, um klar zu machen, daß jemand, der Gottes Gerechtigkeit lehren will, auf der Anhöhe der geistlichen Tugenden stehen muß - ebenso wie derjenige, der diese Lehre hört. Denn niemand kann in der Niederung stehen und vom Berg sprechen. Wenn du auf der Erde stehst, sprich von der Erde. Wenn du vom Himmel sprichst, dann stehe dort fest. Drittens vielleicht, um darauf hinzuweisen, daß jeder, der die Geheimnisse der Wahrheit kennenlernen will, auf den Berg steigen muß, der die Kirche ist. Von diesem Berg sagt der Psalmist: "Der Berg Gottes, ein fruchtbarer Berg" (Ps 67,16 Vg.) (Pseudo-Chrysostomus)

Oder er stieg deswegen auf einen Berg, um anzuzeigen, daß die Vorschriften der Gerechtigkeit, die dem Volk durch die Propheten gegeben worden waren, von geringerem Rang waren; denn das Volk sollte zunächst durch Furcht gebunden werden. Durch den Sohn Gottes aber sollten Vorschriften höheren Ranges gegeben werden, denn das Volk sollte durch die Liebe in Freiheit gesetzt werden. (Augustinus)

Daß er im Sitzen lehrte, zeigt die Würde des Lehrers. (Augustinus)

Es wirft eine Frage auf, daß Matthäus erzählt, der Herr habe diese Predigt im Sitzen auf dem Berg gehalten, Lukas aber, sie sei auf dem Feld und im Stehen gehalten worden. Dieser Unterschied scheint darauf zu deuten, daß es sich um zwei verschiedene Predigten handelt. Wer wollte denn Christus verbieten, einmal etwas zu wiederholen, was er schon früher gesagt hatte, oder noch einmal zu tun, was er bereits getan hatte? Obwohl man auch so antworten könnte [...], Lukas und Matthäus hätten dasselbe Geschehen auf unterschiedliche Weise erzählt. (Augustinus)

2 Dann begann er zu reden und lehrte sie.

"Er öffnete seinen Mund und lehrte sie": Wann immer es heißt, "er öffnete seinen Mund", soll man genau aufpassen, denn es folgen bedeutende Dinge. (Remigius)

Daß es ausdrücklich heißt: "Er öffnete seinen Mund", kann auch ankündigen, daß eine längere Rede folgen wird.
Wenn jemand die Sache in frommer Gesinnung und mit klarem Verstand überlegt, dann wird er in dieser Rede Jesu - sofern sie sich auf das rechte Verhalten bezieht - eine vollendete Richtschnur für das christliche Leben finden. Darum schließt diese Rede auch mit den Worten: "Wer meine Worte hört und danach handelt, den vergleiche ich mit einem weisen Mann." (Mt 7,24) (Augustinus)

3 Er sagte: Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich.

Viele freilich sind wenig geachtet, ohne daß sie das bejahen, sondern einzig aufgrund ihres Schicksals. Das wird nicht gelobt, vielmehr werden diejenigen seliggepriesen, die freiwillig demütig werden. Der Herr beginnt gerade damit, weil er mit dem Hochmut die Wurzel aller Bosheit ausreißen will. Gegen den Hochmut setzt er die Demut als sicheres Fundament. Ist solche als ein sicherer Grund gelegt, dann kann man darüber aufbauen. Wird das Fundament zerstört, fällt alles, was du an Gutem gesammelt hast. (Chrysostomus)

Es gibt keine andere Ursache für das Philosophieren als das Ziel des Guten. Dieses ist es, was selig macht. Darum beginnt der Herr mit der "Seligkeit", indem er spricht: "Selig sind die arm sind im Geist". (Augustinus)

Anmaßung bezeichnet die Verwegenheit des Geistes und den Hochmut. Im Volksmund sagt man von Hochmütigen, sie hätten einen hochfliegendenWörtlich: großen Geist. Zu Recht, denn der Geist heißt auch Wind, und wer wüßte nicht, daß die Hochmütigen aufgeblasen sind, als hätte sie der Wind aufgeschwollen? Darum heißen diejenigen "arm im Geist", die demütig sind und Gott fürchten. Das heißt: sie haben keinen Geist, der sie aufgeblasen macht. (Augustinus)

Er weist darauf hin, daß die DemütigenLat.: humiles die sind, die stets um die Hilfe Gottes ersuchen. Im Griechischen heißt es: Selig die "ptochoi", das bedeutet: die Bettelnden oder die Bedürftigen. Viele sind aus natürlichen Gründen wenig geachtet,Lat.: humiles ihre Demut hat nichts mit dem Glauben zu tun, sie bitten Gott nicht um seine Hilfe. Das tun nur die, welche im Glauben demütig sind. (Pseudo-Chrysostomus)

Die Hochmütigen erstreben die Herrschaft auf Erden; die Demütigen erlangen das Himmelreich. (Augustinus)

Die Laster stürzen den Menschen hinab in die Unterwelt, ganz besonders der Hochmut; ebenso führen die Tugenden ihn in das Himmelreich, ganz besonders die Demut. (Pseudo-Chrysostomus)

4 Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden.

Wenn du schon arm und sanftmütig bist, so gedenke auch, daß du ein Sünder bist, und beweine deine Sünden. (Ambrosius)

Denn als Trauernde werden nicht die bezeichnet, die Verluste oder Schmähungen oder sonstigen Schaden beklagen, sondern die, die über ihre Sünden weinen. (Hilarius)

Freilich sind diejenigen selig, die ihre Sünden beweinen, doch nur in einem geringeren Maß. Seliger sind jene, die über die Sünden anderer trauern. Und diese Eigenschaft sollten alle Lehrer haben. (Pseudo-Chrysostomus)

Die Tröstung der Trauernden besteht darin, daß die Trauer von ihnen geht. So werden die, die ihre Sünden betrauern, getröstet werden, wenn sie die Vergebung erlangt haben. (Pseudo-Chrysostomus)

Und selbst wenn es für jene, die ihre Sünden beweinen, schon genügend Wohltat wäre, sich der Vergebung zu erfreuen, so beschränkt der Herr seine Vergeltung nicht auf die Nachlassung der Sünden, sondern läßt diese Menschen an vielerlei Tröstungen teilhaben, in dieser und in der kommenden Welt. Denn wenn Gott vergilt, ist er immer weit großzügiger als es den Mühen des Menschen entspricht. (Chrysostomus)

Oder eine andere Auslegung: Trauer ist der Schmerz über den Verlust von etwas, was man liebt. Wer sich zu Gott bekehrt, verliert das, was ihm in der Welt lieb und teuer war; denn er freut sich nicht mehr an den Dingen, an denen er früher Gefallen hatte. Aber bis in ihm die Liebe zum Ewigen herangewachsen ist, hat er unter gewisser Traurigkeit zu leiden. Doch er wird durch den Heiligen Geist getröstet, der ja gerade deswegen "Paraklet" genannt wird, das heißt: Tröster. Denn diejenigen, die Zeitliches verlieren, sollen sich an den ewigen Gütern erfreuen. (Augustinus, Serm. in Mont. 1,2)

Es kann auch sein, daß mit der "Trauer" hier zwei Arten von innerer WundeLat.: compunctio gemeint sind: zum einen wegen des Elends dieser Welt, zum anderen aus sehnsüchtigem Verlangen nach den himmlischen Dingen. Diese Art von Trauer kennt nur der Arme und Sanftmütige, der sich als arm erkennt, weil er die Welt nicht liebt, und der sich daher nach dem Himmel sehnt. Folgerichtig wird daher den Trauernden Tröstung verheißen: derjenige, der jetzt trauert, wird in der Zukunft voll Freude sein. Reicher ist die Vergeltung für den Trauernden als für den Armen und Sanftmütigen: denn Freude im Himmelreich ist etwas Größeres als Habe und Besitz. (Glossa)

5 Selig, die keine Gewalt anwenden; denn sie werden das Land erben.

Sanftmütig sind die, welche erfahrenes Unrecht einstecken und dem Bösen [das ihnen angetan wird] keinen Widerstand entgegensetzen. (Augustinus)

Selbst wenn ich als Mittelloser in Schlichtheit zufrieden bin, so muß ich doch noch mein Verhalten recht gestalten: Was nützt es mir, keine zeitlichen Güter zu besitzen, wenn ich nicht auch sanftmütig bin? Sänftige also deine Erregung, damit du nicht in Zorn gerätst, oder im Zorn in Sünde fällst. Es ist etwas Herrliches, wenn jemand seine innere Bewegung durch Besonnenheit mäßigt. Man sagt, es zeuge von keiner geringeren Tugend, wenn jemand seinem Zorn Einhalt zu gebieten weiß, als wenn er überhaupt nicht zornig wird. [...] (Ambrosius)

Es sollen also die, welche sich partout nichts gefallen lassen, streiten und kämpfen um die irdischen, vergänglichen Dinge. Doch "selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Land erben", von dem sie nicht vertrieben werden können - das Land, von dem der Psalm (141,6) sagt: "...mein Anteil im Land der Lebenden". Damit ist die verläßliche Dauer dieses Erbes gemeint, wo die Seele aufgrund ihrer guten inneren Gestimmtheit gleichsam an ihrem Ort ruhig verweilt, ebenso wie der Leib auf dem Land der Erde . [...] (Augustinus)

Oder eine andere Auslegung: Christus verknüpft hier geistliche Dinge mit sichtbaren Angelegenheiten. Ein Sanftmütiger ist doch, so meint man, bereit, all das Seine zu verlieren. Und ihm verheißt der Herr das Gegenteil; er sagt nämlich, daß jemand, der nicht unverschämt und rücksichtslos ist, seine Habe in Beständigkeit besitzen wird. Wer aber rücksichtslos ist, verliert des öfteren sein Erbe und das Leben mit dazu. Der Herr verfaßte seine Rede ausgehend von bekannten Worten; denn auch im Psalm (37,11) spricht der Prophet: "Die Sanftmütigen werden das Land erben". (Chrysostomus)

6 Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden satt werden.

Wenn ich meine Vergehen beweint habe, beginne ich zu hungern und zu dürsten nach der Gerechtigkeit; denn solange nämlich jemand schwer krank ist, hat er keinen Hunger. (Ambrosius)

Es ist nicht genug für uns, die Gerechtigkeit zu wollen, wir müssen Hunger haben danach. Mit diesem Vergleich ist gesagt, daß wir niemals denken sollten, wir wären schon ausreichend gerecht, sondern wir sollten stets hungern nach den Werken der Gerechtigkeit. (Hieronymus)

Denen aber, die nach der Gerechtigkeit hungern und dürsten, schenkt er die Seligkeit; er drückt dadurch aus, daß das angestrengte Verlangen der Heiligen nach Gottes Lehre im Himmel vollkommen gesättigt wird. (Hilarius)

Alles Gute, das Menschen nicht aus der Liebe zu Gott tun, findet vor Gott keine Gnade. Nach der Gerechtigkeit hungert derjenige, der nach der Gerechtigkeit Gottes wandeln will, und es dürstet derjenige, der die Kenntnis jener Gerechtigkeit sucht. (Pseudo-Chrysostomus)

Von Gerechtigkeit spricht er hier entweder in einem allgemeinen Sinn, oder er meint die besondere Tugend, die das Gegenteil von Habsucht ist. Denn da er gleich noch über die Barmherzigkeit sprechen will, zeigt er zuvor, wie man barmherzig sein müsse - nämlich nicht mit Gütern, die man zusammengeraubt oder zusammengerafft hat. Daher schreibt der Herr jene Eigenschaften, die eigentlich zur Habgier gehören, nämlich Hunger und Durst, der Gerechtigkeit zu. (Chrysostomus)

Sie werden schon jetzt mit jener Speise gesättigt, von der der Herr spricht (Joh 4,34): "Meine Speise ist es, den Willen meines Vaters zu tun", das nämlich ist Gerechtigkeit, und ihr Durst wird gestillt mit jenem Wasser, von dem es heißt (Joh 4,14): "Wer davon trinkt, für den wird es zur Quelle des Wassers, das ins ewige Leben strömt." (Augustinus)

7 Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden.

BarmherzigLat.: misericors heißt einer, der ein betrübtes HerzLat.: miserum cor hat, weil er die Betrübnis eines anderen Menschen wie seine eigene betrachtet und über das Leid des anderen trauert wie über sein eigenes Unglück. (Remigius)

Man versteht hier unter der Barmherzigkeit hier nicht [nur] das Almosengeben, sondern sie bezieht sich auf alle Sünden und Fehler eines Bruders, wenn wir einer des anderen Last tragen sollen. (Hieronymus)

Selig aber nennt er die, die den Armen zu Hilfe kommen, damit sie aus dem Elend befreit werden. (Augustinus)

Gott erfreut sich derart an unserer Bereitschaft, dem Mitmenschen Gutes zu wollen, daß er seine Barmherzigkeit einzig den Barmherzigen zuwenden will. (Hilarius)

Die Belohnung entspricht nur scheinbar dem Tun; in Wirklichkeit aber ist sie weit größer; denn die menschliche und göttliche Barmherzigkeit sind nicht von der gleichen Art. (Chrysostomus)

8 Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen.

Freilich, wenn jemand Barmherzigkeit nicht reinen Herzens erweist, verliert er sie: Wenn sie einer übt, um damit groß zu tun, hat er keine Frucht davon. (Ambrosius)

Rein nennt er hier aber entweder die, die alle Tugend besitzen und sich keiner Schlechtigkeit bewußt sind, oder speziell die, die die Tugend der Selbstbeherrschung üben, die am notwendigsten ist, um Gott zu sehen, gemäß jenem Pauluswort: "Strebt nach Frieden mit allen und nach Heiligkeit, ohne die niemand Gott schauen wird!" Denn weil viele zwar barmherzig sind, aber doch Schamloses tun, weist er darauf hin, daß das erste nicht genügt, und deswegen hat er das Wort über die Reinheit zu dem über das Erbarmen gestellt. (Chrysostomus)

Der reine Gott kann aber nur von einem reinen Herzen gesucht werden; denn der Tempel Gottes kann nicht unrein sein; und das bedeutet es, wenn gesagt wird: Sie werden Gott sehen. (Hieronymus)

Töricht sind die Menschen, die sich aufmachen, um Gott mit ihren sterblichen Augen zu schauen; denn er wird doch mit dem Herzen geschaut, so wie es an anderer Stelle heißt: "In Einfalt des Herzens suchet ihn" (Weish 1,1). Einfalt des Herzens und Reinheit des Herzens sind nämlich das gleiche: (Augustinus, De sermone Domini, I,7)

Wenn die geistlich gewordenen Augen in unserem geistlichen (d.h. verklärten) Leib nur das vermögen, was unsere leiblichen Augen jetzt vermögen, dann kann man durch sie ohne Zweifel Gott nicht schauen. (Augustinus, Civ. Dei 22,29)

Dieses verheißene Schauen ist der Lohn des Glaubens. Um diesen Lohn zu empfangen, muß unser Herz gereinigt werden durch den Glauben, wie es in der Apostelgeschichte geschrieben steht (Apg 15,9). (Augustinus, Trin. I, 8. 13)

9 Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden.

Wenn du dein Inneres frei machst von jedem Makel der Sünde, damit nicht Zwist und Streit aus deinem Herzen hervorbrechen, dann fange mit dem Frieden bei dir selber an, damit du ihn so den anderen bringst! (Ambrosius)

Friede ist Ruhe der Ordnung.Lat.: pax est tranquillitas ordinis Ordnung besteht, wenn gleichen und ungleichen Teilen jeweils ihr Platz gegeben ist. Wie es niemanden gibt, der die Freude ablehnt, so auch niemanden, der Frieden nicht haben will. Denn wenn jemand Krieg will, so nur, um durch den Kampf zu einem ruhmreichen Frieden zu gelangen. (Augustinus)

Die Friedfertigen aber werden selig genannt, also die, die zuerst in ihrem Herzen und dann unter den streitenden Brüdern Frieden stiften. Was nützt es nämlich, wenn andere durch dich Frieden erlangen, während in deinem Herzen die Kämpfe der Laster toben? (Hieronymus)

Die in ihrem eigen Herzen Frieden stiften, sind jene, welche alle Regungen in ihrem Inneren in Ordnung bringen und der Vernunft unterwerfen und die die Begierden ihres Fleisches gezähmt haben; diese werden [selbst] zum "Reich Gottes". In diesem Reich herrscht eine Ordnung: Das, was im Menschen das Hervorragende ist, herrscht über die übrigen Kräfte, die wir mit den Tieren gemeinsam haben, auch wenn diese Kräfte widerstreben. Das Hervorragende im Menschen aber (das ist die Geistseele und die Vernunft) ordnet sich dem noch Machtvolleren unter: der Wahrheit selbst, die der Sohn Gottes ist. Und das ist der "Friede auf Erden für die Menschen guten Willens". (Augustinus)

Friedensstifter sind nicht nur diejenigen, die Feinde miteinander versöhnen, sondern auch Menschen, die den Frieden lieben, ohne daß sie erfahrenes Unrecht im Gedächtnis nähren. Der selige Friede nämlich hat im Herzen seinen Sitz, nicht nur in den Worten. (Pseudo-Chrysostomus)

Die Seligkeit der Friedfertigen aber ist der Lohn der Annahme an Kindes statt; und deswegen wird gesagt, daß sie Söhne Gottes genannt werden. Denn unser Gott ist der Vater aller, und man kann nicht anders in den Bereich seiner Familie hineinkommen, außer dadurch daß wir im Frieden gegenseitiger brüderlicher Liebe leben. (Hilarius)

Die Friedensstifter, die nicht gegeneinander streiten, sondern andere, die im Unfrieden sind, zur Eintracht zurückrufen, werden zu Recht "Söhne Gottes" genannt; denn das war die wichtigste Tat des Einziggeborenen Sohnes: das Getrennte zu vereinen, das Widerstreitende zu versöhnen.Vgl. Eph 2,14 (Chrysostomus)

10 Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihnen gehört das Himmelreich.

Damit nun - nach der Seligpreisung der Friedensstifter - niemand meine, es sei immer und überall gut, den Frieden zu suchen, fügt er hinzu: "Selig, die Verfolgung leiden um der Gerechtigkeit willen", das heißt: um der Tugend, der Verteidigung anderer, um der Frömmigkeit und Liebe willen. Denn "Gerechtigkeit" nennt er gewöhnlich die Summe aller Tugenden. (Chrysostomus)

Denn wenn der Frieden im Inneren fest gegründet ist, dann vermehrt jener, der hinaus geschickt ist, den gottgemäßen Ruhm, egal welche Verfolgungen auch immer er draußen zu bestehen hat. (Augustinus)

Ganz bezeichnend fügt er hinzu: "um der Gerechtigkeit willen". Denn es gibt viele, die wegen ihrer Vergehen Verfolgung erleiden, und nicht gerecht sind. (Hieronymus)

Er sagte nicht: "Selig, die von den Heiden verfolgt werden", damit du nicht glaubst, nur derjenige sei selig zu preisen, der wegen seiner Weigerung, Götzen zu verehren, verfolgt wird. Auch derjenige ist selig zu preisen, der von Häretikern Verfolgung erleidet, weil er von der Wahrheit nicht weichen will; denn er leidet dies um der Gerechtigkeit willen. Aber auch wenn dich einer von den Mächtigen, die Christen zu sein scheinen, verfolgt, weil du ihn vielleicht wegen seiner Sünden getadelt hast, bist du selig mit Johannes dem Täufer. Wenn es wahr ist, daß die Propheten Märtyrer sind, die von ihren eigenen Leuten getötet wurden, dann erhält ohne Zweifel den Lohn des Martyriums jeder, der um der Sache Gottes willen leidet, auch wenn dies von seinen eigenen Leuten ausgeht. Darum nennt die Hl. Schrift hier keinen Namen von Verfolgern, sondern einzig den Grund. Du sollst nämlich nicht darauf achten, wer dich verfolgt, sondern warum. (Pseudo-Chrysostomus)

So also preist er zuletzt die selig, deren Herz bereit ist, alles für Christus zu erdulden, der die Gerechtigkeit ist. Für die ist also das Himmelreich vorbereitet, die in der Verachtung dieser Welt arm sind im Geiste. (Hilarius)

11 Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet.
12 Freut euch und jubelt: Euer Lohn im Himmel wird groß sein.

Alles Vorherige wurde allgemein gesagt. Jetzt spricht der Herr die Anwesenden eindringlich an. Er sagt ihnen Verfolgung um seines Namens willen voraus. (Hrabanus)

Wenn es wahr ist, daß der Lohn dessen nicht verloren geht, der [einem Jünger] nur einen Becher Wasser gereicht hat, so bleibt folgerichtig auch der nicht ohne Lohn, der ein Unrecht, und sei es nur ein einziges leichtfertig gesprochenes Wort, erlitten hat. Damit aber der Geschmähte selig wird, muß zweierlei zusammenkommen: Erstens, daß die Schmähung eine Lüge ist, und zweitens, daß es wegen Gott geschieht, wenn eines davon fehlt, dann gibt es keinen Lohn der Seligkeit. (Chrysostomus)

Was aber kann es schaden, wenn Menschen euch beleidigen, wenn nur euer Gewissen euch verteidigt? Aber wie wir die Zungen der Verleumder nicht absichtlich herausfordern dürfen, damit sie selbst nicht zugrunde gehen, so müssen wir die durch ihre Schlechtigkeit hervorgerufene Verleumdung gleichmütig ertragen, damit uns ein Verdienst zuwächst. Darum heißt es: "Freut euch und jubelt, denn euer Lohn wird groß sein im Himmel". (Gregor der Große)

Wir müssen uns freuen und frohlocken, daß für uns ein Lohn im Himmel vorbereitet wird. Wer aber eitlem Ruhm nachjagt, kann dies nicht erreichen. (Hieronymus)

Wie sehr sich jemand über das Lob der Menschen freut, so sehr ist er auch betrübt über ihren Tadel. Wer aber seinen Ruhm im Himmel sucht, der fürchtet nicht die Schmach auf Erden. (Pseudo-Chrysostomus)

Manchmal aber müssen wir diejenigen, die uns schmähen, in die Schranken weisen. Denn sie könnten, indem sie über uns Schlechtes ausstreuen, die arglosen Herzen derer verderben, welche von uns Gutes hören sollten. (Gregor der Große)

 
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