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LESEJAHR A

Die Fastenzeit

2. FASTENSONNTAG

 

Zur LeseordnungEVANGELIUM   Mt 17,1-9
 
Er wurde vor ihren Augen verwandelt; sein Gesicht leuchtete wie die Sonne
 
Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus
 
In jener Zeit
1 nahm Jesus Petrus, Jakobus und dessen Bruder Johannes beiseite und führte sie auf einen hohen Berg.

Durch die Verklärung auf dem Berg erfüllte der Herr nach sechs Tagen das Versprechen, das er seinen Jüngern gegeben hatte, daß sie ihn in seiner Herrlichkeit schauen werden (vgl. Joh 17,24). (Remigius)

Zu Recht zeigte er ihnen jene Herrlichkeit nach sechs Tagen, denn nach sechs Zeitaltern wird die Auferstehung kommen. (Hrabanus)

Oder, weil in sechs Tagen die ganze sichtbare Welt erschaffen wurde; wer alle Dinge dieser Welt hinter sich gelassen hat, der kann auf einen hohen Berg steigen und die Herrlichkeit des Wortes Gottes schauen. (Origenes)

Er nahm diese drei mit, weil sie würdiger als die anderen waren. Beachte aber, wie Matthäus nicht verschweigt, daß andere ihm vorgezogen wurden. Dasselbe tat auch Johannes, wenn er von dem besonderen Lob für Petrus berichtet. Die Apostel waren also frei von Neid und eitler Ruhmsucht. (Chrysostomus)

Weil der Herr den Jüngern seine Herrlichkeit zeigen wollte, führte er sie auf einen hohen Berg. [...] Dadurch lehrt er, daß jeder der Gott in der Beschauung erfahren will, nicht auf dem Boden irdischer Lüste liegenbleiben darf, sondern sich immer aufrichten soll zu den himmlischen Dingen, weil er das liebt, was droben ist. Außerdem will er seinen Jüngern zeigen, daß sie die göttliche Herrlichkeit nicht unten in dieser Welt suchen sollen, sondern [oben] im Reich der himmlischen Herrlichkeit. Sie werden aber beiseite genommen, weil die Heiligen jetzt schon in ihrem ganzen Herzen und in ihrer gläubigen Hingabe von den Bösen abgesondert sind, und in der Zukunft werden sie es noch viel mehr sein. Oder aber, [sie werden beiseite genommen,] weil viele berufen, wenige aber auserwählt sind. (Remigius)

2 Und er wurde vor ihren Augen verwandelt; sein Gesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden blendend weiß wie das Licht.

Er erschien den Aposteln so, wie er sein wird, wenn er die Welt richtet. Niemand soll aber glauben, daß er seine ursprüngliche Gestalt und sein Aussehen ganz verloren hat oder seinen Leib ablegte und einen geistigen oder ätherischen Leib annahm; der Evangelist sagt deutlich, wie er verwandelt wurde: "sein Gesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden blendend weiß wie das Licht." [...] Es wird ihm also nicht seine Substanz weggenommen, sondern sie wird in Herrlichkeit verwandelt. Gewiß aber, ist der Herr in die Herrlichkeit verwandelt worden, mit der er später in sein Reich kommen wird. [...] Das alles ist also körperlich und anfaßbar und nicht vergeistigt und ätherisch, so daß es die Augen täuschen und nur in Phantasiegebilden geschaut würde. (Hieronymus)

Wenn das Gesicht des Herrn wie die Sonne leuchtete, aber auch die Heiligen wie die Sonne leuchten (Mt 13,43), heißt das, daß die Herrlichkeit von Herr und Knecht dieselbe ist? Keineswegs, nur weil man nichts strahlenderes als die Sonne finden wird, darum wird zur Verdeutlichung der Herrlichkeit der Auferstehung sowohl vom Gesicht des Herrn als auch von den Gerechten gesagt, sie werden leuchten wie die Sonne. (Remigius)

Geistlich verstanden bedeutet das folgendes: Wenn einer, wie wir [oben] gesagt haben, die sechs Tage hinter sich gebracht hat, dann erscheint Jesus verwandelt vor den Augen seines Herzens. Das Wort Gottes hat nämlich verschiedene Gestalten und es erscheint jedem so, wie es ihm gemäß seinem Erkenntnisstand von Nutzen ist, und niemandem zeigt es sich so, daß es über sein Fassungsvermögen hinausgeht. Darum heißt es auch nicht einfach: "Er wurde verwandelt", sondern es wird hinzugefügt: "vor ihren Augen".
In den Evangelien wird Jesus auf verschiedene Weise erkannt: Auf schlichte Weis verstehen ihn diejenigen, die nicht durch geistliche Worte angetrieben werden, den hohen Berg der Weisheit zu erklimmen. Diejenigen aber, die dort hinaufsteigen, die erkennen ihn schon nicht mehr dem Fleische nach, sondern als göttliches Wort. Vor diesen also wird Jesus verwandelt, und nicht vor den Augen jener, die drunten ein irdisches Leben führen. Die aber, vor denen er verwandelt wird, werden [selber] zu Söhnen Gottes und er wird ihnen als Sonne der Gerechtigkeit gezeigt. Seine Kleider aber werden "weiß wie das Licht"; das sind die Worte und Reden der Evangelien, denn durch das, was die Apostel von ihm sagen, bekommt Jesus ein "Kleid". (Origenes, In Matth.)

3 Da erschienen plötzlich vor ihren Augen Mose und Elija und redeten mit Jesus.

Dafür gibt es viele Gründe. Der erste freilich ist der: Die Menge sagte, er sei Elia oder Jeremia oder einer von den Propheten (Mt 16,14), also bringt er die größten Propheten mit, daß vielleicht so der Unterschied zwischen dem Herrn und seinen Knechten erkannt wird. - Ein zweiter Grund ist der: Die Juden warfen Jesus ständig vor, das Gesetz zu übertreten und Gott zu lästern, weil er die Herrlichkeit des Vaters für sich beanspruchte. Um zu zeigen, daß diese beiden Anschuldigungen nicht zutreffen, stellt er die beiden [als Zeugen] vor, die sich darin besonders hervortaten, denn Mose gab das Gesetz und Elias stritt für die Ehre Gottes. - Ein weiterer Grund ist der: Sie sollten lernen, daß er die Macht über Tod und Leben hat, und deswegen führt er Mose vor, der dem Tod unterlag, und Elia, der den Tod nicht erlitten hatte. - Noch einen anderen Grund schließlich enthüllt der Evangelist selbst: Die Herrlichkeit des Kreuzes soll nämlich gezeigt werden und Petrus und die anderen Jünger, die den Tod fürchteten, sollen beruhigt werden. Wie ein anderer Evangelist sagt, sprachen sie ja "von seinem Ende, das sich in Jerusalem erfüllen sollte" (Lk 9,31). Er stellt also die in die Mitte, die sich für das, was Gott wohlgefällig ist, und für sein gläubiges Volk dem Tod aussetzten. Denn beide traten freimütig vor Tyrannen auf: Mose vor dem Pharao und Elias vor Ahab. - Und er stellt sie deswegen in die Mitte, damit die Jünger nach dem streben, was diese bekommen hatten, nämlich nach der Geduld des Mose und nach dem Feuereifer des Elia. (Chrysostomus)

Wenn jemand erkennt, daß das Gesetz in geistlicher Hinsicht mit der Predigt Jesu übereinstimmt und daß die Weisheit Christi in den Propheten verborgen liegt, dann sieht er, daß Mose und Elia zusammen mit Jesus in einer Herrlichkeit erstrahlen. (Origenes, In Matth.)

Man kann auch folgendes erwägen: Den Schriftgelehrten und den Pharisäern, die um ein Zeichen vom Himmel baten, wollte Jesus keines geben, hier aber gibt er ein Zeichen vom Himmel, um den Glauben der Apostel zu mehren. Denn Elia steigt von da herab, wohin er aufgefahren war (vgl. 2 Kön 2,11), und Mose steigt aus der Unterwelt herauf. Genau das hatte Jesaja von Achaz verlangt: "Erbitte dir ein Zeichen, sei es von unten, aus der Unterwelt, oder von oben, aus der Höhe" (Jes 7,11)

4 Und Petrus sagte zu ihm: Herr, es ist gut, daß wir hier sind. Wenn du willst, werde ich hier drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija.

[...] Weil Petrus gehört hatte, daß er nach Jerusalem gehen müsse, machte er sich wieder Sorgen um Christus; nachdem er aber schon einmal getadelt worden war, traute er sich nicht, noch einmal zu sagen: "Gott bewahre!" (Mt 16,22), also deute er dasselbe auf andere Weise an. Er sah an diesem Ort große Ruhe und Abgeschiedenheit, daher dachte er, er sei geeignet, um dort zu verweilen. Das spricht er aus, wenn er sagt: "Es ist gut daß wir hier sind." Er wollte für immer dort bleiben, und deswegen spricht er auch von den [drei] Hütten. [...] Er dachte nämlich, wenn Jesus das zuließe, dann würde er nicht nach Jerusalem hinaufgehen, und wenn er nicht hinaufginge, dann würde er nicht sterben (er wußte ja, daß die Schriftgelehrten ihm dort auflauerten). Er dachte auch, wenn Elija da sei, der auf dem Berg hatte Feuer herabregnen lassen, und Mose, der in der Wolke hineingegangen war und mit Gott gesprochen hatte, dann konnten sie verborgen bleiben und keiner der Verfolger könnte wissen, wo sie wären. (Hieronymus)

Oder aber: Petrus war so entzückt, als er die Herrlichkeit des Herrn und seiner beiden Knechte sah, daß er alles Zeitliche vergaß und für immer dort bleiben wollte. Wenn aber Petrus schon damals so brannte, wie süß wird die Empfindung dann erst sein, "den König in seiner Schönheit zu sehen" (Jes 33,16) und bei den Chören der Engel und aller Heiligen zu stehen. [...] (Remigius)

Du irrst aber, Petrus, und (wie ein anderer Evangelist sagt)Mk 9,6 du weißt nicht, was du da sagst. Du sollst dich nicht um drei Wohnungen bemühen, denn es gibt nur die eine Wohnung des Evangeliums, in dem sich das Gesetz und die Propheten erfüllen sollen. Wenn Du aber nach drei Hütten verlangst, dann stelle nicht die Knechte mit dem Herrn auf eine Stufe, sondern baue drei Hütten, oder vielmehr eine einzige für den Vater und den Sohn und den Heiligen Geist: denn die, die in der Gottheit eins sind, sollen in deinem Herzen eine einzige Wohnung haben. (Hieronymus)

5 Noch während er redete, warf eine leuchtende Wolke ihren Schatten auf sie, und aus der Wolke rief eine Stimme: Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe; auf ihn sollt ihr hören.
6 Als die Jünger das hörten, bekamen sie große Angst und warfen sich mit dem Gesicht zu Boden.

Weil Petrus dumm gefragt hat, verdient er vom Herrn keine Antwort, sondern der Vater antwortet für den Sohn, so wie es das Wort des Herrn sagt: "der mich gesandt hat, hat über mich Zeugnis abgelegt" (Joh 5,37). (Hieronymus)

Die Stimme des Vaters, der vom Himmel spricht, ertönt und legt Zeugnis ab für den Sohn. Der Irrtum wird beseitigt, Petrus erfährt die Wahrheit und durch ihn die anderen Apostel. Darum heißt es: "Das ist mein geliebter Sohn", denn ihm soll eine Wohnung gebaut werden, ihm soll man gehorchen. Er ist der Sohn, jene sind seine Diener, sie sollen mit euch zusammen dem Herrn eine Wohnung im Inneren ihres Herzens bereiten. (Hieronymus)

Fürchte Dich doch nicht, Petrus! Denn wenn Gott die Macht hat, dann der Sohn in gleicher Weise. Und wenn er geliebt wird, dann fürchte du dich nicht. Fürchte dich nicht, denn keiner verrät den, den er liebt, und du liebst ihn nicht so wie der Vater. Dieser liebt ihn nicht nur darum, weil er ihn gezeugt hat, sondern auch weil er eines Willens mit ihm ist. Es heißt ja: "an dem ich Gefallen gefunden habe", so als wollte er sagen: "in ihm finde ich Ruhe, ihn nehme ich an", denn alles, was der Vater will, führt er mit großer Liebe aus und er und der Vater haben ein und denselben Willen. Wenn es also sein Wille ist, gekreuzigt zu werden, dann widersprich du ihm nicht! (Chrysostomus, In Matth.)

Dieser ist der Sohn, dieser der Geliebte, dieser der Wohlgefällige, und auf diesen soll man auch hören! [...] Er ist nämlich ein geeignetes Vorbild für alle, die solches lehren, denn er gab selbst ein tätiges Beispiel für die Verurteilung durch die Welt, den Willen zum Kreuz, den Tod des Leibes und die sich anschließende Herrlichkeit des Himmelreiches. (Hilarius)

Er sagt also: "Auf ihn sollt ihr hören!", oder mit anderen Worten: Das Gesetz, das nur ein Schatten war, soll weichen, und auch die Propheten, die im voraus auf ihn verwiesen; folgt allein dem hellen Licht des Evangeliums! Oder er sagt: "Hört auf ihn", um ihn als den zu erweisen, den Mose vorhergesagt hatte, als er sprach: "Einen Propheten will ich euch mitten unter euren Brüdern erstehen lassen. Hört auf ihn, wie ihr auf mich hört" (vgl. Dtn 18,18).
So hatte der Herr von überall her Zeugen: vom Himmel die Stimme des Vaters, vom Paradies Elija, von der Unterwelt Mose, von den Menschen die Apostel, "damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde ihre Knie beugen vor dem Namen Jesu" (Phil 2,10). (Remigius)

Man bemerkt außerdem die Übereinstimmung zwischen dem Geheimnis der zweiten Wiedergeburt (nämlich bei der Auferstehung, wenn das Fleisch auferweckt wird) und dem der ersten (bei der Taufe, wo die Seele auferweckt wird). Bei der Taufe Christi wurde uns ja das Wirken der ganzen Dreifaltigkeit gezeigt; dort waren nämlich der eingeborene Sohn, der Heilige Geist, der in Gestalt einer Taube erschien, und der Vater, der sich durch die Stimme kundtat. Und genauso wurde bei der Verklärung, die das Sakrament der zweiten Wiedergeburt ist, die ganze Dreifaltigkeit offenbar: der Vater in der Stimme, der Sohn in Menschengestalt, der Heilige Geist in der Wolke.
Man fragt sich vielleicht, warum der Heilige Geist sich dort in der Taube und hier in der Wolke zeigt: Weil er seine Gaben durch seine Gestalt anzeigt. In der Taufe schenkt er die Unschuld, die durch den Vogel, der für die Einfalt steht, bezeichnet wird. Bei der Auferstehung aber wird er Herrlichkeit und Erquickung spenden; die Erquickung wird mit der Wolke, die Herrlichkeit der auferstehenden Leiber aber mit dem Leuchten bezeichnet. (Glossa)

Die Jünger aber erschraken aus drei Gründen: Weil sie erkannten, daß sie sich geirrt hatten, oder weil die lichte Wolke sie bedeckt hatte oder weil sie die Stimme Gottvaters sprechen hörten. Der Mensch in seiner Schwachheit kann nämlich den Anblick so großer Herrlichkeit nicht ertragen, und er fällt an Leib und Seele zitternd zu Boden. Je höher hinauf einer wollte, um so tiefer fällt er, wenn er sein Maß nicht kennt. (Hieronymus)

Daß aber die heiligen Apostel mit dem Gesicht zu Boden fallen, das zeigt ihre Heiligkeit, denn von den Heiligen heißt es, sie werfen sich mit dem Gesicht zu Boden, die Ungläubigen dagegen fallen rücklings zu Boden.Vgl. Abraham (Gen 17,3), Mose und Aaron (Num 16,4.22), Tobias und Sara (Tob 12,16), Jesus (Mt 26,39), dagegen die Bösen: Gen 49,17, Jes 28,13, Joh 18,6. (Remigius)

7 Da trat Jesus zu ihnen, faßte sie an und sagte: Steht auf, habt keine Angst!
8 Und als sie aufblickten, sahen sie nur noch Jesus.

Das geschah aus gutem Grund, denn wären Mose und Elija beim Herrn geblieben, dann wäre nicht klar ersichtlich gewesen, wem die Stimme des Vaters das Zeugnis ausstellte. So aber sehen sie Jesus dastehen, nachdem die Wolke sich gelichtet hatte, und Mose und Elija waren verschwunden, denn nachdem der Schatten des Gesetzes und der Propheten gewichen war, findet man beides im Evangelium. (Hieronymus)

9 Während sie den Berg hinabstiegen, gebot ihnen Jesus: Erzählt niemand von dem, was ihr gesehen habt, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden ist.

Er will nicht, daß das im Volk verkündet wird, denn eine so große Erscheinung würde man nicht glauben und die Ungebildeten würden Anstoß daran nehmen, wenn auf eine solche Herrlichkeit das Kreuz folgte. (Hieronymus)

Oder aber, wenn seine Herrlichkeit beim Volk bekannt geworden wäre, dann hätten die einfachen Leute seine Passion verhindert, indem sie den Hohepriestern Widerstand geleistet hätten, und die Erlösung des Menschengeschlechtes hätte sich verzögert. (Remigius)

 
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