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LESEJAHR B

Die Drei Österlichen Tage und die Osterzeit

CHRISTI HIMMELFAHRT

 

Zur LeseordnungEVANGELIUM   Mk 16,15-20
 
Er wurde in den Himmel aufgenommen und setzte sich zur Rechten Gottes
 
Aus dem heiligen Evangelium nach Markus
 
In jener Zeit erschien Jesus den Elf
15 und sprach zu ihnen: Geht hinaus in die ganze Welt, und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen!

Mit dem Ausdruck "der ganzen Schöpfung" ist der Mensch gemeint. Denn der Mensch hat von allen Geschöpfen etwas: mit den Steinen hat er das Sein gemeinsam, mit den Bäumen das Leben, mit den Tieren das Sinnesempfinden, das Erkennen aber mit den Engeln. Aller Kreatur wird das Evangelium gepredigt, wenn es dem Menschen gepredigt wird; denn da wird derjenige belehrt, um dessentwillen alles andere auf Erden erschaffen ist, und dem aufgrund einer gewissen Ähnlichkeit nichts anderes ganz fremd ist. - Man könnte unter "aller Kreatur" auch "alle Nationen" verstehen. (Gregor der Große)

16 Wer glaubt und sich taufen läßt, wird gerettet; wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden.

Es könnte nun einer zu sich sagen: Ich habe geglaubt, also werde ich gerettet sein. Ja, wirklich, wenn er den Glauben auch in seinen Werken festhält. Wahr ist der Glaube dann, wenn die Worte den Taten nicht widersprechen. (Gregor der Große)

17 Und durch die, die zum Glauben gekommen sind, werden folgende Zeichen geschehen: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben; sie werden in neuen Sprachen reden;
18 wenn sie Schlangen anfassen oder tödliches Gift trinken, wird es ihnen nicht schaden; und die Kranken, denen sie die Hände auflegen, werden gesund werden.

Sie werden auf Schlangen treten: Das heißt, sie werden geistige Schlangen zunichte machen. Man kann es aber auch von leibhaftigen Schlangen verstehen, wie auch Paulus einst keinen Schaden von einer Viper nahm.
Und tödliches Gift: Daß solches oft geschehen ist , kann man nachlesen. Vielen konnte das Gift, das tranken, nicht schaden, weil sie das Zeichen Christi darüber machten. (Theophylactus)

Nun aber müssen wir fragen: Haben wir etwa keinen Glauben, weil wir diese Zeichen nicht tun? Am Anfang der Kirche waren diese Zeichen notwendig. Damit der Glaube der Gläubiggewordenen wachse, mußte er durch Wunder genährt werden. Ebenso machen wir es, wenn wir ein Reis einpflanzen: Wir gießen es so lange, bis wir feststellen, daß es in der Erde eingewurzelt ist. Wenn es Wurzeln geschlagen hat, hören wir auf, Wasser zu geben. Doch es gibt bei diesen Wundern und Machttaten noch einen tieferen Sinn zu erwägen: Die heilige Kirche tut jeden Tag in geistlicher Weise das, was die Apostel damals leiblich taten. Denn wenn die Priester der Kirche die Gnade des Exorzismus spenden, den Gläubigen die Hand auflegen und den bösen Geistern verbieten, in ihnen zu wohnen, was tun sie da anderes als Dämonen auszutreiben? Und alle Gläubigen, die profane Reden hinter sich lassen und die Heilsgeheimnisse besingen, sprechen in neuen Sprachen. Wenn einer durch gute, mahnende Worte die Bosheit aus dem Herzen eines anderen vertreibt, macht er Schlangen zunichte. Und wenn der Gläubige einen verderbenbringenden Rat zu hören bekommt, er sich aber in keiner Weise zu einer schlechten Tat verleiten läßt, dann trinkt er Gift, doch es wird ihm nicht schaden. Und wenn jemand sieht, wie seine Mitmenschen die Kraft zu guten Taten verlieren, und er dann durch sein gutes Beispiel ihrem Leben wieder Kraft einflößt, dann legt er Kranken die Hände auf, so daß es ihnen wieder gut geht.
Und diese Wunder sind größer als jene damals - was niemanden zu wundern braucht: denn hier handelt es sich um geistliche Wunder, durch die nicht der Leib, sondern die Seele aufgerichtet wird. Die Seele aber überragt den Leib. (Gregor der Große)

19 Nachdem Jesus, der Herr, dies zu ihnen gesagt hatte, wurde er in den Himmel aufgenommen und setzte sich zur Rechten Gottes.

Im Alten Testament lesen wir, daß Elija zum Himmel entrückt worden ist. Doch gibt es einen Unterschied zwischen dem FeuerhimmelLat.: caelum aethereum und dem Lufthimmel.Lat.: caelum aereum Der Lufthimmel ist der Erde am nächsten. Und in diesen Himmel wurde Elija erhoben, damit er schnell an einen verborgenen Ort der Erde gebracht werde, wo er in tiefer Ruhe des Leibes und des Geistes leben sollte, bis er am Ende der Welt wiederkehren und dann den Sold des Todes zahlen sollte. Beachte, daß geschrieben ist, Elija sei durch einen feurigen Wagen in die Höhe aufgestiegen: Das ist ein klarer Hinweis, daß ein bloßer Mensch ein Hilfsmittel braucht. Von unserem Erlöser aber liest man nicht, daß er durch einen Wagen oder durch Engel emporgehoben worden sei. Er, der alles erschaffen hat, erhebt sich aus eigener Kraft über alles.
Noch etwas sollen wir dabei bedenken: Markus schreibt, daß er zur Rechten Gottes sitzt. Stephanus sagt, er sehe ihn zur Rechten Gottes stehen (Apg 7,55). Sitzen ist die Haltung des Richters, Stehen die des Kämpfers oder des Helfers. Stephanus sah, als er seinen Kampf zu bestehen hatte, seinen Helfer stehen. Markus beschreibt denselben nach seiner Himmelfahrt als sitzend; denn nach seiner Verherrlichung wird er am Ende als Richter erscheinen. (Gregor der Große)

Dieses Sitzen zur Rechten sollen wir nicht im Sinne menschlicher Glieder verstehen, als würde der Vater links, der Sohn rechts sitzen. Wir verstehen unter der "Rechten" die Vollmacht, die der Sohn als Mensch von Gott erhalten hat, so daß er einst wiederkommen soll als Richter - er, der zuerst gekommen war, um von den Menschen gerichtet zu werden. Unter "sitzen" verstehen wir "wohnen"; so sagen wir von jemandem: Er hatte seinen Wohnsitz für drei Jahre in der Heimatstadt. Ebenso sollt ihr glauben, daß Christus in der Rechten Gottes des Vaters seinen Wohnsitz hat: Denn er ist selig und wohnt in der Glückseligkeit; und diese Glückseligkeit heißt "die Rechte des Vaters". Denn dort gibt es nur "rechts", wo es kein Elend gibt.Erläuterung: im Hebräischen und auch im Lateinischen steht 'rechts' für 'glücklich'. (Augustinus)

20 Sie aber zogen aus und predigten überall. Der Herr stand ihnen bei und bekräftigte die Verkündigung durch die Zeichen, die er geschehen ließ.

Wie kann dieser Verkündigungsauftrag von den Aposteln erfüllt sein, wenn es noch heute Völker gibt, bei denen die Erfüllung gerade eben begonnen, und andere, bei denen sie noch nicht einmal begonnen hat? Der Herr hat den Aposteln diese riesige Aufgabe nicht so übertragen, als gelte sein Wort nur denen, zu denen er damals sprach. In gleicher Weise scheint er zunächst nur zu ihnen gesprochen zu haben: Siehe ich bin bei euch bis zum Ende der Welt (Mt 28,20), doch wer verstünde nicht, daß dies der gesamten Kirche verheißen ist, die über die sich ablösenden Generationen hinweg bis zur Vollendung der Welt bestehen wird? (Augustinus)

Wisse, daß die Rede der Verkündigung durch Taten bekräftigt wird - so folgten bekräftigende Zeichen der Predigt der Apostel. Möge es so geschehen, Herr Jesus Christus, daß unsere Worte, die wir aus deiner Kraft und Vollmacht reden, durch unsere Werke und Taten bekräftigt werden; auf daß wir endlich vollendet seien in allen Worten und Werken, weil du mit uns wirkst. Denn dir gebührt der Ruhm für alle Worte und alle Werke. Amen. (Theophylactus)

 
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