Der Himmel öffnet sich - das bedeutet keine Öffnung materieller Elemente,
sondern er öffnet sich den geistigen Augen, von denen Ezechiel am Anfang seines Buches berichtet, daß sie ihm
geöffnet worden seien. Daß Jesus nach seiner Taufe den Himmel geöffnet sah, geschah, um uns eine Gunst zu
erweisen: denn uns wird durch das Bad der Wiedergeburt die Tür des himmlischen Reiches geöffnet. (Beda)
Oder es geschah darum, daß den Menschen vom Himmel her die Heiligung zuteil wird, und das Irdische mit
dem Himmlischen verbunden wird. Der Heilige Geist - so wird gesagt - kam auf ihn herab, nicht als ob er
damals zum ersten Mal zu ihm kam (er war ja niemals von ihm gewichen), sondern um Christus, der von
Johannes verkündet wurde, sozusagen mit dem Finger des Glaubens allen zu zeigen. (Chrysostomus)
Die sichtbare Herabkunft des Heiligen Geistes bei der Taufe war ein Zeichen, daß uns in der Taufe
geistliche Gnaden übertragen werden. (Beda)
Dies ist die Salbung Christi dem Fleische nach, nämlich die Salbung mit dem Heiligen Geist, von der es
heißt: Dich, o Gott, hat Dein Gott mit dem Öl der Freude gesalbt mehr als Deine Gefährten. (Ps 44, 8 LXX)
(Hieronymus)
Der Heilige Geist kam deshalb in Gestalt einer Taube herab, weil diese ein sehr einfaches Tier und ihr jede
Boshaftigkeit fremd ist. So wird uns bildlich gezeigt, daß der Heilige Geist einfache Herzen sucht und in bösen
Menschen nicht wohnen will.(Beda)
Der Heilige Geist kommt in Gestalt einer Taube herab, weil im Hohenlied (Hld 2, 10; 5, 2) von der Kirche
gesungen wird: Meine Braut, meine Freundin, meine Geliebte, meine Taube. Braut ist sie bei den
Patriarchen, Freundin bei den Propheten, Nahestehende bei Joseph, Geliebte bei Johannes dem Täufer, und
Taube bei Christus und den Aposteln, denen er sagt: Sei klug wie die Schlangen und arglos wie die Tauben!
(Mt 10, 16)(Hieronymus)
[...] Treffend ist hinzugefügt: und auf ihm blieb. Das ist nämlich das Besondere bei Christus, daß der
Heilige Geist, der ihn einmal erfüllt, ihn nie mehr verläßt. Denn seinen Gläubigen wird einmal die Gnade des
Heiligen Geistes gegeben, um Machtzeichen und Wunder zu wirken, ein andermal wieder genommen. Dennoch
fehlt ihnen nie die Gnade des Geistes, um fromm und gerecht zu leben und die Liebe zu Gott und zum Nächsten
zu bewahren. (Beda)