Vorige Seite Vorige Seite   Index   Nächste Seite Nächste Seite
 

LESEJAHR B

Die Zeit im Jahreskreis

20. SONNTAG IM JAHRESKREIS

 

Zur LeseordnungEVANGELIUM   Joh 6,51-58
 
Mein Fleisch ist wirklich eine Speise, und mein Blut ist wirklich ein Trank
 
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes
 
In jener Zeit sprach Jesus zu der Menge:
51 Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot ißt, wird in Ewigkeit leben. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch, (ich gebe es hin) für das Leben der Welt.

Vom Himmel kam auch das Manna herab; aber das Manna war ein Schatten, ER ist die Wahrheit. (Augustinus)

Dieses Brot gab der Herr damals, als er seinen Jüngern das Geheimnis seines Leibes und Blutes übergab, und als er sich selbst Gott, dem Vater, auf dem Altar des Kreuzes als Opfer darbrachte. Wenn er aber sagt: für das Leben der Welt, dürfen wir darunter nicht verstehen: "für die materielle Welt", sondern "für die Menschen", die mit dem Namen "Welt" gemeint sind. (Beda)

Wenn er sagt: "[Das Brot,] das ICH geben werden", zeigt er seine Macht, denn er ist nicht wie ein niedriger Knecht vom Vater gekreuzigt worden, sondern aus freiem Willen: denn auch wenn gesagt wird, er sei vom Vater hingegeben worden, so gab er dennoch sich selbst hin. Beachte aber, daß es sich bei dem Brot, das wir in den Geheimnissen [d.h. im Sakrament] empfangen, nicht nur um ein Bild des Fleisches Christi handelt, sondern daß es das wahre Fleisch Christi ist; er hat nämlich nicht gesagt: "Das Brot, das ich euch geben werde, stellt ein Bild meines Fleisches dar", sondern: "ist mein Fleisch". Dieses Brot wird - Worte vermögen es nicht auszudrücken - durch den mystischen Segen und die Einwohnung des Heiligen Geistes in das Fleisch Christi gewandelt. Aber warum sehen wir kein Fleisch? Wenn wir das Fleisch sehen würden, würde uns bei seinem Empfang großer Schrecken befallen. Um also unserer Schwachheit entgegenzukommen, erscheint uns die geistliche Speise so, wie es unserer Gewohnheit entspricht. Für das Leben der Welt aber gab er sein Fleisch, da er durch sein Sterben den Tod überwand. Ich verstehe unter "für das Leben der Welt" auch die Auferstehung: denn der Tod des Herrn diente der allgemeinen Auferstehung des ganzen Menschengeschlechts. Eventuell meint aber auch "Leben der Welt" das Leben, das in der Heiligung, in der Verherrlichung und im Geist besteht: obwohl nämlich nicht alle das Leben empfangen werden, das in der Heiligung und im Geist ist, gab der Herr dennoch sich selbst für die Welt hin; und insoweit sie in ihm ist, ist die ganze Welt geheiligt. (Theophylactus)

52 Da stritten sich die Juden und sagten: Wie kann er uns sein Fleisch zu essen geben?

Weil die Juden das Brot der Eintracht nicht verstanden, stritten sie miteinander. [...] Diejenigen aber, die dieses Brot essen, streiten nicht miteinander, weil durch dieses Brot Gott sie einmütig im Haus wohnen läßt. (Augustinus)

Die Juden glaubten also, daß der Herr sein Fleisch in einzelne Teile aufteilen und ihnen zu essen geben würde; und daher stritten sie, weil sie nicht verstanden. (Beda)

53 Jesus sagte zu ihnen: Amen, amen, das sage ich euch: Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht eßt und sein Blut nicht trinkt, habt ihr das Leben nicht in euch.
54 Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben, und ich werde ihn auferwecken am Letzten Tag.

Und damit man nicht glaube, nur jenen sei dies gesagt worden, führt er bald darauf einen allgemein gültigen Lehrsatz ein, indem er sagt: Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt. (Beda)

Damit sie nicht dieses [gegenwärtige] Leben darunter verstünden und darüber streiten, folgt als Hinzufügung: hat das ewige Leben. Dieses Leben hat also derjenige nicht, der dieses Fleisch nicht ißt und dieses Blut nicht trinkt. Ohne es können die Menschen zwar das zeitliche Leben haben, das ewige Leben aber keinesfalls. Es ist keine Speise, die wir zu uns nehmen, um dieses zeitliche Leben aufrecht zu erhalten: Denn wer sie nicht empfängt, wird nicht leben; wer sie aber empfängt, wird leben. Es kann nämlich geschehen, daß durch Krankheit, Alter oder aus einem anderen Grund die meisten derer, die sie empfangen haben, sterben werden. Mit dieser wahren Speise und diesem Trank, d.h. mit dem Fleisch und Blut des Herrn, verhält es sich anders; denn wer ihn nicht empfängt, wird das Leben nicht haben; und wer ihn empfängt, wird das Leben haben, und zwar das ewige Leben. (Augustinus)

So soll diese Speise und dieser Trank verstanden werden als Gemeinschaft des Leibes und seiner Glieder, welche die Kirche ist in ihrem vorausbestimmten, berufenen, gerechtfertigten und verherrlichten Heiligen und Gläubigen. Das Sakrament dieser Gemeinschaft, d.h. die Einheit des Leibes und Blutes Christi, wird an manchen Orten täglich, anderswo in bestimmten Abständen von einigen Tagen auf dem Tisch des Herrn bereitet und vom Tisch des Herrn empfangen. [...] Damit aber niemand meint, in dieser Speise und in diesem Trank werde so das ewige Leben versprochen, daß alle, die ihn empfangen, auch leiblich nicht sterben werden, fügt er, um diesem Gedanken entgegenzutreten, hinzu: und ich werde ihn auferwecken am letzten Tag. Natürlich haben sie auch in der Zwischenzeit [zwischen dem Tod und dem letzten Tag] das ewigen Leben dem Geist nach in der Ruhe, die die Geister der Gerechten aufnimmt; was aber den Leib betrifft, so wird dem Leib das ewigen Leben nicht vorenthalten, sondern er wird es in der Auferstehung der Toten am letzten Tag erhalten. (Augustinus)

55 Denn mein Fleisch ist wirklich eine Speise, und mein Blut ist wirklich ein Trank.

Der Herr sagt dies, damit sie an seine Worte glauben und sie nicht etwa für eine Bildrede und ein Gleichnis halten, sondern damit sie wissen, daß es in Wahrheit der Leib Christi ist, den man zur Speise nehmen muß. (Chrysostomus)

Mit Speise und Trank wollen die Menschen erreichen, nicht hungern und dürsten zu müssen. Das gewährt in Wahrheit allein diese Speise und dieser Trank, der die, die ihn empfangen, unsterblich und unvergänglich macht; das ist die Gemeinschaft der Heiligen, wo Friede sein wird und volle und vollkommene Einheit. Deswegen gab unser Herr Jesus Christus seinen Leib und sein Blut in diese Dinge hinein, die aus vielen zu einen einzigen gemacht worden sind: denn das eine, das Brot, ist aus vielen Körnern ein einziges geworden; das andere, der Wein, ist aus dem Saft vieler Trauen zusammengeflossen. (Augustinus)

56 Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, der bleibt in mir, und ich bleibe in ihm.

Jene Speise essen und jenen Trank trinken bedeutet also: in Christus bleiben und Christus in sich haben. Wer also nicht in Christus bleibt und in wem Christus nicht bleibt, der ißt nicht sein Fleisch und trinkt nicht sein Blut. Daran ist kein Zweifel. Vielmehr: Er ißt und trinkt sich ein so hohes Sakrament zum Gericht. (Augustinus)

57 Wie mich der lebendige Vater gesandt hat und wie ich durch den Vater lebe, so wird jeder, der mich ißt, durch mich leben.

Der Herr sagt nicht: Wie ich den Vater esse und durch den Vater lebe, so lebt auch jener, der mich ißt, durch mich. Denn der Sohn wird nicht besser durch die Teilhabe am Leben des Vaters; wir aber werden besser durch die Teilnahme am Leben des Sohnes durch die Vereinigung mit Seinem Fleisch und Blut, welche durch jenes Essen und Trinken bezeichnet wird. Wenn es also heißt: Ich lebe durch den Vater, weil er aus ihm ist, so bedeutet das Gesagte keine Schmälerung ihrer Gleichheit. Ebensowenig bezeichnete er mit den Worten So wird jener, der mich ißt, durch mich leben nicht Gleichheit zwischen ihm und uns, sondern er kennzeichnete die Gnade des Mittlers. (Augustinus)

58 Dies ist das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Mit ihm ist es nicht wie mit dem Brot, das die Väter gegessen haben; sie sind gestorben. Wer aber dieses Brot ißt, wird leben in Ewigkeit.

Damit wir jenes Brot genießen und leben, stieg er vom Himmel herab, da wir aus uns das ewige Leben nicht haben können. (Augustinus)

Wir essen nicht Gott an sich, denn er ist ungreifbar und unkörperlich. Wir essen aber auch nicht nur das Fleisch eines Menschen. Denn das könnte nichts nützen. Aber weil Gott sich mit dem Fleisch vereinte, so gibt sein Fleisch das Leben; doch nicht so, als wäre es in die Natur Gottes verwandelt worden. Sondern wie ein vom Feuer durchglühtes Eisen Eisen bleibt und das Wirken des Feuers erweist, so ist auch das Fleisch des Herrn lebenspendend als das Fleisch des Wortes Gottes. (Theophylactus)

Um den Unterschied von Schatten und Licht, von Bild und Wahrheit zu zeigen, fügt der Herr hinzu: Es ist nicht wie das Brot, das die Väter gegessen haben und doch gestorben sind. (Beda)

Wenn der Herr vierzig Jahre hindurch das Leben der Väter ohne Getreideernte zu erhalten vermochte, so kann er dies noch weit mehr durch die geistige Speise bewirken, deren Vorbild jene Speise war. Häufig verheißt er das Leben, weil dem Menschen nichts so teuer ist. So wurde auch im alten Testament ein langes Leben versprochen, hier aber wird das ewige Leben verheißen. Zugleich will er hier andeuten, daß er das Todesurteil für die Sünde nun aufhebt, indem er das ewige Leben verheißt. (Chrysostomus)

 
Vorige Seite Vorige Seite Zum Seitenanfang  Zum Seitenanfang  Zum Seitenanfang Nächste Seite Nächste Seite