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LESEJAHR B

Die Zeit im Jahreskreis

28. SONNTAG IM JAHRESKREIS

 

Zur LeseordnungEVANGELIUM   Mk 10,17-30
 
Verkaufe, was du hast, und folge mir nach!
 
Aus dem heiligen Evangelium nach Markus
 
In jener Zeit
17 lief ein Mann auf Jesus zu, fiel vor ihm auf die Knie und fragte ihn: Guter Meister, was muß ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen?
18 Jesus antwortete: Warum nennst du mich gut? Niemand ist gut außer Gott, dem Einen.

Weil er an Jesus herantrat wie an einen bloßen Menschen, wie an einen Rabbi der Juden, antwortete ihm Christus auch wie ein Mensch: Warum nennst du mich gut? Niemand ist gut außer Gott allein. Das sagte er freilich nicht, um die Menschen vom Gutsein auszuschließen, sondern er sagte es im Vergleich zum Gutsein Gottes. (Chrysostomus)

Daß "nur einer gut" sei, ist nicht so aufzufassen, als sei das nur der Vater allein, sondern auch der Sohn, der von sich sagt: Ich bin der gute Hirt (Joh 10,11), und auch der Heilige Geist, von dem gesagt wird: Der Vater wird vom Himmel den guten Geist denen geben, die ihn bitten (Lk 11,13). Die eine und ungeteilte Dreifaltigkeit ist der eine und einzige gute Gott. Der Herr streitet also nicht ab, daß er gut sei, sondern er gibt damit zu verstehen, daß er Gott ist. Er sagt nicht etwa, daß er nicht der gute Meister sei, sondern er bekräftigt, daß es ohne Gott keinen guten Meister gibt. (Beda)

Der Herr wollte mit diesen Worten den Geist des jungen Mannes zu Höherem leiten: er sollte ihn als Gott erkennen. Und noch etwas anderes gibt er zu verstehen: Wenn du mit jemandem eine Unterredung zu führen hast, dann tu das nicht mit Schmeicheleien, sondern schau auf die Wurzel und den Quellgrund des Gut-Seins: Gott, und gib ihm die Ehre. (Theophylactus)

19 Du kennst doch die Gebote: Du sollst nicht töten, du sollst nicht die Ehe brechen, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht falsch aussagen, du sollst keinen Raub begehen; ehre deinen Vater und deine Mutter!
20 Er erwiderte ihm: Meister, alle diese Gebote habe ich von Jugend an befolgt.
21 Da sah ihn Jesus an, und weil er ihn liebte, sagte er: Eines fehlt dir noch: Geh, verkaufe, was du hast, gib das Geld den Armen, und du wirst einen bleibenden Schatz im Himmel haben; dann komm und folge mir nach!

Es ist doch eine Frage wert, warum der Herrn ihn liebte, obwohl er ihm dann nicht folgte. Das heißt doch, daß er der Liebe wert war, weil er in seinem bisherigen Leben die Gebote von Jugend an befolgt hatte. Gegen Ende zu büßte er nicht die frühere Liebe ein, gelangte aber auch nicht zur Vollkommenheit. Wenn er auch das Maß des Menschen nicht überschritt, da er der Vollkommenheit Christi nicht folgte, so war er doch keines Vergehens schuldig; denn er hielt das Gesetz wie es einem Menschen nur möglich ist. Und darin liebte ihn Christus. (Chrysostomus)

[...] und gib das Geld den Armen: Nicht Schauspielern oder Leuten, die Unzucht treiben. Und weil es auch viele Arme gibt, die nicht demütig sind, sondern Trunkenbolde oder irgendeinem anderen Laster ergeben, darum fügt der Herr hinzu: Und folge mir nach. (Theophylactus)

22 Der Mann aber war betrübt, als er das hörte, und ging traurig weg; denn er hatte ein großes Vermögen.
23 Da sah Jesus seine Jünger an und sagte zu ihnen: Wie schwer ist es für Menschen, die viel besitzen, in das Reich Gottes zu kommen!
24 Die Jünger waren über seine Worte bestürzt. Jesus aber sagte noch einmal zu ihnen: Meine Kinder, wie schwer ist es, in das Reich Gottes zu kommen!
25 Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als daß ein Reicher in das Reich Gottes gelangt.

Der Herr sagt nicht, daß der Reichtum schlecht ist, sondern diejenigen, die ihn so haben, daß sie ihn hüten. Man soll ihn nicht so "haben", daß man ihn zurückbehält, sondern ihn für notwendige Dinge gebrauchen, zum Dienst am Menschen. (Theophylactus)

Zwischen Geld haben und es lieben ist ein gewaltiger Unterschied. Daher sagt auch Salomo nicht: Wer Reichtum hat, wird keine Frucht davon haben, sondern: Wer den Reichtum liebt (Koh 5,9). Und der Herr sagt nicht, daß es unmöglich ist, sondern daß es schwierig ist für diejenigen, die auf Geld vertrauen, ins Reich Gottes einzutreten. (Beda)

"Kamel" kann hier entweder das Tier bedeuten, oder die dicken Taue großer Schiffe. (Theophylactus)

26 Sie aber erschraken noch mehr und sagten zueinander: Wer kann dann noch gerettet werden?

Obwohl die Schar der Armen, die ohne Reichtum die Rettung finden kann, unvergleichlich größer ist, so verstanden doch die Jünger, daß alle, die den Reichtum lieben, auch wenn sie ihn nicht erwerben können, zu den Reichen gerechnet werden. (Beda)

27 Jesus sah sie an und sagte: Für Menschen ist das unmöglich, aber nicht für Gott; denn für Gott ist alles möglich.

Das heißt nicht, daß Geldgierige und Überhebliche samt ihrer Geldgier und Überheblichkeit in das Himmelreich hineinkommen können. Aber für Gott ist es möglich, daß sie sich von ihrer Gier und ihrem Hochmut bekehren zu Liebe und Demut. (Beda)

Wenn hier gesagt wird: alles, dann verstehe darunter: alles, was Sein besitzt. Eine Sünde (oder: Verfehlung) ist kein Seiendes, sie ist etwas ohne Wesenheit und ohne Bestand. Die Sünde stammt nicht aus Kraft, sondern aus Schwäche. Und daher ist eine Sünde, genau so wie Schwäche, bei Gott unmöglich. Könnte Gott bewirken, daß etwas, das geschehen (oder: geworden) ist, nicht geschehen sei? Darauf muß man sagen, daß Gott die höchste Wahrheit ist. Zu bewirken, daß etwas, was geschehen ist, nicht geschehen sei, ist unwahr. Wie könnte die Wahrheit etwas Unwahres tun? Eher würde Gott sein eigenes Wesen zerstören - wie manche Leute die lächerliche Frage stellen: Könnte Gott auch nicht Gott sein? (Theophylactus)

28 Da sagte Petrus zu ihm: Du weißt, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt.

Auch wenn Petrus nur wenig verlassen hat, so nennt er das doch "alles".; denn auch das Wenige vermag mit Banden zu fesseln. Auch der, welcher weniges verlassen hat, ist seligzupreisen. (Theophylactus)

29 Jesus antwortete: Amen, ich sage euch: Jeder, der um meinetwillen und um des Evangeliums willen Haus oder Brüder, Schwestern, Mutter, Vater, Kinder oder Äcker verlassen hat,
30 wird das Hundertfache dafür empfangen: Jetzt in dieser Zeit wird er Häuser, Brüder, Schwestern, Mütter, Kinder und Äcker erhalten, wenn auch unter Verfolgungen, und in der kommenden Welt das ewige Leben.

Viele Frauen kümmerten sich um die Apostel, daß sie Speise und Kleidung hätten [...]. Die Apostel hatten viele Väter und Mütter, Menschen, die sie liebten. Petrus verließ ein einziges Haus, und später war er zu Hause in den Häusern aller Jünger. (Hieronymus)

 
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