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LESEJAHR B

Die Zeit im Jahreskreis

33. SONNTAG IM JAHRESKREIS

 

Zur LeseordnungEVANGELIUM   Mk 13,24-32
 
Er wird die von ihm Auserwählten aus allen vier Windrichtungen zusammenführen
 
Aus dem heiligen Evangelium nach Markus
 
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
24 In jenen Tagen, nach der großen Not, wird sich die Sonne verfinstern, und der Mond wird nicht mehr scheinen;
25 die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden.

Nach der Ankunft des Antichrist wird das Bauwerk dieser Welt verwandelt werden; und die Gestirne werden sich wegen der übergroßen Herrlichkeit Christi verdunkeln: In jenen Tagen wird sich nach der Trübsal jener Tage die Sonne verfinstern [...] (Theophylactus)

Denn die Gestirne werden am Gerichtstage dunkel erscheinen, nicht wegen der Verminderung ihres Lichtes, sondern wegen der offenbar werdenden Klarheit des wahren Lichtes, das heißt: des höchsten Richters. Man kann aber auch durchaus annehmen, daß die Sonne und der Mond eine Zeitlang wirklich ihr Licht verlieren, wie es an der Sonne zur Zeit des Leidens Christi geschah. Und im übrigen wird nach dem Tage des Gerichtes, wenn ein neuer Himmel und eine neue Erde erschaffen wird, eintreten, was bei Jesaja 30,26 geschrieben steht: Es wird das Licht des Mondes so hell sein wie das Licht der Sonne, und das Licht der Sonne wird siebenmal so stark sein. (Beda)

Und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden.Vg: et virtutes quae sunt in caelis movebantur, dt.: Die Kräfte/Scharen im Himmel werden in Bewegung geraten Das heißt: die Engel werden erschrecken über diese gewaltigen Ereignisse und das Gericht über ihre Mitknechte.(Theophylactus)

Was Wunder, wenn die Menschen bei diesem Gericht in Verwirrung und Schrecken geraten, da sogar die Mächte des Himmels bei diesem Anblick erzittern? Was tun die Bretter, wenn die Säulen beben, was das schwache Reis in der Wüste, wenn die Zeder des Paradieses wankt? (Beda)

Eine andere Auslegung: Die Sonne wird sich verfinstern, bezogen auf die eiskalten Herzen, die wie Winter sind; der Mond wird seinen Schein nicht mehr geben, denn er leuchtet nur dann klar, wenn er nicht von den Sturmgewittern der Uneinigkeit getrübt wird; und die Sterne des Himmels werden stürzen, dann nämlich, wenn es kaum mehr Nachkommen Abrahams gibt, denen sie einst verglichen wurden (Gen 15,5). Und die Mächte des Himmels werden in Bewegung geraten; wenn sie sich im Zorn zur Vergeltung erheben, gesandt vom kommenden Menschensohn. So folgt: Dann werden sie den Menschensohn auf den Wolken des Himmels kommen sehen, in großer Macht und Herrlichkeit - ihn, der einst in Demut vom Himmel gekommen ist, wie der Regen auf Gideons Vließ. (Hieronymus)

26 Dann wird man den Menschensohn mit großer Macht und Herrlichkeit auf den Wolken kommen sehen.

Denn weil die Engel zu den Aposteln sprachen: Er wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt zum Himmel hingehen sehen (Apg 1,11), darum darf man mit Recht annehmen, daß er nicht nur in demselben Leib, sondern auch auf einer Wolke kommen wird; denn er soll ja so erscheinen, wie er wegging, wobei eine Wolke ihn aufnahm. (Augustinus)

Man wird den Herrn als Menschensohn sehen, also im Leib; denn was man sieht, ist der Körper. (Theophylactus)

Den Menschensohn werden auch die Bösen sehen, die Anschauung der Gottesgestalt [Christi] aber kommt nur denen zu, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen (Mt 5,8). Unter der Hinsicht, daß der Sohn Gottes wesenhaft Gott dem Vater gleich ist,Vgl. Phil 2,6 (Vg): erat in forma Dei können ihn nur die Gerechten sehen, den Richter über die Lebenden und Toten aber, vor dem sie erscheinen, müssen sowohl Gerechte wie Ungerechte sehen. Daher muß es der Menschensohn sein, der die richterliche Gewalt an sich nimmt. In der Ausübung dieser richterlichen Gewalt sendet er die Engel aus. (Augustinus)

27 Und er wird die Engel aussenden und die von ihm Auserwählten aus allen vier Windrichtungen zusammenführen, vom Ende der Erde bis zum Ende des Himmels.
Beachte, daß Jesus Christus die Engel aussendet, wie es auch der Vater tut. Wie können also manche Leute sagen, er sei dem Vater nicht gleich? [...] (Theophylactus)
28 Lernt etwas aus dem Vergleich mit dem Feigenbaum! Sobald seine Zweige saftig werden und Blätter treiben, wißt ihr, daß der Sommer nahe ist.
29 Genauso sollt ihr erkennen, wenn ihr (all) das geschehen seht, daß das Ende vor der Tür steht.
30 Amen, ich sage euch: Diese Generation wird nicht vergehen, bis das alles eintrifft.

Mit dem Ausdruck "Geschlecht" (generatio) meint er entweder das ganze Menschengeschlecht oder im besonderen das Geschlecht der Juden. (Hieronymus)

Oder es heißt: Das Geschlecht der Christen wird nicht vergehen bis das alles geschieht, was von Jerusalem und der Ankunft des Antichrist gesagt wurde. Denn er sagt nicht: das Geschlecht der Apostel; denn der größte Teil der Apostel erlebte nicht Jerusalems Ende. Er sagt es vielmehr vom Geschlecht der Christen, um sie zu trösten: Sie sollten nicht glauben, in jenen Zeiten werde der Glaube aufhören. Denn eher vergehen die unbeweglichen Elemente als daß die Worte Christi vergingen. Darum folgt: Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehenVg: transibunt/non transibunt, d.h. während alles Irdische im Übergang ist, sind die Worte Christi nicht vorläufig. (Theophylactus)

31 Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.

Himmel und Erde werden nach ihrer jetzigen Gestaltlat.: per imaginem, quam nunc habent vergehen, aber ohne Ende bestehen in dem, was sie eigentlich sind.lat.: per essentiam (Beda)

32 Doch jenen Tag und jene Stunde kennt niemand, auch nicht die Engel im Himmel, nicht einmal der Sohn, sondern nur der Vater.

Indem der Herr seine Jünger von der Frage nach dem Tag und der Stunde abhalten wollte, sagte er: Von jenem Tag und jener Stunde aber weiß niemand, weder die Engel im Himmel, noch der Sohn, sondern nur der Vater. Denn hätte er gesagt: Ich weiß es, aber ich will es euch nicht offenbaren, so hätte er sie doch recht traurig gemacht. Er handelte also weiser und schnitt ihnen die Frage gleich ab, damit sie ihn nicht weiter drängten. (Theophylactus)

Nun macht man aber dieses "Nichtwissen" gegen den Einziggeborenen Sohn geltend: Er sei nicht Gott aus Gott geboren, nicht Gott gleich an Vollkommenheit. Fragen wir zuerst mit dem gesunden Menschenverstand, ob derjenige etwas nicht wissen könne, welcher der Urheber von allem ist, was ist und noch sein wird. [...] Wie kann der Herr der Herrlichkeit, wenn er den Tag seiner Ankunft nicht weiß, eine vollkommene Natur haben? [...] Aber wir müssen uns erinnern, daß in ihm Schätze des Wissens verborgen sind. Immer wenn Gott von sich sagt, er wisse etwas nicht, bedeutet dieses Nichtwissen nicht eine Einschränkung, sondern entweder, daß jetzt nicht die Zeit sei, darüber zu sprechen, oder der göttliche Heilsplan noch kein Handeln vorsehe. Wenn man also sagt, Gott habe dann gewußt, daß Abraham ihn liebe, als er dies dem Abraham nicht verbarg, dann muß man auch sagen, der Vater wisse den Tag, weil er ihn dem Sohn nicht verborgen hat. Wenn der Sohn den Tag "nicht weiß", dann bedeutet das geheimnisvoll,lat.: sacramentum est daß er darüber schweigt; und umgekehrt heißt: der Vater kennt den Tag, daß er darüber nicht schweigt. Und damit man nicht sagen könne, dieses Nichtwissen sei Schwäche, folgt: Nehmt euch in Acht, seid wachsam und betet, denn ihr wißt nicht die Zeit. (Hilarius)

 
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