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LESEJAHR B

Die Zeit im Jahreskreis

9. SONNTAG IM JAHRESKREIS

 

Zur LeseordnungEVANGELIUM   Mk 2,23 - 3,6
 
Der Menschensohn ist Herr auch über den Sabbat
 
Aus dem heiligen Evangelium nach Markus
 
23 An einem Sabbat ging er durch die Kornfelder, und unterwegs rissen seine Jünger Ähren ab.
24 Da sagten die Pharisäer zu ihm: Sieh dir an, was sie tun! Das ist doch am Sabbat verboten.

Israel war nämlich durch das Gesetz vorgeschrieben, daß man jemanden nicht als Dieb auf seinen Äckern verhaften sollte, wenn er nicht etwas mitnehmen wollte; wenn er nämlich nichts anderes angerührt hatte als das, was er gegessen hatte, dann sollte man ihn frei und straflos gehen lassen. Deshalb klagten die Juden die Jünger Jesu, die die Ähren abrissen, nicht wegen eines Diebstahls an, sondern daß sie den Sabbat brachen. (Augustinus, De Oper. Monach.)

25 Er antwortete: Habt ihr nie gelesen, was David getan hat, als er und seine Begleiter hungrig waren und nichts zu essen hatten -
26 wie er zur Zeit des Hohenpriesters Abjatar in das Haus Gottes ging und die heiligen Brote aß, die außer den Priestern niemand essen darf, und auch seinen Begleitern davon gab?
27 Und Jesus fügte hinzu: Der Sabbat ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat.

[...] Man soll nämlich mehr Sorge auf das Heil und das Leben des Menschen aufwenden als auf die Beobachtung des Sabbats. Das Gebot, den Sabbat zu halten lautet so, daß derjenige, der den Sabbat bricht, nicht schuldig ist, wenn ihn eine Notlage dazu drängt. Deshalb ist es auch nicht verboten, am Sabbat zu beschneiden, denn das mußte getan werden, und auch die Makkabäer kämpften, wenn nötig, am Sabbat.Vgl. 1 Makk 2,32-41 Und darum gilt auch: Was vom Gesetz her nicht erlaubt war, durften die hungernden Jünger tun, denn sie mußten ja ihren Hunger stillen. Ebenso macht sich heute niemand schuldig, der das Fasten bricht, weil er krank ist. (Beda)

28 Deshalb ist der Menschensohn Herr auch über den Sabbat.

Er nennt sich selbst Menschensohn und Herr über den Sabbat, denn er ist zwar der Sohn Gottes, aber um der Menschen willen läßt er sich auch Menschensohn nennen. Und über den Gesetzgeber und Herrscher hat das Gesetz keine Macht, denn dem König ist mehr erlaubt, als was das Gesetz zugesteht. Den Schwachen wird das Gesetz gegeben, nicht aber den Vollkommenen und denen, deren Taten über dem Gesetz stehen. (Pseudo-Chrysostomus)

Daß die Jünger durch die Kornfelder gehen, hat auch eine mystische Bedeutung: die heiligen Lehrer schauen mit frommem Eifer auf diejenigen, die sie im Glauben unterwiesen haben, und nach was sie hungern, ist nichts weniger als das Heil der Menschen. [...] Und wohlweislich heißt es, daß die Jünger im Angesicht des Herrn wandelten, denn die Predigt des Lehrers geht notwendig voraus, bevor die Gnade folgt und das Herz des Hörers mit ihrer Gegenwart erleuchtet. [...] (Beda)

Oder anders: Diejenigen wandeln mit dem Herrn durch die Felder, die ihre Freude aus der Betrachtung der Heiligen Schrift schöpfen; und sie hungern, wenn sie sich danach sehnen, in ihm das Brot des Lebens zu finden. Und sie tun das an einem Sabbat, denn da ist ihr Geist klar und sie freuen sich, von Gedanken, die sie [im Alltag] bedrängen, frei zu sein. Die Jünger reißen die Ähren ab, zerreiben sie zwischen ihren Fingern und reinigen sie so, bis sie zu den eßbaren Körnern kommen, das heißt, sie nehmen die Worte der Heiligen Schriften beim Lesen in der Betrachtung auf und sie erwägen sie so lange, bis sie den KernLat.: medulla - das Mark finden, der die Liebe ist. Wahrlich, den Törichten mißfällt diese geistliche Erquickung, der Herr aber lobt sie. (Beda)

1 Als er ein andermal in eine Synagoge ging, saß dort ein Mann, dessen Hand verdorrt war.
2 Und sie gaben acht, ob Jesus ihn am Sabbat heilen werde; sie suchten nämlich einen Grund zur Anklage gegen ihn.

Die Juden, die seine Jünger anklagten, am Sabbat Ähren auszureißen, hatte der Herr mit dem Beispiel Davids widerlegt. Nun wirkt er am Sabbat ein Wunder, um sie noch mehr zur Wahrheit zurückzubringen. Denn wenn es recht ist, am Sabbat Wunder zu tun, um einen Menschen zu heilen, so kann es - das zeigt er dadurch - nicht von Übel sein, am Sabbat für das leibliche Wohlergehen zu sorgen. [...] (Theophylactus)

Mit einem guten Beispiel hat der Meister den Bruch des Sabbats, den sie den Jüngern vorgeworfen hatten, verteidigt. Nun wollen sie ihn selbst beobachten, um eine Anklage gegen ihn vorbringen: daß er den Sabbat übertritt, falls er ihn am Sabbat heilt, daß er grausam ist oder es nicht kann, falls er ihn nicht heilt. (Beda)

3 Da sagte er zu dem Mann mit der verdorrten Hand: Steh auf und stell dich in die Mitte!

Er aber stellt jenen [Menschen] in den Mittelpunkt, damit sie durch seinen Anblick bewegt werden und so Mitleid mit ihm empfinden und ihre Bosheit ablegen. (Pseudo-Chrysostomus)

4 Und zu den anderen sagte er: Was ist am Sabbat erlaubt: Gutes zu tun oder Böses, ein Leben zu retten oder es zu vernichten? Sie aber schwiegen.

Auf diese Weise kommt er den Ränken der Juden, die sie gegen ihn schmiedeten, zuvor, indem er sie selber anklagt, die Weisungen des Gesetzes durch eine schlechte Auslegung zu mißachten. Darum folgt: "Und er sagte zu ihnen: 'Was ist am Sabbat erlaubt: Gutes zu tun oder Böses?'" Das fragt er, weil sie glaubten, am Sabbat solle man auch keine guten Werke tun, da ja das Gesetz befiehlt, sich der schlechten Werke zu enthalten. Es heißt darin nämlich: "Ihr sollt keine Sklaven-Arbeit an ihm verrichten" (Lev 23,7), das aber bedeutet: keine Sünde, denn: "Wer die Sünde tut, ist Sklave der Sünde" (Joh 8:34). Das was er zuerst sagt, ([die Frage, ob es erlaubt ist,] Gutes zu tun oder Böses) ist dasselbe, wie das was er dann hinzufügt, [ob es erlaubt ist,] ein Menschenleben zu retten oder zu vernichten; und das bedeutet, den Menschen zu heilen oder nicht zu heilen. Es ist nicht die Frage, daß der allgütige Gott uns vernichten wollte, vielmehr ist in der Redeweise der Heiligen Schrift "vernichten" gleichbedeutend mit "nicht retten". [...] (Beda)

5 Und er sah sie der Reihe nach an, voll Zorn und Trauer über ihr verstocktes Herz, und sagte zu dem Mann: Streck deine Hand aus! Er streckte sie aus, und seine Hand war wieder gesund.

Symbolisch gedeutet steht der Mann mit der verdorrten Hand für die Menschheit, die krank ist, weil sie unfähig ist, gute Werke hervorzubringen;Wörtlich: infecunditate boni operis arefactum - die Menschheit ist wie ein ausgedörrter Baum, nicht in der Lage, die Frucht guter Werke hervorzubringen. doch durch das Erbarmen des Herrn wurde sie geheilt. Ihre Hand verdorrte, als sie im Urvater [Adam] die Frucht des verbotenen Baumes pflückte, doch durch die Gnade des Erlösers, der seine unschuldigen Hände am Baum des Kreuzes ausstreckte, wurde sie durch das vollbrachte gute WerkWörtlich: succis bonorum operum - durch die [Baum-]Säfte der guten Werke wieder heil gemacht. [...] (Beda)

Oder aber, [die verdorrte Hand] bezeichnet alle Habgierigen, die zwar geben könnten, aber lieber etwas bekommen und die lieber anderen etwas wegnehmen als etwas verschenken. Ihnen wird gesagt, sie sollen ihre Hände ausstrecken oder, wie es auch heißt: "Der Dieb soll nicht mehr stehlen, sondern arbeiten und sich mit seinen Händen etwas verdienen, damit er den Notleidenden davon geben kann" (Eph 4,28). (Hieronymus)

Oder auch: Eine verdorrte rechte Hand hat jeder, der nicht die rechten Werke tut. Wenn nämlich unsere Hand verbotene Werke tut, dann wird sie unfähig, Gutes zu tun. Doch sie wird wiederhergestellt, wenn sie fest in der Tugend steht. Darum sagt Jesus "Steh auf", von den Sünden nämlich, "und stell dich in die Mitte!", das heißt, strecke deine Hand weder nach dem Zu wenig, noch nach dem Zu viel aus.Denn 'Tugend' besteht ja im Einhalten der goldenen Mitte. (Theophylactus)

6 Da gingen die Pharisäer hinaus und faßten zusammen mit den Anhängern des Herodes den Beschluß, Jesus umzubringen.
 
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