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LESEJAHR B

Die Drei Österlichen Tage und die Osterzeit

5. SONNTAG DER OSTERZEIT

 

Zur LeseordnungEVANGELIUM   Joh 15,1-8
 
Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht
 
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes
 
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
1 Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Winzer.

Damit sagt er, daß er, der Mensch Jesus Christus, das Haupt der Kirche ist, wir aber seine Glieder. Denn der Weinstock und die Reben haben dieselbe Natur. (Augustinus)

2 Jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, schneidet er ab, und jede Rebe, die Frucht bringt, reinigt er, damit sie mehr Frucht bringt.

Weil Christus sich selbst genügt, die Jünger aber sehr der Hilfe des Winzers bedürfen, deshalb wird nichts über den Weinstock gesagt, sondern nur über die Reben, wenn es heißt: Jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, schneidet er ab. Die "Frucht" deutet hier geheimnisvoll das Leben an; er zeigt, daß niemand ohne Werke in ihm sein kann. [...] Und weil auch die Stärksten der Sorge des Winzers bedürfen, fügt er hinzu: Und jede Rebe, die Frucht bringt, reinigt er, damit sie mehr Frucht bringt. Das sagte er wegen der Prüfungen, die ihnen auferlegt wurden; er zeigt, daß die Prüfungen sie stärker machen, so wie auch das Reinigen, d.h. das Zurechtschneiden des Weinstocks, dessen Wachstum fördert. (Chrysostomus)

Wer aber ist in diesem Leben so rein, daß er nicht immer noch mehr der Reinigung bedürfte? Denn wenn wir sagen: "Wir haben keine Sünde", führen wir uns selbst in die Irre. So reinigt er die Reinen, d.h. die Fruchtbaren, damit so um so fruchtbarer sind, je reiner sie sind. (Augustinus)

3 Ihr seid schon rein durch das Wort, das ich zu euch gesagt habe.

Warum sagt er nicht: Ihr seid rein wegen der Taufe, mit der ihr gewaschen worden seid? Weil auch im Wasser das Wort es ist, das reinigt. Nimm das Wort hinweg - was ist das Wasser als bloß Wasser? Das Wort tritt zum Element hinzu, und es entsteht ein Sakrament. Woher kommt die so große Kraft des Wasser, daß es den Körper berührt und das Herz wäscht, wenn nicht durch das Wirken des Wortes, nicht weil es gesagt, sondern weil es geglaubt wird? Denn in diesem Wort ist der vorübergehende Schall etwas anderes als die innewohnende Kraft. Dieses Wort des Glaubens vermag so viel in der Kirche Gottes, daß es durch den, der es glaubt, es darbringt, der segnet und eintaucht, das Kind gereinigt wird, obwohl es noch nicht glauben kann. (Augustinus)

4 Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch. Wie die Rebe aus sich keine Frucht bringen kann, sondern nur, wenn sie am Weinstock bleibt, so könnt auch ihr keine Frucht bringen, wenn ihr nicht in mir bleibt.

Nicht auf dieselbe Weise sind die Jünger in Christus, wie er in ihnen ist: denn beides nützt nicht ihm, sondern ihnen: Denn die Reben sind so im Weinstock, daß nicht sie dem Weinstock das Leben geben, sondern es von ihm empfangen. Der Weinstock ist also so in den Reben, daß er ihnen lebenswichtige Nahrung gibt, und nicht etwa von ihnen empfängt. [...] Wer glaubt, von sich selbst aus Frucht zu bringen, ist nicht im Weinstock; wer nicht im Weinstock ist, ist nicht in Christus; wer nicht in Christus ist, ist nicht Christ. (Augustinus)

5 Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen.

Jede Frucht des guten Werkes geht aus jener Wurzel hervor, [aus Christus, der] uns durch seine Gnade befreit hat und durch seine Hilfe unterstützt, damit wir mehr Frucht bringen können. Daher fügt er als Wiederholung und zur Erklärung des oben Gesagten hinzu: Ich bin der Weinstock und ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt, durch den Glauben, den Gehorsam und die Ausdauer, und in wem ich bleibe, indem ich ihn erleuchte, ihm helfe und Ausdauer schenke, dieser und kein anderer bringt reiche Frucht. (Alkuin)

Damit aber niemand meint, die Rebe könne wenigstens eine geringe Frucht bringen aus sich selbst, fügt er hinzu: Denn ohne mich könnt ihr nichts tun. Er sagt nicht: Ihr könnt wenig tun. Denn wenn die Rebe nicht im Weinstock bleibt und von der Wurzel lebt, kann sich aus sich allein überhaupt keine Frucht bringen. (Augustinus)

6 Wer nicht in mir bleibt, wird wie die Rebe weggeworfen, und er verdorrt. Man sammelt die Reben, wirft sie ins Feuer, und sie verbrennen.

Es gibt nur zwei Möglichkeiten für die Rebe: entweder den Weinstock oder das Feuer: Wenn sie nicht im Weinstock ist, wird sie im Feuer sein. (Augustinus)

7 Wenn ihr in mir bleibt und wenn meine Worte in euch bleiben, dann bittet um alles, was ihr wollt: Ihr werdet es erhalten.

Wir können sagen, daß seine Worte in uns bleiben, wenn wir tun, was er lehrte und lieben, was er verhieß. Wenn aber seine Worte nur in unserem Gedächtnis bleiben und nicht in unserem Leben zu finden sind, dann ist die Rebe nicht mit dem Weinstock verbunden, weil sie das Leben nicht aus der Wurzel zieht. Was aber können sie wollen, wenn sie im Erlöser bleiben, außer dem, was nicht vom Heil wegführt? Wenn wir in Christus sind, wollen wir etwas anderes, als wenn wir noch in dieser Weltzeit leben. In der Wohnung dieses Lebens passiert es uns manchmal, daß wir etwas erbitten, von dem wir nicht wissen, daß es nicht gut für uns ist. Aber es sei fern, daß er es uns gewähre, wenn wir in Christus bleiben, der uns nur dann erhört, wenn wir etwas erbitten, das gut für uns ist. Zu seinen Worten gehört das Vater unser; von den Worten und dem Sinn dieses Gebetes wollen wir uns in unseren Bitten nicht entfernen, dann wird uns zuteil, was immer wir erbitten. (Augustinus)

8 Mein Vater wird dadurch verherrlicht, daß ihr reiche Frucht bringt und meine Jünger werdet.

Die Frucht der Apostel aber sind die Heidenvölker, die durch ihre Lehre für den Glauben gewonnen und zur Verherrlichung Gottes gebracht worden sind. (Theophylakt)

 
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