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LESEJAHR B

Die Fastenzeit

3. FASTENSONNTAG

 

Zur LeseordnungEVANGELIUM   Joh 2,13-25
 
Reißt diesen Tempel nieder, in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten
 
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes
 
13 Das Paschafest der Juden war nahe, und Jesus zog nach Jerusalem hinauf.
14 Im Tempel fand er die Verkäufer von Rindern, Schafen und Tauben und die Geldwechsler, die dort saßen.
15 Er machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle aus dem Tempel hinaus, dazu die Schafe und Rinder; das Geld der Wechsler schüttete er aus, und ihre Tische stieß er um.
16 Zu den Taubenhändlern sagte er: Schafft das hier weg, macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle!
17 Seine Jünger erinnerten sich an das Wort der Schrift: Der Eifer für dein Haus verzehrt mich.

Die Leute kamen ja von weit her, und sie konnten die Opfergaben, die vorgeschrieben waren, nicht mitbringen; so brachten sie also nur das Geld dafür mit. [...] Daher saßen dort auch Geldwechsler hinter ihren Tischen. Doch es ist gegen den Willen des Herrn, daß in seinem Haus ein irdisches Geschäft abgewickelt wird, selbst wenn man es für ein ehrbares Geschäft halten könnte; darum trieb er die Geschäftemacher allesamt hinaus. (Beda)

Sehen wir genauer zu: War es nicht ungeheuerlich, daß Gottes Sohn eine Geißel aus Stricken machte, um diese Leute aus dem Tempel zu jagen? Darauf kann man antworten, daß Jesus göttliche Vollmacht besaß, aufgrund derer er die Wut seiner Feinde und ihr Aufbegehren zunichte machen konnte, wenn er wollte, auch wenn es noch so viele wären. Der Herr macht die Gedanken der Völker zunichte (Ps 33,10). Diese Geschichte läßt keine geringere Macht erkennen als die außergewöhnlichen Wundertaten, die von ihm berichtet werden. Im Gegenteil, es zeigt noch größere Macht als die Verwandlung von Wasser in Wein; denn in dem einen Fall handelt es sich um unbelebte Materie, hier aber unterwarf er sich das Sinnen und Planen zahlloser Menschen. (Origenes)

Siehe: dieser Tempel damals war nur ein Vorausbild.lat.: figura Und selbst von dort trieb der Herr alle fort, die Geschäfte machten. Und was haben sie schon verkauft? Das, was für die Opfer zur damaligen Zeit notwendig war. Was täte er, wenn er Betrunkene dort fände? Wenn das Haus Gottes nicht zu einer Markthalle gemacht werden darf, darf es zu einem Wirtshaus werden? (Augustinus)

In einem tieferen Sinn verstandenlat.: mystice betritt der Herr täglich in geistiger Weise seine Kirche und achtet auf den Handel und Wandel eines jeden. Wir wollen uns hüten, in der Kirche Gottes dem Geschwätz oder Gelächter, Feindschaften oder Begierden Raum zu lassen, damit der Herr nicht unversehens kommt und uns aus der Kirche treibt. (Alkuin)

Die Händler in der Kirche sind die, welche ihren Vorteil suchen, nicht das, was des Herren ist. (Augustinus)

Taubenverkäufer sind die, welche die Gnade des Hl. Geistes, die sie empfangen haben, gegen das Gebot nicht umsonst, sondern um Lohn weitergeben; Leute, welche die Handauflegung - in der der Hl. Geist empfangen wird - zwar nicht um des materiellen Gewinnes willen erteilen, aber um der Gunst der öffentlichen Meinung willen;Lat.: ad vulgi favorem Leute, welche bei der Spendung der heiligen Weihen nicht die Tugendhaftigkeit des Kandidaten berücksichtigen, sondern ihre eigene Vorliebe. (Beda)

18 Da stellten ihn die Juden zur Rede: Welches Zeichen läßt du uns sehen als Beweis, daß du dies tun darfst?
19 Jesus antwortete ihnen: Reißt diesen Tempel nieder, in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten.

Da sie ein Zeichen vom Herrn forderten, warum er diese Handelsgeschäfte, die sich eingebürgert hatten, aus dem Tempel verbannen durfte, antwortete er: Dieser Tempel bezeichne den Tempel seines eigenen Leibes, an dem keinerlei Makel und Sünde war. Als wollte er sagen: Ebenso wie ich den unbeseelten Tempel von eurem Geschäftstreiben und euren Vergehen durch meine Vollmacht reinigeLat.: expio, d.h. entsündige, so werde ich auch den Tempel meines Leibes, von dem dieser Tempel das Vorausbild ist, und den ihr mit euren Händen niederreißen werdet, am dritten Tag wieder aufrichten. (Beda)

Beides, der Leib Jesu und der Tempel, scheinen mir Urbildlat.: exemplar der Kirche zu sein; denn sie ist aus lebendigen Steinen zu einem geistigen Haus aufgebaut, zu einer heiligen PriesterschaftVgl. 1 Kor 12,27. Mag es auch den Anschein haben, als löse sich die Schichtung der Steine auf und würden alle Gebeine Christi verstreutVgl. Ez 37 durch die Angriffe und Verfolgungen, so wird doch der Tempel erneuert und am dritten Tag wieder aufgerichtet: dieser dritte Tag ist da, wenn der neue Himmel und die neue Erde da sind. Ebenso wie der sichtbare Leib Christi gekreuzigt und begraben wurde und dann auferstand, so ist auch der gesamte Leib Christi, der aus den Heiligen gebildet ist, mit Christus gekreuzigt. Denn sie alle rühmen sich in nichts anderem als im Kreuz Christi,Vgl. Gal 6,14 durch das ein jeder von ihnen der Welt gekreuzigt ist. Auch ist jeder mit Christus begraben und auferstanden mit ihm; denn er wandelt gewissermaßen schon im neuen Leben. Der seligen Auferstehung nach ist er freilich noch nicht auferstanden [...] (Origenes)

20 Da sagten die Juden: Sechsundvierzig Jahre wurde an diesem Tempel gebaut, und du willst ihn in drei Tagen wieder aufrichten?
21 Er aber meinte den Tempel seines Leibes.

Unser Herr nahm den Leib von Adam - freilich ohne die von Adam stammende Sünde. [...] Wenn du die griechischen Bezeichnungen für die vier Himmelsrichtungen nimmst: anatole, dysis, arktos, mesembria, so ergeben die Anfangsbuchstaben ADAM. Von den vier Winden nämlich wird der Herr seine Erwählten sammeln, wenn er zum Gericht kommt. Die Buchstaben des Namens ADAM haben im Griechischen aber auch einen Zahlenwert: Das Alpha hat den Wert eins, das Delta vier, das My vierzig; zusammen ergibt das sechsundvierzig. (Augustinus)

Der Leib des Herrn wird als "Tempel" aufgefaßt, weil der Tempel das Gefäß der Herrlichkeit Gottes war,Lat.: continebat, d.h. er enthielt sie der in ihm wohnte. Und ebenso ist der Leib Christi, der die Kirche repräsentiert, Gefäß des Einziggeborenen, der das Ebenbild Gottes und seine HerrlichkeitLat.: gloria ist. (Origenes)

22 Als er von den Toten auferstanden war, erinnerten sich seine Jünger, daß er dies gesagt hatte, und sie glaubten der Schrift und dem Wort, das Jesus gesprochen hatte.
23 Während er zum Paschafest in Jerusalem war, kamen viele zum Glauben an seinen Namen, als sie die Zeichen sahen, die er tat.

Vor der Auferstehung verstanden die Jünger die Schriften noch nicht; denn sie hatten den Hl. Geist noch nicht empfangen. Aber am Tag seiner Auferstehung erschien ihnen der Herr und eröffnete ihnen das Verständnis für das, was im Gesetz und den Propheten über ihn geschrieben steht. (Alkuin)

Wenn wir das in Hinblick auf den eschatologischen SinnLat: secundum anagogem verstehen, dann werden auch wir die Vollendung des Glaubens bei der Auferstehung des gesamten Leibes Jesu, das heißt: der Kirche, erlangen. Denn es ist ein großer Unterschied, ob man durch einen Spiegel und im Rätselbild schaut oder die Gestalt selbst.Lat.:ex specie (Origenes)

24 Jesus aber vertraute sich ihnen nicht an, denn er kannte sie alle
25 und brauchte von keinem ein Zeugnis über den Menschen; denn er wußte, was im Menschen ist.
 
Wahlweise kann das Evangelium Joh 4,5-42 des Lesejahres A genommen werden.
 
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