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LESEJAHR C

Die Zeit im Jahreskreis

10. SONNTAG IM JAHRESKREIS

 

Zur LeseordnungEVANGELIUM   Lk 7,11-17
 
Ich befehle dir, junger Mann: Steh auf!
 
Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas
 
In jener Zeit
11 ging Jesus in eine Stadt namens Naïn; seine Jünger und eine große Menschenmenge folgten ihm.

Der Herr tut noch mehr Wunderbares. Weiter oben [bei der Heilung des Knechtes des Hauptmanns] wurde berichtet, daß er zu Hilfe gerufen wurde und zu Hilfe kam; hier nun kommt er, ohne daß man ihn rief. (Cyrill)

12 Als er in die Nähe des Stadttors kam, trug man gerade einen Toten heraus. Es war der einzige Sohn seiner Mutter, einer Witwe. Und viele Leute aus der Stadt begleiteten sie.
13 Als der Herr die Frau sah, hatte er Mitleid mit ihr und sagte zu ihr: Weine nicht!

Einen Geschmack von dem, was Auferstehung ist, bekommen wir vom Erlöser nicht so sehr mit Worten vermittelt, sondern mit Taten. Er beginnt dieses Wunder mit geringeren Dingen, um unseren Glauben an Größeres zu gewöhnen. Die Macht der Auferweckung begann er zu erweisen an dem Knecht des Hauptmanns, für dessen Gesundung keine Hoffnung mehr bestand. Danach führte er mit noch größerer Macht die Menschen zum Glauben an die Auferweckung, als er den Sohn der Witwe erweckte, der bereits zu Grabe getragen wurde. [...] Es hätte ja vielleicht jemand sagen können, daß der Knecht gar nicht zu Tode erkrankt gewesen sei. Um solch eine vermessen törichte Rede abzuschneiden, wird hier berichtet, daß Christus einem bereits verstorbenen jungen Mann begegnete, de einzigen Sohn einer Witwe. Die schwere Last des Kummers bringt der Evangelist mit diesen wenigen Worten zum Ausdruck: Die Mutter war Witwe, sie hatte nicht die Hoffnung, noch weitere Kinder zu bekommen, und sie hatte niemanden mehr, auf den sie ihre Augen hätte richten können. Ihn allein hatte sie gestillt, er allein war der Grund der Freude in ihrem Haus, er war die ganze Freude und der Schatz seiner Mutter gewesen. (Gregor von Nyssa)

Was für ein Jammer und Leid, das einen wirklich in Tränen ausbrechen läßt. Daher folgt: "Als der Herr sie sah, wurde er von Erbarmen ergriffen und sagte zu ihr: Weine nicht!" (Cyrill)

14 Dann ging er zu der Bahre hin und faßte sie an. Die Träger blieben stehen, und er sagte: Ich befehle dir, junger Mann: Steh auf!

Er vollbrachte also das Wunder nicht nur mit dem Wort, sondern er berührte die Bahre, damit wir erkennen sollten, daß der heilige Leib Christi die Macht hat, das Heil des Menschen zu wirken. Sein Leib ist der Leib des Lebens, das Fleisch des allmächtigen WORTES, und besitzt dessen Kraft. Ebenso wie ein Eisen, das ins Feuer gehalten wird, das Werk des Feuers vollbringt, so vermag das Fleisch, das mit dem WORT vereinigt ist, das alles lebendig macht, ebenfalls Leben zu bewirken und den Tod zu vertreiben. (Cyrill, In Joannem)

Der Erlöser handelt nicht in der gleichen Weise wie Elija, der den Sohn der Witwe von Sarepta beweinte, nicht wie Elischa, der seinen Körper über den Körper des Kindes warf, nicht wie Petrus, der für Thabita betete. Er ist der, welcher Nichtseiende und Seiende ruft, der Tote wie Lebende anzusprechen vermag. (Titus)

15 Da richtete sich der Tote auf und begann zu sprechen, und Jesus gab ihn seiner Mutter zurück.

Das sind die Anzeichen wirklicher Auferweckung: Ein entseelter Leichnam spricht nicht, und die Mutter hätte keinen Toten wieder mit nach Hause genommen. (Titus)

Sehr schön bezeugt der Evangelist zuerst, daß Jesus von Mitleid mit der Mutter bewegt war und so ihren Sohn auferweckte, um uns zum einen ein Vorbild für liebevolles Erbarmen zu geben und zum anderen den Glauben an die wunderbare Macht Christi einzusenken. (Beda)

16 Alle wurden von Furcht ergriffen; sie priesen Gott und sagten: Ein großer Prophet ist unter uns aufgetreten: Gott hat sich seines Volkes angenommen.

Ja, Gott hat sein Volk besucht, nicht nur einmal, als sein WORT Fleisch wurde, sondern immer, wenn er es in die Herzen sendet. (Beda)

17 Und die Kunde davon verbreitete sich überall in Judäa und im ganzen Gebiet ringsum.

Es hat einen guten Sinn zu sagen, daß in der Schrift von sieben Auferweckungen berichtet wird, die der Auferstehung des Herrn vorhergingen: der Sohn der Witwe von Sarepta, der Sohn der Schunemiterin, die Auferweckung, welche durch den Leichnam des Elischa bewirkt wurde, die Auferweckung von Nain, die der Tochter des Synagogenvorstehers, die des Lazarus, und als siebte das Geschehen beim Leiden Christi, als viele Leiber von Verstorbenen auferstanden. Als achte kam die Auferstehung Christi, an dem der Tod keinen Anteil hat. Dies ist auch ein Zeichen, daß die allgemeine Auferstehung im achten Zeitalter durch keinen Tod aufgehoben werden kann, sondern ewig bleibt. (Ambrosius)

Der Tote, der vor den Augen vieler Menschen aus den Stadttoren getragen wurde, bezeichnet den Menschen, der in den Todesschlaf der Sünden gefallen ist, und zwar so, daß der Tod seiner Seele nicht mehr in der Kammer des Herzens verborgen gehalten wird, sondern durch Worte und Taten vielen zur Kenntnis gekommen ist [...] Zu Recht wird er als "der einzige Sohn seiner Mutter, einer Witwe", bezeichnet; denn die Mutter Kirche ist "eine", aus vielen Personen gesammelt [...] Hier wird die irrige Lehre des Novatian widerlegt, der die Möglichkeit einer Reinigung durch Buße bestreiten wollte. Damit sprach er der Mutter Kirche, wenn sie wegen des geistlichen Todes ihrer Kinder weint, den Trost ab, der in der Hoffnung auf die Wiedergewinnung des Lebens liegt. (Beda)

Wenn also deine Sünde groß ist, so daß du sie durch Tränen der Buße selbst nicht abwaschen kannst, dann soll für dich die Mutter Kirche weinen, es soll eine Schar von Menschen beistehen. Bald wirst du von der Totenbahre aufstehen und Worte des Lebens sprechen, und es werden alle von Furcht ergriffen werden. Denn durch das Beispiel eines einzigen werden alle gebessert. Sie werden Gott loben, der uns solch wirksame Heilmittel geschenkt hat, um dem Tod zu entkommen. (Ambrosius)

 
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