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LESEJAHR C

Die Zeit im Jahreskreis

23. SONNTAG IM JAHRESKREIS

 

Zur LeseordnungEVANGELIUM   Lk 14,25-33
 
Keiner von euch kann mein Jünger sein; wenn er nicht auf seinen ganzen Besitz verzichtet
 
Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas
 
In jener Zeit
25 als viele Menschen Jesus begleiteten, wandte er sich an sie und sagte:
26 Wenn jemand zu mir kommt und nicht Vater und Mutter, Frau und Kinder, Brüder und Schwestern, ja sogar sein Leben gering achtet, dann kann er nicht mein Jünger sein.
27 Wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, der kann nicht mein Jünger sein.

Denn wenn der Herr deinetwegen seiner Mutter entsagt, indem er sagt: "Wer ist meine Mutter, wer sind meine Brüder?", warum solltest du dann nach etwas anderem verlangen als dein Herr? Aber der Herr befiehlt weder, die Natur zu mißachten noch gegen sie zu wüten, sondern ihr so nachzugeben, daß man dabei den Schöpfer verehrt und daß man nicht aus Liebe zu den Eltern von Gott abläßt. (Ambrosius)

Damit aber dieser Haß gegen die Nächsten nicht aus Leidenschaft erwächst, sondern aus Liebe, fügte er hinzu: "und dazu noch sein Leben". Es ist also sicher, daß der durch Lieben seinen Nächsten hassen muß, der ihn so haßt wie sich selbst; denn wir hassen unser Leben dann richtig, wenn wir seinen fleischlichen Gelüsten nicht nachgeben, sein Verlangen brechen und gegen seine Begierden ankämpfen. Dieses verachtenswerte Leben wird also zum Besseren geführt, es wird gleichsam durch den Haß geliebt. (Gregor der Große)

Man darf aber vor dem Leben nicht fliehen, sondern man muß es bewahren, wie auch Paulus es bewahrt hat, um Christus zu verkünden, solange er noch im Fleische lebte; aber als er sein Leben verachten mußte, um seinen Lauf zu vollenden, sagte er, daß sein Leben für ihn keinen Wert besitze. (Cyrill)

Das aber sagte er nicht, damit wir einen Balken auf unsere Schultern legen, sondern daß wir immer den Tod vor unseren Augen haben; so wie auch Paulus täglich starb und den Tod verachtete. (Chrysostomus)

Indem er [sc. Paulus] sein Kreuz auf sich nahm, verkündigte er den Tod des Herrn mit den Worten: "Mir ist die Welt gekreuzigt und ich der Welt". Wir selbst nehmen dies schon in der Taufe vorweg, wo unser alter Mensch gekreuzigt worden ist, damit der Leib der Sünde vernichtet wird. (Basilius der Große)

Denn sein Kreuz tragen und Gott nachfolgen bedeutet entweder die fleischliche Enthaltsamkeit oder das Mitleiden mit den Nächsten zu üben im Verlangen nach dem ewigen Leben. (Gregor der Große)

28 Wenn einer von euch einen Turm bauen will, setzt er sich dann nicht zuerst hin und rechnet, ob seine Mittel für das ganze Vorhaben ausreichen?
29 Sonst könnte es geschehen, daß er das Fundament gelegt hat, dann aber den Bau nicht fertigstellen kann. Und alle, die es sehen, würden ihn verspotten
30 und sagen: Der da hat einen Bau begonnen und konnte ihn nicht zu Ende führen.
31 Oder wenn ein König gegen einen anderen in den Krieg zieht, setzt er sich dann nicht zuerst hin und überlegt, ob er sich mit seinen zehntausend Mann dem entgegenstellen kann, der mit zwanzigtausend gegen ihn anrückt?
32 Kann er es nicht, dann schickt er eine Gesandtschaft, solange der andere noch weit weg ist, und bittet um Frieden.
33 Darum kann keiner von euch mein Jünger sein, wenn er nicht auf seinen ganzen Besitz verzichtet.

Weil hier hohe Anforderungen gestellt sind, wird sofort der Vergleich mit dem Bau eines Turmes angefügt. [...] Denn alles, was wir tun, müssen wir zuvor durch eifriges Überlegen abwägen. Wenn wir also den Turm der Demut bauen wollen, dann müssen wir uns vorher auf die Widrigkeiten dieser Welt vorbereiten. (Gregor der Große)

Wir dürfen nicht nur das Fundament legen, d. h. am Anfang Christus folgen, sondern auch das Ende vollbringen - so wie jene nur anfingen [ohne zu vollenden], von denen es im Johannesevangelium heißt, daß viele von seinen Jüngern sich von ihm abwandten. (Theophylactus)

Worauf sich aber diese Gleichnisse beziehen, das zeigt er gerade mit dem Schluß deutlich, indem er sagt: "So kann also jeder von euch, der nicht allem entsagt, was er besitzt, nicht mein Jünger sein." Deshalb die Kosten für den Turmbau und die Stärke der 10000 Mann gegen den König, der 20000 hat, all das bedeutet nichts anderes, als daß jeder einzelne allem entsagt, was er besitzt.
Die erste Rede paßt aber mit der Schußrede zusammen; denn darin, daß jemand allem entsagt, was er besitzt, ist auch jener Gedanke enthalten, daß er seinen Vater, seine Mutter, seine Söhne, seine Brüder und Schwestern und dazu noch sein Leben haßt. Denn all diese Besitztümer sind es, die so manchen beschäftigen und ihn hindern, jene Güter zu erlangen, die für alle bestimmt sind und die in Ewigkeit bleiben - nicht jene eigenen zeitlichen und vergänglichen Güter. (Augustinus)

Es ist aber ein Unterschied zwischen "allem entsagen und "alles verlassen"; denn nur wenige Vollkommene haben die Kraft, alles zu verlassen, d. h. die Sorgen dieser Welt hinter sich zu lassen; aber es ist die Aufgabe aller Gläubigen, allem zu entsagen, d. h. die Güter dieser Welt so zu besitzen, daß sie dennoch durch sie nicht in der Welt festgehalten werden. (Beda)

 
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