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LESEJAHR C

Die Zeit im Jahreskreis

3. SONNTAG IM JAHRESKREIS

 

Zur LeseordnungEVANGELIUM   Lk 1,1-4; 4,14-21
 
Heute hat sich dieses Schriftwort erfüllt
 
Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas
 
1 Schon viele haben es unternommen, einen Bericht über all das abzufassen, was sich unter uns ereignet und erfüllt hat.

Am Anfang seines Evangeliums gibt Lukas an, warum er es geschrieben hat: viele andere hatten schon ohne großen Plan versucht, jene Dinge zu erzählen, über die er zu größerer Klarheit gekommen war. [...] (Eusebius, Eccles. Hist.)

So wie viele im jüdischen Volk vom Geist erfüllt prophetische Worte sprachen, andere aber eher Pseudopropheten als Propheten waren, so haben auch jetzt zu Zeiten des Neuen Bundes viele versucht Evangelien zu schreiben, die ein tüchtiger Geldwechsler nicht annehmen wird: so wird von einem anderen Evangelium berichtet, das eine Gruppe von zwölf Personen geschrieben haben soll; auch Basilides wagte es, ein Evangelium zu schreiben, ein weiteres gibt es: das [Evangelium] nach Thomas, und noch ein anderes, das nach Matthias. (Ambrosius, in prooem. in Lucam)

2 Dabei hielten sie sich an die Überlieferung derer, die von Anfang an Augenzeugen und Diener des Wortes waren.

Der Evangelist begnügt sich nicht mit seinem eigenen Zeugnis, sondern bezieht sich auf die Apostel insgesamt, damit sein Wort Kraft gewinnt. [...] Er spricht aber von Augenzeugen, denn das erlangt am meisten Glaubwürdigkeit, was von denen gelernt wird, die es selbst gesehen haben. (Chrysostomus)

Bei einigen Lehren, wie der Geometrie, liege der Zweck offensichtlich in der Lehre selbst, während andere auf das Tun ausgerichtet sind, so z.B. die Medizin, aber eben auch das Wort Gottes. Nachdem er also ihr Wissen bezeichnet (wenn er von Augenzeugen spricht), zeigt er deren Werke, indem er hinzufügt: die Diener des Wortes waren. (Origenes)

Damit wird aber auch deutlich gezeigt, daß Lukas nicht von Anfang an ein Jünger war, sondern erst einige Zeit später; andere waren von Anfang an Jünger, wie Petrus oder die Söhne des Zebedäus. (Theophylactus)

Doch auch Matthäus und Johannes mußten vieles, was sie geschrieben haben, von denen lernen, die über seine Kindheit, Jugend und Herkunft Bescheid wissen und bei dem, was er tat, dabeigewesen sein konnten. (Beda, In Lucam)

3 Nun habe auch ich mich entschlossen, allem von Grund auf sorgfältig nachzugehen, um es für dich, hochverehrter Theophilus, der Reihe nach aufzuschreiben.

"Theophilus" aber bedeutet "Gott liebend" oder "von Gott geliebt". Darum soll jeder, der Gott liebt oder von ihm geliebt werden möchte, dieses Evangelium als für ihn geschrieben ansehen, und als ein ihm gegebenes Geschenk, ein ihm anvertrautes Pfand bewahren.
Dem Theophilus aber verspricht er nicht, irgendwelche Neuigkeiten und gleichsam Unbekanntes zu eröffnen, sondern die Wahrheit jener Worte, in denen er unterwiesen wurde. (Beda)

4 So kannst du dich von der Zuverlässigkeit der Lehre überzeugen, in der du unterwiesen wurdest.

Wenn etwas gesagt wird, das nicht schriftlich niedergelegt ist, so wird es oft wie etwas Falsches zurückgewiesen. Wenn aber einer, was er sagt, auch aufschreibt, dann glauben wir es leichter, denn würde er es nicht für wahr halten, würde er es nicht aufschreiben. (Theophylactus, In Lucam)

In jener Zeit
14 kehrte Jesus, erfüllt von der Kraft des Geistes, nach Galiläa zurück. Und die Kunde von ihm verbreitete sich in der ganzen Gegend.

Weil der Herr den Versucher überwunden hat,Das ist die vorausgehende Perikope, Lk 4,1-13. ist seine Kraft noch vermehrt worden, in dem Sinne nämlich, daß sie [d.h. seine Kraft] jetzt auch öffentlich bekannt wurde. Daher heißt es erfüllt von der Kraft des Geistes kehrte er nach Galiläa zurück. (Origenes, In Lucam)

Die Kraft des Geistes meint die Wunder, die er als Zeichen tat. (Beda)

Er wirkte die Wunder aber nicht durch eine äußerliche Kraft, durch eine gleichsam erworbene Gnade des Heiligen Geistes, wie es die anderen Heiligen taten; vielmehr - da er von Natur aus der Sohn Gottes war und [zugleich] Bruder aller, die dem Vater gehören - gebrauchte er die Kraft und Tätigkeit des Heiligen Geistes wie seine eigene.
Weil er aber bekannt werden mußte und das Geheimnis der Menschwerdung bei denen, die aus Stamm Israels kamen, erstrahlen sollte, so fährt der Text fort und die Kunde von ihm verbreitete sich in der ganzen Gegend. (Beda)

15 Er lehrte in den Synagogen und wurde von allen gepriesen.

Weil aber die Weisheit zur Lehre gehört, während die Kraft sich auf das Tun von Werken erstreckt, wird beides hier verbunden,Der Text spielt an auf die Aussage von 1 Kor 1,24: Christus, Gottes Kraft und Gottes Weisheit. und so heißt es er lehrte in den Synagogen. "Synagoge" ist griechisch, und heißt auf Lateinisch congregatio (Versammlung), mit diesem Wort bezeichnen die Juden aber nicht nur die Zusammenkunft der Menschen, sondern auch das Haus, in dem sie zum Hören des Wortes Gottes zusammenkommen, wie auch wir mit Kirche den Ort und Gemeinschaft der Gläubigen bezeichnen. Es gibt aber einen Unterschied zwischen "Synagoge", das Versammlung (congregatio) bedeutet, und "Kirche", das Zusammenrufung (convocatio) heißt:Eine nicht ganz präzise Ableitung des lat. 'ecclesia', von grch. 'ἐκ-καλέω', herausrufen. An einem Ort "zusammenkommen" (congregari) können können ja auch Tiere oder beliebige Dinge, "zusammengerufen werden" können hingegen nur Wesen, die zum Vernunftgebrauch fähig sind; für das Volk der neuen Gnade als gleichsam mit größerer Würde ausgestattetes erschien darum den apostolischen Lehrern [diese Bezeichnung] richtiger als das Wort "Synagoge". [...] (Beda)

Man hüte sich, nur jene wegen der Belehrung durch Christus selig zu nennen, während man glaubt, selbst darauf verzichten zu müssen: denn auch heute lehrt er auf dem ganzen Erdkreis durch seine Glieder,Lat.:: organa und heute wird er von allen mehr verherrlicht als zu jener Zeit, wo man ihn nur in einer einzigen [römischen] Provinz kannte. (Origenes)

16 So kam er auch nach Nazaret, wo er aufgewachsen war, und ging, wie gewohnt, am Sabbat in die Synagoge.

Er gab sich also jenen zu erkennen,Wörtlich: Largitur notitiam sui - er beschenkte sie mit der Erkenntnis seiner selbst. bei denen er dem Fleisch nach aufgewachsen ist, so heißt es: er kam nach Nazaret, wo er aufgewachsen war. (Cyrill)

Dadurch belehrt er uns, zuerst den eigenen Leuten Gutes zu tun und sie zu belehren, dann aber seine Freundschaft auch allen übrigen zu geben. (Theophylactus)

Am Sabbat kamen sie in den Synagogen zusammen, um sich hinzusetzen und (die weltlichen Geschäfte beiseite lassend) mit ruhigem Herzen die Weisungen des Gesetzes zu bedenken. So folgt denn: er ging, wie gewohnt, am Sabbat in die Synagoge. (Beda)

Als er aufstand, um aus der Schrift vorzulesen,
17 reichte man ihm das Buch des Propheten Jesaja. Er schlug das Buch auf und fand die Stelle, wo es heißt:

[...] Er nahm das Buch und zeigte auf, daß er es ist, von dem bei den Propheten gesprochen wird. So widerlegt er die Ungläubigen, die behaupten der Gott des Alten Testamentes sei ein anderer als der des Neuen, aber auch jene, die sagen, Christus existiere erst seit seiner Geburt aus der Jungfrau; denn wie kann er seinen Anfang von der Jungfrau nehmen, wenn er schon spricht, noch bevor die Jungfrau da ist. (Ambrosius)

Daß er das Buch öffnet und jenen Abschnitt der Lesung findet, der über ihn weissagt, geschieht nicht durch Zufall, sondern ist ein Werk der Vorsehung Gottes. So heißt es: er schlug das Buch auf und fand die Stelle, wo es heißt: Der Geist des Herrn ruht auf mir - mit diesen Worten wird Christus beschrieben. (Origenes)

18 Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn der Herr hat mich gesalbt.

Er sagt das nämlich, um uns seine Offenbarung in der Welt, das heißt seine Menschwerdung zu erklären: Wie nämlich der SOHN, obwohl Spender des Geistes, nicht davor zurückschreckt, wie ein Mensch angesprochen zu werden, wenn [es heißt, daß] er durch den Geist Gottes Dämonen austreibt (Mt 12,28), so lehnt er es auch nicht ab, zu sagen: "der Geist Gottes ruht auf mir", weil er Mensch geworden ist. (Athanasius)

Genauso sagen wir auch, daß er gesalbt ist, insofern er Fleisch angenommen hat. Es heißt: denn der Herr hat mich gesalbt, gesalbt wird aber nicht die göttliche Natur, sondern das, was uns verwandt ist. [...] (Cyrill)

Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe;

"Arm" nennt er die Völker, und arm waren sie auch, denn sie besaßen nichts: nicht Gott, nicht das Gesetz, nicht die Propheten, nicht die Rechtfertigung, nicht die übrigen Tugenden. (Origenes, In Lucam)

Oder: er wird mit dem Öl des Geistes und der Kraft des Himmels gesalbt, damit er die Armseligkeit der menschlichen Lage mit dem ewigen Schatz der Auferstehung beschenke. (Ambrosius)

Er wird gesandt, den Armen eine frohe Botschaft zu verkündigen, will sagen: Selig die Armen, denn ihnen gehört das Himmelreich! (Mt 5,3) (Beda)

damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze

"Gefangen" kann man auf verschiedene Weisen sein. Im positiven Sinn, wenn z.B. Paulus sagt: "Wir nehmen alles Denken gefangen, so daß es Christus gehorcht". Schlimm dagegen ist die leibliche Gefangenschaft, die von einem körperlichen Feind kommt. Schlimmer noch ist eine geistige Gefangenschaft, von der aber wird hier gesprochen: die Sünde nämlich übt eine Gewaltherrschaft der übelsten Sorte aus, indem sie gebietet, Schlechtes zu tun, und die, die ihr gehorchen, ins Verderben stürzt. Aus diesem geistigen Gefängnis aber hat uns Christus befreit. (Chrysostomus)

Diese Worte können aber auch von den Toten gesagt sein, die gefangen waren und durch die Auferstehung Christi von der Herrschaft der Unterwelt befreit worden sind. (Theophylactus)

Und den Blinden das Augenlicht: Das Dunkel, das vom Teufel kommt und in das menschliche Herz eindringt, hat Christus zerstreut als die Sonne der Gerechtigkeit. Er machte die Menschen zu Söhnen - nicht der Nacht und der Finsternis, sondern des Lichtes und des Tages (1 Thess 5,5). Die einst umherirrten [in der Nacht], haben nun die Wege der Gerechten betreten.Vgl. Spr 4,18: Doch der Pfad der Gerechten ist wie das Licht am Morgen; es wird immer heller bis zum vollen Tag. (Cyrill)

Was war so gebrochen, was so zerschlagen wie der Mensch, der von Jesus entlassen und geheilt worden ist?Lat. dimittere (entlassen, nachlassen) erinnert mehr als das Deutsche an die Sündenvergebungsformel - die Heilung des Gelähmten, Mk 2,1-12, verbindet par excellence beides, Heilung und Vergebung. (Origenes)

Die Zerschlagenen in Freiheit zu setzen kann auch heißen, diejenigen, die durch das unerträgliche Gewicht des Gesetzes niedergedrückt waren, wieder aufzurichten. (Beda)

19 und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe.

Dies alles aber ist vorausgesagt worden, damit wir, nachdem wir von der Blindheit zum Sehen, von den Fesseln zur Freiheit und von den verschiedensten Verwundungen zur Gesundheit gelangt sind, schließlich zu einem Gnadenjahr des Herrn kommen. [...]
Manche sagen ja in einem einfachen Verständnis, daß der Erlöser das Evangelium in Judäa nur ein Jahr lang verkündet hat und es deshalb heißt ein Gnadenjahr des Herrn auszurufen. Alternativ bezeichnet das Gnadenjahr des Herrn die ganze Zeit der Kirche, in der sie fern vom Herrn in der Fremde lebt, solange sie in diesem Leib zu Hause ist.Vgl. 2 Kor 5,6 (Origenes)

Es war nämlich nicht nur jenes Jahr, in dem der Herr [selbst] verkündigte, ein Gnadenjahr, sondern auch das, in dem der Apostel [Paulus] predigte: Jetzt ist sie da, die Zeit der Gnade (2 Kor 6,2). Nach dem Gnadenjahr des Herrn aber folgt der Tag der (letzten) Vergeltung, an dem er jeden seinen Taten entsprechend belohnen wird. (Mt 16,27) (Beda)

20 Dann schloß er das Buch, gab es dem Synagogendiener und setzte sich. Die Augen aller in der Synagoge waren auf ihn gerichtet.

Er las das Buch den anwesenden Zuhörern vor, nachdem er es aber geschlossen hatte, gab er es dem [Synagogen-]Diener zurück, denn, während er in der Welt weilte, sprach er öffentlich, lehrte in den Synagogen und im Tempel; als er aber zum Himmel zurückkehrte, gab er denen den Auftrag die frohe Botschaft zu verkündigen, die von Anfang an Augenzeugen und Diener des Wortes (Lk 1,2) gewesen waren.
Er steht, während er liest, denn er eröffnet uns die Schriften, die von ihm sprechen, als er im Fleisch unter uns tätig war; als er aber das Buch zurückgegeben hat, setzt er sich, denn danach setzte er sich auf den Thron der himmlischen Ruhe: zu stehen kennzeichnet nämlich den, der tätig ist, zu sitzen aber den, der ruht oder der urteilt. So erhebt sich auch der Prediger des Wortes und ist tätig, indem er [das Evangelium] vorträgt, dann predigt er, schließlich setzt er sich, das heißt er erwartet den Lohn der [himmlischen] Ruhe.
Aus dem geöffneten Buch liest er vor, denn in der Sendung des Geistes lehrte er die Kirche die ganze Wahrheit,Vgl. Joh 16,13 als geschlossenes Buch aber gibt er es dem [Synagogen-]Diener zurück, denn nicht alles soll allen gesagt werden, sondern nach dem Fassungsvermögen der Hörer gibt er dem Lehrer das Wort, das er austeilen soll. (Beda)

Auch jetzt können wir, wenn wir nur wollen, unsere Augen auf den Erlöser richten: wenn du nämlich die ganze Kraft deines Herzens darauf richtest, die Weisheit, die Wahrheit und den eingeborenen [Sohn] Gottes zu betrachten, dann schauen deine Augen Jesus. (Origenes, In Lucam)

21 Da begann er, ihnen darzulegen: Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt.

[Das Wort hat sich erfüllt,] denn, wie jene Schrift vorausgesagt hatte, tat er großes, eine noch größere frohe Botschaft aber verkündigte er. (Beda)

 
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