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LESEJAHR C

Die Zeit im Jahreskreis

31. SONNTAG IM JAHRESKREIS

 

Zur LeseordnungEVANGELIUM   Lk 19,1-10
 
Der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist
 
Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas
 
In jener Zeit
1 kam Jesus nach Jericho und ging durch die Stadt.
2 Dort wohnte ein Mann namens Zachäus; er war der oberste Zollpächter und war sehr reich.

Wer wird wohl an sich verzweifeln, wenn dieser [Zöllner] zur Gnade gelangt ist, dem die Steuer durch Betrug zufloß? (Ambrosius)

Aber Zachäus hielt sich nicht dabei auf, sondern wurde der Versöhnung mit Gott würdig, der die Blinden erleuchtet und die Fernen ruft. (Cyrill)

3 Er wollte gern sehen, wer dieser Jesus sei, doch die Menschenmenge versperrte ihm die Sicht; denn er war klein.

Im geistlichen Sinn aber bezeichnet Zachäus, der "der Gerechtfertigte" bedeutet, das aus den Heiden hervorgegangene gläubige Volk, das durch die Beschäftigung mit den zeitlichen Dingen niedergedrückt und ganz klein war, aber von Gott geheiligt worden ist; es wollte nämlich den Erlöser sehen, der nach Jericho kam, weil es an dem Glauben teilhaben wollte, den er der Welt gebracht hat. (Beda)

4 Darum lief er voraus und stieg auf einen Maulbeerfeigenbaum, um Jesus zu sehen, der dort vorbeikommen mußte.

Die Menge kann die Gewohnheit der Sünden bedeuten, die den Blinden, der nach Heilung schrie, angefahren hat; so behindert sie ihn, während er nach oben blickt; aber wie der Blinde durch lauteres Rufen die Masse besiegt hat, so überwindet auch er die Menge, die ihm im Weg steht, dadurch daß er als kleiner Mann das Irdische verläßt und auf den Baum des Kreuzes hinaufsteigt. (Cyrill)

Aber dies kann man auch leicht zum moralischen Nutzen hin interpretieren: Denn jeder, der an Schlechtigkeit andere überragt, ist klein an geistlicher Gestalt und er kann vor lauter Menschen Jesus nicht sehen; denn erfaßt von Leidenschaften und Dingen dieser Welt sieht er Jesus nicht, während er vorübergeht, d. h. während er in uns wirkt, und er erkennt kein Werk von ihm. Er steigt aber auf einen Feigenbaum, d. h. die Süße des Vergnügens, was mit "Feige" bezeichnet wird, und unterdrückt es; und so wird er größer. Er sieht und wird von Christus gesehen. (Theophylactus)

Oder weil Sykomorus "törichter Feigenbaum" heißt, ist der kleine Zachäus auf ihn gestiegen und hat den Herrn gesehen; denn die, die die Torheit der Welt demütig erwählen, schauen selbst die Weisheit Gottes in feiner Weise. Denn was ist in dieser Welt törichter als Verlorenes nicht zu suchen, seinen Besitz aber den Räubern zu überlassen und erlittenes Unrecht nicht mit Unrecht zu vergelten? Durch diese weise Torheit aber sieht man die Weisheit Gottes zwar nicht so genau, wie sie wirklich ist, aber doch im Lichte der Betrachtung. (Gregor der Große)

5 Als Jesus an die Stelle kam, schaute er hinauf und sagte zu ihm: Zachäus, komm schnell herunter! Denn ich muß heute in deinem Haus zu Gast sein.
6 Da stieg er schnell herunter und nahm Jesus freudig bei sich auf.

Sieh aber das Kamel, wie es nach abgelegter Last durch das Nadelöhr geht, d. h. der reiche Zöllner gibt seine Liebe zum Reichtum auf, verachtet die durch Betrug erworbenen Steuereinnahmen und empfängt den Segen der Annahme durch den Herrn (Beda)

Der Herr aber sagt zu ihm: "Steig schnell herab!" Du bist durch die Buße an einen höheren Ort gestiegen, steige nun durch die Demut herab, damit dich die Höhe nicht zu Fall bringt; denn ich muß in deinem Haus bleiben. (Theophylactus)

7 Als die Leute das sahen, empörten sie sich und sagten: Er ist bei einem Sünder eingekehrt.
8 Zachäus aber wandte sich an den Herrn und sagte: Herr, die Hälfte meines Vermögens will ich den Armen geben, und wenn ich von jemand zu viel gefordert habe, gebe ich ihm das Vierfache zurück.

Aber betrachte die übergroße Güte des Erlösers! Als Unschuldiger spricht er mit Sündern, die Quelle der Gerechtigkeit spricht mit der Habsucht, die die Quelle der Bosheit ist. Eingekehrt in das Haus des Zöllners erleidet er kein Unrecht aus dem Dunst der Habsucht, sondern er vernichtet die Habsucht durch den Glanz seiner Gerechtigkeit. Aber die Menschen, die ihn verunglimpfen und beschuldigen, versuchen ihn anzugreifen wegen seines Verhaltens. [...] Er selbst aber, angeklagt wegen seiner Teilnahme am Gastmahl und als Freund der Zöllner, beachtete dies gar nicht, um seinen Plan zu vollenden. [...] Und dies gelang ihm auch; denn der Zöllner bekehrte und besserte sich. (Chrysostomus)

Die Reichen sollen wissen, daß ihnen nicht ihre guten [finanziellen] Möglichkeiten zum Vorwurf gemacht werden, sondern die verdienen einen Vorwurf, die ihre Möglichkeiten nicht zu nutzen wissen; denn der Reichtum ist gleichsam ein Hindernis für die Schlechten, für die Guten aber ein Hilfsmittel zur Tugend. (Ambrosius)

9 Da sagte Jesus zu ihm: Heute ist diesem Haus das Heil geschenkt worden, weil auch dieser Mann ein Sohn Abrahams ist.
10 Denn der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist.

Zachäus aber wird Sohn Abrahams genannt, nicht weil er aus seinem Geschlecht abstammte, sondern weil er seinen Glauben nachgeahmt hat; denn wie jener das Land und das Haus seiner Väter verlassen hat, so würde dieser seine Güter verlassen, dadurch daß er sie mit den Armen teilte. Schön aber sagt er: Auch er ist ein Sohn Abrahams, damit er nicht nur die, die gerecht gelebt hatten, sondern auch die, die sich von der Ungerechtigkeit abwenden, als zu den Söhnen der Verheißung zugehörig bezeichnet. (Beda)

Er sagt aber nicht, daß er ein Sohn Abrahams war, sondern daß er es jetzt ist; denn vorher, als er noch der Vorgesetzte der Zöllner war, hatte er noch keine Ähnlichkeit mit dem gerechten Abraham, er war nicht der Sohn Abrahams. (Theophylactus)

Als ob er sagte: Warum klagt ihr mich an, wenn ich Sünder aufrichte? Denn soweit entfernt von mir ist der Haß auf die Sünder, daß ich ihretwegen gekommen bin. Als Arzt bin ich gekommen, nicht als Richter; deshalb werde ich zum Gast der Kranken und ertrage ihren Gestank, um ihnen Heilmittel zu verschaffen. (Chrysostomus)

 
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