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LESEJAHR C

Die Zeit im Jahreskreis

9. SONNTAG IM JAHRESKREIS

 

Zur LeseordnungEVANGELIUM   Lk 7,1-10
 
Nicht einmal in Israel habe ich einen solchen Glauben gefunden
 
Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas
 
In jener Zeit
1 als Jesus diese Rede vor dem Volk beendet hatte, ging er nach Kafarnaum hinein.
2 Ein Hauptmann hatte einen Diener, der todkrank war und den er sehr schätzte.
3 Als der Hauptmann von Jesus hörte, schickte er einige von den jüdischen Ältesten zu ihm mit der Bitte, zu kommen und seinen Diener zu retten.

Wie kann es dann wahr sein, was Matthäus schreibt: "Der Hauptmann kam zu Jesus", wenn er doch gar nicht kam? Wenn wir die Sache aufmerksam lesen, dann verstehen wir, daß Matthäus die übliche Redeweise eingehalten hat [...] Er wollte in Kürze sagen, daß durch die Gesandtschaft eigentlich der Hauptmann selbst an Christus herantrat; denn er schickte sie durch sein Wort. Je mehr er es war, der Jesus glaubte, desto mehr war er es, der sich Jesus näherte. (Augustinus, De cons. ev.)

4 Sie gingen zu Jesus und baten ihn inständig. Sie sagten: Er verdient es, daß du seine Bitte erfüllst;
5 denn er liebt unser Volk und hat uns die Synagoge gebaut.

Die Ältesten baten ihn um die Gunst wegen der finanziellen Unterstützung, die der Hauptmann für die Synagoge gegeben hatte. Der Herr aber willfahrte nicht deswegen, sondern um einer größeren Sache willen: Er wollte durch seine Machttat den Samen des Glauben in alle Menschen legen. (Eusebius)

6 Da ging Jesus mit ihnen.

Nicht deswegen, weil er fern vom Haus nicht hätte heilen können, sondern um dir ein Beispiel der Demut zu geben, das du nachahmen sollst. Zum kranken Sohn des königlichen Beamten (Joh 4, 46 ff.) wollte er nicht gehen, um nicht den Anschein zu erwecken, daß ihn Reichtum beeindrucke. Hier aber bricht er auf, damit niemand denke, er verachte den Knechtsstand. Der Hauptmann aber hatte allen militärischen Stolz abgelegt, er erwies dem Herrn Verehrung, war bereit zu Glauben und zu Ehrerbietung. (Ambrosius)

Als er nicht mehr weit von dem Haus entfernt war, schickte der Hauptmann Freunde und ließ ihm sagen: Herr, bemüh dich nicht! Denn ich bin es nicht wert, daß du mein Haus betrittst.
7 Deshalb habe ich mich auch nicht für würdig gehalten, selbst zu dir zu kommen. Sprich nur ein Wort, dann muß mein Diener gesund werden.

Er sagt also: "Glaube nicht, ich sei aus Trägheit nicht selbst gekommen, sondern weil ich mich nicht für wert halte, dich in mein Haus aufzunehmen" [...] Beachte, daß der Hauptmann die richtige Meinung über den Herrn hatte. Er sagte nicht: "Bete", sondern: "Befiehl!" (Chrysostomus, In Matth.)

8 Auch ich muß Befehlen gehorchen, und ich habe selber Soldaten unter mir; sage ich nun zu einem: Geh!, so geht er, und zu einem andern: Komm!, so kommt er, und zu meinem Diener: Tu das!, so tut er es.
9 Jesus war erstaunt über ihn, als er das hörte. Und er wandte sich um und sagte zu den Leuten, die ihm folgten: Ich sage euch: Nicht einmal in Israel habe ich einen solchen Glauben gefunden.

Aber hat nicht eben der, welcher über diesen Glauben erstaunt ist, diesen Glauben bewirkt? Und wenn ihn jemand anderer bewirkt hätte, warum wundert sich derjenige, der alles vorherweiß? Daß der Herr staunt, bedeutet, daß wir staunen sollen! [...] Er meinte mit "Israel" nicht den Glauben aller Patriarchen und Propheten der Vorzeit, sondern spricht von der Gegenwart. Der Glaube des Hauptmanns wird höher gestellt, weil jene durch die Mahnungen von Gesetz und Propheten belehrt waren, dieser Mann aber aus freiem Entschluß glaubte, ohne daß ihn jemand belehrt hatte. (Beda)

10 Und als die Männer, die der Hauptmann geschickt hatte, in das Haus zurückkehrten, stellten sie fest, daß der Diener gesund war.

Matthäus entfaltet das ausführlicher: daß der Knecht in jener Stunde gesund wurde, in der der Herr zum Hauptmann sagte: "Geh, es wird dir geschehen, wie du geglaubt hast." Aber es ist die Art und Weise des hl. Lukas, nur kurz darzustellen, was er von anderen Evangelisten schon ausgeführt sieht, oder sogar absichtlich zu übergehen, anderes aber deutlicher darzustellen, wovon er weiß, daß es von den anderen Evangelisten nur kurz behandelt oder übergangen worden ist. (Beda)

In mystischer Auslegung entspricht dem Knecht des Hauptmanns das Volk aus den Heidenvölkern, das von den Banden der Welt in Knechtschaft gehalten wurde, das durch die bösen Leidenschaften in tödlicher Krankheit darniederlag, das durch die barmherzige Tat des Herrn geheilt werden sollte. (Ambrosius)

 
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