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LESEJAHR C

Die Drei Österlichen Tage und die Osterzeit

3. SONNTAG DER OSTERZEIT

 

Zur LeseordnungEVANGELIUM   Joh 21,1-19
 
Jesus trat heran, nahm das Brot und gab es ihnen, ebenso den Fisch
 
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes
 
1 In jener Zeit offenbarte sich Jesus den Jüngern noch einmal. Es war am See von Tiberias, und er offenbarte sich in folgender Weise.

[...] Der Ort [(der See von Tiberias)] wird erwähnt, um zu zeigen, wie der Herr den größten Teil der Furcht bereits von ihnen genommen hatte, so daß sie auch weit von zu Hause fortgingen und sich nicht mehr ins Haus einschlossen - auch wenn sie nach Galiläa gegangen waren, um die Gefahr, die von den Juden drohte, zu vermeiden. (Chrysostomus)

2 Simon Petrus, Thomas, genannt Didymus (Zwilling), Natanaël aus Kana in Galiläa, die Söhne des Zebedäus und zwei andere von seinen Jüngern waren zusammen.
3 Simon Petrus sagte zu ihnen: Ich gehe fischen. Sie sagten zu ihm: Wir kommen auch mit. Sie gingen hinaus und stiegen in das Boot. Aber in dieser Nacht fingen sie nichts.

Weil der Herr nicht mehr ständig bei ihnen war, weil auch der Geist noch nicht gegeben war, weil sie keinen anderen Auftrag erhalten hatten und weil sie auch sonst nichts zu tun hatten, übten sie das Fischerhandwerk aus. [...] (Chrysostomus, Hom. 86)

Man kann fragen, warum Petrus, der vor seiner Bekehrung ein Fischer war, nach der Bekehrung zum Fischfang zurückkkehrte, wenn die WAHRHEIT sagt: "Keiner, der seine Hand an den Pflug gelegt hat und noch einmal zurückblickt, taugt für das Reich Gottes" (Lk 9,52) (Gregor der Große, In ho. Evang. 19)

Wenn die jünger nach dem Tod Jesu und vor seiner Auferstehung so gehandelt hätten, so müßten wir glauben, sie hätten es aus Verzweiflung getan. Doch jetzt, nachdem sie gesehen hatten, wie er lebendig aus dem Grab zurückkehrte, nachdem sie seine Wundmahle gesehen hatten und nachdem sie durch seine Anhauchung den Heiligen Geist empfangen hatten, da werden sie plötzlich zu dem, was sie vorher gewesen waren und sie fangen nicht Menschen, sondern Fische. Die Antwort lautet also, daß es ihnen nicht verboten war, durch ihr erlaubtes Handwerk ihren Lebensunterhalt zu verdienen, wenn dadurch ihr Apostelamt nicht litt und sie nichts anderes hatten, wovon sie leben konnten. Schon der heilige Paulus machte nämlich von dem Recht, das er mit den anderen Verkündern des Evangeliums hatte, nicht wie die anderen Gebrauch (1 Kor 9,9), sondern mühte sich um seinen Lebensunterhalt, damit seine Lehre den Heiden, denen der Name Christi noch völlig fremd war, nicht käuflich erschien. Und obwohl er anders ausgebildet war, lernte er ein Handwerk, das er noch nicht kannte, damit er keinem [seiner] Hörer zur Last fiele, während er, der Lehrer, sich mit seinen eigenen Händen den Lebensunterhalt verdiente. Um wie viel mehr [stand dasselbe] dem heiligen Petrus zu, der ja schon Fischer gewesen war und das tat, was er gelernt hatte, als er zum damaligen Zeitpunkt nichts anderes fand, wovon er leben konnte.
Wenn aber einer einwendet: Wie kann es sein, daß er nichts fand, wo doch der Herr Mt 6 [v. 33 Vg] sagt: "Sucht zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit, und all das wird euch dazugegeben werden." Der Herr hat aber durchaus erfüllt, was er versprochen hat, denn wer anders hat denn die Fische, die sie fangen sollten, gegeben? Man darf sogar annehmen, daß er die Not, die sie zwang, fischen zu gehen, aus keinem anderen Grund über sie brachte, als in der Absicht, das [hier erzählte] Wunder tun zu wollen. (Augustinus, Tract. 122)

Das Geschäft, dessen Ausübung vor [ihrer] Bekehrung keine Sünde war, das konnte auch ohne Schuld nach der Bekehrung wieder aufgenommen werden. Daher kehrt Petrus nach seiner Bekehrung zum Fischerhandwerk zurück, Matthäus aber setzt sich nicht wieder in seine Zollstube. Es gibt nämlich etliche Berufe, bei deren Ausübung man es kaum oder gar nicht vermeiden kann zu sündigen. Was einen aber in die Sünde verstrickt, dazu darf der Mensch nach seiner Bekehrung nicht zurückkehren. (Gregor der Große, In hom. 84)

4 Als es schon Morgen wurde, stand Jesus am Ufer. Doch die Jünger wußten nicht, daß es Jesus war.
5 Jesus sagte zu ihnen: Meine Kinder, habt ihr nicht etwas zu essen? Sie antworteten ihm: Nein.
6 Er aber sagte zu ihnen: Werft das Netz auf der rechten Seite des Bootes aus, und ihr werdet etwas fangen. Sie warfen das Netz aus und konnten es nicht wieder einholen, so voller Fische war es.
7 Da sagte der Jünger, den Jesus liebte, zu Petrus: Es ist der Herr! Als Simon Petrus hörte, daß es der Herr sei, gürtete er sich das Obergewand um, weil er nackt war, und sprang in den See.

Den Jüngern, die sich abmühen und die niedergeschlagen sind, steht Jesus bei. [...] Er zeigte sich ihnen aber nicht sofort, sondern wollte zuerst ein Gespräch mit ihnen beginnen und spricht mit ihnen auf menschliche Weise, denn es heißt "Meine Kinder, habt ihr nicht etwas zu essen?" Das sagt er so, als ob er von ihnen etwas kaufen wollte. Damit sie aber Ehrfurcht bekämen, gab er ihnen ein Zeichen, durch das sie [ihn] erkennen sollten, denn "er sagte zu ihnen: Werft das Netz auf der rechten Seite des Bootes aus, und ihr werdet etwas fangen." [...] Als sie Christus erkannten, zeigt sich das je eigene Wesen von Petrus und Johannes: Johannes ist der scharfsinnigere von beiden, darum erkennt er Christus als erstes. [...] (Chrysostomus, Hom. 86)

8 Dann kamen die anderen Jünger mit dem Boot - sie waren nämlich nicht weit vom Land entfernt, nur etwa zweihundert Ellen - und zogen das Netz mit den Fischen hinter sich her.

In mystischer Auslegung vertraut uns der Herr mit dem Fischfang das Geheimnis der Kirche an, wie sie bei der letzten Auferstehung von den Toten sein wird. Für diese Auslegung spricht auch, daß man es - wie [das Vorausgehende] den Schluß dieses BuchesVgl. Joh 20,30f.darstellt - auch als Einleitung der noch folgenden [nachgeschobenen] Erzählung ansehen kann.
Sieben Jünger waren es bei jenem FischfangVgl. v. 2., und mit dieser Siebenzahl wird das Ende der Zeit bezeichnet: den die ganze Zeit läuft ja in [einem Rhythmus] von sieben Tagen ab.Man wird hier nicht nur an die sieben Wochentage, sondern auch an die sieben Schöpfungstage denken und an die 'Weltwoche', nach der es von der Schöpfung bis zur Vollendung sieben (oder sechs) mal 1000 Jahre sind. (Augustinus, Tract. 123)

Man kann auch fragen, warum der Herr nach der Auferstehung am Ufer steht, während die Jünger sich auf dem Meer abmühen. Vor seiner Auferstehung wandelte er schließlich in Gegenwart der Jünger auf dem Meer. - Das Meer bezeichnet nämlich diese Weltzeit, die durch die Stürme der Prozesse und die Wogen des vergänglichen Lebens aufgewühlt wird, wohingegen das feste Ufer die beständige Dauer der ewigen Ruhe darstellt. Weil also die Jünger noch mitten in den Fluten des sterblichen Lebens standen, arbeiteten sie auf dem Meer, unser Erlöser dagegen hatte nach der Auferstehung die Vergänglichkeit des Fleisches bereits hinter sich gelassen und stand am Ufer. (Gregor der Große, In hom. 24 in Evang.)

Das Ufer ist auch das Ende eines Meeres und darum bezeichnet es das Ende der Weltzeit. An dieser Stelle zeigt der Herr, wie es am Ende der Zeit sein wird, jener andere Fischfang aberVgl. Lk 5,1-11 bezeichnet die Kirche, wie sie jetzt ist: da stand der Herr nicht am Ufer sondern bestieg das Schiff, das dem Simon gehörte, und bat ihn, es ein Stück weit vom Land abzusetzen. Bei jenem Fischfang wurden die Netze auch nicht nur auf der rechten Seite [des Bootes] ausgeworfen, damit sie nicht nur die Guten bezeichnen, aber auch nicht nur auf der linken, damit sie nicht nur die Bösen bezeichnen, sondern ohne Unterschied [auf beiden Seiten]. "Werft eure Netze zum Fang aus!", sagt er Lk 5 [v. 4], damit wir verstehen, daß sie die Guten vermischt mit den Bösen [gewinnen sollten]. Hier dagegen sagt er: "Werft das Netz auf der rechten Seite des Bootes aus", um die zu bezeichnen, die ihm zur Rechten stehen, nämlich allein die Guten. Jenes [Wunder] tat er am Anfang seiner Verkündigung, dieses nach seiner Auferstehung; mit dem Fischfang dort bezeichnete er die Guten und die Bösen, die in dieser Zeit zur Kirche gehören, mit dem [Fischfang] hier aber nur die Guten, die in der Ewigkeit zu ihr gehören werden, nachdem am Ende dieser Zeit die Auferstehung von den Toten stattgefunden haben wird. Jene aber, die zum Leben der Auferstehung, das heißt zur rechten Seite, gehören und die mit dem Netz des Christen-Namens gefangen wurden, werden erst am Ufer, das heißt am Ende der Weltzeit, offenbar werden, wenn sie auferstanden sein werden. Darum konnten sie auch das Netz nicht wieder einholen und die Fische, die sie gefangen hatten, in das Schiff laden, wie es im anderen Fall geschehen ist.Vgl. Lk 5,7. Zur Kirche gehören nämlich auch jene [Ge-]Rechten, die nach dem Ende dieses Lebens friedlich schlafen und so gleichsam in der Tiefedes Sees/der Zeit verborgen sind, bis das Netz an Land gezogen wird. Und was beim ersten Fischfang die beiden Boote sind, das sind an dieser Stelle die zweihundert Ellen [die sie vom Land entfernt waren] - sie bezeichnen die beiden Arten von Erwählten, die Beschnittenen und die Unbeschnittenen. (Augustinus, Tract. 122)

Durch die zweihundert Ellen können auch die doppelte Gnade der Liebe ausgedrückt sein: durch die Liebe Gottes und des Nächsten kommen wir zu Christus. Der gebratene Fisch aber ist Christus, der gelitten hat.Im Lat. ein Wortspiel: Piscis assus est Christus passus. Er wollte verborgen sein in den Wassern der menschlichen Natur und gefangen werden im Netz unserer Nacht; und er, der durch seine Menschheit für uns Fisch geworden ist, wurde auch Brot für uns, um uns mit seiner Gottheit zu speisen.In dem verwendeten Wort 're-ficere' klingt sowohl der Aspekt Nahrung/Erquickung (vgl. 'Refektorium') wie auch der Aspekt der Wiederherstellung (der Neu-Schöpfung) an. (Beda)

Die heilige Kirche ist dem Petrus anvertraut worden, ihm wird insbesondere gesagt: "Weide meine Schafe!" Was aber nachher mit Worten eröffnet wird, das wird hier in seinem Tun bezeichnet, denn er ist es, der die Fische ans feste Ufer zieht, indem er den Gläubigen die Beständigkeit der ewigen Heimat zeigt. Er tat es mit Worten und mit Briefen, und er tut es täglich mit wunderbaren Zeichen. [...] (Gregor der Große, Hom. 24)

9 Als sie an Land gingen, sahen sie am Boden ein Kohlenfeuer und darauf Fisch und Brot.
10 Jesus sagte zu ihnen: Bringt von den Fischen, die ihr gerade gefangen habt.
11 Da ging Simon Petrus und zog das Netz an Land. Es war mit hundertdreiundfünfzig großen Fischen gefüllt, und obwohl es so viele waren, zerriß das Netz nicht.

Bei dem anderen Fischfang wird die Anzahl der Fische nicht erwähnt, denn dort erfüllt sich das, was durch den Propheten [David] vorausgesagt wurde: "Ich kündete von ihnen und sagte, es sind mehr, als man zählen kann." (Ps 40 [39], 6). Hier dagegen ist es eine feste Zahl. Das kann man so begründen: Die Zahl die das Gesetz bezeichnet, ist die Zehn wegen der zehn Gebote. Wenn zum Gesetz aber die Gnade hinzutritt, das heißt, zum Buchstaben der Geist, dann wird der Zehnzahl die Siebenzahl hinzugefügt, denn der Geist wird durch die Zahl Sieben bezeichnet, weil im eigentlichen Sinne er es ist, der heiligt. Im Gesetz aber hört man von Heiligung zum ersten Mal in Verbindung mit dem siebten Tag (Gen 2,3). Und auch der Prophet Jesaja empfiehlt sie mit den sieben Werken oder Gaben [des Heiligen Geistes] (Jes 11,2). Wenn also zur Zehnzahl des Gesetzes der Heilige Geist durch die Siebenzahl hinzutritt, ergibt das 17. Wer aber die Zahlen von Eins bis zu dieser Zahl zusammenzählt, der kommt auf 153. (Augustinus, Tract. 122)

Damit soll freilich nicht gesagt werden, daß nur 153 Heilige zum Leben auferstehen werden. Vielmehr werden durch diese Zahl alle bezeichnet, die an der Gnade des Heiligen Geistes teilhaben, denn die Zahl enthält dreimal die Fünfzig und Drei kommen noch hinzu - [beides] wegen des Geheimnisses der Dreifaltigkeit. Die Fünfzig aber ergibt sich aus sieben Mal der Siebenzahl plus der Eins. Die Eins aber wird hinzugefügt, um zu bedeuten, daß diese [sieben Gaben] eines sind. Und nicht ohne Absicht heißt es, daß es große Fische waren, hatte der Herr doch gesagt: "Ich bin nicht gekommen um das Gesetz aufzuheben, sondern es zu erfüllen" (Mt 5,17) - [und das tat er,] indem er den Geist gab, durch den das Gesetz erfüllt werden konnte. Wenige Worte später aber sagt er: "Wer [das Gesetz] tut und lehrt, der wird groß genannt im Himmelreich" (Mt 5,19).
Bei dem ersten FischfangLk 5, siehe oben. wird berichtet, daß das Netz riß (Lk 5,6), um die Spaltungen [in der Kirche] anzuzeigen; hier dagegen - denn in jenem großen Frieden der Heiligen wird es keine Spaltungen geben - merkt der Evangelist folgerichtig an: "Und obwohl es so viele", das heißt so große, "waren, riß das Netz nicht." Er wollte also gleichsam auf jene Begebenheit anspielen, wo es riß, und hier auf den guten [Ausgang] hinweisen im Vergleich zu dem schlimmen dort. (Augustinus, Tract. 122)

12 Jesus sagte zu ihnen: Kommt her und eßt! Keiner von den Jüngern wagte ihn zu fragen: Wer bist du? Denn sie wußten, daß es der Herr war.
13 Jesus trat heran, nahm das Brot und gab es ihnen, ebenso den Fisch.
14 Dies war schon das dritte Mal, daß Jesus sich den Jüngern offenbarte, seit er von den Toten auferstanden war.

Johannes berichtet nicht, daß er mit ihnen aß, aber Lukas tut es (Lk 24,42f.). Das geschah aber nicht, weil seine Natur noch der Speise bedurfte, sondern weil er zeigen wollte, daß er tatsächlich auferstanden war. (Chrysostomus, Hom. 86)

Die Leiber der Gerechten aber werden, wenn sie auferstehen, nicht des LebensbaumesVgl. Gen 2,9; 3,22.24 bedürfen, um nicht an einer Krankheit oder vom Alter ausgezehrt zu sterben, noch werden sie irgendeine andere materielle Nahrung brauchen, um die Beschwerden von Hunger oder Durst zu vermeiden. Sie besitzen vielmehr das sichere, unverlierbare Geschenk der Unsterblichkeit, so daß sie essen können, wenn sie wollen, aber nicht durch eine Notwendigkeit dazu gezwungen werden. Nicht die Möglichkeit, sondern die Notwendigkeit zu essen und zu trinken wird diesen Leibern genommen sein. Genauso aß und trank unser Erlöser nach der Auferstehung mit seinen Jüngern - er besaß ja bereits einen verklärten, aber doch wahren Leib: Er tat es, nicht weil er der Nahrung bedurfte, sondern weil er es konnte. (Augustinus, De civ. Dei XXIII)

Es folgt: "Keiner wagte ihn zu fragen: Wer bist du? Denn sie wußten, daß es der Herr war." Er sagt das, weil sie nicht mehr wagten, so mit ihm zu sprechen wie zuvor, sondern mit Schweigen und großer Ehrerbietung saßen sie da und blickten auf ihn. Sie sahen auch, daß er eine andere Gestalt hatte, und waren voller Bewunderung und sehr erstaunt, wollten sie ihn nicht fragen. Die Furcht, die aus dem Wissen kam, daß es der Herr war, verbot es ihnen, Fragen zu stellen. Und sie aßen nur das, was er ihnen gab [...]. Er blickt hier auch nicht zum Himmel auf oder tut etwas [dergleichen], was die Menschen tun, dadurch zeigt er, daß er dies [früher] nur um seines Herabsteigens willenDas heißt, aufgrund der freiwilligen Annahme der menschlichen Natur, vgl. Phil 2,6-11. getan hatte. (Chrysostomus, Hom. 86)

Mystisch ausgelegt bedeutet der gebratene Fisch Christus, der gelitten hat.S.o. Er selbst ist auch das Brot, das vom Himmel herabkam. Ihm wird auch die Kirche einverleibt, um an der ewigen Seligkeit teilzuhaben, weshalb es heißt: "Bringt von den Fischen, die ihr gerade gefangen habt." So sollen wir alle, die wir diese Hoffnung haben, durch jene sieben Jünger, die man als Sinnbild unserer Gesamtheit [der Kirche] verstehen kann, wissen, daß wir an einem so großen Sakrament teilhaben und zu derselben Seligkeit aufgenommen sind. (Augustinus, Tract. 123)

15 Als sie gegessen hatten, sagte Jesus zu Simon Petrus: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mehr als diese? Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, daß ich dich liebe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Lämmer!

Der Herr fragte ihn als ein Wissender, denn er wußte nicht nur, daß Petrus ihn liebte, sondern auch daß er ihn mehr liebte als alle anderen. (Augustinus, Tract. 123)

Er wird hier "Simon des Johannes", das heißt: Sohn seines leiblichen Vaters Johannes genannt. Mystisch aber heißt "Simon" "der Gehorsame" und "Johannes" heißt "Gnade". Zu Recht also wird er so, d.h. der der Gnade Gottes Gehorsame, genannt, um zu zeigen, daß die Liebe, die in ihm stärker als in den anderen brannte, kein menschliches Verdienst, sondern göttliches Geschenk war. (Alkuin)

Als der Herr hinging, um zu sterben, fürchtete Petrus sich und verleugnete ihn, durch seine Auferstehung aber pflanzte der Herr [wieder] die Liebe in ihn ein und vertrieb die Furcht: denn als ER starb, da fürchtete auch er zu sterben, als aber der Herr auferstand, was sollte er noch fürchten, da er sah, daß in IHM der Tod gestorben war. [...] (Augustinus. In serm. Pass, Serm. 144 de tempore)

Die Sorge um den Nächsten ist die Tat, die uns vor allem anderen das Wohlwollen des Höchsten einbringt. Indem der Herr die anderen Jünger übergeht, wendet er sich damit an Petrus, er ragte nämlich unter den übrigen Aposteln hervor, war der Sprecher der Jünger und das Haupt des Kollegiums. Und nachdem sein Leugnen vergeben ist, überträgt er ihm den Vorsitz über die Brüder. Auch wirft er ihm sein Verleugnen nicht vor, sondern sagt: Wenn du mich liebst, dann stehe den Brüdern vor und zeige auch jetzt die glühende Liebe, die du in allem bewiesen hast; das Leben, das du für mich geben wolltest,Vgl. Joh 13,33-38 das gib für meine Schafe. (Chrysostomus, Hom. 37)

16 Zum zweitenmal fragte er ihn: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich? Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, daß ich dich liebe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Schafe!
17 Zum drittenmal fragte er ihn: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich? Da wurde Petrus traurig, weil Jesus ihn zum drittenmal gefragt hatte: Hast du mich lieb? Er gab ihm zu Antwort: Herr, du weißt alles; du weißt, daß ich dich liebhabe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Schafe!

Der Herr fragt ein drittes Mal, ob Petrus ihn liebt. Das dreifache Bekenntnis ist die Antwort auf sein dreifaches Leugnen, denn seine Zunge sollte der Liebe nicht weniger dienen als der Furcht und es sollte nicht so scheinen, als ob der drohende Tod ihm mehr Worte entlockt habe als das Leben, dem er gegenüberstand. (Augustinus, Tract. 123)

Ein drittes Mal fragt er und ein drittes Mal verbindet er damit denselben Auftrag. Dadurch zeigt er, wie wichtig es ihm ist, daß seine Schafe einen haben, der sie führt, und er zeigt, daß das das größte Zeichen der Liebe zu ihm ist. (Chrysostomus, Hom. 87)

Von da bürgerte sich auch der Brauch ein, daß, wer zur Taufe kommt, ein dreifaches Bekenntnis ablegt. (Theophylactus)

Man kann vielleicht auch einen Unterschied zwischen Schafen und Lämmern ausmachen: die Lämmer sind die, die [in den Glauben] eingeführt werden, die Schafe aber die Vollkommenen. (Theophylactus)

Die Schafe zu weiden bedeutet aber, die Gläubigen in Christus zu stärken, damit sie nicht vom Glauben abfallen;Vgl. Lk 22,32 es bedeutet, den Untergebenen, wo nötig, irdische Hilfe zu geben und das Wort nicht nur zu predigen, sondern auch ein Beispiel an Tugend zu geben; es bedeutet den Widersachern entgegenzutreten und die Irrenden auf den rechten Weg zurückzuführen. (Alkuin)

Diejenigen, die die Schafe Christi mit einer Gesinnung leiten, als ob es ihre eigenen wären, und nicht die Christi, werden dadurch überführt, daß sich selbst lieben und nicht Christus. Die Gier nach Ruhm, nach Herrschaft, nach Besitz treibt sie an und nicht die Liebe, in der man Gott gehorcht, dient und gefällt. Wir wollen also nicht uns, sondern ihn lieben, und indem wir seine Schafe weiden, suchen wir das, was ihm gefällt und nicht uns. Wer sich nämlich selbst liebt und nicht Gott, der liebt sich [in Wahrheit] nicht: wer nämlich durch sich selbst nicht leben kann, der stirbt, wenn er [nur] sich liebt; und der liebt sich nicht, der sich [so] liebt, daß er nicht lebt. Wenn aber jener geliebt wird, von dem das Leben kommt, dann liebt der sich mehr, der nicht sich selbst liebt, weil er sich selbst nicht liebt, um den lieben zu können, von dem er lebt. (Augustinus, Tract. 123)

18 Amen, amen, das sage ich dir: Als du noch jung warst, hast du dich selbst gegürtet und konntest gehen, wohin du wolltest. Wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten und dich führen, wohin du nicht willst.
19 Das sagte Jesus, um anzudeuten, durch welchen Tod er Gott verherrlichen würde. Nach diesen Worten sagte er zu ihm: Folge mir nach!

Als der Herr zu Petrus von der Liebe sprach, die er zu ihm hatte, da sagte er ihm auch das Martyrium voraus, das er für ihn erleiden sollte; und dadurch will er uns belehren, wie man ihn lieben muß. Wenn er sagt: "Als du noch jung warst, [...]" da erinnert er [den Petrus] an sein früheres Leben. Denn in den weltlichen Dingen ist ein junger Mann von Nutzen, wenn er aber alt geworden ist, dann taugt er nichts mehr. Bei Gott aber ist das nicht so: denn mit dem Alter gewinnt die Tugend an Leuchtkraft und die Manneskraft an Beharrlichkeit, denn sie wird nicht durch das Alter eingeschränkt. Petrus wollte stets in aller Gefahr bei Christus sein, und darum sagt der ihm: Habe Vertrauen, ich werde deine Sehnsucht so erfüllen, daß du das, was du als junger Mann nicht [für mich] gelitten hast, als alter Mann leiden mußt. [...] Daraus erkennt man auch, daß er damals weder ein junger noch ein alter Mann war, sondern in den mittleren Jahren. (Chrysostomus, Hom. 87)

Er sagt aber: "wohin du nicht willst", wegen des natürlichen Verlangens der Seele, nicht vom Leib getrennt zu werden. Gott hat das so eingerichtet, damit nicht viele sich selbst einen gewaltsamen Tod beibringen. [... Der Evangelist sagt aber] "um anzudeuten, durch welchen Tod er Gott verherrlichen würde" und nicht "[durch welchen Tod] er sterben sollte". Daraus lernt man, daß für Christus zu leiden, Ruhm und Ehre für den Leidenden bedeutet. Wenn aber der Geist sich nicht sicher wäre, daß er der wahre Gott ist, dann würde er nicht den Tod auf sich nehmen, um ihn schauen zu dürfen. Darum erkennt man im Tod der Heiligen, daß sie sich der himmlischen Herrlichkeit gewiß sind. (Chrysostomus, Hom. 87)

Nachdem der Herr dem Petrus vorausverkündet hatte, durch welchen Tod er Gott verherrlichen sollte, lädt er ihn ein, ihm zu folgen. [...] Warum aber sagt er dem Petrus: "Folge mir nach!" und nicht den übrigen, die auch dabeistanden und die ihm gefolgt waren wie die Schüler einem Lehrer? Wenn es sich aber auf den gewaltsamen Tod [des Petrus] bezieht: War er etwa der einzige, der für die christliche Wahrheit gelitten hat? Jakobus stand doch mit dabei, der, wie es heißt (Apg 12,1f.), von Herodes hingerichtet wurde. Man mag einwenden, daß Jakobus nicht gekreuzigt wurde, und daß darum dem Petrus zu Recht gesagt wurde: "Folge mir!", denn er hat nicht allein den Tod, sondern auch den Kreuzestod wie Christus erfahren. (Augustinus, Tract. 124)

 
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