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LESEJAHR C

Die Drei Österlichen Tage und die Osterzeit

5. SONNTAG DER OSTERZEIT

 

Zur LeseordnungEVANGELIUM   Joh 13,31-33a.34-35
 
Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander!
 
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes
 
In jener Zeit
31 als Judas hinausgegangen war, sagte Jesus: Jetzt ist der Menschensohn verherrlicht, und Gott ist in ihm verherrlicht.

Hier ist nicht die Rede von der Verherrlichung des unsterblichen eingeborenen Wortes, sondern des Menschen aus dem Stamm Davids. Wenn nämlich im Tod Christi, der den Vater verherrlicht, wahr ist, daß er Mächte und Gewalten entwaffnet und öffentlich zur Schau gestellt hat durch seinen Sieg am Kreuz [vgl. Kol 2, 15], und daß er durch sein Blut am Kreuz alles im Himmel und auf Erden versöhnt hat [vgl. Kol 1, 20], dann ist in all dem der Menschensohn verherrlicht, und auch Gott ist in ihm verherrlicht. [...] Denn Christus kann nicht verherrlicht werden, ohne daß mit ihm auch der Vater verherrlicht wird. (Origenes)

32 Wenn Gott in ihm verherrlicht ist, wird auch Gott ihn in sich verherrlichen, und er wird ihn bald verherrlichen.

Das heißt: durch sich selbst, nicht durch einen anderen. Es folgt: Er wird ihn bald verherrlichen. Damit sagt er: Nicht nach langer Zeit, sondern gleich beim Kreuz werden herrliche Zeichen erscheinen. Denn die Sonne wird sich verfinstern, die Felsen sich spalten, die Leiber vieler Entschlafener werden auferstehen. Auf diese Weise gab er den verzweifelten Jüngern neuen Mut, und redete ihnen zu, nicht nur nicht traurig zu sein, sondern sogar sich zu freuen. (Chrysostomus)

Gott wird ihn in sich selbst verherrlichen, so daß der menschlichen Natur, die vom ewigen WORT angenommen worden ist, auch ewige Unsterblichkeit verliehen wird. Es folgt: Und er wird ihn bald verherrlichen. Durch diese Zusicherung sagt er seine Auferstehung voraus, die nicht wie unsere Auferstehung am Ende der Zeit, sondern in naher Zukunft geschehen sollte. (Augustinus)

Insofern also der Sohn der Welt nicht bekannt war, war er noch nicht in der Welt verherrlicht; als aber der Vater einigen in der Welt die Erkenntnis Jesu verlieh, da war der Menschensohn in denen verherrlicht, die ihn erkannten; und denen, die seine Herrlichkeit erkannten, gab er folgendes: Die nämlich mit enthülltem Angesicht die göttliche Herrlichkeit schauen, werden nach diesem Bild umgestaltet, von der Herrlichkeit verherrlicht in die Herrlichkeit der Verherrlichten [vgl. 2 Kor 3, 18]. Weil er sich also diesem Erlösungswerk näherte, in dem er der Welt bekannt werden und Herrlichkeit erlangen sollte in der Herrlichkeit der ihn Verherrlichenden, sagt er: Nun ist der Menschensohn verherrlicht. (Origenes)

33 Meine Kinder, ich bin nur noch kurze Zeit bei euch.

Er meint damit: Ich werde zwar bald durch die Auferstehung verherrlicht sein, werde aber nicht gleich in den Himmel auffahren. Denn so steht es in der Apostelgeschichte geschrieben: Nach der Auferstehung war er vierzig Tage mit ihnen [vgl. Apg 1, 3]. (Augustinus)

34 Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben.

War dies nicht schon im Alten Gesetz geboten, wo geschrieben steht: Du sollst den Nächsten wie dich selbst lieben? Warum also nennt es der Herr ein "neues Gebot"? Nicht deshalb, weil wir dadurch den alten Menschen ablegen und den neuen anziehen? Denn den, der es hört, oder vielmehr: der es befolgt, erneuert die Liebe - nicht jede beliebige Liebe, sondern die Liebe, die der Herr, um sie von der fleischlichen Liebe zu unterscheiden, durch den Zusatz kennzeichnet: wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben: nicht wie sich die lieben, die zugrunde gehen, nicht wie sich die Menschen lieben, weil sie Menschen sind; sondern wie sich alle die lieben, die göttlich sind und Söhne des Höchsten, damit sie durch seinen einzigen Sohn Brüder sind und sich mit dieser Liebe gegenseitig lieben, mit der er uns geliebt hat. (Augustinus)

Oder er meint, wenn er sagt: wie ich euch geliebt habe: ich habe euch nämlich nicht zurückgegeben, was ich euch gerechterweise geschuldet hätte; vielmehr habe ich selbst den Anfang gemacht: So sollte auch ihr Gutes tun, auch wenn ihr anderen nichts schuldet. (Chrysostomus)

Denke aber nicht, daß jenes wichtigste Gebot übergangen worden sei, welches vorschreibt, den Herrn, unseren Gott, zu lieben. Diejenigen, die sie richtig verstehen, finden beide Gebote in den einzelnen: Denn wer Gott liebt, kann ihn nicht verachten, der uns vorschreibt, unseren Nächsten zu lieben; und wer mit erhabener und geistlicher Liebe den Nächsten liebt, was liebt er in ihm, wenn nicht Gott? Das ist die Liebe, von der der Herr, um sie von aller weltlichen Liebe zu unterscheiden, sagt: wie ich euch geliebt habe. Denn was liebt er in uns, wenn nicht Gott, nicht als hätten wir ihn schon, sondern daß wir ihn doch besäßen? So sollen auch wir einander lieben, soviel wir können, und in Liebe dafür Sorge tragen, daß wir Gott in uns haben. (Augustinus)

35 Daran werden alle erkennen, daß ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt.

Er läßt die Wunder beiseite, die sie vollbringen sollten, und macht sie durch die Liebe [als Jünger Christi] erkennbar. [...] Die Liebe zeichnet nämlich am meisten heilige Männer aus; und diese, sagt er, sind seine Jünger. (Chrysostomus)

 
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