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LESEJAHR C

Die Fastenzeit

1. FASTENSONNTAG

 

Zur LeseordnungEVANGELIUM   Lk 4,1-13
 
Der Geist führte ihn in der Wüste umher, und dabei wurde er vom Teufel in Versuchung geführt
 
Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas
 
In jener Zeit
1 verließ Jesus, erfüllt vom Heiligen Geist, die Jordangegend. Darauf führte ihn der Geist vierzig Tage lang in der Wüste umher,

Nach der Taufe wurde Christus versucht. Dadurch zeigt er uns, daß uns nach unserer Taufe Versuchungen bevorstehen. (Theophylactus)

Wenn du also liest, daß Jesus voll des Heiligen Geistes war, und es in der Apostelgeschichte von den Aposteln heißt, daß sie vom Heiligen Geist erfüllt waren, gib acht, daß du nicht meinst, die Apostel seien dem Erlöser gleich: Wenn du nämlich sagen würdest, diese Gefäße seien voll Wein oder Öl, würdest du damit nicht zugleich sagen, daß sie auch im gleichen Maß gefüllt sind. So waren auch Jesus und Paulus voll vom Heiligen Geist. Aber das Gefäß des Paulus war um vieles kleiner als das Gefäß Jesu, und doch waren beide ihrem Maß entsprechend voll. (Origenes)

Er wurde also absichtlich in die Wüste geführt, um den Teufel zum Kampf herauszufordern. Denn wenn er nicht gekämpft hätte, hätte er nicht für mich gesiegt: Geistlich verstandenLat.: mysterio hat er Adam, der aus dem Paradies in die Wüste verstoßen war, aus der Verbannung befreit. Und er gibt ein Beispiel, um uns zu zeigen, daß der Teufel die beneidet, die nach den besseren [sc. himmlischen Gütern] streben, und daß sie sich daher um so mehr in Acht nehmen müssen, daß die Schwachheit des Geistes sie nicht die Gnade des Heilsgeheimnisses verlieren läßt. (Ambrosius)

2 und dabei wurde Jesus vom Teufel in Versuchung geführt. Die ganze Zeit über aß er nichts; als aber die vierzig Tage vorüber waren, hatte er Hunger.

Unser Feind vermochte jedoch den Geist des Mittlers zwischen Gott und den Menschen durch die Versuchung nicht zu verwirren: Er war bereit, die Versuchungen äußerlich so auf sich zu nehmen, daß dennoch sein Geist innerlich, mit der Gottheit verbunden, unerschüttert blieb. (Gregor der Große)

Er fastete nämlich, um zu zeigen, daß jener, der gegen die Versuchungen kämpfen will, der Nüchternheit bedarf. (Basilius der Große)

Drei Dinge also sind es, die förderlich sind für das Heil des Menschen: Das Sakrament, die Wüste und das Fasten. Niemand wird gekrönt, wenn er nicht rechtmäßig gekämpft hat; niemand aber wird zum Kampf der Tugend zugelassen, wenn er nicht zuerst von allem Makel all seiner Sünden reingewaschen und durch die Gabe der himmlischen Gnade geheiligt ist. (Ambrosius)

[Jesus] fastete vierzig Tage und aß nichts: Er war nämlich Gott. Wir aber richten das Fasten nach unseren Möglichkeiten ein, wenn auch einige in ihrem Eifer meinen, darüber hinausgehen zu können. (Gregor von Nazianz)

Aber dennoch soll nicht so mit dem Leib verfahren werden, daß er durch den Mangel an Nahrung seine Kraft verliert; auch nicht so, daß der Geist zur völligen Ermattung getrieben wird durch ein Übermaß an Schwäche. Daher führte unser Herr dies [sc. vierzigtägige Fasten] einmal so aus, die ganz folgende Zeit aber ging er in normaler Weise mit seinem Leib um. Und ähnlich handelten Mose und Elias. (Basilius der Große)

3 Da sagte der Teufel zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so befiehl diesem Stein, zu Brot zu werden.

Da der Teufel nämlich weiß, daß da, wo Hunger ist, auch Schwäche ist, macht er sich an die Versuchung. Und gleichsam als Urheber der Versuchungen riet er Christus, der Hunger litt, mit Steinen seinen Hunger zu stillen. (Basilius der Große)

Wir kennen vor allem drei Waffen des Teufels, mit denen er sich gewöhnlich ausrüstet, um den Geist des Menschen zu verletzen: die Genußsucht, den Hochmut und das Geltungsstreben. Daher beginnt er also mit der Waffe, mit der er schon gesiegt hat, nämlich über Adam. Laßt uns also lernen, die Genußsucht zu meiden und uns vor der Ausschweifung in Acht zu nehmen, weil sie eine Waffe des Teufels ist. (Ambrosius)

4 Jesus antwortete ihm: In der Schrift heißt es: Der Mensch lebt nicht nur von Brot.

Er will sagen: Die menschliche Natur wird nicht nur vom Brot erhalten; vielmehr genügt das Wort Gottes, um die ganze menschliche Natur zu ernähren. (Theophylactus)

Du siehst also, welche Waffen benutzt werden, um den Menschen vor dem Angriff des geistlichen Niedergangs gegen die Versuchungen der Genußsucht zu verteidigen: Er gebraucht nicht seine Macht als Gott - denn was hätte mir das genützt? Sondern als Mensch nahm er unsere gemeinsame Hilfe, so daß er seinen Sinn auf die Speise der göttlichen Lehre richtete, den Hunger seines Körpers vernachlässigte und um die Nahrung des Wortes bat. (Ambrosius)

5 Da führte ihn der Teufel (auf einen Berg) hinauf und zeigte ihm in einem einzigen Augenblick alle Reiche der Erde.

Zuerst hatte der Feind Christus mit der Genußsucht versucht, wie Adam; danach versuchte er ihn mit der Begierde bzw. der Habsucht, dadurch daß er ihm alle Reiche der Welt zeigte. (Theophylactus)

6 Und er sagte zu ihm: All die Macht und Herrlichkeit dieser Reiche will ich dir geben; denn sie sind mir überlassen, und ich gebe sie, wem ich will.
7 Wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest, wird dir alles gehören.

In beidem log er: denn er besaß weder etwas, noch konnte er geben, was er nicht hatte: Niemand erhält von ihm Macht, sondern zum Kampf ist er uns als Gegner zurückgelassen. (Titus)

8 Jesus antwortete ihm: In der Schrift steht: Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen.

Der Herr will zwar herrschen, aber in Gerechtigkeit und frei von Sünde herrscht er; und er will sich die Völker unterwerfen, damit sie der Wahrheit dienen; aber er will nicht so über die anderen herrschen, daß er selbst vom Teufel beherrscht wird. (Origenes)

9 Darauf führte ihn der Teufel nach Jerusalem, stellte ihn oben auf den Tempel und sagte zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so stürz dich von hier hinab;

Es folgt die Waffe des Hochmuts, durch die man in die Tiefe hinabstürzt. Denn wenn die Menschen den Ruhm ihrer Tugend laut verkünden wollen, stürzen sie von der Höhe ihrer Verdienste hinab. (Ambrosius)

Die teuflische Stimme versucht, den Geist des Menschen von der Höhe seiner Verdienste hinabstürzen. Der Teufel zeigt zugleich seine Schwachheit wie seine Bosheit: denn er kann niemandem schaden, wenn dieser sich nicht selbst in die Tiefe stürzt. (Ambrosius)

10 denn es heißt in der Schrift: Seinen Engeln befiehlt er, dich zu behüten;
11 und: Sie werden dich auf ihren Händen tragen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt.

Der Satan verwandelt sich in einen Engel des Lichts und bereitet oft aus [Worten der] göttlichen Schriften den Gläubigen eine Schlinge. (Ambrosius)

12 Da antwortete ihm Jesus: Die Schrift sagt: Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen.

Denn es ist teuflisch, sich selbst in Gefahren zu stürzen und zu versuchen, ob Gott daraus befreit. (Chrysostomus)

Sieh aber, wie der Herr sich nicht verwirren ließ, sondern mit der Heiligen Schrift in Demut dem Bösen entgegentritt, damit du Christus so ähnlich wie möglich wirst. (Chrysostomus)

13 Nach diesen Versuchungen ließ der Teufel für eine gewisse Zeit von ihm ab.

Die Heilige Schrift hätte nicht gesagt, daß alle Versuchungen vorbei waren, wenn nicht in den drei genannten der Grund für alle Sünden liegen würde. Denn das sind die Gründe der Versuchungen und der Begierden: die Fleischeslust, die Hoffnung auf weltliche Ehren und die Gier nach Macht. (Ambrosius)

Du siehst also, daß selbst der Teufel im Kampf nicht ausdauernd ist und der wahren Tugend zu weichen pflegt; wenn er auch nicht von seinem Neid abläßt, fürchtet er doch den weiteren Kampf, weil er nicht öfters besiegt zurückweichen will. (Ambrosius)

Weil er ihn in der Wüste durch sinnlichen Genuß versucht hatte, ließ er von ihm ab bis zur Zeit des Kreuzes, in der [Christus] durch die Traurigkeit versucht werden sollte. (Theophylactus)

 
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